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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 146. u. 147.
Theil würden 58). Allein Stipendien gehören zu den
milden Stiftungen 59), denn sie sind zum Nutzen der
Studierenden bestimmt, um ihnen die Studierkosten zu
erleichtern. Nun sind milde Stiftungen so zu erklären,
daß niemand ohne erhebliche Ursach davon ausgeschlos-
sen werde 60). Mithin, wer zu der Familie des Stif-
ters gehört, ist berechtigt, auf das für dieselbe gestiftete
Stipendium Anspruch zu machen. Vollkommen legitimir-
te erhalten aber die Familienrechte. Zudem wird das
Wort Familie bey Stipendien in einem so weiten Um-
fange genommen, daß auch Verwandte von Seiten der
Töchter darunter begriffen werden 61). Agnaten haben
also bey Familienstipendien keinen Vorzug 62). Sie kön-
nen folglich auch die legitimirten Kinder hiervon nicht
ausschliessen, da nicht zu erweisen ist, daß das Recht auf
Familienstipendien seinen Grund in einem Vorrecht der
rechtmäsigen Geburt habe 63).

§. 147.
Wer hat das Recht, durch Rescripte zu legitimiren?

Die Legitimation durch Rescripte gehört unstreitig
zu den Privilegien. Also muß sie in der Regel bey dem

Regen-
58) Eichmann in den angef. Erklärungen S. 282. f.
59) Ern. Godofr. Christ. klügel Diss. de extensis piarum cau.
sarum privilegiis. (Vitemb. 1761. 4.) §. XII. pag.
19.
60) arg. L. 12. D. de R. I. Joh. Christ. Siebenkees Ab-
handl. von Stipendien und den Rechten derselben (Nürn-
berg
1786. 8.) §. 7. S. 11.
61) cocceji Consil. T. II. Resp. 444. n. 1. boehmer Consult.
T. I. Resp.
196. Siebenkees a. a. O. §. 56. S. 83.
62) Io. Christ. claproth Diatr. de stipendiis familiae. §. 49.
(rec. Giessae
1770. 4.)
63) claproth cit. Diatr. §. 46. Siebenkees in der angef.
Abhandlung §. 57.

1. Buch. 6. Tit. §. 146. u. 147.
Theil wuͤrden 58). Allein Stipendien gehoͤren zu den
milden Stiftungen 59), denn ſie ſind zum Nutzen der
Studierenden beſtimmt, um ihnen die Studierkoſten zu
erleichtern. Nun ſind milde Stiftungen ſo zu erklaͤren,
daß niemand ohne erhebliche Urſach davon ausgeſchloſ-
ſen werde 60). Mithin, wer zu der Familie des Stif-
ters gehoͤrt, iſt berechtigt, auf das fuͤr dieſelbe geſtiftete
Stipendium Anſpruch zu machen. Vollkommen legitimir-
te erhalten aber die Familienrechte. Zudem wird das
Wort Familie bey Stipendien in einem ſo weiten Um-
fange genommen, daß auch Verwandte von Seiten der
Toͤchter darunter begriffen werden 61). Agnaten haben
alſo bey Familienſtipendien keinen Vorzug 62). Sie koͤn-
nen folglich auch die legitimirten Kinder hiervon nicht
ausſchlieſſen, da nicht zu erweiſen iſt, daß das Recht auf
Familienſtipendien ſeinen Grund in einem Vorrecht der
rechtmaͤſigen Geburt habe 63).

§. 147.
Wer hat das Recht, durch Reſcripte zu legitimiren?

Die Legitimation durch Reſcripte gehoͤrt unſtreitig
zu den Privilegien. Alſo muß ſie in der Regel bey dem

Regen-
58) Eichmann in den angef. Erklaͤrungen S. 282. f.
59) Ern. Godofr. Chriſt. klügel Diſſ. de extenſis piarum cau.
ſarum privilegiis. (Vitemb. 1761. 4.) §. XII. pag.
19.
60) arg. L. 12. D. de R. I. Joh. Chriſt. Siebenkees Ab-
handl. von Stipendien und den Rechten derſelben (Nuͤrn-
berg
1786. 8.) §. 7. S. 11.
61) cocceji Conſil. T. II. Reſp. 444. n. 1. boehmer Conſult.
T. I. Reſp.
196. Siebenkees a. a. O. §. 56. S. 83.
62) Io. Chriſt. claproth Diatr. de ſtipendiis familiae. §. 49.
(rec. Gieſſae
1770. 4.)
63) claproth cit. Diatr. §. 46. Siebenkees in der angef.
Abhandlung §. 57.
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[280/0294] 1. Buch. 6. Tit. §. 146. u. 147. Theil wuͤrden 58). Allein Stipendien gehoͤren zu den milden Stiftungen 59), denn ſie ſind zum Nutzen der Studierenden beſtimmt, um ihnen die Studierkoſten zu erleichtern. Nun ſind milde Stiftungen ſo zu erklaͤren, daß niemand ohne erhebliche Urſach davon ausgeſchloſ- ſen werde 60). Mithin, wer zu der Familie des Stif- ters gehoͤrt, iſt berechtigt, auf das fuͤr dieſelbe geſtiftete Stipendium Anſpruch zu machen. Vollkommen legitimir- te erhalten aber die Familienrechte. Zudem wird das Wort Familie bey Stipendien in einem ſo weiten Um- fange genommen, daß auch Verwandte von Seiten der Toͤchter darunter begriffen werden 61). Agnaten haben alſo bey Familienſtipendien keinen Vorzug 62). Sie koͤn- nen folglich auch die legitimirten Kinder hiervon nicht ausſchlieſſen, da nicht zu erweiſen iſt, daß das Recht auf Familienſtipendien ſeinen Grund in einem Vorrecht der rechtmaͤſigen Geburt habe 63). §. 147. Wer hat das Recht, durch Reſcripte zu legitimiren? Die Legitimation durch Reſcripte gehoͤrt unſtreitig zu den Privilegien. Alſo muß ſie in der Regel bey dem Regen- 58) Eichmann in den angef. Erklaͤrungen S. 282. f. 59) Ern. Godofr. Chriſt. klügel Diſſ. de extenſis piarum cau. ſarum privilegiis. (Vitemb. 1761. 4.) §. XII. pag. 19. 60) arg. L. 12. D. de R. I. Joh. Chriſt. Siebenkees Ab- handl. von Stipendien und den Rechten derſelben (Nuͤrn- berg 1786. 8.) §. 7. S. 11. 61) cocceji Conſil. T. II. Reſp. 444. n. 1. boehmer Conſult. T. I. Reſp. 196. Siebenkees a. a. O. §. 56. S. 83. 62) Io. Chriſt. claproth Diatr. de ſtipendiis familiae. §. 49. (rec. Gieſſae 1770. 4.) 63) claproth cit. Diatr. §. 46. Siebenkees in der angef. Abhandlung §. 57.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/294>, abgerufen am 21.11.2024.