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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
Regenten selbst gesucht werden, wenn nicht derselbe etwa
auch andern Personen oder gewissen Collegien die Ausü-
bung dieses Hoheitsrechts übertragen. In Teutschland
stehet das Recht, durch Rescripte zu legitimiren,

1) dem Kaiser zu. Die teutschen Kaiser haben
sich dieses Rechts, vermuthlich nach dem Beyspiel der rö-
mischen Kaiser und Päbste 64), schon seit dem XIII. Jahr-
hundert bedient. Aus diesem Jahrhundert ist wenigstens
das älteste bis jetzt bekannte Beyspiel von K. Friedrich II.
welcher die beyden Söhne der Gräfin Margarethe
von Flandern, Johann und Balduin, die sie mit ei-
nem Canonikus Burchard von Avesnis gezeugt hatte,
im Jahr 1243. durch ein Rescript legitimirte 65). In
der Folge ertheilten sie dieses Recht auch den Hofpfalz-
grafen
66). Daher pflegt heuriges Tages der Kaiser

dieses
64) Innocenz III. eignet den Päbsten das Recht zu legitimi-
ren sowohl in spiritualibus als secularibus zu. cap. 13. X. qui
filii sint legit.
65) S. Edmundi martene et Ursini durandi Thesaur. nov.
anecdotor. T. I. pag. 1021. sqq.
und riccius in Spicileg. iur.
germ. pag.
464.
66) Diese Hofpfalzgrafen sind öffentliche, physische oder
moralische, Personen, denen vermöge ausdrücklicher Conces-
sion des Kaisers oder der Reichsvikarien das Recht zustehet,
gewisse in ihrem Diplom benannte kaiserliche Gerechtsame aus-
zuüben. Den Ursprung derselben sucht man vergeblich bey
den Römern. Denn die Ueberschrift des Tit. 34. lib. I. Cod.
de officio comitis sacri palatii
ist falsch, und die unter dem-
selben Titel befindlichen Gesetze gehören zu dem nächstvorher-
gehenden de officio comitis rerum privatarum, wo sie auch in
Haloanders Ausgabe stehen. Der Ursprung derselben ist
vielmehr bey den Franken zu finden. Sie waren bey diesen
die obersten Beamten in den königlichen Pfalzen, und daher
hießen
S 5

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
Regenten ſelbſt geſucht werden, wenn nicht derſelbe etwa
auch andern Perſonen oder gewiſſen Collegien die Ausuͤ-
bung dieſes Hoheitsrechts uͤbertragen. In Teutſchland
ſtehet das Recht, durch Reſcripte zu legitimiren,

1) dem Kaiſer zu. Die teutſchen Kaiſer haben
ſich dieſes Rechts, vermuthlich nach dem Beyſpiel der roͤ-
miſchen Kaiſer und Paͤbſte 64), ſchon ſeit dem XIII. Jahr-
hundert bedient. Aus dieſem Jahrhundert iſt wenigſtens
das aͤlteſte bis jetzt bekannte Beyſpiel von K. Friedrich II.
welcher die beyden Soͤhne der Graͤfin Margarethe
von Flandern, Johann und Balduin, die ſie mit ei-
nem Canonikus Burchard von Avesnis gezeugt hatte,
im Jahr 1243. durch ein Reſcript legitimirte 65). In
der Folge ertheilten ſie dieſes Recht auch den Hofpfalz-
grafen
66). Daher pflegt heuriges Tages der Kaiſer

dieſes
64) Innocenz III. eignet den Paͤbſten das Recht zu legitimi-
ren ſowohl in ſpiritualibus als ſecularibus zu. cap. 13. X. qui
filii ſint legit.
65) S. Edmundi martene et Urſini durandi Theſaur. nov.
anecdotor. T. I. pag. 1021. ſqq.
und riccius in Spicileg. iur.
germ. pag.
464.
66) Dieſe Hofpfalzgrafen ſind oͤffentliche, phyſiſche oder
moraliſche, Perſonen, denen vermoͤge ausdruͤcklicher Conceſ-
ſion des Kaiſers oder der Reichsvikarien das Recht zuſtehet,
gewiſſe in ihrem Diplom benannte kaiſerliche Gerechtſame aus-
zuuͤben. Den Urſprung derſelben ſucht man vergeblich bey
den Roͤmern. Denn die Ueberſchrift des Tit. 34. lib. I. Cod.
de officio comitis ſacri palatii
iſt falſch, und die unter dem-
ſelben Titel befindlichen Geſetze gehoͤren zu dem naͤchſtvorher-
gehenden de officio comitis rerum privatarum, wo ſie auch in
Haloanders Ausgabe ſtehen. Der Urſprung derſelben iſt
vielmehr bey den Franken zu finden. Sie waren bey dieſen
die oberſten Beamten in den koͤniglichen Pfalzen, und daher
hießen
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[281/0295] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. Regenten ſelbſt geſucht werden, wenn nicht derſelbe etwa auch andern Perſonen oder gewiſſen Collegien die Ausuͤ- bung dieſes Hoheitsrechts uͤbertragen. In Teutſchland ſtehet das Recht, durch Reſcripte zu legitimiren, 1) dem Kaiſer zu. Die teutſchen Kaiſer haben ſich dieſes Rechts, vermuthlich nach dem Beyſpiel der roͤ- miſchen Kaiſer und Paͤbſte 64), ſchon ſeit dem XIII. Jahr- hundert bedient. Aus dieſem Jahrhundert iſt wenigſtens das aͤlteſte bis jetzt bekannte Beyſpiel von K. Friedrich II. welcher die beyden Soͤhne der Graͤfin Margarethe von Flandern, Johann und Balduin, die ſie mit ei- nem Canonikus Burchard von Avesnis gezeugt hatte, im Jahr 1243. durch ein Reſcript legitimirte 65). In der Folge ertheilten ſie dieſes Recht auch den Hofpfalz- grafen 66). Daher pflegt heuriges Tages der Kaiſer dieſes 64) Innocenz III. eignet den Paͤbſten das Recht zu legitimi- ren ſowohl in ſpiritualibus als ſecularibus zu. cap. 13. X. qui filii ſint legit. 65) S. Edmundi martene et Urſini durandi Theſaur. nov. anecdotor. T. I. pag. 1021. ſqq. und riccius in Spicileg. iur. germ. pag. 464. 66) Dieſe Hofpfalzgrafen ſind oͤffentliche, phyſiſche oder moraliſche, Perſonen, denen vermoͤge ausdruͤcklicher Conceſ- ſion des Kaiſers oder der Reichsvikarien das Recht zuſtehet, gewiſſe in ihrem Diplom benannte kaiſerliche Gerechtſame aus- zuuͤben. Den Urſprung derſelben ſucht man vergeblich bey den Roͤmern. Denn die Ueberſchrift des Tit. 34. lib. I. Cod. de officio comitis ſacri palatii iſt falſch, und die unter dem- ſelben Titel befindlichen Geſetze gehoͤren zu dem naͤchſtvorher- gehenden de officio comitis rerum privatarum, wo ſie auch in Haloanders Ausgabe ſtehen. Der Urſprung derſelben iſt vielmehr bey den Franken zu finden. Sie waren bey dieſen die oberſten Beamten in den koͤniglichen Pfalzen, und daher hießen S 5

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/295>, abgerufen am 24.11.2024.