Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Helas! qu'est-il donc deve Dieser Nachklang ist der Lebens-Art dieses premier prince Den 21 April Gegen Mittag gab Monsieur de Saintot uns Visite, und redete nach Helas! qu’est-il donc deve Dieser Nachklang ist der Lebens-Art dieses premier prince Den 21 April Gegen Mittag gab Monsieur de Saintot uns Visite, und redete nach <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0269"/><del rendition="#s">Helas! qu’est-il donc deve</del><lb/> Ce <persName xml:id="TidB13667" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11741">Prince,</persName> qui si volontiers<lb/> Satisfaisoit ses creanciens?<lb/> Il est allé, dit-on,<lb/> Aux habitans du Styx<lb/> Montrer le Pharaon<lb/> avec le Passe-dix.</p><lb/> <p> Dieser Nachklang ist der Lebens-Art dieses <persName xml:id="TidB13668" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11741">premier prince<lb/> du sang des <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB13669" corresp="register.xml#regID_502.lemID_11749">Savoyischen Hauses</name></persName> vollkommen gemäß. Den Beschluß<lb/> des Tages und Abends machte abermal ein<del rendition="#s">e</del> Spatzier-Gang aux<lb/><placeName xml:id="TidB13671" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10099">Tuileries,</placeName> woselbst wir von bekannten den <persName xml:id="TidB13672" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquis de Mont-<lb/> brun</persName>, den <persName xml:id="TidB13673" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10054">Duc de Castro Pignano</persName> und verschiedene aus dem<lb/><name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB13674" corresp="register.xml#regID_502.lemID_11452">Gesverischen Hause</name> antraffen. Bey der retour ins <placeName xml:id="TidB13675" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10305">quartier</placeName><lb/> besagten die vorhandenen carten, daß sowol <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> <persName xml:id="TidB13676" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10083" ref="http://d-nb.info/gnd/118639056">de Fontenelle</persName>,<lb/> als <persName xml:id="TidB13677" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10086"><choice><abbr>dH.</abbr><expan>der Herr</expan></choice><choice><abbr>v.</abbr><expan>von</expan></choice> Böhmer</persName> zur Visite vor unserm Hotel gewesen.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 21 April</head><lb/> <p> Gegen Mittag gab <persName xml:id="TidB13678" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12059"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> de Saintot</persName> uns Visite, und redete nach<lb/> seiner muntern Art manches angenehme und nützliche,<lb/> sonderlich wie erst das Alter einen Frantzosen gediehen mache,<lb/> daß er sich zum angenehmen und paisiblen Umgang schicke.<lb/> Von seinem <persName xml:id="TidB13679" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Vater</persName> brachte er das bon mot bey, daß nehmlich der-<lb/> selbe ihm in der Jugend oft vorgesaget, la politesse est<lb/> une chose de peu de frais, et d’un revenu tres-confide-<lb/> rable. Sonst versicherte er, daß wir bey dem <persName xml:id="TidB13680" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10080">Comte d'Evreux</persName><lb/> uns überaus gut angeschrieben, und er gegen ihn viel<lb/> avantageuses diesfals gesprochen. Nachmittags geschahe die<lb/> Besichtigung derer <placeName xml:id="TidB13682" corresp="register.xml#regID_66.lemID_12768">petites maisons</placeName>, welche in denen <name type="artificialWork" xml:id="TidB13681" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12767">diariis<lb/> der ehemaligen Reise</name> schon beschrieben worden, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wurden<lb/> noch ein paar Personen angetroffen, welche zur selben<lb/> Zeit sich schon an diesem Ort befunden. Die vornehmsten<lb/> Patienten, mit denen wir geredet, waren 1) ein <persName xml:id="TidB13683" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Specerey<lb/> Händler</persName>, an Händen und Füßen geschloßen, der, als man<lb/> ihn, auf sein Befragen, berichtete, daß wir Teutsche wären,<lb/> mit dem Munde zu trummeln anfieng, und einen trom-<lb/> peten-Thon von sich gab, auch, so lange wir ihn hören<lb/> konten, nicht wieder ruhig wurde. 2) eine <persName xml:id="TidB13684" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Frau,</persName> welche<lb/> sich vor eine große Königin ausgab, die alles voll auf<lb/> gehabt, wie sie denn ihre kostbaren Weine, die sie getruncken, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0269]
Ce Prince, qui si volontiers
Satisfaisoit ses creanciens?
Il est allé, dit-on,
Aux habitans du Styx
Montrer le Pharaon
avec le Passe-dix.
Dieser Nachklang ist der Lebens-Art dieses premier prince
du sang des Savoyischen Hauses vollkommen gemäß. Den Beschluß
des Tages und Abends machte abermal ein Spatzier-Gang aux
Tuileries, woselbst wir von bekannten den Marquis de Mont-
brun, den Duc de Castro Pignano und verschiedene aus dem
Gesverischen Hause antraffen. Bey der retour ins quartier
besagten die vorhandenen carten, daß sowol Mr. de Fontenelle,
als dH. v. Böhmer zur Visite vor unserm Hotel gewesen.
Den 21 April
Gegen Mittag gab Mr. de Saintot uns Visite, und redete nach
seiner muntern Art manches angenehme und nützliche,
sonderlich wie erst das Alter einen Frantzosen gediehen mache,
daß er sich zum angenehmen und paisiblen Umgang schicke.
Von seinem Vater brachte er das bon mot bey, daß nehmlich der-
selbe ihm in der Jugend oft vorgesaget, la politesse est
une chose de peu de frais, et d’un revenu tres-confide-
rable. Sonst versicherte er, daß wir bey dem Comte d'Evreux
uns überaus gut angeschrieben, und er gegen ihn viel
avantageuses diesfals gesprochen. Nachmittags geschahe die
Besichtigung derer petites maisons, welche in denen diariis
der ehemaligen Reise schon beschrieben worden, u. wurden
noch ein paar Personen angetroffen, welche zur selben
Zeit sich schon an diesem Ort befunden. Die vornehmsten
Patienten, mit denen wir geredet, waren 1) ein Specerey
Händler, an Händen und Füßen geschloßen, der, als man
ihn, auf sein Befragen, berichtete, daß wir Teutsche wären,
mit dem Munde zu trummeln anfieng, und einen trom-
peten-Thon von sich gab, auch, so lange wir ihn hören
konten, nicht wieder ruhig wurde. 2) eine Frau, welche
sich vor eine große Königin ausgab, die alles voll auf
gehabt, wie sie denn ihre kostbaren Weine, die sie getruncken,
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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