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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 39. Cap. von dem Mooß der Bäume.
[Spaltenumbruch] ausgeschickt worden, theils im Feuer um-
kommen, theils nach den Dörffern zu-
geeilet, aber im währenden Eilen vor
Dampff zur Erde gefallen, und im Feuer
elendiglich verderben müssen. Die Ge-
gend nun, wo das Feuer so gewaltig ge-
wütet und getobet, ist unweit Tiefen-
furth, dem Pech-Ofen vorbey, und ge-
gen das Dorff Loß zu, selbigen Streif
wieder hinauf; die neugebaute Schäfe-
rey über der neuen Schencke ist mit in die
Asche gelegt, bey Thomas die gantze Hei-
de hinauf, und in dem Dorff Lipschke die
gantze Reyhe Häuser, ohne daß ein Mensch
einen Faden zu retten gewust, und gar
wenig stehen blieben.

§. 4.

Diese Wald-Brände haben
mancherley Ursachen gehabt; theils die
extraordinair heissen Sonnenstrahlen, die
an denjenigen Orten, wo viel dürres Ge-
straude gelegen, und hartzige fette Mate-
rie von Kiehn, dabey eine Entzündung,
theils der starcke Wind, da die fetten Kie-
fern durch starcke Commotion des Win-
des beständig an einander gestossen und
gerieben worden, ein Feuer verursacht,
theils und vornemlich aber durch mensch-
liche Verwahrlosung, da theils durch un-
achtsames Toback-schmauchen, theils
auf andere Art, die Wälder entzündet
worden.

Das 39. Capitel/
Von dem Mooß der Bäume.
§. 1.

Das Baum-Mooß ist an Gestalt ein
grauliches haarigtes Gewächse an
den Eichen und andern Bäumen, wel-
ches ohne Wurtzel, ohne Blätter, ohne
Blüthe, und ohne Saamen entweder aus
denselben herauswächst, oder an ihnen
auf dem Boden wachsend ist. Es wird
an den Eichen, Espen, Nuß-Bäumen,
Bircken, Birn-Bäumen, Aepffel-Bäu-
men, Fichten, Tannen, Kiefern, Lerchen-
Bäumen, Cedern und andern Bäumen
angetroffen. Es ist der Farbe nach von
einander gar sehr unterschieden; man-
ches siehet weißlicht, manches röthlich,
manches aber schwärtzlich. Einiges glei-
chet den Haaren, und wächset am Stamm,
ein anders aber den Eichel-Blättern;
manche Sorte ist weich, und manches ist
mit harten Schaalen versehen.

§. 2.

Es giebt dieses Baum-Mooß
einen Oeconomischen und Medicinischen
Nutzen von sich. Der Oeconomische
[Spaltenumbruch] Nutzen bestehet darinnen, daß man es
an denjenigen Orten, wo das Getraide
und Stroh rar ist, mit der Streu aufre-
chet, nach Hause führet, zum Dünger mit
gebraucht, und in den Mist wirfft; es er-
hält auch, zumahl derjenige, der an der
Erde und am Stamm ist, des Baumes
Wurtzeln, die gantz frey aussen liegen, in
der grösten Sommers-Hitze im Schat-
ten und in der Kühle, daß die heissen Son-
nenstrahlen dem Baum nicht Schaden zu-
fügen. Aus dem Baum-Mooß kan auch
der Poudre zubereitet werden, und ist es
viel besser, daß man den Mooß dazu
nimmt, als die Stärcke, die man zu an-
dern Sachen weit nützlicher gebrauchen
kan. Will man aber Poudre vom Mooß
machen, so nimmt man von dem weissen
Mooß, der an den Eich-Bäumen sitzt, als
welcher hierzu der beste, man trocknet ihn
auf einem heissen Ofen, hernach stößt man
ihn klar, und fiebet ihn durch ein Haar-
Sieb, vermischt ihn mit Violen-Wur-
tzel, und macht ihn mit allerhand Par-
fums
und guten Oelen wohlriechend. Joh.
Baptista Terrar. Hesper. l. 2. c. 19. p.
1159.
schreibet: So man frische Citronen und
unverletzt in die Ferne senden wolte, solte
man eine iede in Baum-Mooß wickeln,
und die Stengel mit Wachs oder Kreide
vermachen, dieselben aber weit von ein-
ander legen, damit sie nicht an einander
kommen.

§. 3.

Der Medicinische Nutzen des
Baum-Moosses ist folgender: Man ge-
braucht das Mooß, welches an den Ei-
chen wächst, zum Adstringiren, da man
es in Decocto oder pulverisirt auf den
Ort leget, wo etwan ein Blut-Fluß ist,
als zum Exempel im Nasen-bluten. Al-
les Mooß adstringirt, und wird einge-
nommen in der Gelbensucht, dem Erbre-
chen, Bauch-Fluß, der rothen Ruhr, und
dem Abortiren. Aeusserlich tauget es
vor das böse Zahnfleisch, vor Bluten; es
ist auch gut in den verwundeten und
schmertzenden Nerven. Das Mooß von
Cedern, Tannen, und andern hartzigen
Bäumen und Wurtzeln, hat eine dige-
ri
rende und erweichende Krafft, daher es,
wenn man es in Wein infundiret, den
Schlaf befördert, den Magen stärcket,
und das Brechen cohibiret.

§. 4.

Das Mooß von einem Todten-
Kopff wird von etlichen wider das schwe-
re Gebrechen gerühmet, und als ein son-
derlich Geheimniß gehalten. Die Schü-
tzen wissen eine Art dieses Moosses an ge-

wisse

Des Erſten Theils 39. Cap. von dem Mooß der Baͤume.
[Spaltenumbruch] ausgeſchickt worden, theils im Feuer um-
kommen, theils nach den Doͤrffern zu-
geeilet, aber im waͤhrenden Eilen vor
Dampff zur Erde gefallen, und im Feuer
elendiglich verderben muͤſſen. Die Ge-
gend nun, wo das Feuer ſo gewaltig ge-
wuͤtet und getobet, iſt unweit Tiefen-
furth, dem Pech-Ofen vorbey, und ge-
gen das Dorff Loß zu, ſelbigen Streif
wieder hinauf; die neugebaute Schaͤfe-
rey uͤber der neuen Schencke iſt mit in die
Aſche gelegt, bey Thomas die gantze Hei-
de hinauf, und in dem Dorff Lipſchke die
gantze Reyhe Haͤuſer, ohne daß ein Menſch
einen Faden zu retten gewuſt, und gar
wenig ſtehen blieben.

§. 4.

Dieſe Wald-Braͤnde haben
mancherley Urſachen gehabt; theils die
extraordinair heiſſen Sonnenſtrahlen, die
an denjenigen Orten, wo viel duͤrres Ge-
ſtraude gelegen, und hartzige fette Mate-
rie von Kiehn, dabey eine Entzuͤndung,
theils der ſtarcke Wind, da die fetten Kie-
fern durch ſtarcke Commotion des Win-
des beſtaͤndig an einander geſtoſſen und
gerieben worden, ein Feuer verurſacht,
theils und vornemlich aber durch menſch-
liche Verwahrloſung, da theils durch un-
achtſames Toback-ſchmauchen, theils
auf andere Art, die Waͤlder entzuͤndet
worden.

Das 39. Capitel/
Von dem Mooß der Baͤume.
§. 1.

Das Baum-Mooß iſt an Geſtalt ein
grauliches haarigtes Gewaͤchſe an
den Eichen und andern Baͤumen, wel-
ches ohne Wurtzel, ohne Blaͤtter, ohne
Bluͤthe, und ohne Saamen entweder aus
denſelben herauswaͤchſt, oder an ihnen
auf dem Boden wachſend iſt. Es wird
an den Eichen, Eſpen, Nuß-Baͤumen,
Bircken, Birn-Baͤumen, Aepffel-Baͤu-
men, Fichten, Tannen, Kiefern, Lerchen-
Baͤumen, Cedern und andern Baͤumen
angetroffen. Es iſt der Farbe nach von
einander gar ſehr unterſchieden; man-
ches ſiehet weißlicht, manches roͤthlich,
manches aber ſchwaͤrtzlich. Einiges glei-
chet den Haaren, und waͤchſet am Stam̃,
ein anders aber den Eichel-Blaͤttern;
manche Sorte iſt weich, und manches iſt
mit harten Schaalen verſehen.

§. 2.

Es giebt dieſes Baum-Mooß
einen Oeconomiſchen und Mediciniſchen
Nutzen von ſich. Der Oeconomiſche
[Spaltenumbruch] Nutzen beſtehet darinnen, daß man es
an denjenigen Orten, wo das Getraide
und Stroh rar iſt, mit der Streu aufre-
chet, nach Hauſe fuͤhret, zum Duͤnger mit
gebraucht, und in den Miſt wirfft; es er-
haͤlt auch, zumahl derjenige, der an der
Erde und am Stamm iſt, des Baumes
Wurtzeln, die gantz frey auſſen liegen, in
der groͤſten Sommers-Hitze im Schat-
ten und in der Kuͤhle, daß die heiſſen Son-
nenſtrahlen dem Baum nicht Schaden zu-
fuͤgen. Aus dem Baum-Mooß kan auch
der Poudre zubereitet werden, und iſt es
viel beſſer, daß man den Mooß dazu
nimmt, als die Staͤrcke, die man zu an-
dern Sachen weit nuͤtzlicher gebrauchen
kan. Will man aber Poudre vom Mooß
machen, ſo nimmt man von dem weiſſen
Mooß, der an den Eich-Baͤumen ſitzt, als
welcher hierzu der beſte, man trocknet ihn
auf einem heiſſen Ofen, hernach ſtoͤßt man
ihn klar, und fiebet ihn durch ein Haar-
Sieb, vermiſcht ihn mit Violen-Wur-
tzel, und macht ihn mit allerhand Par-
fums
und guten Oelen wohlriechend. Joh.
Baptiſta Terrar. Heſper. l. 2. c. 19. p.
1159.
ſchreibet: So man friſche Citronen und
unverletzt in die Ferne ſenden wolte, ſolte
man eine iede in Baum-Mooß wickeln,
und die Stengel mit Wachs oder Kreide
vermachen, dieſelben aber weit von ein-
ander legen, damit ſie nicht an einander
kommen.

§. 3.

Der Mediciniſche Nutzen des
Baum-Mooſſes iſt folgender: Man ge-
braucht das Mooß, welches an den Ei-
chen waͤchſt, zum Adſtringiren, da man
es in Decocto oder pulveriſirt auf den
Ort leget, wo etwan ein Blut-Fluß iſt,
als zum Exempel im Naſen-bluten. Al-
les Mooß adſtringirt, und wird einge-
nommen in der Gelbenſucht, dem Erbre-
chen, Bauch-Fluß, der rothen Ruhr, und
dem Abortiren. Aeuſſerlich tauget es
vor das boͤſe Zahnfleiſch, vor Bluten; es
iſt auch gut in den verwundeten und
ſchmertzenden Nerven. Das Mooß von
Cedern, Tannen, und andern hartzigen
Baͤumen und Wurtzeln, hat eine dige-
ri
rende und erweichende Krafft, daher es,
wenn man es in Wein infundiret, den
Schlaf befoͤrdert, den Magen ſtaͤrcket,
und das Brechen cohibiret.

§. 4.

Das Mooß von einem Todten-
Kopff wird von etlichen wider das ſchwe-
re Gebrechen geruͤhmet, und als ein ſon-
derlich Geheimniß gehalten. Die Schuͤ-
tzen wiſſen eine Art dieſes Mooſſes an ge-

wiſſe
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/126>, abgerufen am 21.12.2024.