Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne alle Hindernisse / ohne allen Wiederwillen seines Fleisches / ja mit Lust und Freuden verrichten könte. Ach / wil er sagen / ich werde des Lebens müde / denn so lange ich hier lebe / kan ich nicht leben so heilig / wie ich wünsche / so unsträfflich / wie es mein Heyland von mir fodert / so gehorsamlich / als Ers um mich verdienet; Ach! daß ich endlich der auffsteigenden bösen Lüste und Begierden meines verderbten Fleisches / die mir beschwerlicher sind als der Tod selbst / mögte entohniget werden; Ach daß die seeligen Stunden meiner Aufflösung schon da wären; Ach GOtt helffe mir kämpffen und aushalten biß ans Ende / und endlich über mich selbst und alle meine Feinde den völligen Sieg und die Crone davon zu tragen.

Gebrauch.

WIr wollen aber auch bey dieser Betrachtung des Paulinischen Sterbe-Wunsches unsere Erbauung nicht aus der acht lassen / und zwar lässet sich hierbey gar deutlich erkennen: Der Ernst der Gläubigen mit ihrer Frömmigkeit.

Es ist leyder mit dem schläffrigen Christenthum dahin kommen / daß viele meynen / sie wollen so zu reden im Schlaff in den Himmel kommen / und daher gar schlechten Ernst in der wahren Gottseeligkeit bezeigen. Wie unartige Christen diese sind / muß Paulus in unsern Text zu erkennen geben. O welchen Eyffer / welchen Ernst läst er sehen bey seiner Frömmigkeit / wie bejammert und beklaget ers doch / daß er nicht so kan wie er wolte und solte den Bösen wiederstehen. Gewiß er ist in seinem Apostel-Amt nicht auf Rosen gegangen / sondern weiß von so vielen Gefährligkeiten zu sagen / von so vieler Schmach / Verfolgung / von Schlägen / von Banden / von solchen Verachtungen / daß er nebst andern Aposteln denen quisquiliis dem Auskehrichte sey gleich geachtet worden. Aber da höret man nicht / daß er hierüber klaget und sich ängstiget / oder sich deswegen vor einen elenden Menschen ausgiebet. Darinn aber nennet er sich elend uud jämmerlich / daß er nicht konte so fromm seyn / als er wol wünschete. Ja er giebt gnugsam seinen

ohne alle Hindernisse / ohne allen Wiederwillen seines Fleisches / ja mit Lust und Freuden verrichten könte. Ach / wil er sagen / ich werde des Lebens müde / denn so lange ich hier lebe / kan ich nicht leben so heilig / wie ich wünsche / so unsträfflich / wie es mein Heyland von mir fodert / so gehorsamlich / als Ers um mich verdienet; Ach! daß ich endlich der auffsteigenden bösen Lüste und Begierden meines verderbten Fleisches / die mir beschwerlicher sind als der Tod selbst / mögte entohniget werden; Ach daß die seeligen Stunden meiner Aufflösung schon da wären; Ach GOtt helffe mir kämpffen und aushalten biß ans Ende / und endlich über mich selbst und alle meine Feinde den völligen Sieg und die Crone davon zu tragen.

Gebrauch.

WIr wollen aber auch bey dieser Betrachtung des Paulinischen Sterbe-Wunsches unsere Erbauung nicht aus der acht lassen / und zwar lässet sich hierbey gar deutlich erkennen: Der Ernst der Gläubigen mit ihrer Frömmigkeit.

Es ist leyder mit dem schläffrigen Christenthum dahin kommen / daß viele meynen / sie wollen so zu reden im Schlaff in den Himmel kommen / und daher gar schlechten Ernst in der wahren Gottseeligkeit bezeigen. Wie unartige Christen diese sind / muß Paulus in unsern Text zu erkennen geben. O welchen Eyffer / welchen Ernst läst er sehen bey seiner Frömmigkeit / wie bejammert und beklaget ers doch / daß er nicht so kan wie er wolte und solte den Bösen wiederstehen. Gewiß er ist in seinem Apostel-Amt nicht auf Rosen gegangen / sondern weiß von so vielen Gefährligkeiten zu sagen / von so vieler Schmach / Verfolgung / von Schlägen / von Banden / von solchen Verachtungen / daß er nebst andern Aposteln denen quisquiliis dem Auskehrichte sey gleich geachtet worden. Aber da höret man nicht / daß er hierüber klaget und sich ängstiget / oder sich deswegen vor einen elenden Menschen ausgiebet. Darinn aber nennet er sich elend uud jämmerlich / daß er nicht konte so fromm seyn / als er wol wünschete. Ja er giebt gnugsam seinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0018" n="14"/>
ohne alle Hindernisse /                      ohne allen Wiederwillen seines Fleisches / ja mit Lust und Freuden verrichten                      könte. Ach / wil er sagen / ich werde des Lebens müde / denn so lange ich hier                      lebe / kan ich nicht leben so heilig / wie ich wünsche / so unsträfflich / wie                      es mein Heyland von mir fodert / so gehorsamlich / als Ers um mich verdienet;                      Ach! daß ich endlich der auffsteigenden bösen Lüste und Begierden meines                      verderbten Fleisches / die mir beschwerlicher sind als der Tod selbst / mögte                      entohniget werden; Ach daß die seeligen Stunden meiner Aufflösung schon da                      wären; Ach GOtt helffe mir kämpffen und aushalten biß ans Ende / und endlich                      über mich selbst und alle meine Feinde den völligen Sieg und die Crone davon zu                      tragen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Gebrauch.<lb/></head>
        <p>WIr wollen aber auch bey dieser Betrachtung des Paulinischen Sterbe-Wunsches                      unsere Erbauung nicht aus der acht lassen / und zwar lässet sich hierbey gar                      deutlich erkennen: Der Ernst der Gläubigen mit ihrer Frömmigkeit.</p>
        <p>Es ist leyder mit dem schläffrigen Christenthum dahin kommen / daß viele meynen /                      sie wollen so zu reden im Schlaff in den Himmel kommen / und daher gar                      schlechten Ernst in der wahren Gottseeligkeit bezeigen. Wie unartige Christen                      diese sind / muß Paulus in unsern Text zu erkennen geben. O welchen Eyffer /                      welchen Ernst läst er sehen bey seiner Frömmigkeit / wie bejammert und beklaget                      ers doch / daß er nicht so kan wie er wolte und solte den Bösen wiederstehen.                      Gewiß er ist in seinem Apostel-Amt nicht auf Rosen gegangen / sondern weiß von                      so vielen Gefährligkeiten zu sagen / von so vieler Schmach / Verfolgung / von                      Schlägen / von Banden / von solchen Verachtungen / daß er nebst andern Aposteln                      denen quisquiliis dem Auskehrichte sey gleich geachtet worden. Aber da höret man                      nicht / daß er hierüber klaget und sich ängstiget / oder sich deswegen vor einen                      elenden Menschen ausgiebet. Darinn aber nennet er sich elend uud jämmerlich /                      daß er nicht konte so fromm seyn / als er wol wünschete. Ja er giebt gnugsam                      seinen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0018] ohne alle Hindernisse / ohne allen Wiederwillen seines Fleisches / ja mit Lust und Freuden verrichten könte. Ach / wil er sagen / ich werde des Lebens müde / denn so lange ich hier lebe / kan ich nicht leben so heilig / wie ich wünsche / so unsträfflich / wie es mein Heyland von mir fodert / so gehorsamlich / als Ers um mich verdienet; Ach! daß ich endlich der auffsteigenden bösen Lüste und Begierden meines verderbten Fleisches / die mir beschwerlicher sind als der Tod selbst / mögte entohniget werden; Ach daß die seeligen Stunden meiner Aufflösung schon da wären; Ach GOtt helffe mir kämpffen und aushalten biß ans Ende / und endlich über mich selbst und alle meine Feinde den völligen Sieg und die Crone davon zu tragen. Gebrauch. WIr wollen aber auch bey dieser Betrachtung des Paulinischen Sterbe-Wunsches unsere Erbauung nicht aus der acht lassen / und zwar lässet sich hierbey gar deutlich erkennen: Der Ernst der Gläubigen mit ihrer Frömmigkeit. Es ist leyder mit dem schläffrigen Christenthum dahin kommen / daß viele meynen / sie wollen so zu reden im Schlaff in den Himmel kommen / und daher gar schlechten Ernst in der wahren Gottseeligkeit bezeigen. Wie unartige Christen diese sind / muß Paulus in unsern Text zu erkennen geben. O welchen Eyffer / welchen Ernst läst er sehen bey seiner Frömmigkeit / wie bejammert und beklaget ers doch / daß er nicht so kan wie er wolte und solte den Bösen wiederstehen. Gewiß er ist in seinem Apostel-Amt nicht auf Rosen gegangen / sondern weiß von so vielen Gefährligkeiten zu sagen / von so vieler Schmach / Verfolgung / von Schlägen / von Banden / von solchen Verachtungen / daß er nebst andern Aposteln denen quisquiliis dem Auskehrichte sey gleich geachtet worden. Aber da höret man nicht / daß er hierüber klaget und sich ängstiget / oder sich deswegen vor einen elenden Menschen ausgiebet. Darinn aber nennet er sich elend uud jämmerlich / daß er nicht konte so fromm seyn / als er wol wünschete. Ja er giebt gnugsam seinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/18
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/18>, abgerufen am 03.12.2024.