coniugum im append. diff. 2 s. 45 fgg. s. 55 fg. Der erste grund davon ist die fürsorge: damit der überbleibende ehegatt nicht nötig habe, den kindern in die hände zu sehen; nach dem sprüchworte: es können eher ein vater, oder eine mutter 10 kinder ernären, als 10 kinder eines irer aeltern. Der an- dere grund ist: der erwerb einer witbe ist schlecht; damit sie nun lebensmittel habe; so gab man ihr eine zulage zu irem unterhalte im witben-stande; wozu noch der beisiz, oder die leibzucht, das wittum gekommen ist. Der dritte grund ist die billigkeit, da das eheweib das hauswesen auch kinderzucht zu besorgen hatte, und die arbeit mit verrichtete; so hilte man es für billig; dasselbe auch anteil an dem erwerbe nemen zu lassen, oder in ermangelung der kinder, das eigene ihr zu überlassen, von Ludewig am a. o. s. 52 fg., wie im Nassauischen, in der Wetterau, auch vormals in Hessen im brauche war. Die teutsche landesgesäze, auch verschidene stadt- rechte, verknüpfen die erbfolge bald mit der allge- meinen gemeinschaft der güter, bald verstatten sie solche als ein besonderes erbrecht, BoehmerT. III P. II cons. 202 s. 353 n. 5, J. S. Frid. Boeh- merde rat. decid. controuers. circa port. statut. § XI § XIIII,von PufendorfT. I obs. 23 § 92.
§ 3038
Die statutarische portion ist ein vermittels derworin die sta- tutarische por- tion bestehet? teutschen rechte, und statuten bestimmeter anteil ei- nes ehegattens, welchen er aus der getrenneten ehe eigentümlich überkömmt, Wildvogel im resp. 152 n. 8 s. 313, BoehmerT. II P. I cons. 661 n. 85 s. 1009, P. II cons. 798 n. 25, 26, s. 58 cons. 868 n. 53 s. 163. Sie ist nicht in allen teutschen lan- den, und orten einerlei; sondern unterschidlich; da- her sie auch nicht nach allgemeinen, sondern vermö-
ge
von erbſchaften one lezten willen.
coniugum im append. diff. 2 ſ. 45 fgg. ſ. 55 fg. Der erſte grund davon iſt die fuͤrſorge: damit der uͤberbleibende ehegatt nicht noͤtig habe, den kindern in die haͤnde zu ſehen; nach dem ſpruͤchworte: es koͤnnen eher ein vater, oder eine mutter 10 kinder ernaͤren, als 10 kinder eines irer aeltern. Der an- dere grund iſt: der erwerb einer witbe iſt ſchlecht; damit ſie nun lebensmittel habe; ſo gab man ihr eine zulage zu irem unterhalte im witben-ſtande; wozu noch der beiſiz, oder die leibzucht, das wittum gekommen iſt. Der dritte grund iſt die billigkeit, da das eheweib das hausweſen auch kinderzucht zu beſorgen hatte, und die arbeit mit verrichtete; ſo hilte man es fuͤr billig; daſſelbe auch anteil an dem erwerbe nemen zu laſſen, oder in ermangelung der kinder, das eigene ihr zu uͤberlaſſen, von Ludewig am a. o. ſ. 52 fg., wie im Naſſauiſchen, in der Wetterau, auch vormals in Heſſen im brauche war. Die teutſche landesgeſaͤze, auch verſchidene ſtadt- rechte, verknuͤpfen die erbfolge bald mit der allge- meinen gemeinſchaft der guͤter, bald verſtatten ſie ſolche als ein beſonderes erbrecht, BoehmerT. III P. II conſ. 202 ſ. 353 n. 5, J. S. Frid. Boeh- merde rat. decid. controuerſ. circa port. ſtatut. § XI § XIIII,von PufendorfT. I obſ. 23 § 92.
§ 3038
Die ſtatutariſche portion iſt ein vermittels derworin die ſta- tutariſche por- tion beſtehet? teutſchen rechte, und ſtatuten beſtimmeter anteil ei- nes ehegattens, welchen er aus der getrenneten ehe eigentuͤmlich uͤberkoͤmmt, Wildvogel im reſp. 152 n. 8 ſ. 313, BoehmerT. II P. I conſ. 661 n. 85 ſ. 1009, P. II conſ. 798 n. 25, 26, ſ. 58 conſ. 868 n. 53 ſ. 163. Sie iſt nicht in allen teutſchen lan- den, und orten einerlei; ſondern unterſchidlich; da- her ſie auch nicht nach allgemeinen, ſondern vermoͤ-
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von erbſchaften one lezten willen.
coniugum im append. diff. 2 ſ. 45 fgg. ſ. 55 fg.
Der erſte grund davon iſt die fuͤrſorge: damit der
uͤberbleibende ehegatt nicht noͤtig habe, den kindern
in die haͤnde zu ſehen; nach dem ſpruͤchworte: es
koͤnnen eher ein vater, oder eine mutter 10 kinder
ernaͤren, als 10 kinder eines irer aeltern. Der an-
dere grund iſt: der erwerb einer witbe iſt ſchlecht;
damit ſie nun lebensmittel habe; ſo gab man ihr
eine zulage zu irem unterhalte im witben-ſtande;
wozu noch der beiſiz, oder die leibzucht, das wittum
gekommen iſt. Der dritte grund iſt die billigkeit,
da das eheweib das hausweſen auch kinderzucht zu
beſorgen hatte, und die arbeit mit verrichtete; ſo
hilte man es fuͤr billig; daſſelbe auch anteil an dem
erwerbe nemen zu laſſen, oder in ermangelung der
kinder, das eigene ihr zu uͤberlaſſen, von Ludewig
am a. o. ſ. 52 fg., wie im Naſſauiſchen, in der
Wetterau, auch vormals in Heſſen im brauche war.
Die teutſche landesgeſaͤze, auch verſchidene ſtadt-
rechte, verknuͤpfen die erbfolge bald mit der allge-
meinen gemeinſchaft der guͤter, bald verſtatten ſie
ſolche als ein beſonderes erbrecht, Boehmer T. III
P. II conſ. 202 ſ. 353 n. 5, J. S. Frid. Boeh-
mer de rat. decid. controuerſ. circa port. ſtatut. §
XI § XIIII, von Pufendorf T. I obſ. 23 § 92.
§ 3038
Die ſtatutariſche portion iſt ein vermittels der
teutſchen rechte, und ſtatuten beſtimmeter anteil ei-
nes ehegattens, welchen er aus der getrenneten ehe
eigentuͤmlich uͤberkoͤmmt, Wildvogel im reſp. 152
n. 8 ſ. 313, Boehmer T. II P. I conſ. 661 n. 85
ſ. 1009, P. II conſ. 798 n. 25, 26, ſ. 58 conſ. 868
n. 53 ſ. 163. Sie iſt nicht in allen teutſchen lan-
den, und orten einerlei; ſondern unterſchidlich; da-
her ſie auch nicht nach allgemeinen, ſondern vermoͤ-
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worin die ſta-
tutariſche por-
tion beſtehet?
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1067. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1091>, abgerufen am 21.12.2024.
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