Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Kurtzer Entwurf
Syrische, u. s. f. gedruckte Bücher. Jedoch was ist es
nöthig, viel Worte zu machen, da ein jeder leicht begrei-
fen kan, wie viel auf diesen Beweis, nemlich nichts,
zu halten sey.

§. 4.

Nachdem ich nun den Ursprung unserer Buch-
druckerey weder in China, noch bey den Scythen, gefun-
den habe; So wende ich mich zu den Europäern. Hier
geräth man erst recht in ein Labyrinth. Einige wollen
diese Ehre den Frantzosen, andere den Jtaliänern, und
wieder andere den Holländern, oder den Teutschen
zuschreiben: Auch die Teutschen selbst sind mit ei-
nander nicht einig. Hilf Himmel, was vor
verwirrte Erzehlungen trift man hier nicht an?
Bald soll Harlem, bald Straßburg, bald aber Mayntz
die Geburtsstadt dieser löblichen Kunst seyn. Und
eben daher hat man so viele und verschiedene Erfinder
ausgekünstelt. Damit ich aber aller Verwirrung
vorbauen möge; So will ich jede Meynung besonders
etwas genauer anführen und prüfen.

§. 5.

Jch mache also den Anfang von den Frantzosen,
und will sehen ob ich bey dieser Nation die Erfindung
der Buchdruckerey antreffen könne. Man pflegt ins-
gemein zwey gelehrte Männer anzuführen, welche sich
vor Franckreich hierinnen erkläret hätten. Der eine
ist Johann Antonius Campanus und der andere
Omnibonus. Beyde sind gebohrne Jtaliäner und
berühmte Correctores q) gewesen: Campanus bey

dem
q) Campani Leben hat eben deßwegen einen Platz in Joh.
Conrad Zeltners Theatro virorum erudit. qui typo-
graph. operam praestiterunt p. 101. gefunden. Warum
aber OMNIBONVS übergangen worden, kan ich
nicht

Kurtzer Entwurf
Syriſche, u. ſ. f. gedruckte Buͤcher. Jedoch was iſt es
noͤthig, viel Worte zu machen, da ein jeder leicht begrei-
fen kan, wie viel auf dieſen Beweis, nemlich nichts,
zu halten ſey.

§. 4.

Nachdem ich nun den Urſprung unſerer Buch-
druckerey weder in China, noch bey den Scythen, gefun-
den habe; So wende ich mich zu den Europaͤern. Hier
geraͤth man erſt recht in ein Labyrinth. Einige wollen
dieſe Ehre den Frantzoſen, andere den Jtaliaͤnern, und
wieder andere den Hollaͤndern, oder den Teutſchen
zuſchreiben: Auch die Teutſchen ſelbſt ſind mit ei-
nander nicht einig. Hilf Himmel, was vor
verwirrte Erzehlungen trift man hier nicht an?
Bald ſoll Harlem, bald Straßburg, bald aber Mayntz
die Geburtsſtadt dieſer loͤblichen Kunſt ſeyn. Und
eben daher hat man ſo viele und verſchiedene Erfinder
ausgekuͤnſtelt. Damit ich aber aller Verwirrung
vorbauen moͤge; So will ich jede Meynung beſonders
etwas genauer anfuͤhren und pruͤfen.

§. 5.

Jch mache alſo den Anfang von den Frantzoſen,
und will ſehen ob ich bey dieſer Nation die Erfindung
der Buchdruckerey antreffen koͤnne. Man pflegt ins-
gemein zwey gelehrte Maͤnner anzufuͤhren, welche ſich
vor Franckreich hierinnen erklaͤret haͤtten. Der eine
iſt Johann Antonius Campanus und der andere
Omnibonus. Beyde ſind gebohrne Jtaliaͤner und
beruͤhmte Correctores q) geweſen: Campanus bey

dem
q) Campani Leben hat eben deßwegen einen Platz in Joh.
Conrad Zeltners Theatro virorum erudit. qui typo-
graph. operam præſtiterunt p. 101. gefunden. Warum
aber OMNIBONVS uͤbergangen worden, kan ich
nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurtzer Entwurf</hi></fw><lb/>
Syri&#x017F;che, u. &#x017F;. f. gedruckte Bu&#x0364;cher. Jedoch was i&#x017F;t es<lb/>
no&#x0364;thig, viel Worte zu machen, da ein jeder leicht begrei-<lb/>
fen kan, wie viel auf die&#x017F;en Beweis, nemlich <hi rendition="#fr">nichts,</hi><lb/>
zu halten &#x017F;ey.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.</head>
          <p>Nachdem ich nun den Ur&#x017F;prung un&#x017F;erer Buch-<lb/>
druckerey weder in China, noch bey den Scythen, gefun-<lb/>
den habe; So wende ich mich zu den Europa&#x0364;ern. Hier<lb/>
gera&#x0364;th man er&#x017F;t recht in ein Labyrinth. Einige wollen<lb/>
die&#x017F;e Ehre den Frantzo&#x017F;en, andere den Jtalia&#x0364;nern, und<lb/>
wieder andere den Holla&#x0364;ndern, oder den Teut&#x017F;chen<lb/>
zu&#x017F;chreiben: Auch die Teut&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind mit ei-<lb/>
nander nicht einig. Hilf Himmel, was vor<lb/>
verwirrte Erzehlungen trift man hier nicht an?<lb/>
Bald &#x017F;oll Harlem, bald Straßburg, bald aber Mayntz<lb/>
die Geburts&#x017F;tadt die&#x017F;er lo&#x0364;blichen Kun&#x017F;t &#x017F;eyn. Und<lb/>
eben daher hat man &#x017F;o viele und ver&#x017F;chiedene Erfinder<lb/>
ausgeku&#x0364;n&#x017F;telt. Damit ich aber aller Verwirrung<lb/>
vorbauen mo&#x0364;ge; So will ich jede Meynung be&#x017F;onders<lb/>
etwas genauer anfu&#x0364;hren und pru&#x0364;fen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 5.</head>
          <p>Jch mache al&#x017F;o den Anfang von den <hi rendition="#fr">Frantzo&#x017F;en,</hi><lb/>
und will &#x017F;ehen ob ich bey die&#x017F;er Nation die Erfindung<lb/>
der Buchdruckerey antreffen ko&#x0364;nne. Man pflegt ins-<lb/>
gemein zwey gelehrte Ma&#x0364;nner anzufu&#x0364;hren, welche &#x017F;ich<lb/>
vor Franckreich hierinnen erkla&#x0364;ret ha&#x0364;tten. Der eine<lb/>
i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Johann Antonius Campanus</hi> und der andere<lb/><hi rendition="#fr">Omnibonus.</hi> Beyde &#x017F;ind gebohrne Jtalia&#x0364;ner und<lb/>
beru&#x0364;hmte Correctores <note xml:id="part3" next="#part4" place="foot" n="q)"><hi rendition="#fr">Campani</hi> Leben hat eben deßwegen einen Platz in <hi rendition="#fr">Joh.<lb/>
Conrad Zeltners</hi> <hi rendition="#aq">Theatro virorum erudit. qui typo-<lb/>
graph. operam præ&#x017F;titerunt p.</hi> 101. gefunden. Warum<lb/>
aber <hi rendition="#aq">OMNIBONVS</hi> u&#x0364;bergangen worden, kan ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw></note> gewe&#x017F;en: <hi rendition="#fr">Campanus</hi> bey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0050] Kurtzer Entwurf Syriſche, u. ſ. f. gedruckte Buͤcher. Jedoch was iſt es noͤthig, viel Worte zu machen, da ein jeder leicht begrei- fen kan, wie viel auf dieſen Beweis, nemlich nichts, zu halten ſey. §. 4. Nachdem ich nun den Urſprung unſerer Buch- druckerey weder in China, noch bey den Scythen, gefun- den habe; So wende ich mich zu den Europaͤern. Hier geraͤth man erſt recht in ein Labyrinth. Einige wollen dieſe Ehre den Frantzoſen, andere den Jtaliaͤnern, und wieder andere den Hollaͤndern, oder den Teutſchen zuſchreiben: Auch die Teutſchen ſelbſt ſind mit ei- nander nicht einig. Hilf Himmel, was vor verwirrte Erzehlungen trift man hier nicht an? Bald ſoll Harlem, bald Straßburg, bald aber Mayntz die Geburtsſtadt dieſer loͤblichen Kunſt ſeyn. Und eben daher hat man ſo viele und verſchiedene Erfinder ausgekuͤnſtelt. Damit ich aber aller Verwirrung vorbauen moͤge; So will ich jede Meynung beſonders etwas genauer anfuͤhren und pruͤfen. §. 5. Jch mache alſo den Anfang von den Frantzoſen, und will ſehen ob ich bey dieſer Nation die Erfindung der Buchdruckerey antreffen koͤnne. Man pflegt ins- gemein zwey gelehrte Maͤnner anzufuͤhren, welche ſich vor Franckreich hierinnen erklaͤret haͤtten. Der eine iſt Johann Antonius Campanus und der andere Omnibonus. Beyde ſind gebohrne Jtaliaͤner und beruͤhmte Correctores q) geweſen: Campanus bey dem q) Campani Leben hat eben deßwegen einen Platz in Joh. Conrad Zeltners Theatro virorum erudit. qui typo- graph. operam præſtiterunt p. 101. gefunden. Warum aber OMNIBONVS uͤbergangen worden, kan ich nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/50
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/50>, abgerufen am 30.12.2024.