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Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

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teinischer Sprache geschrieben worden sind, und daß wir sie noch
heutiges Tages in ihrer Originalsprache haben, wenn nicht Jo-
hann Jensius,
ein bekannter holländischer Jurist, den witzi-
gen Einfall gehabt hätte, zu behaupten, daß die heutigen Pan-
dekten des K Justinians aus einer griechischen Uebersetzung
wären verfertiget worden 11). Allein daß Gräcismen in den
Pandecten vorkommen, beweißt seine Meinung noch nicht, denn
sonst könnte man vielleicht auch darthun, daß sie aus einer hebräi-
schen Uebersetzung herrühren, weil sie auch Hebraismen enthal-
ten sollen 12). Ueberdem ist gar noch nicht ausgemacht, ob die
von Jensius angeführten Gräcismen nicht gar Fehler der Ab-
schreiber sind, wie mir Bach 13), der den Jensius sehr aus-
führlich widerlegt hat, ganz richtig zu erinnern scheint. Einige
Stellen waren zwar allerdings ursprünglich griechisch, diejeni-
gen nämlich, welche aus Modestins Büchern de excusatio-
nibus,
und a Papinian de officio Aedilium municipalium ge-
nommen worden, die wir heutiges Tages in den meisten gemei-
nen Ausgaben der Pandekten, in einer eben nicht sonderlich gera-
thenen lateinischen Uebersetzung lesen; allein diese stammt von ei-
nem gewissen Burgundio her 14), und es läßt sich also da-
von noch nicht auf das Ganze schließen.

S. 311. Z. 13. hinter ponendum esse setze die Note 17.
Neuerlich hat jedoch Herr Hofrath Heyne in Prolus. notatio

cor-
11) Ampliata demonstratio, Pandectas, nunc extantes, ex versio-
ne graeca esse trajectos,
als Vorrede vor iensii stricturis ad
Romani juris Pandectas
et Codicem Lugd. Batav.
1764. 4.
12) Vid. Ge. Guil kirchmaieri Diss. de veterum ICtorum he-
braismis.
in Desselben Graeci defensione a solocrismis etc. p. 56.
und Christph. wolle Epist. crit. de Hebraismis Ulpiani ICti.
Lips.
1739.
13) Unparth. Critik über jurist. Schriften 1. Band S. 163. ff.
Man vergleiche überdem Io. cannegieter ad Ulpiani frag-
menta p. 9. Praefat. Observation. jur. civ. Hagae Comit. 1743. 8.
Adr. von dorp Observ. Traj. ad Rhen. 1769. 8. Cap. IX. p.
87.
14) S. Leop. Andr. guadagni ad graeca Pandectar. Dissertatio-
nes. Pisis
1786. 4.

teiniſcher Sprache geſchrieben worden ſind, und daß wir ſie noch
heutiges Tages in ihrer Originalſprache haben, wenn nicht Jo-
hann Jenſius,
ein bekannter hollaͤndiſcher Juriſt, den witzi-
gen Einfall gehabt haͤtte, zu behaupten, daß die heutigen Pan-
dekten des K Juſtinians aus einer griechiſchen Ueberſetzung
waͤren verfertiget worden 11). Allein daß Graͤcismen in den
Pandecten vorkommen, beweißt ſeine Meinung noch nicht, denn
ſonſt koͤnnte man vielleicht auch darthun, daß ſie aus einer hebraͤi-
ſchen Ueberſetzung herruͤhren, weil ſie auch Hebraismen enthal-
ten ſollen 12). Ueberdem iſt gar noch nicht ausgemacht, ob die
von Jenſius angefuͤhrten Graͤcismen nicht gar Fehler der Ab-
ſchreiber ſind, wie mir Bach 13), der den Jenſius ſehr aus-
fuͤhrlich widerlegt hat, ganz richtig zu erinnern ſcheint. Einige
Stellen waren zwar allerdings urſpruͤnglich griechiſch, diejeni-
gen naͤmlich, welche aus Modeſtins Buͤchern de excuſatio-
nibus,
und à Papinian de officio Aedilium municipalium ge-
nommen worden, die wir heutiges Tages in den meiſten gemei-
nen Ausgaben der Pandekten, in einer eben nicht ſonderlich gera-
thenen lateiniſchen Ueberſetzung leſen; allein dieſe ſtammt von ei-
nem gewiſſen Burgundio her 14), und es laͤßt ſich alſo da-
von noch nicht auf das Ganze ſchließen.

S. 311. Z. 13. hinter ponendum eſſe ſetze die Note 17.
Neuerlich hat jedoch Herr Hofrath Heyne in Proluſ. notatio

cor-
11) Ampliata demonſtratio, Pandectas, nunc extantes, ex verſio-
ne graeca eſſe trajectos,
als Vorrede vor iensii ſtricturis ad
Romani juris Pandectas
et Codicem Lugd. Batav.
1764. 4.
12) Vid. Ge. Guil kirchmaieri Diſſ. de veterum ICtorum he-
braismis.
in Deſſelben Graeci defenſione a ſolocrismis etc. p. 56.
und Chriſtph. wolle Epiſt. crit. de Hebraismis Ulpiani ICti.
Lipſ.
1739.
13) Unparth. Critik uͤber juriſt. Schriften 1. Band S. 163. ff.
Man vergleiche uͤberdem Io. cannegieter ad Ulpiani frag-
menta p. 9. Praefat. Obſervation. jur. civ. Hagae Comit. 1743. 8.
Adr. von dorp Obſerv. Traj. ad Rhen. 1769. 8. Cap. IX. p.
87.
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nes. Piſis
1786. 4.
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[80/0088] teiniſcher Sprache geſchrieben worden ſind, und daß wir ſie noch heutiges Tages in ihrer Originalſprache haben, wenn nicht Jo- hann Jenſius, ein bekannter hollaͤndiſcher Juriſt, den witzi- gen Einfall gehabt haͤtte, zu behaupten, daß die heutigen Pan- dekten des K Juſtinians aus einer griechiſchen Ueberſetzung waͤren verfertiget worden 11). Allein daß Graͤcismen in den Pandecten vorkommen, beweißt ſeine Meinung noch nicht, denn ſonſt koͤnnte man vielleicht auch darthun, daß ſie aus einer hebraͤi- ſchen Ueberſetzung herruͤhren, weil ſie auch Hebraismen enthal- ten ſollen 12). Ueberdem iſt gar noch nicht ausgemacht, ob die von Jenſius angefuͤhrten Graͤcismen nicht gar Fehler der Ab- ſchreiber ſind, wie mir Bach 13), der den Jenſius ſehr aus- fuͤhrlich widerlegt hat, ganz richtig zu erinnern ſcheint. Einige Stellen waren zwar allerdings urſpruͤnglich griechiſch, diejeni- gen naͤmlich, welche aus Modeſtins Buͤchern de excuſatio- nibus, und à Papinian de officio Aedilium municipalium ge- nommen worden, die wir heutiges Tages in den meiſten gemei- nen Ausgaben der Pandekten, in einer eben nicht ſonderlich gera- thenen lateiniſchen Ueberſetzung leſen; allein dieſe ſtammt von ei- nem gewiſſen Burgundio her 14), und es laͤßt ſich alſo da- von noch nicht auf das Ganze ſchließen. S. 311. Z. 13. hinter ponendum eſſe ſetze die Note 17. Neuerlich hat jedoch Herr Hofrath Heyne in Proluſ. notatio cor- 11) Ampliata demonſtratio, Pandectas, nunc extantes, ex verſio- ne graeca eſſe trajectos, als Vorrede vor iensii ſtricturis ad Romani juris Pandectas et Codicem Lugd. Batav. 1764. 4. 12) Vid. Ge. Guil kirchmaieri Diſſ. de veterum ICtorum he- braismis. in Deſſelben Graeci defenſione a ſolocrismis etc. p. 56. und Chriſtph. wolle Epiſt. crit. de Hebraismis Ulpiani ICti. Lipſ. 1739. 13) Unparth. Critik uͤber juriſt. Schriften 1. Band S. 163. ff. Man vergleiche uͤberdem Io. cannegieter ad Ulpiani frag- menta p. 9. Praefat. Obſervation. jur. civ. Hagae Comit. 1743. 8. Adr. von dorp Obſerv. Traj. ad Rhen. 1769. 8. Cap. IX. p. 87. 14) S. Leop. Andr. guadagni ad graeca Pandectar. Diſſertatio- nes. Piſis 1786. 4.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/88>, abgerufen am 26.04.2024.