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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Von d. möglichen Subjecten e. Verbrechens.
§. 36.

Jedes Subject, welches als Subject eines
Verbrechens betrachtet werden soll, muss noth-
wendig ein Individuum seyn. Eine moralische
(mystische) Person und insbesondere eine
Universitas, als Inbegriff mehrerer zu einem
nichttransitorischen Zweck *) vereinigter Sub-
jecte, ist keines Verbrechens fähig **). Denn
jede Strafe setzt als nothwendige Bedingung
eine Uebertretung voraus (§. 24. II.); könnte
nun eine Universitas als solche ein Verbrechen
begehen, so müste sich die Strafe nicht blos auf
die gegenwärtigen, sondern auch auf alle zu-
künftigen Glieder (die wegen des nichttransi-
torischen Zwecks succediren) erstrecken, wel-
ches der Voraussetzung widerspricht. Wenn
daher Alle oder die Majorität einer Universitas
ein Verbrechen begehen, so delinquiren sie
blos als Einzelne, nicht als Glieder der Gemein-
heit.




Drit
*) Ulrich init. phil. justi. pag. 59.
**) Nettelbladt systema elem. jurispr. pos. L. II. S.
II. tit. 3. §. 877. Vor allen aber die treffliche Ab-
handlung von Malblanc observationes quaedam
ad delicta universitatum
. Erl. 1792. auch in den
Opusc. jur. crim. Erl. 1793. Nr. 1. -- Ueber die
entgegengesetzte Meynung vergleiche besonders.
H. Gundling Diss. de universitate delinquente.
Hal. 1730.
Von d. möglichen Subjecten e. Verbrechens.
§. 36.

Jedes Subject, welches als Subject eines
Verbrechens betrachtet werden ſoll, muſs noth-
wendig ein Individuum ſeyn. Eine moraliſche
(myſtiſche) Perſon und insbeſondere eine
Univerſitas, als Inbegriff mehrerer zu einem
nichttranſitoriſchen Zweck *) vereinigter Sub-
jecte, iſt keines Verbrechens fähig **). Denn
jede Strafe ſetzt als nothwendige Bedingung
eine Uebertretung voraus (§. 24. II.); könnte
nun eine Univerſitas als ſolche ein Verbrechen
begehen, ſo müſte ſich die Strafe nicht blos auf
die gegenwärtigen, ſondern auch auf alle zu-
künftigen Glieder (die wegen des nichttranſi-
toriſchen Zwecks ſuccediren) erſtrecken, wel-
ches der Vorauſſetzung widerſpricht. Wenn
daher Alle oder die Majorität einer Univerſitas
ein Verbrechen begehen, ſo delinquiren ſie
blos als Einzelne, nicht als Glieder der Gemein-
heit.




Drit
*) Ulrich init. phil. juſti. pag. 59.
**) Nettelbladt ſyſtema elem. jurispr. poſ. L. II. S.
II. tit. 3. §. 877. Vor allen aber die treffliche Ab-
handlung von Malblanc obſervationes quaedam
ad delicta univerſitatum
. Erl. 1792. auch in den
Opuſc. jur. crim. Erl. 1793. Nr. 1. — Ueber die
entgegengeſetzte Meynung vergleiche beſonders.
H. Gundling Diſſ. de univerſitate delinquente.
Hal. 1730.
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[29/0057] Von d. möglichen Subjecten e. Verbrechens. §. 36. Jedes Subject, welches als Subject eines Verbrechens betrachtet werden ſoll, muſs noth- wendig ein Individuum ſeyn. Eine moraliſche (myſtiſche) Perſon und insbeſondere eine Univerſitas, als Inbegriff mehrerer zu einem nichttranſitoriſchen Zweck *) vereinigter Sub- jecte, iſt keines Verbrechens fähig **). Denn jede Strafe ſetzt als nothwendige Bedingung eine Uebertretung voraus (§. 24. II.); könnte nun eine Univerſitas als ſolche ein Verbrechen begehen, ſo müſte ſich die Strafe nicht blos auf die gegenwärtigen, ſondern auch auf alle zu- künftigen Glieder (die wegen des nichttranſi- toriſchen Zwecks ſuccediren) erſtrecken, wel- ches der Vorauſſetzung widerſpricht. Wenn daher Alle oder die Majorität einer Univerſitas ein Verbrechen begehen, ſo delinquiren ſie blos als Einzelne, nicht als Glieder der Gemein- heit. Drit *) Ulrich init. phil. juſti. pag. 59. **) Nettelbladt ſyſtema elem. jurispr. poſ. L. II. S. II. tit. 3. §. 877. Vor allen aber die treffliche Ab- handlung von Malblanc obſervationes quaedam ad delicta univerſitatum. Erl. 1792. auch in den Opuſc. jur. crim. Erl. 1793. Nr. 1. — Ueber die entgegengeſetzte Meynung vergleiche beſonders. H. Gundling Diſſ. de univerſitate delinquente. Hal. 1730.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/57>, abgerufen am 22.12.2024.