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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Brüderschaft hier nicht in Verdacht zu bringen, als ob es sich
auf so wichtige Staats-Sachen extendire, weil in der That
es damals nur zufälliger weise geschehen, und die Statutaria
so gar mit sich brächten, aller politischen Sachen sich zu ent-
halten. Von denen ceremonien der reception sagte er über-
haupt, daß darüber auch wohl ein sonst courageuser Mensch
ein wenig betreten werden könte, aus allem übrigen aber
vermeinten wir sicher schließen zu können, daß das Haupt
Geheimniß wohl nur in ein paar kauderwällischen Worten
bestehen mögte, wurden also dadurch um destomehr in
dem Vorsatz gestärcket, das gute, so bey dieser Anstalt seyn
mögkönnte, lieber in der Freyheit aus zu üben, als die Wißen-
schaft des so wenig importirenden Geheimnißes durch
Übernehmung mancherley wiedrigen Verdachts zu erkauffen.
Wie wir denn die Offerte des Monsieur Ramsey, uns als von ihm
recht würdig geachtete Mitglieder aufzunehmen, mit guter
Art ausschlugen. Den Beschluß des Abends machten wir
mit dem Concert Spirituel.

Den 29 Martii

Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac in Ge-
sellschaft seiner ordinair mit eßenden Verwandten, und
zweyer Canonicorum aus seiner in denen Niederlanden
habenden Abtey. Er war ungemein aufgeräummt, und
als wir ihm in seinem Cabinet die Resolution, welche
ein gewißer Printz seinen Franckfurthischen Gesandten
gegeben, communicirten, sagte er: vous etes bien aimables
Vous m'aportez toaujours quelque chose de nouveau: Über
den Innhalt aber konnte er sich nicht genug wundern. Vom
Cardinal Alberoni erzählte er dieses particulare, daß
er, nach seiner disgracirung in Spanien, sich von dem
erübrigten Gelde ein Land Gut in Italien gekauft, und
solches a la francoise mit Frucht-Gärten und plantagen
schön angebauet, auch mehrmals selbst eine Schürtze
umgethan und Kraut gestrecket. Als ihn nun jemand in
dieser positur angetroffen, und ihm seine Verwunderung
darüber zu erkennen gegeben, habe er demselben ge-
antwortet: pourquoi en etes vous surpris? je suis ne, on
pour planter gouverner des Royaumes, ou pour planter
de choux, wodurch er denn sich mit seiner Geburt selbst
raillirt, weil er ein Gärtners Sohn sey. Den Riperda

Brüderschaft hier nicht in Verdacht zu bringen, als ob es sich
auf so wichtige Staats-Sachen extendire, weil in der That
es damals nur zufälliger weise geschehen, und die Statutaria
so gar mit sich brächten, aller politischen Sachen sich zu ent-
halten. Von denen ceremonien der reception sagte er über-
haupt, daß darüber auch wohl ein sonst courageuser Mensch
ein wenig betreten werden könte, aus allem übrigen aber
vermeinten wir sicher schließen zu können, daß das Haupt
Geheimniß wohl nur in ein paar kauderwällischen Worten
bestehen mögte, wurden also dadurch um destomehr in
dem Vorsatz gestärcket, das gute, so bey dieser Anstalt seyn
mögkönnte, lieber in der Freyheit aus zu üben, als die Wißen-
schaft des so wenig importirenden Geheimnißes durch
Übernehmung mancherley wiedrigen Verdachts zu erkauffen.
Wie wir denn die Offerte des Monsieur Ramsey, uns als von ihm
recht würdig geachtete Mitglieder aufzunehmen, mit guter
Art ausschlugen. Den Beschluß des Abends machten wir
mit dem Concert Spirituel.

Den 29 Martii

Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac in Ge-
sellschaft seiner ordinair mit eßenden Verwandten, und
zweyer Canonicorum aus seiner in denen Niederlanden
habenden Abtey. Er war ungemein aufgeräummt, und
als wir ihm in seinem Cabinet die Resolution, welche
ein gewißer Printz seinen Franckfurthischen Gesandten
gegeben, communicirten, sagte er: vous êtes bien aimables
Vous m’aportez toûjours quelque chose de nouveau: Über
den Innhalt aber konnte er sich nicht genug wundern. Vom
Cardinal Alberoni erzählte er dieses particulare, daß
er, nach seiner disgracirung in Spanien, sich von dem
erübrigten Gelde ein Land Gut in Italien gekauft, und
solches à la françoise mit Frucht-Gärten und plantagen
schön angebauet, auch mehrmals selbst eine Schürtze
umgethan und Kraut gestrecket. Als ihn nun jemand in
dieser positur angetroffen, und ihm seine Verwunderung
darüber zu erkennen gegeben, habe er demselben ge-
antwortet: pourquoi en êtes vous surpris? je suis né, on
pour planter gouverner des Royaumes, ou pour planter
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[0231] Brüderschaft hier nicht in Verdacht zu bringen, als ob es sich auf so wichtige Staats-Sachen extendire, weil in der That es damals nur zufälliger weise geschehen, und die Statutaria so gar mit sich brächten, aller politischen Sachen sich zu ent- halten. Von denen ceremonien der reception sagte er über- haupt, daß darüber auch wohl ein sonst courageuser Mensch ein wenig betreten werden könte, aus allem übrigen aber vermeinten wir sicher schließen zu können, daß das Haupt Geheimniß wohl nur in ein paar kauderwällischen Worten bestehen mögte, wurden also dadurch um destomehr in dem Vorsatz gestärcket, das gute, so bey dieser Anstalt seyn könnte, lieber in der Freyheit aus zu üben, als die Wißen- schaft des so wenig importirenden Geheimnißes durch Übernehmung mancherley wiedrigen Verdachts zu erkauffen. Wie wir denn die Offerte des Mr. Ramsey, uns als von ihm recht würdig geachtete Mitglieder aufzunehmen, mit guter Art ausschlugen. Den Beschluß des Abends machten wir mit dem Concert Spirituel. Den 29 Mart: Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac in Ge- sellschaft seiner ordinair mit eßenden Verwandten, und zweyer Canonicorum aus seiner in denen Niederlanden habenden Abtey. Er war ungemein aufgeräummt, und als wir ihm in seinem Cabinet die Resolution, welche ein gewißer Printz seinen Franckfurthischen Gesandten gegeben, communicirten, sagte er: vous êtes bien aimables Vous m’aportez toûjours quelque chose de nouveau: Über den Innhalt aber konnte er sich nicht genug wundern. Vom Cardinal Alberoni erzählte er dieses particulare, daß er, nach seiner disgracirung in Spanien, sich von dem erübrigten Gelde ein Land Gut in Italien gekauft, und solches à la françoise mit Frucht-Gärten und plantagen schön angebauet, auch mehrmals selbst eine Schürtze umgethan und Kraut gestrecket. Als ihn nun jemand in dieser positur angetroffen, und ihm seine Verwunderung darüber zu erkennen gegeben, habe er demselben ge- antwortet: pourquoi en êtes vous surpris? je suis né, on pour gouverner des Royaumes, ou pour planter de choux, wodurch er denn sich mit seiner Geburt selbst raillirt, weil er ein Gärtners Sohn sey. Den Riperda

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/231>, abgerufen am 21.12.2024.