Des Ersten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Bäume.
[Spaltenumbruch]
wisse Oerter in die Büchsen-Geschäffte zu legen, damit sie gewiß schiessen mögen. Ob aber dabey zugleich ein heimlich Pa- ctum mit dem Teufel seyn müsse, sofern der Schuß gewiß seyn soll, ist wohl nicht zu zweiffeln. Auch wird es zu der Ma- gnetischen oder Waffen-Salbe genommen. Es muß aber Mooß von einem solchen Kopffe seyn, da der Mensch eines gewalt- samen Todes gestorben.
§. 5.
Etwas anders ist auch noch das Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge- stalt eines Strickes oder Seiles an der Erden hin und wieder, und trägt gelbe Blüthen, welche an statt des Saamens ein gelbliches Mehl oder Pulver von sich ge- ben. So man dieses Pulver in das Licht bläst, wirfft es einen langen Strahl von sich; So man zu diesem Pulver Wey- rauch, Mastix, Agtstein, und Benzoe thut, giebt es nicht allein einen Blitz, sondern auch angenehmen Geruch von sich. War- um dasselbe, wenn man es auf Koh- len wirfft, nicht blitze, sondern nur, wenn man es in eine Licht-Flamme durch den Federkiel bläset, ist der Gewalt des Feu- ers zuzuschreiben. Es trocknet auch die- ses Pulver sehr gut, wenn man es in die Wunden streuet.
Das 40. Capitel/ Von unterschiedenen Physica- lischen und curieusen Anmerckun- gen/ so einige Arten der wilden Bäu- me betreffen/ und in den vorher- gehenden nicht berühret sind.
Von den Linden.
1.
Der Fleiß der Gärtner und der Hauß- wirthe hat sich bemühet, eintzelne Bäume, absonderlich Linden, dergestalt zu ziehen, daß sie allerhand Apartements oder Lust-Häuser praesentiren müssen. Eine dergleichen gar prächtige Linde traff der Herr Johann Arnold von Brand auf seiner Gesandschaffts-Reise nach Moscau in dem Churfürstlichen Lust-Garten zu Königsberg an, welche unten etliche 30. Schuh breit war, und drey unterschiedli- che Geschosse hatte, mit Plancken und Stützen sehr lustig belegt; dessen ersten Schoß man auf etliche 30. Stuffen über einen lustigen mit Plancken versehenen, und auf 4. andern gepflantzten Linden- [Spaltenumbruch]
Bäumen auf beyden Seiten ruhenden Eingang betreten muste; auf die andern aber stieg man über etliche dazu gemach- te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von Brand Reisen, Wesel 1702. Die Königl. Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle- ve enthält eine gleichmäßige berühmte schöne Linde, für der Haagischen Pforten, mit drey Vertheilungen, deren unterste, als die gröste, acht Pyramiden oder Thürmgens hat; Die zweyte etwas schmählere hat ebenmäßig acht Pyrami- den: Die dritte Abtheilung gehet mit un- terschiedlichen Globen oder Rundungen in allgemächlich vermindernder Propor- tion in die Höhe, deren Spitze in einem vergüldeten Fähnlein das Clevische Wap- pen trägt.
§. 2.
Zu Braunsberg in Preussen unfern Pillau findet man in des Herrn Hanemans eines dasigen Kauffmanns Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und 3. Etagen, inwendig mit Fenstern, Tischen und Bäncken versehen, und in das Qua- drat geschnitten. Der Stamm ist erstlich verkehrt gesetzt, so, daß die Wurtzel, wie man klar sehen kan, zu oberst die Zweige getrieben. Man hat um den Baum ein Gelender gemacht von Stacketen, und die Zweige da so hineingeflochten, daß auswendig in die Vierkant alles umher nichtanders, als mit einer grünen Wand bekleidet geschienen. Weil aber der Baum immer in die Höhe und Dicke gewachsen, und also mehr Zweige getrieben, hat man noch eine andere Etage, eben wie die erste, gemacht, und endlich auch die dritte, so, daß dieser Baum ein recht lebendiges Lust-Haus darstellet, das sich selbst ge- macht, mit drey Böden und Cammern versehen, da man Tische, Stühle und Bäncke setzen kan. Man hat auch rechte Fenster auf die Ecken gemacht, und zehlet man zwey und viertzig Stuffen, ehe man hinauf kömmt. Das curieuseste, das bey diesem Baum zu observirn, ist, daß, wo die Zweige vor der Lufft bedeckt seyn, sie nichts Grünes zeigen, sondern wie die ersten Wurtzeln eher nichts Grünes von sich geben, als biß sie an die Sonne und Lufft kommen, da sie ihre lebendigen Ta- peten dem gemachten Gegitter, da sie hin- eingewunden, und allezeit unter dem Schnitt gehalten werden, sehr angenehm mittheilen, und siehet es von ferne nicht anders, als ein viereckigtes mit grünem Gewand überzogenes Haus aus.
§. 3. Anno
J 2
Des Erſten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Baͤume.
[Spaltenumbruch]
wiſſe Oerter in die Buͤchſen-Geſchaͤffte zu legen, damit ſie gewiß ſchieſſen moͤgen. Ob aber dabey zugleich ein heimlich Pa- ctum mit dem Teufel ſeyn muͤſſe, ſofern der Schuß gewiß ſeyn ſoll, iſt wohl nicht zu zweiffeln. Auch wird es zu der Ma- gnetiſchen oder Waffen-Salbe genom̃en. Es muß aber Mooß von einem ſolchen Kopffe ſeyn, da der Menſch eines gewalt- ſamen Todes geſtorben.
§. 5.
Etwas anders iſt auch noch das Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge- ſtalt eines Strickes oder Seiles an der Erden hin und wieder, und traͤgt gelbe Bluͤthen, welche an ſtatt des Saamens ein gelbliches Mehl oder Pulver von ſich ge- ben. So man dieſes Pulver in das Licht blaͤſt, wirfft es einen langen Strahl von ſich; So man zu dieſem Pulver Wey- rauch, Maſtix, Agtſtein, und Benzoe thut, giebt es nicht allein einen Blitz, ſondern auch angenehmen Geruch von ſich. War- um daſſelbe, wenn man es auf Koh- len wirfft, nicht blitze, ſondern nur, wenn man es in eine Licht-Flamme durch den Federkiel blaͤſet, iſt der Gewalt des Feu- ers zuzuſchreiben. Es trocknet auch die- ſes Pulver ſehr gut, wenn man es in die Wunden ſtreuet.
Das 40. Capitel/ Von unterſchiedenen Phyſica- liſchen und curieuſen Anmerckun- gen/ ſo einige Arten der wilden Baͤu- me betreffen/ und in den vorher- gehenden nicht beruͤhret ſind.
Von den Linden.
1.
Der Fleiß der Gaͤrtner und der Hauß- wirthe hat ſich bemuͤhet, eintzelne Baͤume, abſonderlich Linden, dergeſtalt zu ziehen, daß ſie allerhand Apartements oder Luſt-Haͤuſer præſentiren muͤſſen. Eine dergleichen gar praͤchtige Linde traff der Herr Johann Arnold von Brand auf ſeiner Geſandſchaffts-Reiſe nach Moſcau in dem Churfuͤrſtlichen Luſt-Garten zu Koͤnigsberg an, welche unten etliche 30. Schuh breit war, und drey unterſchiedli- che Geſchoſſe hatte, mit Plancken und Stuͤtzen ſehr luſtig belegt; deſſen erſten Schoß man auf etliche 30. Stuffen uͤber einen luſtigen mit Plancken verſehenen, und auf 4. andern gepflantzten Linden- [Spaltenumbruch]
Baͤumen auf beyden Seiten ruhenden Eingang betreten muſte; auf die andern aber ſtieg man uͤber etliche dazu gemach- te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von Brand Reiſen, Weſel 1702. Die Koͤnigl. Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle- ve enthaͤlt eine gleichmaͤßige beruͤhmte ſchoͤne Linde, fuͤr der Haagiſchen Pforten, mit drey Vertheilungen, deren unterſte, als die groͤſte, acht Pyramiden oder Thuͤrmgens hat; Die zweyte etwas ſchmaͤhlere hat ebenmaͤßig acht Pyrami- den: Die dritte Abtheilung gehet mit un- terſchiedlichen Globen oder Rundungen in allgemaͤchlich vermindernder Propor- tion in die Hoͤhe, deren Spitze in einem verguͤldeten Faͤhnlein das Cleviſche Wap- pen traͤgt.
§. 2.
Zu Braunsberg in Preuſſen unfern Pillau findet man in des Herrn Hanemans eines daſigen Kauffmanns Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und 3. Etagen, inwendig mit Fenſtern, Tiſchen und Baͤncken verſehen, und in das Qua- drat geſchnitten. Der Stamm iſt erſtlich verkehrt geſetzt, ſo, daß die Wurtzel, wie man klar ſehen kan, zu oberſt die Zweige getrieben. Man hat um den Baum ein Gelender gemacht von Stacketen, und die Zweige da ſo hineingeflochten, daß auswendig in die Vierkant alles umher nichtanders, als mit einer gruͤnen Wand bekleidet geſchienen. Weil aber der Baum immer in die Hoͤhe und Dicke gewachſen, und alſo mehr Zweige getrieben, hat man noch eine andere Etage, eben wie die erſte, gemacht, und endlich auch die dritte, ſo, daß dieſer Baum ein recht lebendiges Luſt-Haus darſtellet, das ſich ſelbſt ge- macht, mit drey Boͤden und Cammern verſehen, da man Tiſche, Stuͤhle und Baͤncke ſetzen kan. Man hat auch rechte Fenſter auf die Ecken gemacht, und zehlet man zwey und viertzig Stuffen, ehe man hinauf koͤmmt. Das curieuſeſte, das bey dieſem Baum zu obſervirn, iſt, daß, wo die Zweige vor der Lufft bedeckt ſeyn, ſie nichts Gruͤnes zeigen, ſondern wie die erſten Wurtzeln eher nichts Gruͤnes von ſich geben, als biß ſie an die Sonne und Lufft kommen, da ſie ihre lebendigen Ta- peten dem gemachten Gegitter, da ſie hin- eingewunden, und allezeit unter dem Schnitt gehalten werden, ſehr angenehm mittheilen, und ſiehet es von ferne nicht anders, als ein viereckigtes mit gruͤnem Gewand uͤberzogenes Haus aus.
§. 3. Anno
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0127"n="67"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Erſten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Baͤume.</hi></fw><lb/><cb/>
wiſſe Oerter in die Buͤchſen-Geſchaͤffte zu<lb/>
legen, damit ſie gewiß ſchieſſen moͤgen.<lb/>
Ob aber dabey zugleich ein heimlich <hirendition="#aq">Pa-<lb/>
ctum</hi> mit dem Teufel ſeyn muͤſſe, ſofern<lb/>
der Schuß gewiß ſeyn ſoll, iſt wohl nicht<lb/>
zu zweiffeln. Auch wird es zu der <hirendition="#aq">Ma-<lb/>
gneti</hi>ſchen oder Waffen-Salbe genom̃en.<lb/>
Es muß aber Mooß von einem ſolchen<lb/>
Kopffe ſeyn, da der Menſch eines gewalt-<lb/>ſamen Todes geſtorben.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 5.</head><p>Etwas anders iſt auch noch das<lb/>
Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge-<lb/>ſtalt eines Strickes oder Seiles an der<lb/>
Erden hin und wieder, und traͤgt gelbe<lb/>
Bluͤthen, welche an ſtatt des Saamens ein<lb/>
gelbliches Mehl oder Pulver von ſich ge-<lb/>
ben. So man dieſes Pulver in das Licht<lb/>
blaͤſt, wirfft es einen langen Strahl von<lb/>ſich; So man zu dieſem Pulver Wey-<lb/>
rauch, Maſtix, Agtſtein, und <hirendition="#aq">Benzoe</hi> thut,<lb/>
giebt es nicht allein einen Blitz, ſondern<lb/>
auch angenehmen Geruch von ſich. War-<lb/>
um daſſelbe, wenn man es auf Koh-<lb/>
len wirfft, nicht blitze, ſondern nur, wenn<lb/>
man es in eine Licht-Flamme durch den<lb/>
Federkiel blaͤſet, iſt der Gewalt des Feu-<lb/>
ers zuzuſchreiben. Es trocknet auch die-<lb/>ſes Pulver ſehr gut, wenn man es in die<lb/>
Wunden ſtreuet.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 40. Capitel/<lb/>
Von unterſchiedenen <hirendition="#aq">Phyſica-<lb/>
li</hi>ſchen und <hirendition="#aq">curieuſ</hi>en Anmerckun-<lb/>
gen/ ſo einige Arten der wilden Baͤu-<lb/>
me betreffen/ und in den vorher-<lb/>
gehenden nicht beruͤhret<lb/>ſind.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von den Linden.</hi></head><lb/><divn="4"><head>1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er Fleiß der Gaͤrtner und der Hauß-<lb/>
wirthe hat ſich bemuͤhet, eintzelne<lb/>
Baͤume, abſonderlich Linden, dergeſtalt<lb/>
zu ziehen, daß ſie allerhand <hirendition="#aq">Apartements</hi><lb/>
oder Luſt-Haͤuſer <hirendition="#aq">præſentir</hi>en muͤſſen.<lb/>
Eine dergleichen gar praͤchtige Linde traff<lb/>
der Herr Johann Arnold von Brand auf<lb/>ſeiner Geſandſchaffts-Reiſe nach Moſcau<lb/>
in dem Churfuͤrſtlichen Luſt-Garten zu<lb/>
Koͤnigsberg an, welche unten etliche 30.<lb/>
Schuh breit war, und drey unterſchiedli-<lb/>
che Geſchoſſe hatte, mit Plancken und<lb/>
Stuͤtzen ſehr luſtig belegt; deſſen erſten<lb/>
Schoß man auf etliche 30. Stuffen uͤber<lb/>
einen luſtigen mit Plancken verſehenen,<lb/>
und auf 4. andern gepflantzten Linden-<lb/><cb/>
Baͤumen auf beyden Seiten ruhenden<lb/>
Eingang betreten muſte; auf die andern<lb/>
aber ſtieg man uͤber etliche dazu gemach-<lb/>
te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von<lb/>
Brand Reiſen, Weſel 1702. Die Koͤnigl.<lb/>
Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle-<lb/>
ve enthaͤlt eine gleichmaͤßige beruͤhmte<lb/>ſchoͤne Linde, fuͤr der Haagiſchen Pforten,<lb/>
mit drey Vertheilungen, deren unterſte,<lb/>
als die groͤſte, acht Pyramiden oder<lb/>
Thuͤrmgens hat; Die zweyte etwas<lb/>ſchmaͤhlere hat ebenmaͤßig acht Pyrami-<lb/>
den: Die dritte Abtheilung gehet mit un-<lb/>
terſchiedlichen Globen oder Rundungen<lb/>
in allgemaͤchlich vermindernder <hirendition="#aq">Propor-<lb/>
tion</hi> in die Hoͤhe, deren Spitze in einem<lb/>
verguͤldeten Faͤhnlein das Cleviſche Wap-<lb/>
pen traͤgt.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 2.</head><p>Zu Braunsberg in Preuſſen<lb/>
unfern Pillau findet man in des Herrn<lb/>
Hanemans eines daſigen Kauffmanns<lb/>
Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und<lb/>
3. <hirendition="#aq">Etag</hi>en, inwendig mit Fenſtern, Tiſchen<lb/>
und Baͤncken verſehen, und in das Qua-<lb/>
drat geſchnitten. Der Stamm iſt erſtlich<lb/>
verkehrt geſetzt, ſo, daß die Wurtzel, wie<lb/>
man klar ſehen kan, zu oberſt die Zweige<lb/>
getrieben. Man hat um den Baum ein<lb/>
Gelender gemacht von Stacketen, und<lb/>
die Zweige da ſo hineingeflochten, daß<lb/>
auswendig in die Vierkant alles umher<lb/>
nichtanders, als mit einer gruͤnen Wand<lb/>
bekleidet geſchienen. Weil aber der Baum<lb/>
immer in die Hoͤhe und Dicke gewachſen,<lb/>
und alſo mehr Zweige getrieben, hat man<lb/>
noch eine andere <hirendition="#aq">Etage,</hi> eben wie die erſte,<lb/>
gemacht, und endlich auch die dritte, ſo,<lb/>
daß dieſer Baum ein recht lebendiges<lb/>
Luſt-Haus darſtellet, das ſich ſelbſt ge-<lb/>
macht, mit drey Boͤden und Cammern<lb/>
verſehen, da man Tiſche, Stuͤhle und<lb/>
Baͤncke ſetzen kan. Man hat auch rechte<lb/>
Fenſter auf die Ecken gemacht, und zehlet<lb/>
man zwey und viertzig Stuffen, ehe man<lb/>
hinauf koͤmmt. Das <hirendition="#aq">curieuſe</hi>ſte, das<lb/>
bey dieſem Baum zu <hirendition="#aq">obſervi</hi>rn, iſt, daß,<lb/>
wo die Zweige vor der Lufft bedeckt ſeyn,<lb/>ſie nichts Gruͤnes zeigen, ſondern wie die<lb/>
erſten Wurtzeln eher nichts Gruͤnes von<lb/>ſich geben, als biß ſie an die Sonne und<lb/>
Lufft kommen, da ſie ihre lebendigen Ta-<lb/>
peten dem gemachten Gegitter, da ſie hin-<lb/>
eingewunden, und allezeit unter dem<lb/>
Schnitt gehalten werden, ſehr angenehm<lb/>
mittheilen, und ſiehet es von ferne nicht<lb/>
anders, als ein viereckigtes mit gruͤnem<lb/>
Gewand uͤberzogenes Haus aus.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 3. <hirendition="#aq">Anno</hi></fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[67/0127]
Des Erſten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Baͤume.
wiſſe Oerter in die Buͤchſen-Geſchaͤffte zu
legen, damit ſie gewiß ſchieſſen moͤgen.
Ob aber dabey zugleich ein heimlich Pa-
ctum mit dem Teufel ſeyn muͤſſe, ſofern
der Schuß gewiß ſeyn ſoll, iſt wohl nicht
zu zweiffeln. Auch wird es zu der Ma-
gnetiſchen oder Waffen-Salbe genom̃en.
Es muß aber Mooß von einem ſolchen
Kopffe ſeyn, da der Menſch eines gewalt-
ſamen Todes geſtorben.
§. 5. Etwas anders iſt auch noch das
Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge-
ſtalt eines Strickes oder Seiles an der
Erden hin und wieder, und traͤgt gelbe
Bluͤthen, welche an ſtatt des Saamens ein
gelbliches Mehl oder Pulver von ſich ge-
ben. So man dieſes Pulver in das Licht
blaͤſt, wirfft es einen langen Strahl von
ſich; So man zu dieſem Pulver Wey-
rauch, Maſtix, Agtſtein, und Benzoe thut,
giebt es nicht allein einen Blitz, ſondern
auch angenehmen Geruch von ſich. War-
um daſſelbe, wenn man es auf Koh-
len wirfft, nicht blitze, ſondern nur, wenn
man es in eine Licht-Flamme durch den
Federkiel blaͤſet, iſt der Gewalt des Feu-
ers zuzuſchreiben. Es trocknet auch die-
ſes Pulver ſehr gut, wenn man es in die
Wunden ſtreuet.
Das 40. Capitel/
Von unterſchiedenen Phyſica-
liſchen und curieuſen Anmerckun-
gen/ ſo einige Arten der wilden Baͤu-
me betreffen/ und in den vorher-
gehenden nicht beruͤhret
ſind.
Von den Linden.
1.
Der Fleiß der Gaͤrtner und der Hauß-
wirthe hat ſich bemuͤhet, eintzelne
Baͤume, abſonderlich Linden, dergeſtalt
zu ziehen, daß ſie allerhand Apartements
oder Luſt-Haͤuſer præſentiren muͤſſen.
Eine dergleichen gar praͤchtige Linde traff
der Herr Johann Arnold von Brand auf
ſeiner Geſandſchaffts-Reiſe nach Moſcau
in dem Churfuͤrſtlichen Luſt-Garten zu
Koͤnigsberg an, welche unten etliche 30.
Schuh breit war, und drey unterſchiedli-
che Geſchoſſe hatte, mit Plancken und
Stuͤtzen ſehr luſtig belegt; deſſen erſten
Schoß man auf etliche 30. Stuffen uͤber
einen luſtigen mit Plancken verſehenen,
und auf 4. andern gepflantzten Linden-
Baͤumen auf beyden Seiten ruhenden
Eingang betreten muſte; auf die andern
aber ſtieg man uͤber etliche dazu gemach-
te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von
Brand Reiſen, Weſel 1702. Die Koͤnigl.
Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle-
ve enthaͤlt eine gleichmaͤßige beruͤhmte
ſchoͤne Linde, fuͤr der Haagiſchen Pforten,
mit drey Vertheilungen, deren unterſte,
als die groͤſte, acht Pyramiden oder
Thuͤrmgens hat; Die zweyte etwas
ſchmaͤhlere hat ebenmaͤßig acht Pyrami-
den: Die dritte Abtheilung gehet mit un-
terſchiedlichen Globen oder Rundungen
in allgemaͤchlich vermindernder Propor-
tion in die Hoͤhe, deren Spitze in einem
verguͤldeten Faͤhnlein das Cleviſche Wap-
pen traͤgt.
§. 2. Zu Braunsberg in Preuſſen
unfern Pillau findet man in des Herrn
Hanemans eines daſigen Kauffmanns
Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und
3. Etagen, inwendig mit Fenſtern, Tiſchen
und Baͤncken verſehen, und in das Qua-
drat geſchnitten. Der Stamm iſt erſtlich
verkehrt geſetzt, ſo, daß die Wurtzel, wie
man klar ſehen kan, zu oberſt die Zweige
getrieben. Man hat um den Baum ein
Gelender gemacht von Stacketen, und
die Zweige da ſo hineingeflochten, daß
auswendig in die Vierkant alles umher
nichtanders, als mit einer gruͤnen Wand
bekleidet geſchienen. Weil aber der Baum
immer in die Hoͤhe und Dicke gewachſen,
und alſo mehr Zweige getrieben, hat man
noch eine andere Etage, eben wie die erſte,
gemacht, und endlich auch die dritte, ſo,
daß dieſer Baum ein recht lebendiges
Luſt-Haus darſtellet, das ſich ſelbſt ge-
macht, mit drey Boͤden und Cammern
verſehen, da man Tiſche, Stuͤhle und
Baͤncke ſetzen kan. Man hat auch rechte
Fenſter auf die Ecken gemacht, und zehlet
man zwey und viertzig Stuffen, ehe man
hinauf koͤmmt. Das curieuſeſte, das
bey dieſem Baum zu obſervirn, iſt, daß,
wo die Zweige vor der Lufft bedeckt ſeyn,
ſie nichts Gruͤnes zeigen, ſondern wie die
erſten Wurtzeln eher nichts Gruͤnes von
ſich geben, als biß ſie an die Sonne und
Lufft kommen, da ſie ihre lebendigen Ta-
peten dem gemachten Gegitter, da ſie hin-
eingewunden, und allezeit unter dem
Schnitt gehalten werden, ſehr angenehm
mittheilen, und ſiehet es von ferne nicht
anders, als ein viereckigtes mit gruͤnem
Gewand uͤberzogenes Haus aus.
§. 3. Anno
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/127>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.