Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Betriegereyen der Jagd- und Forst-Bedienten/ etc.
[Spaltenumbruch] tzen. 6) Wenn sie, die Leute anzulocken,
vorgeben, mit dem Gewehr, das sie ver-
handeln wollen, könte man so und so weit
schiessen, sie wolten es auf die Probe an-
kommen lassen, auch zu dem Ende auf
das freye Feld gehen, und gemeiniglich
Papier an einem Brete, oder sonst an ei-
nem dazu beqvemen Orte fest machen, da
es denn geschiehet, daß sie ein anders und
wohl durchlöchertes Papier von eben der
Grösse in der Tasche haben, und so bald
der Schuß geschehen, beylauffen, das auf-
gesetzte einstecken, hingegen aber das durch-
löcherte aufweisen, daß man also glauben
muß, ihr Gewehr sey von solcher Güte,
wie sie es ausgeben. 7) Wenn sie zer-
sprungene Läuffte wieder zusammen trei-
ben und löthen, so denn vor tüchtige und
neue ausgeben. 8) Wenn sie krumme
und falsch gebohrte Läuffte vor gute in
das Gewehr machen, und denen Unver-
ständigen anhängen.

Hammer-Herren
§. 11.

Betriegen, 1) wenn sie ihren
Tagelöhnern und Arbeits-Leuten, an
statt, daß sie ihnen ihren Wochen-Lohn
mit baarem Gelde bezahlen solten, Eisen,
Kupffer, Blech, und dergleichen, um et-
liche Groschen theurer, als sonst andern,
geben, unter dem Vorwand, sie wären
nicht mit baarem Gelde versehen, und
dadurch verursachen, daß dergleichen ar-
me Werck-Leute solches an Zahlungs-
statt genommene Eisen, Kupffer, oder
Blech wieder zum Unterhalt der Jhri-
gen mit Schaden loßschlagen müssen. 2)
Wenn sie dergleichen auf ihren Hammer-
Wercken oder Fabriquen arbeitenden
Leuten, statt baaren Wochen-Geldes,
Korn, Bier, Brandtwein, Toback, Mehl,
Butter, Käse, Fleisch und andere derglei-
chen, auch wohl halb-verdorbene Victua-
li
en übertheuer anhängen, und also die-
se bedürfftigen Leute um einen Theil ih-
res Lohnes bringen.

Hirten
§. 12.

Betriegen, 1) wenn sie fälschlich
vorgeben, daß ein Vieh anstößig sey, da-
mit sie nur etwas davon zu curiren be-
kommen mögen. 2) Wenn sie dem Vieh
durch Schlagen oder Werffen Schaden
thun, und hernach sagen, es habe sich an
einem Baum verletzet, sey gefallen, von
Mücken, oder von einem andern Vieh ge-
stossen und beschädiget worden. 3) Wenn
sie verstohlner Weise in die Wiesen, Ae-
[Spaltenumbruch] cker, Gärten, und Höltzer, wo es ihnen
verbothen, hüten, und darinnen Scha-
den thun lassen. 4) Wenn sie sonderlich die
Kühe in Wäldern und verborgenen Oer-
tern hüten, daselbst heimlich ausmelcken,
und die Milch zu ihrem Nutzen durch die
Jhrigen des Abends nach Hause tragen
lassen. 5) Wenn sie unter der Hut das
Obst, und andere auf dem Felde stehende
Früchte wegnehmen, und ihren Eigen-
thums-Herren entwenden. 6) Wenn
sie mit Fleiß über die Grentzen oder in die
jungen Schläge, und dergleichen verbo-
thene Oerter, hüten, und da sie drüber be-
treten werden, sich damit entschuldigen,
das Vieh wäre scheu gemacht worden, ih-
nen ausgerissen, oder ein und ander Stück
hätte sich unvermerckt von der Heerde
abgeschlagen. 7) Wenn sie zu späte aus-
und zu früh eintreiben, unter dem Vor-
wand, das Vieh hätte keine Weyde mehr
gehabt, oder habe sich schon überfressen.
8) Wenn sie bey der Holtz-Hut die jungen
Stämmgen oder ander hart Holtz abhau-
en, und daraus Löffel, Ofen- und Rechen-
Gabeln, und dergleichen Dinge mehr
schnitzen. 9) Wenn sie es mit den Flei-
schern halten, und da dieser um ein Stück
Vieh feilschet, solches bey denen Eigen-
thums-Herren, jenem zu Gefallen, um
eines Trinck-Geldes willen, danieder schla-
gen. 10) Wenn sie den Pferden aus den
Schwäntzen die Haare ausrauffen, und
den Geigenmachern oder Peruquenma-
chern verkauffen. 11) Wenn sie in den
Wäldern, wo sie hüten, die Bäume zu
Hartz-Scharren lochen, die Vogel-Ne-
ster ausnehmen, oder auch sonsten in Ge-
höltzen an der Vogel-Schnur Schaden
thun.

§. 13.

Die Mittel hierwider sind, 1)
daß nicht alles liederlich Gesindel, sondern
nur solche, deren Treue und Fleiß aus vor-
gezeigten Attestatis oder sonsten bekandt
ist, zu Vieh-Hirten anzunehmen. 2)
Bey Annehmung eines ihn auf gewisse
obigen Betriegereyen vorbeugende Pun-
cte in besondere Eydes-Pflicht zu neh-
men, oder durch des Ortes Obrigkeit dar-
auf verpflichten zu lassen.

Fluhr-Schützen
§. 14.

Betriegen, 1) wenn sie Gär-
ten, Holtz, Berge und Felder selbst besteh-
len, und alsdenn die Schuld auf andere
weltzen. 2) Wenn sie den Leuten, sonder-
lich den Grase-Mägden, von welchen sie
einigen Genuß haben, durch die Finger

sehen,
J i (Anderer Haupt-Theil.)

Von Betriegereyen der Jagd- und Forſt-Bedienten/ ꝛc.
[Spaltenumbruch] tzen. 6) Wenn ſie, die Leute anzulocken,
vorgeben, mit dem Gewehr, das ſie ver-
handeln wollen, koͤnte man ſo und ſo weit
ſchieſſen, ſie wolten es auf die Probe an-
kommen laſſen, auch zu dem Ende auf
das freye Feld gehen, und gemeiniglich
Papier an einem Brete, oder ſonſt an ei-
nem dazu beqvemen Orte feſt machen, da
es denn geſchiehet, daß ſie ein anders und
wohl durchloͤchertes Papier von eben der
Groͤſſe in der Taſche haben, und ſo bald
der Schuß geſchehen, beylauffen, das auf-
geſetzte einſtecken, hingegen aber das durch-
loͤcherte aufweiſen, daß man alſo glauben
muß, ihr Gewehr ſey von ſolcher Guͤte,
wie ſie es ausgeben. 7) Wenn ſie zer-
ſprungene Laͤuffte wieder zuſammen trei-
ben und loͤthen, ſo denn vor tuͤchtige und
neue ausgeben. 8) Wenn ſie krumme
und falſch gebohrte Laͤuffte vor gute in
das Gewehr machen, und denen Unver-
ſtaͤndigen anhaͤngen.

Hammer-Herren
§. 11.

Betriegen, 1) wenn ſie ihren
Tageloͤhnern und Arbeits-Leuten, an
ſtatt, daß ſie ihnen ihren Wochen-Lohn
mit baarem Gelde bezahlen ſolten, Eiſen,
Kupffer, Blech, und dergleichen, um et-
liche Groſchen theurer, als ſonſt andern,
geben, unter dem Vorwand, ſie waͤren
nicht mit baarem Gelde verſehen, und
dadurch verurſachen, daß dergleichen ar-
me Werck-Leute ſolches an Zahlungs-
ſtatt genommene Eiſen, Kupffer, oder
Blech wieder zum Unterhalt der Jhri-
gen mit Schaden loßſchlagen muͤſſen. 2)
Wenn ſie dergleichen auf ihren Ham̃er-
Wercken oder Fabriquen arbeitenden
Leuten, ſtatt baaren Wochen-Geldes,
Korn, Bier, Brandtwein, Toback, Mehl,
Butter, Kaͤſe, Fleiſch und andere derglei-
chen, auch wohl halb-verdorbene Victua-
li
en uͤbertheuer anhaͤngen, und alſo die-
ſe beduͤrfftigen Leute um einen Theil ih-
res Lohnes bringen.

Hirten
§. 12.

Betriegen, 1) wenn ſie faͤlſchlich
vorgeben, daß ein Vieh anſtoͤßig ſey, da-
mit ſie nur etwas davon zu curiren be-
kommen moͤgen. 2) Wenn ſie dem Vieh
durch Schlagen oder Werffen Schaden
thun, und hernach ſagen, es habe ſich an
einem Baum verletzet, ſey gefallen, von
Muͤcken, oder von einem andern Vieh ge-
ſtoſſen und beſchaͤdiget worden. 3) Wenn
ſie verſtohlner Weiſe in die Wieſen, Ae-
[Spaltenumbruch] cker, Gaͤrten, und Hoͤltzer, wo es ihnen
verbothen, huͤten, und darinnen Scha-
den thun laſſen. 4) Wenn ſie ſonderlich die
Kuͤhe in Waͤldern und verborgenen Oer-
tern huͤten, daſelbſt heimlich ausmelcken,
und die Milch zu ihrem Nutzen durch die
Jhrigen des Abends nach Hauſe tragen
laſſen. 5) Wenn ſie unter der Hut das
Obſt, und andere auf dem Felde ſtehende
Fruͤchte wegnehmen, und ihren Eigen-
thums-Herren entwenden. 6) Wenn
ſie mit Fleiß uͤber die Grentzen oder in die
jungen Schlaͤge, und dergleichen verbo-
thene Oerter, huͤten, und da ſie druͤber be-
treten werden, ſich damit entſchuldigen,
das Vieh waͤre ſcheu gemacht worden, ih-
nen ausgeriſſen, oder ein und ander Stuͤck
haͤtte ſich unvermerckt von der Heerde
abgeſchlagen. 7) Wenn ſie zu ſpaͤte aus-
und zu fruͤh eintreiben, unter dem Vor-
wand, das Vieh haͤtte keine Weyde mehr
gehabt, oder habe ſich ſchon uͤberfreſſen.
8) Wenn ſie bey der Holtz-Hut die jungen
Staͤmmgen oder ander hart Holtz abhau-
en, und daraus Loͤffel, Ofen- und Rechen-
Gabeln, und dergleichen Dinge mehr
ſchnitzen. 9) Wenn ſie es mit den Flei-
ſchern halten, und da dieſer um ein Stuͤck
Vieh feilſchet, ſolches bey denen Eigen-
thums-Herren, jenem zu Gefallen, um
eines Trinck-Geldes willen, danieder ſchla-
gen. 10) Wenn ſie den Pferden aus den
Schwaͤntzen die Haare ausrauffen, und
den Geigenmachern oder Peruquenma-
chern verkauffen. 11) Wenn ſie in den
Waͤldern, wo ſie huͤten, die Baͤume zu
Hartz-Scharren lochen, die Vogel-Ne-
ſter ausnehmen, oder auch ſonſten in Ge-
hoͤltzen an der Vogel-Schnur Schaden
thun.

§. 13.

Die Mittel hierwider ſind, 1)
daß nicht alles liederlich Geſindel, ſondern
nur ſolche, deren Treue und Fleiß aus vor-
gezeigten Atteſtatis oder ſonſten bekandt
iſt, zu Vieh-Hirten anzunehmen. 2)
Bey Annehmung eines ihn auf gewiſſe
obigen Betriegereyen vorbeugende Pun-
cte in beſondere Eydes-Pflicht zu neh-
men, oder durch des Ortes Obrigkeit dar-
auf verpflichten zu laſſen.

Fluhr-Schuͤtzen
§. 14.

Betriegen, 1) wenn ſie Gaͤr-
ten, Holtz, Berge und Felder ſelbſt beſteh-
len, und alsdenn die Schuld auf andere
weltzen. 2) Wenn ſie den Leuten, ſonder-
lich den Graſe-Maͤgden, von welchen ſie
einigen Genuß haben, durch die Finger

ſehen,
J i (Anderer Haupt-Theil.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0385" n="249"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Betriegereyen der Jagd- und For&#x017F;t-Bedienten/ &#xA75B;c.</hi></fw><lb/><cb/>
tzen. 6) Wenn &#x017F;ie, die Leute anzulocken,<lb/>
vorgeben, mit dem Gewehr, das &#x017F;ie ver-<lb/>
handeln wollen, ko&#x0364;nte man &#x017F;o und &#x017F;o weit<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie wolten es auf die Probe an-<lb/>
kommen la&#x017F;&#x017F;en, auch zu dem Ende auf<lb/>
das freye Feld gehen, und gemeiniglich<lb/>
Papier an einem Brete, oder &#x017F;on&#x017F;t an ei-<lb/>
nem dazu beqvemen Orte fe&#x017F;t machen, da<lb/>
es denn ge&#x017F;chiehet, daß &#x017F;ie ein anders und<lb/>
wohl durchlo&#x0364;chertes Papier von eben der<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in der Ta&#x017F;che haben, und &#x017F;o bald<lb/>
der Schuß ge&#x017F;chehen, beylauffen, das auf-<lb/>
ge&#x017F;etzte ein&#x017F;tecken, hingegen aber das durch-<lb/>
lo&#x0364;cherte aufwei&#x017F;en, daß man al&#x017F;o glauben<lb/>
muß, ihr Gewehr &#x017F;ey von &#x017F;olcher Gu&#x0364;te,<lb/>
wie &#x017F;ie es ausgeben. 7) Wenn &#x017F;ie zer-<lb/>
&#x017F;prungene La&#x0364;uffte wieder zu&#x017F;ammen trei-<lb/>
ben und lo&#x0364;then, &#x017F;o denn vor tu&#x0364;chtige und<lb/>
neue ausgeben. 8) Wenn &#x017F;ie krumme<lb/>
und fal&#x017F;ch gebohrte La&#x0364;uffte vor gute in<lb/>
das Gewehr machen, und denen Unver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen anha&#x0364;ngen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Hammer-Herren</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 11.</head>
              <p>Betriegen, 1) wenn &#x017F;ie ihren<lb/>
Tagelo&#x0364;hnern und Arbeits-Leuten, an<lb/>
&#x017F;tatt, daß &#x017F;ie ihnen ihren Wochen-Lohn<lb/>
mit baarem Gelde bezahlen &#x017F;olten, Ei&#x017F;en,<lb/>
Kupffer, Blech, und dergleichen, um et-<lb/>
liche Gro&#x017F;chen theurer, als &#x017F;on&#x017F;t andern,<lb/>
geben, unter dem Vorwand, &#x017F;ie wa&#x0364;ren<lb/>
nicht mit baarem Gelde ver&#x017F;ehen, und<lb/>
dadurch verur&#x017F;achen, daß dergleichen ar-<lb/>
me Werck-Leute &#x017F;olches an Zahlungs-<lb/>
&#x017F;tatt genommene Ei&#x017F;en, Kupffer, oder<lb/>
Blech wieder zum Unterhalt der Jhri-<lb/>
gen mit Schaden loß&#x017F;chlagen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. 2)<lb/>
Wenn &#x017F;ie dergleichen auf ihren Ham&#x0303;er-<lb/>
Wercken oder <hi rendition="#aq">Fabriqu</hi>en arbeitenden<lb/>
Leuten, &#x017F;tatt baaren Wochen-Geldes,<lb/>
Korn, Bier, Brandtwein, Toback, Mehl,<lb/>
Butter, Ka&#x0364;&#x017F;e, Flei&#x017F;ch und andere derglei-<lb/>
chen, auch wohl halb-verdorbene <hi rendition="#aq">Victua-<lb/>
li</hi>en u&#x0364;bertheuer anha&#x0364;ngen, und al&#x017F;o die-<lb/>
&#x017F;e bedu&#x0364;rfftigen Leute um einen Theil ih-<lb/>
res Lohnes bringen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Hirten</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 12.</head>
              <p>Betriegen, 1) wenn &#x017F;ie fa&#x0364;l&#x017F;chlich<lb/>
vorgeben, daß ein Vieh an&#x017F;to&#x0364;ßig &#x017F;ey, da-<lb/>
mit &#x017F;ie nur etwas davon zu <hi rendition="#aq">curi</hi>ren be-<lb/>
kommen mo&#x0364;gen. 2) Wenn &#x017F;ie dem Vieh<lb/>
durch Schlagen oder Werffen Schaden<lb/>
thun, und hernach &#x017F;agen, es habe &#x017F;ich an<lb/>
einem Baum verletzet, &#x017F;ey gefallen, von<lb/>
Mu&#x0364;cken, oder von einem andern Vieh ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und be&#x017F;cha&#x0364;diget worden. 3) Wenn<lb/>
&#x017F;ie ver&#x017F;tohlner Wei&#x017F;e in die Wie&#x017F;en, Ae-<lb/><cb/>
cker, Ga&#x0364;rten, und Ho&#x0364;ltzer, wo es ihnen<lb/>
verbothen, hu&#x0364;ten, und darinnen Scha-<lb/>
den thun la&#x017F;&#x017F;en. 4) Wenn &#x017F;ie &#x017F;onderlich die<lb/>
Ku&#x0364;he in Wa&#x0364;ldern und verborgenen Oer-<lb/>
tern hu&#x0364;ten, da&#x017F;elb&#x017F;t heimlich ausmelcken,<lb/>
und die Milch zu ihrem Nutzen durch die<lb/>
Jhrigen des Abends nach Hau&#x017F;e tragen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. 5) Wenn &#x017F;ie unter der Hut das<lb/>
Ob&#x017F;t, und andere auf dem Felde &#x017F;tehende<lb/>
Fru&#x0364;chte wegnehmen, und ihren Eigen-<lb/>
thums-Herren entwenden. 6) Wenn<lb/>
&#x017F;ie mit Fleiß u&#x0364;ber die Grentzen oder in die<lb/>
jungen Schla&#x0364;ge, und dergleichen verbo-<lb/>
thene Oerter, hu&#x0364;ten, und da &#x017F;ie dru&#x0364;ber be-<lb/>
treten werden, &#x017F;ich damit ent&#x017F;chuldigen,<lb/>
das Vieh wa&#x0364;re &#x017F;cheu gemacht worden, ih-<lb/>
nen ausgeri&#x017F;&#x017F;en, oder ein und ander Stu&#x0364;ck<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;ich unvermerckt von der Heerde<lb/>
abge&#x017F;chlagen. 7) Wenn &#x017F;ie zu &#x017F;pa&#x0364;te aus-<lb/>
und zu fru&#x0364;h eintreiben, unter dem Vor-<lb/>
wand, das Vieh ha&#x0364;tte keine Weyde mehr<lb/>
gehabt, oder habe &#x017F;ich &#x017F;chon u&#x0364;berfre&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
8) Wenn &#x017F;ie bey der Holtz-Hut die jungen<lb/>
Sta&#x0364;mmgen oder ander hart Holtz abhau-<lb/>
en, und daraus Lo&#x0364;ffel, Ofen- und Rechen-<lb/>
Gabeln, und dergleichen Dinge mehr<lb/>
&#x017F;chnitzen. 9) Wenn &#x017F;ie es mit den Flei-<lb/>
&#x017F;chern halten, und da die&#x017F;er um ein Stu&#x0364;ck<lb/>
Vieh feil&#x017F;chet, &#x017F;olches bey denen Eigen-<lb/>
thums-Herren, jenem zu Gefallen, um<lb/>
eines Trinck-Geldes willen, danieder &#x017F;chla-<lb/>
gen. 10) Wenn &#x017F;ie den Pferden aus den<lb/>
Schwa&#x0364;ntzen die Haare ausrauffen, und<lb/>
den Geigenmachern oder <hi rendition="#aq">Peruque</hi>nma-<lb/>
chern verkauffen. 11) Wenn &#x017F;ie in den<lb/>
Wa&#x0364;ldern, wo &#x017F;ie hu&#x0364;ten, die Ba&#x0364;ume zu<lb/>
Hartz-Scharren lochen, die Vogel-Ne-<lb/>
&#x017F;ter ausnehmen, oder auch &#x017F;on&#x017F;ten in Ge-<lb/>
ho&#x0364;ltzen an der Vogel-Schnur Schaden<lb/>
thun.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 13.</head>
              <p>Die Mittel hierwider &#x017F;ind, 1)<lb/>
daß nicht alles liederlich Ge&#x017F;indel, &#x017F;ondern<lb/>
nur &#x017F;olche, deren Treue und Fleiß aus vor-<lb/>
gezeigten <hi rendition="#aq">Atte&#x017F;tatis</hi> oder &#x017F;on&#x017F;ten bekandt<lb/>
i&#x017F;t, zu Vieh-Hirten anzunehmen. 2)<lb/>
Bey Annehmung eines ihn auf gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
obigen Betriegereyen vorbeugende Pun-<lb/>
cte in be&#x017F;ondere Eydes-Pflicht zu neh-<lb/>
men, oder durch des Ortes Obrigkeit dar-<lb/>
auf verpflichten zu la&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Fluhr-Schu&#x0364;tzen</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 14.</head>
              <p>Betriegen, 1) wenn &#x017F;ie Ga&#x0364;r-<lb/>
ten, Holtz, Berge und Felder &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;teh-<lb/>
len, und alsdenn die Schuld auf andere<lb/>
weltzen. 2) Wenn &#x017F;ie den Leuten, &#x017F;onder-<lb/>
lich den Gra&#x017F;e-Ma&#x0364;gden, von welchen &#x017F;ie<lb/>
einigen Genuß haben, durch die Finger<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i (Anderer Haupt-Theil.)</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehen,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0385] Von Betriegereyen der Jagd- und Forſt-Bedienten/ ꝛc. tzen. 6) Wenn ſie, die Leute anzulocken, vorgeben, mit dem Gewehr, das ſie ver- handeln wollen, koͤnte man ſo und ſo weit ſchieſſen, ſie wolten es auf die Probe an- kommen laſſen, auch zu dem Ende auf das freye Feld gehen, und gemeiniglich Papier an einem Brete, oder ſonſt an ei- nem dazu beqvemen Orte feſt machen, da es denn geſchiehet, daß ſie ein anders und wohl durchloͤchertes Papier von eben der Groͤſſe in der Taſche haben, und ſo bald der Schuß geſchehen, beylauffen, das auf- geſetzte einſtecken, hingegen aber das durch- loͤcherte aufweiſen, daß man alſo glauben muß, ihr Gewehr ſey von ſolcher Guͤte, wie ſie es ausgeben. 7) Wenn ſie zer- ſprungene Laͤuffte wieder zuſammen trei- ben und loͤthen, ſo denn vor tuͤchtige und neue ausgeben. 8) Wenn ſie krumme und falſch gebohrte Laͤuffte vor gute in das Gewehr machen, und denen Unver- ſtaͤndigen anhaͤngen. Hammer-Herren §. 11.Betriegen, 1) wenn ſie ihren Tageloͤhnern und Arbeits-Leuten, an ſtatt, daß ſie ihnen ihren Wochen-Lohn mit baarem Gelde bezahlen ſolten, Eiſen, Kupffer, Blech, und dergleichen, um et- liche Groſchen theurer, als ſonſt andern, geben, unter dem Vorwand, ſie waͤren nicht mit baarem Gelde verſehen, und dadurch verurſachen, daß dergleichen ar- me Werck-Leute ſolches an Zahlungs- ſtatt genommene Eiſen, Kupffer, oder Blech wieder zum Unterhalt der Jhri- gen mit Schaden loßſchlagen muͤſſen. 2) Wenn ſie dergleichen auf ihren Ham̃er- Wercken oder Fabriquen arbeitenden Leuten, ſtatt baaren Wochen-Geldes, Korn, Bier, Brandtwein, Toback, Mehl, Butter, Kaͤſe, Fleiſch und andere derglei- chen, auch wohl halb-verdorbene Victua- lien uͤbertheuer anhaͤngen, und alſo die- ſe beduͤrfftigen Leute um einen Theil ih- res Lohnes bringen. Hirten §. 12.Betriegen, 1) wenn ſie faͤlſchlich vorgeben, daß ein Vieh anſtoͤßig ſey, da- mit ſie nur etwas davon zu curiren be- kommen moͤgen. 2) Wenn ſie dem Vieh durch Schlagen oder Werffen Schaden thun, und hernach ſagen, es habe ſich an einem Baum verletzet, ſey gefallen, von Muͤcken, oder von einem andern Vieh ge- ſtoſſen und beſchaͤdiget worden. 3) Wenn ſie verſtohlner Weiſe in die Wieſen, Ae- cker, Gaͤrten, und Hoͤltzer, wo es ihnen verbothen, huͤten, und darinnen Scha- den thun laſſen. 4) Wenn ſie ſonderlich die Kuͤhe in Waͤldern und verborgenen Oer- tern huͤten, daſelbſt heimlich ausmelcken, und die Milch zu ihrem Nutzen durch die Jhrigen des Abends nach Hauſe tragen laſſen. 5) Wenn ſie unter der Hut das Obſt, und andere auf dem Felde ſtehende Fruͤchte wegnehmen, und ihren Eigen- thums-Herren entwenden. 6) Wenn ſie mit Fleiß uͤber die Grentzen oder in die jungen Schlaͤge, und dergleichen verbo- thene Oerter, huͤten, und da ſie druͤber be- treten werden, ſich damit entſchuldigen, das Vieh waͤre ſcheu gemacht worden, ih- nen ausgeriſſen, oder ein und ander Stuͤck haͤtte ſich unvermerckt von der Heerde abgeſchlagen. 7) Wenn ſie zu ſpaͤte aus- und zu fruͤh eintreiben, unter dem Vor- wand, das Vieh haͤtte keine Weyde mehr gehabt, oder habe ſich ſchon uͤberfreſſen. 8) Wenn ſie bey der Holtz-Hut die jungen Staͤmmgen oder ander hart Holtz abhau- en, und daraus Loͤffel, Ofen- und Rechen- Gabeln, und dergleichen Dinge mehr ſchnitzen. 9) Wenn ſie es mit den Flei- ſchern halten, und da dieſer um ein Stuͤck Vieh feilſchet, ſolches bey denen Eigen- thums-Herren, jenem zu Gefallen, um eines Trinck-Geldes willen, danieder ſchla- gen. 10) Wenn ſie den Pferden aus den Schwaͤntzen die Haare ausrauffen, und den Geigenmachern oder Peruquenma- chern verkauffen. 11) Wenn ſie in den Waͤldern, wo ſie huͤten, die Baͤume zu Hartz-Scharren lochen, die Vogel-Ne- ſter ausnehmen, oder auch ſonſten in Ge- hoͤltzen an der Vogel-Schnur Schaden thun. §. 13.Die Mittel hierwider ſind, 1) daß nicht alles liederlich Geſindel, ſondern nur ſolche, deren Treue und Fleiß aus vor- gezeigten Atteſtatis oder ſonſten bekandt iſt, zu Vieh-Hirten anzunehmen. 2) Bey Annehmung eines ihn auf gewiſſe obigen Betriegereyen vorbeugende Pun- cte in beſondere Eydes-Pflicht zu neh- men, oder durch des Ortes Obrigkeit dar- auf verpflichten zu laſſen. Fluhr-Schuͤtzen §. 14.Betriegen, 1) wenn ſie Gaͤr- ten, Holtz, Berge und Felder ſelbſt beſteh- len, und alsdenn die Schuld auf andere weltzen. 2) Wenn ſie den Leuten, ſonder- lich den Graſe-Maͤgden, von welchen ſie einigen Genuß haben, durch die Finger ſehen, J i (Anderer Haupt-Theil.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/385
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/385>, abgerufen am 21.12.2024.