Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].41 Garde Major ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an.Von dem Comte de Belisle, welcher noch in Versailles ist, vernahmen wir heute zuverläßig, daß der König denselben zur Kayser-Wahl nach Franckfurt als Gesandten abschicken werde. Den 20 December Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den Den 21. December Mittags speiseten wir beym Cardinal Polignac. Er hatte aus denen 41 Garde Major ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an.Von dem Comte de Belisle, welcher noch in Versailles ist, vernahmen wir heute zuverläßig, daß der König denselben zur Kayser-Wahl nach Franckfurt als Gesandten abschicken werde. Den 20 December Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den Den 21. December Mittags speiseten wir beym Cardinal Polignac. Er hatte aus denen <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0092"/><fw type="folNum" place="top">41</fw><lb/><persName xml:id="TidB10618" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12276">Garde Major</persName> ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an.<lb/> Von dem <persName xml:id="TidB10619" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12277">Comte de Belisle</persName>, welcher noch in <placeName xml:id="TidB10620" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10310">Versailles</placeName> ist, vernahmen<lb/> wir heute zuverläßig, daß der <persName xml:id="TidB10621" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10089" ref="http://d-nb.info/gnd/118729438">König</persName> denselben zur <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB10622" corresp="register.xml#regID_42.lemID_12278">Kayser-Wahl</name><lb/> nach <placeName xml:id="TidB10623" corresp="register.xml#regID_66.lemID_12279">Franckfurt</placeName> als Gesandten abschicken werde.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 20 <choice><abbr>Decembr:</abbr><expan>December</expan></choice></head><lb/> <p> Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den<lb/> nachmittag und Abend bey dem <persName xml:id="TidB10625" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10002" ref="http://d-nb.info/gnd/117732214">Duc de Ges<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">u</add></subst>res</persName>, welcher, seiner Gou-<lb/> vernements-Geschäfte unbeschadet, sich mit Knötgen machen amu-<lb/> sirete. Wir fanden daselbst einen Taschen-Spieler, welcher<lb/> die <persName xml:id="TidB10626" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10037">Comtesse de Tr<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">û</add></subst>me</persName> nebst ihrem kleinen <persName xml:id="TidB10627" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12280">Sohn</persName>, mit seiner<lb/> Kunst sehr geschickt zu unterhalten wuste. Der <persName xml:id="TidB10628" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10002" ref="http://d-nb.info/gnd/117732214">Duc</persName> erzehlete<lb/> umständlich, wie er ehemals den unter dem Caracter eines Grafen<lb/> von der Laußnitz hier gewesenen <persName xml:id="TidB10629" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12281">König in Pohlen</persName>, auf Befehl<lb/> des Hofs, bedienet und ihn die Zeit vertrieben habe. Von ei-<lb/> nem andern anwesenden <persName xml:id="TidB10630" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12282">President au Parlement</persName> wurde als<lb/> etwas sehr abgeschmacktes erzehlet, daß der <persName xml:id="TidB10631" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12283">Bischoff von Poitiors</persName>, als<lb/> die heute hier angekommene <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB10632" corresp="register.xml#regID_502.lemID_12284">Printzen von Darmstadt</name> auf ihrer Anhero-<lb/> Reise bey ihm gespeiset, sie gleich beym Empfang gefraget habe, ob<lb/> sie Lutheraner wären? Nachdem nun solches mit Ja beantwortet<lb/> worden, sey sein ferners Compliment dieses gewesen, wie es<lb/> Schade wäre, daß dergleichen feine Printzen sich außer dem<lb/> Schoß <add place="superlinear">der Kirche</add> befinden solten. Ja er habe es ihrem Hofmeister auf<lb/> sein Gewißen gegeben, ihnen an einem beßern Erkäntniß nicht<lb/> hinderlich zu seyn. Weil eben bey unserm Daseyn eine große<lb/> Quantitaet <add place="superlinear">eingemachte</add> Apricosen aus einer Provinz ankamen, so wurden<lb/><persName xml:id="TidB10634" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689"><choice><abbr>Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mus</hi></hi></abbr><expan>Illustrissimus</expan></choice></persName> von dem <persName xml:id="TidB10635" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10002" ref="http://d-nb.info/gnd/117732214">Duc</persName> mit einer kleinen Provision beschencket. Sonst<lb/> erfuhren wir heute durch unsre Domestiquen, daß, als wir gestern<lb/> bey der <persName xml:id="TidB10636" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011">Marquise de Montbrun</persName> gewesen, eine große Quantitaet<lb/> Brodt theils nach Neuily abgeführet, theils von hiesigen Leuten abge-<lb/> holet worden, welches sie veranlaßet, bey denen dortigen Domesti-<lb/> quen sich nach der Beschaffenheit zu erkundigen; Da sie denn von<lb/> ihnen erfahren, daß die <persName xml:id="TidB10637" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011">Marquise</persName> wöchentlich 380 <choice><abbr>bt</abbr><expan>Pfund</expan></choice> Brodt vor solche<lb/> Arme, die sich des Bettelns schämen, backen laße und solches halb<lb/> hier, halb alber in Neuily austheile, welches nach ietzigen Werth<lb/> des Brodts 76 Livres oder 20 <choice><abbr>rß:</abbr><expan>Reichsthaler</expan></choice> 5 <choice><abbr>Gl:</abbr><expan>Groschen</expan></choice> 4 <choice><abbr>d:</abbr><expan>Pfennig</expan></choice> beträgt. Bey unsrer Rückkunft<lb/> ins Quartier vernahmen wir, daß der <persName xml:id="TidB10638" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquis de Montbrun</persName> da<lb/> gewesen, um <choice><abbr><persName xml:id="TidB10639" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mum</hi></hi></persName></abbr><expan>Illustrissimum</expan></choice> zu besuchen.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 21. <choice><abbr>Decembr.</abbr><expan>December</expan></choice></head><lb/> <p> Mittags speiseten wir beym <persName xml:id="TidB10642" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10141" ref="http://d-nb.info/gnd/119226987">Cardinal Polignac</persName>. Er hatte aus denen<lb/> Zeitungen angemercket, daß das <orgName xml:id="TidB10643" corresp="register.xml#regID_38.lemID_12285">Englische Parlament</orgName> in seinen Addressen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0092]
41
Garde Major ist, trafen denselben aber nicht zu Hause an.
Von dem Comte de Belisle, welcher noch in Versailles ist, vernahmen
wir heute zuverläßig, daß der König denselben zur Kayser-Wahl
nach Franckfurt als Gesandten abschicken werde.
Den 20 Decembr:
Nachdem wir eines und des andere eingekauft, passirten wir den
nachmittag und Abend bey dem Duc de Gesures, welcher, seiner Gou-
vernements-Geschäfte unbeschadet, sich mit Knötgen machen amu-
sirete. Wir fanden daselbst einen Taschen-Spieler, welcher
die Comtesse de Trûme nebst ihrem kleinen Sohn, mit seiner
Kunst sehr geschickt zu unterhalten wuste. Der Duc erzehlete
umständlich, wie er ehemals den unter dem Caracter eines Grafen
von der Laußnitz hier gewesenen König in Pohlen, auf Befehl
des Hofs, bedienet und ihn die Zeit vertrieben habe. Von ei-
nem andern anwesenden President au Parlement wurde als
etwas sehr abgeschmacktes erzehlet, daß der Bischoff von Poitiors, als
die heute hier angekommene Printzen von Darmstadt auf ihrer Anhero-
Reise bey ihm gespeiset, sie gleich beym Empfang gefraget habe, ob
sie Lutheraner wären? Nachdem nun solches mit Ja beantwortet
worden, sey sein ferners Compliment dieses gewesen, wie es
Schade wäre, daß dergleichen feine Printzen sich außer dem
Schoß der Kirche befinden solten. Ja er habe es ihrem Hofmeister auf
sein Gewißen gegeben, ihnen an einem beßern Erkäntniß nicht
hinderlich zu seyn. Weil eben bey unserm Daseyn eine große
Quantitaet eingemachte Apricosen aus einer Provinz ankamen, so wurden
Illmus von dem Duc mit einer kleinen Provision beschencket. Sonst
erfuhren wir heute durch unsre Domestiquen, daß, als wir gestern
bey der Marquise de Montbrun gewesen, eine große Quantitaet
Brodt theils nach Neuily abgeführet, theils von hiesigen Leuten abge-
holet worden, welches sie veranlaßet, bey denen dortigen Domesti-
quen sich nach der Beschaffenheit zu erkundigen; Da sie denn von
ihnen erfahren, daß die Marquise wöchentlich 380 bt Brodt vor solche
Arme, die sich des Bettelns schämen, backen laße und solches halb
hier, halb alber in Neuily austheile, welches nach ietzigen Werth
des Brodts 76 Livres oder 20 rß: 5 Gl: 4 d: beträgt. Bey unsrer Rückkunft
ins Quartier vernahmen wir, daß der Marquis de Montbrun da
gewesen, um Illmum zu besuchen.
Den 21. Decembr.
Mittags speiseten wir beym Cardinal Polignac. Er hatte aus denen
Zeitungen angemercket, daß das Englische Parlament in seinen Addressen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |