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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehöhrigen Materien.
HOMBVRGS
Responsum LXXVII.
Jnhalt.
Ob das Jagd-Recht ein Regale sey; Jngleichen, ob eine Privat-Person in der
Possess dieses Rechts zu schützen?
[Spaltenumbruch]

ALs uns Decano, Seniori, &c. er-
kennen darauff und zwar anfäng-
lich auff die erste Frage vor Recht:

Ob wohl (1) unstreitig und ohne al-
len Zweiffel ist, daß dem bürgerlichen
Recht nach eine jede Privat-Person so-
wohl auff ihren eigenen, als auff frem-
den Aeckern zu jagen befugt sey;
§. 12. I. de R. D.
L. 1.
§. 1. ff. de A. R. D.

Und (2) in text II. Feud. 56. allwo von de-
nen Regalien geredet wird, keine Mel-
dung der Jagd-Gerechtigkeit geschiehet,
sondern nur der Einkünffte der Fischerey
erwehnet wird, welche zwar zu denen
fiscalischen Gerechtigkeiten wohl können
gerechnet werden, jedoch von dem Jagd-
Recht weit entfernet sind; Auch (3) ei-
nige unter den Rechts-Lehrern gefun-
den werden, die das Jagd-Recht vor eine
auff einem unbeweglichen Grund-Stü-
cke vorkommende Dienstbarkeit achten,
Gail. 2. O. 66.
Einige aber (4) vor eine Sache, die mit
den Fürstenthümern und Hertzogthü-
mern vereinbaret ist,
Finckenthaus. Disp. 4. th. 18.
So will es dennoch das starcke Ansehen
gewinnen, als wenn die Nieder-Jagden
nicht zu den Regalien gehöreten;

Alldieweil aber doch (1) heut zu Ta-
ge es einer gantz andern Beschaffenheit
mit den Jagden hat, inmaassen Fürsten
und Herrn die Gerechtigkeit zu jagen
denen Privatis entzogen, und sich, vielerley
Ursachen halber, zugeeignet haben; Auch
nicht unbekant ist, daß (2) diejenige
Gerechtigkeit, so vor diesem kein Regale
gewesen ist, durch langwierigen Gebrauch
und Gewohnheit dazu könne gemacht
werden: Denn es können diejenigen Rech-
ten, welche vor diesem keine Regalien ge-
wesen, durch den Gebrauch zu Regalibus
werden:

Rosenthal. de Feud. cap. 5. Concl. 94.
Und dann (3) viele von denen bewähr-
testen Rechts-Lehrern bezeugen, daß
im Heiligen Römischen Reich Teutscher
[Spaltenumbruch] Nation die Jagd-Gerechtigkeit pro Rega-
li
gehalten werde;
Fritschius Consil. 21. de Jure Venat. Forest.
Richter. Vol. 2. Consil. 242.

So gehet unsere Meynung dahin, daß,
gestalten Sachen nach, die Nieder-Jagd
heutiges Tages einiger maassen zu denen
geringern Regalibus könne gezogen
werden.

Auf die andere Frage.

Daß zwar (1) das Possessorium sum-
mariissimum
wider einen Fürsten in
puncto der Regalien nicht statt finde, weil
die Possess, der die Rechte wiederstehen,
keinen Schutz verdienet,
Mev. p. 8. Dec. 257. n. 7.
Nun aber wiederstehet das Recht der
Landesherrlichen Hoheit dem Besitz der
Regalien, in Ansehung der Unterthanen,
und gründet die Intention des Fürsten
wider einen jedweden Besitzer;
Mev. p. 1. d. 44. n. 6.
Welches auch noch ferner also extendiret
wird, daß, wann gleich (3) die Privat-
Besitzer der Regalien die undenckliche
Possession vor sich angeführet hätte, er
doch nicht wider den Fürsten zu manu-
tenir
en wäre, biß in Petitorio vor ihn ge-
sprochen; Es erhellet aber doch (4) so-
wohl aus der übersandten Facti specie,
als auch aus der sub Lit. B. beygefügten
Leuteration, daß der Kläger den Titul
seiner Possess vel quasi durch seinen letz-
ten Lehn-Brieff, so er zun Acten gege-
ben, nothdürfftig bescheiniget habe, und
einsolglichen in diesem Fall zu schützen und
zu manuteniren sey, weil die Possess der
Regalien, die man auf eine rechtmäßige
Art überkommen, wider die Fürsten ge-
nung ist;
Mev. p. 4. dec. 66. n. 11.
Und bey Königlichen Rechten ist die Pos-
sess
wider den Ober-Herrn rechtmäßig,
wenn der Titulus bescheiniget wird;

Weil aber (5) sothanem Lehn-Brief
die Ausflucht, als wenn er von Gegen-
theil erschliechen und heimlicher Weise
ausgebracht sey, im Wege stehet, und

dadurch
e 3
zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
HOMBVRGS
Reſponſum LXXVII.
Jnhalt.
Ob das Jagd-Recht ein Regale ſey; Jngleichen, ob eine Privat-Perſon in der
Poſſeſs dieſes Rechts zu ſchuͤtzen?
[Spaltenumbruch]

ALs uns Decano, Seniori, &c. er-
kennen darauff und zwar anfaͤng-
lich auff die erſte Frage vor Recht:

Ob wohl (1) unſtreitig und ohne al-
len Zweiffel iſt, daß dem buͤrgerlichen
Recht nach eine jede Privat-Perſon ſo-
wohl auff ihren eigenen, als auff frem-
den Aeckern zu jagen befugt ſey;
§. 12. I. de R. D.
L. 1.
§. 1. ff. de A. R. D.

Und (2) in text II. Feud. 56. allwo von de-
nen Regalien geredet wird, keine Mel-
dung der Jagd-Gerechtigkeit geſchiehet,
ſondern nur der Einkuͤnffte der Fiſcherey
erwehnet wird, welche zwar zu denen
fiſcaliſchen Gerechtigkeiten wohl koͤnnen
gerechnet werden, jedoch von dem Jagd-
Recht weit entfernet ſind; Auch (3) ei-
nige unter den Rechts-Lehrern gefun-
den werden, die das Jagd-Recht vor eine
auff einem unbeweglichen Grund-Stuͤ-
cke vorkommende Dienſtbarkeit achten,
Gail. 2. O. 66.
Einige aber (4) vor eine Sache, die mit
den Fuͤrſtenthuͤmern und Hertzogthuͤ-
mern vereinbaret iſt,
Finckenthauſ. Diſp. 4. th. 18.
So will es dennoch das ſtarcke Anſehen
gewinnen, als wenn die Nieder-Jagden
nicht zu den Regalien gehoͤreten;

Alldieweil aber doch (1) heut zu Ta-
ge es einer gantz andern Beſchaffenheit
mit den Jagden hat, inmaaſſen Fuͤrſten
und Herrn die Gerechtigkeit zu jagen
denen Privatis entzogen, und ſich, vielerley
Urſachen halber, zugeeignet haben; Auch
nicht unbekant iſt, daß (2) diejenige
Gerechtigkeit, ſo vor dieſem kein Regale
geweſen iſt, durch langwierigen Gebrauch
und Gewohnheit dazu koͤnne gemacht
werden: Denn es koͤnnen diejenigen Rech-
ten, welche vor dieſem keine Regalien ge-
weſen, durch den Gebrauch zu Regalibus
werden:

Roſenthal. de Feud. cap. 5. Concl. 94.
Und dann (3) viele von denen bewaͤhr-
teſten Rechts-Lehrern bezeugen, daß
im Heiligen Roͤmiſchen Reich Teutſcher
[Spaltenumbruch] Nation die Jagd-Gerechtigkeit pro Rega-
li
gehalten werde;
Fritſchius Conſil. 21. de Jure Venat. Foreſt.
Richter. Vol. 2. Conſil. 242.

So gehet unſere Meynung dahin, daß,
geſtalten Sachen nach, die Nieder-Jagd
heutiges Tages einiger maaſſen zu denen
geringern Regalibus koͤnne gezogen
werden.

Auf die andere Frage.

Daß zwar (1) das Poſſeſſorium ſum-
mariisſimum
wider einen Fuͤrſten in
puncto der Regalien nicht ſtatt finde, weil
die Poſſeſs, der die Rechte wiederſtehen,
keinen Schutz verdienet,
Mev. p. 8. Dec. 257. n. 7.
Nun aber wiederſtehet das Recht der
Landesherrlichen Hoheit dem Beſitz der
Regalien, in Anſehung der Unterthanen,
und gruͤndet die Intention des Fuͤrſten
wider einen jedweden Beſitzer;
Mev. p. 1. d. 44. n. 6.
Welches auch noch ferner alſo extendiret
wird, daß, wann gleich (3) die Privat-
Beſitzer der Regalien die undenckliche
Poſſeſſion vor ſich angefuͤhret haͤtte, er
doch nicht wider den Fuͤrſten zu manu-
tenir
en waͤre, biß in Petitorio vor ihn ge-
ſprochen; Es erhellet aber doch (4) ſo-
wohl aus der uͤberſandten Facti ſpecie,
als auch aus der ſub Lit. B. beygefuͤgten
Leuteration, daß der Klaͤger den Titul
ſeiner Poſſeſſ vel quaſi durch ſeinen letz-
ten Lehn-Brieff, ſo er zun Acten gege-
ben, nothduͤrfftig beſcheiniget habe, und
einſolglichen in dieſem Fall zu ſchuͤtzen und
zu manuteniren ſey, weil die Poſſeſſ der
Regalien, die man auf eine rechtmaͤßige
Art uͤberkommen, wider die Fuͤrſten ge-
nung iſt;
Mev. p. 4. dec. 66. n. 11.
Und bey Koͤniglichen Rechten iſt die Poſ-
ſeſs
wider den Ober-Herrn rechtmaͤßig,
wenn der Titulus beſcheiniget wird;

Weil aber (5) ſothanem Lehn-Brief
die Ausflucht, als wenn er von Gegen-
theil erſchliechen und heimlicher Weiſe
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dadurch
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/611>, abgerufen am 30.12.2024.