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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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worden. Da aber ein billet vom Cure erfordert wurde, und
wir, weil uns solches unwißend gewesen, damit nicht versehen
waren, wurden wir nicht eingelaßen, thaten demnach eine tour
über das Feld aux Tuileries, woselbst wir von bekanten den
Marquis de Gardouge, geheimbden Rath Fritsch, Marquis de
Montbrun
, prince de Guise, Madame Amelot, prince
Cantimir
, Monsieur Graefenbrock, den Herrn von Waßnaer und andere mehr
antraffen, mithin zu mannigfaltigen entretien Gele-
genheit hatten.

Den 22 April:

Empfing Monsieur de Saintot von uns eine Gegen-Visite a l'hotel
des Ambassadeurs extraordinaires
. Er zeigte uns seine an
historischen Büchern ziemlich zahlreichen bibliothec, und viele
schöne Italiänische Bilder, damit sein apartement ausge-
henget ist, und unterhielt uns übrigens sehr freundlich und
höflich. Der Englische Ministre Tompson, den wir noch gleichfals
vor der Tafel besuchen wolten, war nicht zu Hause. Wie
denn auch aus eben dieser Ursache die nachmittäglichen
Ausfarthen nach dem Montbrunisch- und Asfeldischen Hause
vergeblich waren. Bey dem Duc de Gesvres hingegen fanden
wir Madame de Mailly, des Königs bekannte aber doch
nicht declarirete maitresse, mit etlichen andern Dames von
ihrer Freundschaft, welche eines processes wegen etwas
zu handeln hatten. Gedachte Madame Mailly ist ziemlich
groß, mehr hager, als fett, und weder von besonders schö-
ner Bildung, noch zarter Haut. Die Augen aber sind lebhaft
und das gantze Betragen sowol als die Sprache ist ziemlich
frisch. Mit des Ducs Bruder, dem Bischof von Beauvais,
der einer von denen geistlichen pairs de France ist, war
diesmal unser meistes entretien, iedoch von nicht wich-
tigen Sachen, und thaten wir zum Beschluß des Abends
noch einen SpatzierGang aux Tuileries, in Gesellschaft
des prince de Guise, und anderer mehrerer daselbst sich
findender bekannten, da indeßen, wie wir bey unsrer
Rückkunft vernahmen, der Comte de Chabannes mit
seinem Neven zum Besuch vor unserm Quartier
gewesen.

worden. Da aber ein billet vom Curé erfordert wurde, und
wir, weil uns solches unwißend gewesen, damit nicht versehen
waren, wurden wir nicht eingelaßen, thaten demnach eine tour
über das Feld aux Tuileries, woselbst wir von bekanten den
Marquis de Gardouge, geheimbden Rath Fritsch, Marquis de
Montbrun
, prince de Guise, Madame Amelot, prince
Cantimir
, Monsieur Graefenbrock, den Herrn von Waßnaer und andere mehr
antraffen, mithin zu mannigfaltigen entretien Gele-
genheit hatten.

Den 22 April:

Empfing Monsieur de Saintot von uns eine Gegen-Visite à l’hotel
des Ambassadeurs extraordinaires
. Er zeigte uns seine an
historischen Büchern ziemlich zahlreichen bibliothec, und viele
schöne Italiänische Bilder, damit sein apartement ausge-
henget ist, und unterhielt uns übrigens sehr freundlich und
höflich. Der Englische Ministre Tompson, den wir noch gleichfals
vor der Tafel besuchen wolten, war nicht zu Hause. Wie
denn auch aus eben dieser Ursache die nachmittäglichen
Ausfarthen nach dem Montbrunisch- und Asfeldischen Hause
vergeblich waren. Bey dem Duc de Gesvres hingegen fanden
wir Madame de Mailly, des Königs bekannte aber doch
nicht declarirete maitresse, mit etlichen andern Dames von
ihrer Freundschaft, welche eines processes wegen etwas
zu handeln hatten. Gedachte Madame Mailly ist ziemlich
groß, mehr hager, als fett, und weder von besonders schö-
ner Bildung, noch zarter Haut. Die Augen aber sind lebhaft
und das gantze Betragen sowol als die Sprache ist ziemlich
frisch. Mit des Ducs Bruder, dem Bischof von Beauvais,
der einer von denen geistlichen pairs de France ist, war
diesmal unser meistes entretien, iedoch von nicht wich-
tigen Sachen, und thaten wir zum Beschluß des Abends
noch einen SpatzierGang aux Tuileries, in Gesellschaft
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/271>, abgerufen am 21.11.2024.