Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Bächen geträumt. Um Brixen sahen wir schon blü¬ Eure glückliche Kläre. Bozen. Hotel Greif. 26. März, Abends 9 Uhr. Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen, Bächen geträumt. Um Brixen ſahen wir ſchon blü¬ Eure glückliche Kläre. Bozen. Hôtel Greif. 26. März, Abends 9 Uhr. Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="198"/> Bächen geträumt. Um Brixen ſahen wir ſchon blü¬<lb/> hende Kirſchbäume und hellgrüne Buchen, und als<lb/> wir hierher kamen und die Sonne gerade im Unter¬<lb/> gehen auf den Roſengarten ſchien und die ganze laue<lb/> Luft von Düften und Vogelgeſang voll war, haben<lb/> Papa und Mama und ich uns im Coup<hi rendition="#aq">é</hi> alle drei<lb/> umarmt und abgeküßt und immer geſchrieen: „Ach,<lb/> wenn doch die Kinder hier wären.“ Heut' Abend<lb/> mehr! Mama ruft mich zum Kaffee auf den Bal¬<lb/> kon! Putzi ſpringt an mir in die Höhe und ſagt,<lb/> daß ich Euch Allen von ihm drei Küſſe ſchicken ſoll,<lb/> den dickſten dem armen Rudi, weil der noch keine<lb/> Hochzeitsreiſe in Ausſicht hat!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Eure glückliche Kläre.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div type="letter" n="2"> <opener> <dateline rendition="#right">Bozen. H<hi rendition="#aq">ô</hi>tel Greif.<lb/> 26. März, Abends 9 Uhr. </dateline> </opener><lb/> <p>Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen,<lb/> ehe wir zu Bett gehen. Wir ſind heut' den ganzen<lb/> Tag herumgeſtreift und haben wieder ſo viele Aben¬<lb/> teuer gehabt! Es iſt wirklich, wie ich vermuthete,<lb/> er hat ſich für uns geopfert! Wir ſind ihm nämlich<lb/> wieder begegnet, an der Talferbrücke! Putzi wollte<lb/> trinken, obgleich das Waſſer ſo merkwürdig roth aus¬<lb/> ſah, gar nicht appetitlich; aber gerade an der ſteilſten<lb/> Stelle guckte er ſehnſüchtig hinunter und ſchwänzelte.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0214]
Bächen geträumt. Um Brixen ſahen wir ſchon blü¬
hende Kirſchbäume und hellgrüne Buchen, und als
wir hierher kamen und die Sonne gerade im Unter¬
gehen auf den Roſengarten ſchien und die ganze laue
Luft von Düften und Vogelgeſang voll war, haben
Papa und Mama und ich uns im Coupé alle drei
umarmt und abgeküßt und immer geſchrieen: „Ach,
wenn doch die Kinder hier wären.“ Heut' Abend
mehr! Mama ruft mich zum Kaffee auf den Bal¬
kon! Putzi ſpringt an mir in die Höhe und ſagt,
daß ich Euch Allen von ihm drei Küſſe ſchicken ſoll,
den dickſten dem armen Rudi, weil der noch keine
Hochzeitsreiſe in Ausſicht hat!
Eure glückliche Kläre.
Bozen. Hôtel Greif.
26. März, Abends 9 Uhr.
Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen,
ehe wir zu Bett gehen. Wir ſind heut' den ganzen
Tag herumgeſtreift und haben wieder ſo viele Aben¬
teuer gehabt! Es iſt wirklich, wie ich vermuthete,
er hat ſich für uns geopfert! Wir ſind ihm nämlich
wieder begegnet, an der Talferbrücke! Putzi wollte
trinken, obgleich das Waſſer ſo merkwürdig roth aus¬
ſah, gar nicht appetitlich; aber gerade an der ſteilſten
Stelle guckte er ſehnſüchtig hinunter und ſchwänzelte.
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