II. Kapitel. Statik und vortheilhafteste Verwendung der thieri- schen Kräfte bei einfachen Maschinen.
§. 51.
Wir haben bereits in der Einleitung (§. 4) gesagt, dass Maschinen Vorrichtungen sind, welche zur Erreichung gewisser mechanischer Zwecke ausgedacht wurden, die man ohne dieselben entweder gar nicht oder nur unvollkommen und mit grössern Schwierig- keiten zu erreichen im Stande wäre. Maschinen sind daher die materiellen Mittel, welche zur zweckmässigen Ausübung der arbeitenden Kräfte gebraucht werden.
Man theilt die Maschinen gewöhnlich in einfache und zusammengesetzte ein. Die einfachste Maschine, welche wir zuerst betrachten, ist der Hebel. Hierauf wer- den wir das Rad an der Welle, die Rollen und Flaschenzüge, die schiefe Fläche, die Schraube und den Keil folgen lassen. Alle diese Maschinen sind ein- fache Maschinen; die zusammengesetzten bestehen immer aus der Vereini- gung mehrerer einfachen Maschinen und werden daher auch erst nach den einfachen abgehandelt werden.
§. 52.
Einen Hebel kann jede Stange, jeder Balken und überhaupt jeder feste Körper abgeben, wenn derselbe an einem Punkte so unterstützt wird, dass er um diesen Punkt frei gedreht, und auf solche Art als Stütz- oder Drehpunkt (Achse) für zwei oder meh- rere, auf gegebenen Entfernungen vom Stützpunkte wirkende Kräfte gebraucht werden kann. Zur deutlichern Erklärung dieses Gegenstandes pflegt man in der Mechanik den mathematischen Hebel von dem physischen zu unterscheiden.
Ein mathematischer Hebel ist eine unbiegsame, nicht schwere Linie A B, anFig. 3. Tab. 1. deren beiden Endpunkten zwei Kräfte P und Q angebracht sind, welche einander um den unbeweglichen Punkt C entgegen wirken. Der feste Punkt C wird der Unter- stützungspunkt, die Unterlage oder auch der Ruhepunkt genannt, weil dieser Punkt bei der Drehung oder Bewegung als Achse des Hebels in Ruhe bleibt; C A und C B heisst man die Hebelsarme.
An einem jeden Hebel sind demnach vorzüglich drei Punkte zu bemerken, näm- lich der Unterstützungspunkt C und die beiden Punkte B und A, an deren einem P als Kraft und an dem andern Q als Last wirkt.
Wenn der Hebel nebst den vorigen Eigenschaften auch noch schwer ist, so heisst er ein physischer oder materieller Hebel; ein solcher ist daher jede Stange oder jeder Hebebaum, der zum Heben grosser Lasten, zum Fortschaffen grosser Steine, zum Ausreissen von Baumwurzeln u. dgl. m. gebraucht wird.
§. 53.
Man theilt die Hebel in Hebel der ersten und Hebel der zweiten Art ein.
Gerstner's Mechanik. Band I. 10
II. Kapitel. Statik und vortheilhafteste Verwendung der thieri- schen Kräfte bei einfachen Maschinen.
§. 51.
Wir haben bereits in der Einleitung (§. 4) gesagt, dass Maschinen Vorrichtungen sind, welche zur Erreichung gewisser mechanischer Zwecke ausgedacht wurden, die man ohne dieselben entweder gar nicht oder nur unvollkommen und mit grössern Schwierig- keiten zu erreichen im Stande wäre. Maschinen sind daher die materiellen Mittel, welche zur zweckmässigen Ausübung der arbeitenden Kräfte gebraucht werden.
Man theilt die Maschinen gewöhnlich in einfache und zusammengesetzte ein. Die einfachste Maschine, welche wir zuerst betrachten, ist der Hebel. Hierauf wer- den wir das Rad an der Welle, die Rollen und Flaschenzüge, die schiefe Fläche, die Schraube und den Keil folgen lassen. Alle diese Maschinen sind ein- fache Maschinen; die zusammengesetzten bestehen immer aus der Vereini- gung mehrerer einfachen Maschinen und werden daher auch erst nach den einfachen abgehandelt werden.
§. 52.
Einen Hebel kann jede Stange, jeder Balken und überhaupt jeder feste Körper abgeben, wenn derselbe an einem Punkte so unterstützt wird, dass er um diesen Punkt frei gedreht, und auf solche Art als Stütz- oder Drehpunkt (Achse) für zwei oder meh- rere, auf gegebenen Entfernungen vom Stützpunkte wirkende Kräfte gebraucht werden kann. Zur deutlichern Erklärung dieses Gegenstandes pflegt man in der Mechanik den mathematischen Hebel von dem physischen zu unterscheiden.
Ein mathematischer Hebel ist eine unbiegsame, nicht schwere Linie A B, anFig. 3. Tab. 1. deren beiden Endpunkten zwei Kräfte P und Q angebracht sind, welche einander um den unbeweglichen Punkt C entgegen wirken. Der feste Punkt C wird der Unter- stützungspunkt, die Unterlage oder auch der Ruhepunkt genannt, weil dieser Punkt bei der Drehung oder Bewegung als Achse des Hebels in Ruhe bleibt; C A und C B heisst man die Hebelsarme.
An einem jeden Hebel sind demnach vorzüglich drei Punkte zu bemerken, näm- lich der Unterstützungspunkt C und die beiden Punkte B und A, an deren einem P als Kraft und an dem andern Q als Last wirkt.
Wenn der Hebel nebst den vorigen Eigenschaften auch noch schwer ist, so heisst er ein physischer oder materieller Hebel; ein solcher ist daher jede Stange oder jeder Hebebaum, der zum Heben grosser Lasten, zum Fortschaffen grosser Steine, zum Ausreissen von Baumwurzeln u. dgl. m. gebraucht wird.
§. 53.
Man theilt die Hebel in Hebel der ersten und Hebel der zweiten Art ein.
Gerstner’s Mechanik. Band I. 10
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II. Kapitel.
Statik und vortheilhafteste Verwendung der thieri-
schen Kräfte bei einfachen Maschinen.
§. 51.
Wir haben bereits in der Einleitung (§. 4) gesagt, dass Maschinen Vorrichtungen
sind, welche zur Erreichung gewisser mechanischer Zwecke ausgedacht wurden, die man
ohne dieselben entweder gar nicht oder nur unvollkommen und mit grössern Schwierig-
keiten zu erreichen im Stande wäre. Maschinen sind daher die materiellen Mittel, welche
zur zweckmässigen Ausübung der arbeitenden Kräfte gebraucht werden.
Man theilt die Maschinen gewöhnlich in einfache und zusammengesetzte ein.
Die einfachste Maschine, welche wir zuerst betrachten, ist der Hebel. Hierauf wer-
den wir das Rad an der Welle, die Rollen und Flaschenzüge, die schiefe
Fläche, die Schraube und den Keil folgen lassen. Alle diese Maschinen sind ein-
fache Maschinen; die zusammengesetzten bestehen immer aus der Vereini-
gung mehrerer einfachen Maschinen und werden daher auch erst nach den einfachen
abgehandelt werden.
§. 52.
Einen Hebel kann jede Stange, jeder Balken und überhaupt jeder feste Körper
abgeben, wenn derselbe an einem Punkte so unterstützt wird, dass er um diesen Punkt
frei gedreht, und auf solche Art als Stütz- oder Drehpunkt (Achse) für zwei oder meh-
rere, auf gegebenen Entfernungen vom Stützpunkte wirkende Kräfte gebraucht werden
kann. Zur deutlichern Erklärung dieses Gegenstandes pflegt man in der Mechanik den
mathematischen Hebel von dem physischen zu unterscheiden.
Ein mathematischer Hebel ist eine unbiegsame, nicht schwere Linie A B, an
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den unbeweglichen Punkt C entgegen wirken. Der feste Punkt C wird der Unter-
stützungspunkt, die Unterlage oder auch der Ruhepunkt genannt, weil
dieser Punkt bei der Drehung oder Bewegung als Achse des Hebels in Ruhe bleibt; C A
und C B heisst man die Hebelsarme.
Fig.
3.
Tab.
1.
An einem jeden Hebel sind demnach vorzüglich drei Punkte zu bemerken, näm-
lich der Unterstützungspunkt C und die beiden Punkte B und A, an deren einem P als
Kraft und an dem andern Q als Last wirkt.
Wenn der Hebel nebst den vorigen Eigenschaften auch noch schwer ist, so heisst
er ein physischer oder materieller Hebel; ein solcher ist daher jede Stange
oder jeder Hebebaum, der zum Heben grosser Lasten, zum Fortschaffen grosser Steine,
zum Ausreissen von Baumwurzeln u. dgl. m. gebraucht wird.
§. 53.
Man theilt die Hebel in Hebel der ersten und Hebel der zweiten Art ein.
Gerstner’s Mechanik. Band I. 10
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/103>, abgerufen am 18.11.2024.
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