Das Kleine blieb, Das Große ist vergessen; Die Zeit verfließt; wohl hundert Jahr Verflossen unterdessen.
Etwa eine halbe Meile vom Westrande des Oderbruchs entfernt, liegt Möglin, ein nur 12 Häuser zählendes, weder durch Größe noch Bodenbeschaffenheit ausgezeichnetes Dorf, dem nichtsdestoweni- ger das Loos zufiel, in alter und neuer Zeit unter den historischen Namen unsres Landes eine Stelle zu finden.
Drei Jahrhunderte lang (vorher war es ein Pfuelsches Gut) lebten hier die im Ober-Barnim reichbegüterten Barfuse *), die sich, wie wir schon an andrer Stelle in Erfahrung brachten, in zwei Linien theilten, in die Barfuse von Predikow, und in die Bar- fuse von Moeglin. Der berühmteste Barfus (Hans Albrecht, vgl. S. 85.) war ein Moegliner Barfus; er verließ aber früh sein väterliches Gut, kehrte nie wieder dahin zurück und ist deshalb der Erinnerung des Dorfs verloren gegangen.
Hans Albrecht von Barfus, der Türkenbesieger, ist in Moeg- lin vergessen, aber von einem andern, einem unberühmten Barfus, geht noch die Sage daselbst. Das macht, der lokale Vorfall ist
*) Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts scheinen fast alle Rittergüter des Kreises in Händen der Barfuse gewesen zu sein, da es heißt, daß auf einem 1720 abgehaltenen Kreistage nur zwei Stimmen nicht barfusisch gewesen seien. Diese zwei waren: v. Jena und v. Pfuel.
Moeglin.
Das Kleine blieb, Das Große iſt vergeſſen; Die Zeit verfließt; wohl hundert Jahr Verfloſſen unterdeſſen.
Etwa eine halbe Meile vom Weſtrande des Oderbruchs entfernt, liegt Möglin, ein nur 12 Häuſer zählendes, weder durch Größe noch Bodenbeſchaffenheit ausgezeichnetes Dorf, dem nichtsdeſtoweni- ger das Loos zufiel, in alter und neuer Zeit unter den hiſtoriſchen Namen unſres Landes eine Stelle zu finden.
Drei Jahrhunderte lang (vorher war es ein Pfuelſches Gut) lebten hier die im Ober-Barnim reichbegüterten Barfuſe *), die ſich, wie wir ſchon an andrer Stelle in Erfahrung brachten, in zwei Linien theilten, in die Barfuſe von Predikow, und in die Bar- fuſe von Moeglin. Der berühmteſte Barfus (Hans Albrecht, vgl. S. 85.) war ein Moegliner Barfus; er verließ aber früh ſein väterliches Gut, kehrte nie wieder dahin zurück und iſt deshalb der Erinnerung des Dorfs verloren gegangen.
Hans Albrecht von Barfus, der Türkenbeſieger, iſt in Moeg- lin vergeſſen, aber von einem andern, einem unberühmten Barfus, geht noch die Sage daſelbſt. Das macht, der lokale Vorfall iſt
*) Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ſcheinen faſt alle Rittergüter des Kreiſes in Händen der Barfuſe geweſen zu ſein, da es heißt, daß auf einem 1720 abgehaltenen Kreistage nur zwei Stimmen nicht barfuſiſch geweſen ſeien. Dieſe zwei waren: v. Jena und v. Pfuel.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0236"n="[224]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Moeglin.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l>Das Kleine blieb,</l><lb/><l>Das Große iſt vergeſſen;</l><lb/><l>Die Zeit verfließt; wohl hundert Jahr</l><lb/><l>Verfloſſen unterdeſſen.</l></lg><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>twa eine halbe Meile vom Weſtrande des Oderbruchs entfernt,<lb/>
liegt Möglin, ein nur 12 Häuſer zählendes, weder durch Größe<lb/>
noch Bodenbeſchaffenheit ausgezeichnetes Dorf, dem nichtsdeſtoweni-<lb/>
ger das Loos zufiel, in alter und neuer Zeit unter den hiſtoriſchen<lb/>
Namen unſres Landes eine Stelle zu finden.</p><lb/><p>Drei Jahrhunderte lang (vorher war es ein Pfuelſches Gut)<lb/>
lebten hier die im Ober-Barnim reichbegüterten Barfuſe <noteplace="foot"n="*)">Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ſcheinen faſt alle Rittergüter<lb/>
des Kreiſes in Händen der Barfuſe geweſen zu ſein, da es heißt, daß auf<lb/>
einem 1720 abgehaltenen Kreistage nur zwei Stimmen <hirendition="#g">nicht</hi> barfuſiſch<lb/>
geweſen ſeien. Dieſe zwei waren: v. Jena und v. Pfuel.</note>, die ſich,<lb/>
wie wir ſchon an andrer Stelle in Erfahrung brachten, in zwei<lb/>
Linien theilten, in die Barfuſe von Predikow, und in die Bar-<lb/>
fuſe von Moeglin. Der berühmteſte Barfus (Hans Albrecht, vgl.<lb/>
S. 85.) war ein <hirendition="#g">Moegliner</hi> Barfus; er verließ aber früh ſein<lb/>
väterliches Gut, kehrte nie wieder dahin zurück und iſt deshalb<lb/>
der Erinnerung des Dorfs verloren gegangen.</p><lb/><p>Hans Albrecht von Barfus, der Türkenbeſieger, iſt in Moeg-<lb/>
lin vergeſſen, aber von einem andern, einem unberühmten Barfus,<lb/>
geht noch die Sage daſelbſt. Das macht, der lokale Vorfall iſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[224]/0236]
Moeglin.
Das Kleine blieb,
Das Große iſt vergeſſen;
Die Zeit verfließt; wohl hundert Jahr
Verfloſſen unterdeſſen.
Etwa eine halbe Meile vom Weſtrande des Oderbruchs entfernt,
liegt Möglin, ein nur 12 Häuſer zählendes, weder durch Größe
noch Bodenbeſchaffenheit ausgezeichnetes Dorf, dem nichtsdeſtoweni-
ger das Loos zufiel, in alter und neuer Zeit unter den hiſtoriſchen
Namen unſres Landes eine Stelle zu finden.
Drei Jahrhunderte lang (vorher war es ein Pfuelſches Gut)
lebten hier die im Ober-Barnim reichbegüterten Barfuſe *), die ſich,
wie wir ſchon an andrer Stelle in Erfahrung brachten, in zwei
Linien theilten, in die Barfuſe von Predikow, und in die Bar-
fuſe von Moeglin. Der berühmteſte Barfus (Hans Albrecht, vgl.
S. 85.) war ein Moegliner Barfus; er verließ aber früh ſein
väterliches Gut, kehrte nie wieder dahin zurück und iſt deshalb
der Erinnerung des Dorfs verloren gegangen.
Hans Albrecht von Barfus, der Türkenbeſieger, iſt in Moeg-
lin vergeſſen, aber von einem andern, einem unberühmten Barfus,
geht noch die Sage daſelbſt. Das macht, der lokale Vorfall iſt
*) Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ſcheinen faſt alle Rittergüter
des Kreiſes in Händen der Barfuſe geweſen zu ſein, da es heißt, daß auf
einem 1720 abgehaltenen Kreistage nur zwei Stimmen nicht barfuſiſch
geweſen ſeien. Dieſe zwei waren: v. Jena und v. Pfuel.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [224]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/236>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.