Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite
Araber.

Bey einem östlichern Volke, den Ara-
bern, finden wir herrliche Schätze an den
Moallakat. Es sind Preisgesänge die
aus dichterischen Kämpfen siegreich her-
vorgingen; Gedichte, entsprungen vor Ma-
homets Zeiten, mit goldenen Buchstaben
geschrieben, aufgehängt an den Pforten des
Gotteshauses zu Mekka. Sie deuten auf eine
wandernde, heerdenreiche, kriegerische Na-
tion, durch den Wechselstreit mehrerer
Stämme innerlich beunruhigt. Dargestellt
sind: festeste Anhänglichkeit an Stammge-
nossen, Ehrbegierde, Tapferkeit, unver-
söhnbare Rachelust gemildert durch Liebes-
trauer, Wohlthätigkeit, Aufopferung, sämmt-
lich gränzenlos. Diese Dichtungen geben
uns einen hinlänglichen Begriff von der ho-
hen Bildung des Stammes der Koraischiten,
aus welchem Mahomet selbst entsprang, ih-

Araber.

Bey einem östlichern Volke, den Ara-
bern, finden wir herrliche Schätze an den
Moallakat. Es sind Preisgesänge die
aus dichterischen Kämpfen siegreich her-
vorgingen; Gedichte, entsprungen vor Ma-
homets Zeiten, mit goldenen Buchstaben
geschrieben, aufgehängt an den Pforten des
Gotteshauses zu Mekka. Sie deuten auf eine
wandernde, heerdenreiche, kriegerische Na-
tion, durch den Wechselstreit mehrerer
Stämme innerlich beunruhigt. Dargestellt
sind: festeste Anhänglichkeit an Stammge-
nossen, Ehrbegierde, Tapferkeit, unver-
söhnbare Rachelust gemildert durch Liebes-
trauer, Wohlthätigkeit, Aufopferung, sämmt-
lich gränzenlos. Diese Dichtungen geben
uns einen hinlänglichen Begriff von der ho-
hen Bildung des Stammes der Koraischiten,
aus welchem Mahomet selbst entsprang, ih-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0261" n="251"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Araber</hi></hi>.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Bey einem östlichern Volke, den Ara-<lb/>
bern, finden wir herrliche Schätze an den<lb/><hi rendition="#g">Moallakat</hi>. Es sind Preisgesänge die<lb/>
aus dichterischen Kämpfen siegreich her-<lb/>
vorgingen; Gedichte, entsprungen vor Ma-<lb/>
homets Zeiten, mit goldenen Buchstaben<lb/>
geschrieben, aufgehängt an den Pforten des<lb/>
Gotteshauses zu Mekka. Sie deuten auf eine<lb/>
wandernde, heerdenreiche, kriegerische Na-<lb/>
tion, durch den Wechselstreit mehrerer<lb/>
Stämme innerlich beunruhigt. Dargestellt<lb/>
sind: festeste Anhänglichkeit an Stammge-<lb/>
nossen, Ehrbegierde, Tapferkeit, unver-<lb/>
söhnbare Rachelust gemildert durch Liebes-<lb/>
trauer, Wohlthätigkeit, Aufopferung, sämmt-<lb/>
lich gränzenlos. Diese Dichtungen geben<lb/>
uns einen hinlänglichen Begriff von der ho-<lb/>
hen Bildung des Stammes der Koraischiten,<lb/>
aus welchem Mahomet selbst entsprang, ih-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0261] Araber. Bey einem östlichern Volke, den Ara- bern, finden wir herrliche Schätze an den Moallakat. Es sind Preisgesänge die aus dichterischen Kämpfen siegreich her- vorgingen; Gedichte, entsprungen vor Ma- homets Zeiten, mit goldenen Buchstaben geschrieben, aufgehängt an den Pforten des Gotteshauses zu Mekka. Sie deuten auf eine wandernde, heerdenreiche, kriegerische Na- tion, durch den Wechselstreit mehrerer Stämme innerlich beunruhigt. Dargestellt sind: festeste Anhänglichkeit an Stammge- nossen, Ehrbegierde, Tapferkeit, unver- söhnbare Rachelust gemildert durch Liebes- trauer, Wohlthätigkeit, Aufopferung, sämmt- lich gränzenlos. Diese Dichtungen geben uns einen hinlänglichen Begriff von der ho- hen Bildung des Stammes der Koraischiten, aus welchem Mahomet selbst entsprang, ih-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/261
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/261>, abgerufen am 22.12.2024.