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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Incredules esprits, accourez en ce lieu,
Quand vous verrez Philis si charmante et si belle,
Vous avouerez qu'elle est le chef d'oeuvre. d'un Dieu.

Den 19 December

Mittags speiseten wir bey dem Marquis de Montbrun, woselbst
auch die Duchesse de Tremouille gegenwärtig war, welche Illustrissimum
bey ihrem Eintritt mit dem unter dergleichen Standes-Personen
hier gewöhnlichen Kuß beehrte. Sie ist eine Schwester des Duc de
Bouillon
und hat, gleich der Marquise, das Rouge gäntzlich abgeleget.
Es wurden von derselben verschiedene hiesige Prediger genennet,
welche mit ihren Predigten sie contentiret. Außerdem waren
die Discourse indifferent, blieben auch auf diesem Fuß, ohnerachtet
nach der Tafel sich der Marquis de Gardouge gleichfals einfande,
und schien man durch den Marquis de Montbrun sich abhalten zu
laßen, in geistl: Materien einzugehen. Vom Lande lief Nach-
richt ein, daß das ausgetretene Waßer gantze Dörfer hinweg-
geschwemmt und eine gewiße Gegend von 10 Stunden im
Umfang gäntzlich ruiniret habe. Sonst wurde erzehlet, daß, als
der Cardinal Mazarin sein Testament dictiret, deßen In-
tendant
aus Neugierigkeit in das Zimmer hineingeschlichen sey.
Der Cardinal habe darauf gethan, als ob er ihn nicht sähe, und
im dictiren folgendermaßen fortgefahren: je donne a
mon Intendant.... als nun dieser Mensch seinen Nahmen
nennen hören, sey er auf denen Zähen nach der zugezogenen
Seite des Bettes, mit ausgerec[unleserliches Material]ktem Halse und gespitzten Ohren
immer näher hinzugeschlichen, in Hofnung, selbst unvermerckt an-
zuhören, was sein Herr vor ein wichtiges legatum ihm verma-
chen werde. Da denn der Cardinal, als wolte er sich nur aufs
Quantum recht besinnen, etliche/mal die Worte widerholet: je don[unleserliches Material]
je donne a mon Intendant, endlich aber, nachdem er die vorgebliche
Freude des interessirten Menschen lang genug unterhalten,
völlig herausgesaget: je donne a mon Intendant le bon jour.
Beym Abschied baten wir bey der Duchesse uns die Erlaubniß
aus, ihr von Zeit zu Zeit die Cour zu machen zu dürffen, und
fuhren darauf durch Veranlaßung des Marquis de Montbrun
zu dem Comte de Chabane, welcher durch das Montbrunische
Haus, gleichfals mit Illustrissimo verwandt, und bey der frantzösischen

Incredúles esprits, accourez en ce lieu,
Quand vous verrez Philis si charmante et si belle,
Vous avouerez qu’elle est le chef d’oeuvre. d’un Dieu.

Den 19 December

Mittags speiseten wir bey dem Marquis de Montbrun, woselbst
auch die Duchesse de Tremouille gegenwärtig war, welche Illustrissimum
bey ihrem Eintritt mit dem unter dergleichen Standes-Personen
hier gewöhnlichen Kuß beehrte. Sie ist eine Schwester des Duc de
Bouillon
und hat, gleich der Marquise, das Rouge gäntzlich abgeleget.
Es wurden von derselben verschiedene hiesige Prediger genennet,
welche mit ihren Predigten sie contentiret. Außerdem waren
die Discourse indifferent, blieben auch auf diesem Fuß, ohnerachtet
nach der Tafel sich der Marquis de Gardouge gleichfals einfande,
und schien man durch den Marquis de Montbrun sich abhalten zu
laßen, in geistl: Materien einzugehen. Vom Lande lief Nach-
richt ein, daß das ausgetretene Waßer gantze Dörfer hinweg-
geschwemmt und eine gewiße Gegend von 10 Stunden im
Umfang gäntzlich ruiniret habe. Sonst wurde erzehlet, daß, als
der Cardinal Mazarin sein Testament dictiret, deßen In-
tendant
aus Neugierigkeit in das Zimmer hineingeschlichen sey.
Der Cardinal habe darauf gethan, als ob er ihn nicht sähe, und
im dictiren folgendermaßen fortgefahren: je donne à
mon Intendant…. als nun dieser Mensch seinen Nahmen
nennen hören, sey er auf denen Zähen nach der zugezogenen
Seite des Bettes, mit ausgerec[unleserliches Material]ktem Halse und gespitzten Ohren
immer näher hinzugeschlichen, in Hofnung, selbst unvermerckt an-
zuhören, was sein Herr vor ein wichtiges legatum ihm verma-
chen werde. Da denn der Cardinal, als wolte er sich nur aufs
Quantum recht besinnen, etliche/mal die Worte widerholet: je don[unleserliches Material]
je donne à mon Intendant, endlich aber, nachdem er die vorgebliche
Freude des interessirten Menschen lang genug unterhalten,
völlig herausgesaget: je donne à mon Intendant le bon jour.
Beym Abschied baten wir bey der Duchesse uns die Erlaubniß
aus, ihr von Zeit zu Zeit die Cour zu machen zu dürffen, und
fuhren darauf durch Veranlaßung des Marquis de Montbrun
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[0091] – Incredúles esprits, accourez en ce lieu, Quand vous verrez Philis si charmante et si belle, Vous avouerez qu’elle est le chef d’oeuvre. d’un Dieu. Den 19 Decembr. Mittags speiseten wir bey dem Marquis de Montbrun, woselbst auch die Duchesse de Tremouille gegenwärtig war, welche Illmum bey ihrem Eintritt mit dem unter dergleichen Standes-Personen hier gewöhnlichen Kuß beehrte. Sie ist eine Schwester des Duc de Bouillon und hat, gleich der Marquise, das Rouge gäntzlich abgeleget. Es wurden von derselben verschiedene hiesige Prediger genennet, welche mit ihren Predigten sie contentiret. Außerdem waren die Discourse indifferent, blieben auch auf diesem Fuß, ohnerachtet nach der Tafel sich der Marquis de Gardouge gleichfals einfande, und schien man durch den Marquis de Montbrun sich abhalten zu laßen, in geistl: Materien einzugehen. Vom Lande lief Nach- richt ein, daß das ausgetretene Waßer gantze Dörfer hinweg- geschwemmt und eine gewiße Gegend von 10 Stunden im Umfang gäntzlich ruiniret habe. Sonst wurde erzehlet, daß, als der Cardinal Mazarin sein Testament dictiret, deßen In- tendant aus Neugierigkeit in das Zimmer hineingeschlichen sey. Der Cardinal habe darauf gethan, als ob er ihn nicht sähe, und im dictiren folgendermaßen fortgefahren: je donne à mon Intendant…. als nun dieser Mensch seinen Nahmen nennen hören, sey er auf denen Zähen nach der zugezogenen Seite des Bettes, mit ausgerecktem Halse und gespitzten Ohren immer näher hinzugeschlichen, in Hofnung, selbst unvermerckt an- zuhören, was sein Herr vor ein wichtiges legatum ihm verma- chen werde. Da denn der Cardinal, als wolte er sich nur aufs Quantum recht besinnen, etliche/mal die Worte widerholet: je don_ je donne à mon Intendant, endlich aber, nachdem er die vorgebliche Freude des interessirten Menschen lang genug unterhalten, völlig herausgesaget: je donne à mon Intendant le bon jour. Beym Abschied baten wir bey der Duchesse uns die Erlaubniß aus, ihr von Zeit zu Zeit die Cour machen zu dürffen, und fuhren darauf durch Veranlaßung des Marquis de Montbrun zu dem Comte de Chabane, welcher durch das Montbrunische Haus, gleichfals mit Illmo verwandt, und bey der frantzösischen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/91>, abgerufen am 21.11.2024.