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Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

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Ernst zu erkennen / wenn er mit diesen Sterbe-Wunsch bezeuget / daß er lieber sterben als sündigen wolle. Wolte es die Zeit leiden / so mögten wir in Pauli Briefen noch viel mehr Zeugnisse finden von dem Ernst den er sehen lassen bey seiner Gottseeligkeit. Man lese nur die Epistel an die Philipper / wie rühmet er sich in derselben / daß er verlasse was dahinten / und strecke sich nach dem / was vornen ist / daßPhilip. III, 13. 14. er nachjage dem vorgesteckten Ziel / dem Kleinod / welches fürhält die himmlische Beruffung GOttes in Christo JEsu? Man halte dabey seine Triumph-Worte / so E. L. diesen Morgen angehöret / wie er da von kämpffen / von lauffen saget;2. Tim. IV, 7. Dieß alles bezeuget einen rechten Ernst in seiner Frömmigkeit.

Dergleichen Ernst werden wir auch vielfältig bey dem König David finden Das war ja seine Freude / daß erPs. LXXIII 28. sich zu GOTT hielte / und seine Zuversicht setzte auf den HErrn / daß er verkündigte alle sein Thun. Er hatte den HErrn allezeit für Augen / bey dem Einigen wolte erPs. XVI, 8. Psalm. LXXXVI, 11. Ps. CXIX, 106. nur sein Hertz erhalten haben / daß er den Nahmen des HErrn fürchtete. Und wie läst er sich sonst heraus: Ich schwere und wils halten / daß ich die Rechte deiner Gerechtigkeit halten wil. Nicht undeutlich giebt er seinen Ernst in der Gottseeligkeit an den Tag / wenn er saget: Meine SeelePsal. XLII, 3. dürstet nach GOtt / nach dem lebendigen GOtt. Es ist hiebey wol anzumercken / daß David nicht saget: Meine Seele hungert nach GOtt / sondern / meine Seele dürstet nach GOtt / massen denn der Durst allerdings ein empfindlichers Leyden ist / als der Hunger / und wir auch länger hungern als dursten können. Und was bedarffs hie viel Exempel anzuführen? Es muß allerdings uns ein Ernst seyn mit der Frömmigkeit / wenn wir wollen seelig werden. Das Himmelreich leidet Gewalt / und die Gewalt thun / reissen es zu sich / sagt der Heyland selbst. Petrus schreibet:Matth. XI, 12. 2. Petr. I, 10. Luc. XII, 32. Thut Fleiß an eurem Beruff und Erwehlung fest zu machen. Es ist zwar unsers Vaters Wille / uns das Reich zu geben; Aber Canaan gab GOtt auch den Israeliten / jedennoch musten sie vorher darum streiten; So wils denn auch hier gekämpffet seyn. Es heist: Kämpffe / kämpffe1. Tim. VI, 12. den guten Kampff des Glaubens / leyde dich als ein guter Streiter JEsu Christi. Im Himmel ist der Ort / da wir

Ernst zu erkennen / wenn er mit diesen Sterbe-Wunsch bezeuget / daß er lieber sterben als sündigen wolle. Wolte es die Zeit leiden / so mögten wir in Pauli Briefen noch viel mehr Zeugnisse finden von dem Ernst den er sehen lassen bey seiner Gottseeligkeit. Man lese nur die Epistel an die Philipper / wie rühmet er sich in derselben / daß er verlasse was dahinten / und strecke sich nach dem / was vornen ist / daßPhilip. III, 13. 14. er nachjage dem vorgesteckten Ziel / dem Kleinod / welches fürhält die himmlische Beruffung GOttes in Christo JEsu? Man halte dabey seine Triumph-Worte / so E. L. diesen Morgen angehöret / wie er da von kämpffen / von lauffen saget;2. Tim. IV, 7. Dieß alles bezeuget einen rechten Ernst in seiner Fröm̃igkeit.

Dergleichen Ernst werden wir auch vielfältig bey dem König David finden Das war ja seine Freude / daß erPs. LXXIII 28. sich zu GOTT hielte / und seine Zuversicht setzte auf den HErrn / daß er verkündigte alle sein Thun. Er hatte den HErrn allezeit für Augen / bey dem Einigen wolte erPs. XVI, 8. Psalm. LXXXVI, 11. Ps. CXIX, 106. nur sein Hertz erhalten haben / daß er den Nahmen des HErrn fürchtete. Und wie läst er sich sonst heraus: Ich schwere und wils halten / daß ich die Rechte deiner Gerechtigkeit halten wil. Nicht undeutlich giebt er seinen Ernst in der Gottseeligkeit an den Tag / wenn er saget: Meine SeelePsal. XLII, 3. dürstet nach GOtt / nach dem lebendigen GOtt. Es ist hiebey wol anzumercken / daß David nicht saget: Meine Seele hungert nach GOtt / sondern / meine Seele dürstet nach GOtt / massen denn der Durst allerdings ein empfindlichers Leyden ist / als der Hunger / und wir auch länger hungern als dursten können. Und was bedarffs hie viel Exempel anzuführen? Es muß allerdings uns ein Ernst seyn mit der Frömmigkeit / wenn wir wollen seelig werden. Das Himmelreich leidet Gewalt / und die Gewalt thun / reissen es zu sich / sagt der Heyland selbst. Petrus schreibet:Matth. XI, 12. 2. Petr. I, 10. Luc. XII, 32. Thut Fleiß an eurem Beruff und Erwehlung fest zu machen. Es ist zwar unsers Vaters Wille / uns das Reich zu geben; Aber Canaan gab GOtt auch den Israeliten / jedennoch musten sie vorher darum streiten; So wils denn auch hier gekämpffet seyn. Es heist: Kämpffe / kämpffe1. Tim. VI, 12. den guten Kampff des Glaubens / leyde dich als ein guter Streiter JEsu Christi. Im Himmel ist der Ort / da wir

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[15/0019] Ernst zu erkennen / wenn er mit diesen Sterbe-Wunsch bezeuget / daß er lieber sterben als sündigen wolle. Wolte es die Zeit leiden / so mögten wir in Pauli Briefen noch viel mehr Zeugnisse finden von dem Ernst den er sehen lassen bey seiner Gottseeligkeit. Man lese nur die Epistel an die Philipper / wie rühmet er sich in derselben / daß er verlasse was dahinten / und strecke sich nach dem / was vornen ist / daß er nachjage dem vorgesteckten Ziel / dem Kleinod / welches fürhält die himmlische Beruffung GOttes in Christo JEsu? Man halte dabey seine Triumph-Worte / so E. L. diesen Morgen angehöret / wie er da von kämpffen / von lauffen saget; Dieß alles bezeuget einen rechten Ernst in seiner Fröm̃igkeit. Philip. III, 13. 14. 2. Tim. IV, 7. Dergleichen Ernst werden wir auch vielfältig bey dem König David finden Das war ja seine Freude / daß er sich zu GOTT hielte / und seine Zuversicht setzte auf den HErrn / daß er verkündigte alle sein Thun. Er hatte den HErrn allezeit für Augen / bey dem Einigen wolte er nur sein Hertz erhalten haben / daß er den Nahmen des HErrn fürchtete. Und wie läst er sich sonst heraus: Ich schwere und wils halten / daß ich die Rechte deiner Gerechtigkeit halten wil. Nicht undeutlich giebt er seinen Ernst in der Gottseeligkeit an den Tag / wenn er saget: Meine Seele dürstet nach GOtt / nach dem lebendigen GOtt. Es ist hiebey wol anzumercken / daß David nicht saget: Meine Seele hungert nach GOtt / sondern / meine Seele dürstet nach GOtt / massen denn der Durst allerdings ein empfindlichers Leyden ist / als der Hunger / und wir auch länger hungern als dursten können. Und was bedarffs hie viel Exempel anzuführen? Es muß allerdings uns ein Ernst seyn mit der Frömmigkeit / wenn wir wollen seelig werden. Das Himmelreich leidet Gewalt / und die Gewalt thun / reissen es zu sich / sagt der Heyland selbst. Petrus schreibet: Thut Fleiß an eurem Beruff und Erwehlung fest zu machen. Es ist zwar unsers Vaters Wille / uns das Reich zu geben; Aber Canaan gab GOtt auch den Israeliten / jedennoch musten sie vorher darum streiten; So wils denn auch hier gekämpffet seyn. Es heist: Kämpffe / kämpffe den guten Kampff des Glaubens / leyde dich als ein guter Streiter JEsu Christi. Im Himmel ist der Ort / da wir Ps. LXXIII 28. Ps. XVI, 8. Psalm. LXXXVI, 11. Ps. CXIX, 106. Psal. XLII, 3. Matth. XI, 12. 2. Petr. I, 10. Luc. XII, 32. 1. Tim. VI, 12.

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/19>, abgerufen am 25.04.2024.