Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

Bild:
<< vorherige Seite

sie durch die kühle Meerluft gedämpft. Dem Auswerfen des Logs zugesehen; dann hört man von vorn die Pfeife des Hochbootsmanns zum Ausspannen oder Einziehen der Seegel. Die Matrosen mit blauem Hemdekragen, weißleinenem Anzug und rother Schärpe erscheinen tricolor; die Offiziere in Civil. - Jetzt ist es 1/4 3 und ich hoffe, wir essen bald Mittagbrodt. Das Mittag gestern und Dejeuner heut war nicht übel; die größten und köstlichsten Trauben beschließen es; aber reife Pfirsiche habe ich seit Venedig nicht mehr gegessen. Eine Art großer grüner Melonen hatten wir gestern und heute, die ohne Zucker höchst süß und erquicklich schmeckten.- Es ist heute weiter nichts Bemerkenswerthes vorgefallen; das Meer war ruhig, der Wind nur wenig zu benutzen; es zeigt sich natürlich nirgends Land. Am Abend wurde von einem Passagier ganz vortrefflich die Flöte geblasen, und rührend steigen die Töne zu dem mondhellen Himmel auf. Es wird jetzt schon um 1/2 6 Uhr Nacht. Um 1/2 9 Uhr zu Bett.

Dienstag den 13ten September 42. Der Himmel ist hell und klar wie gestern; um 1/2 6 Uhr stehe ich auf. Das Leben auf dem Dampfschiff fängt aus Mangel an Beschäftigung, an, sehr langweilig zu werden. Gegen 10 Uhr spiele ich mit dem Engländer einige Parthien Schach; jetzt ist es 3/4 2. Morgen, so Gott will, sind wir um diese Zeit in Alexandrien angelangt, ich habe das Seeleben satt. - Kaum bin ich auf dem Verdeck angelangt, so bemerke ich ein allgemeines Gucken der

sie durch die kühle Meerluft gedämpft. Dem Auswerfen des Logs zugesehen; dann hört man von vorn die Pfeife des Hochbootsmanns zum Ausspannen oder Einziehen der Seegel. Die Matrosen mit blauem Hemdekragen, weißleinenem Anzug und rother Schärpe erscheinen tricolor; die Offiziere in Civil. - Jetzt ist es ¼ 3 und ich hoffe, wir essen bald Mittagbrodt. Das Mittag gestern und Dejeuner heut war nicht übel; die größten und köstlichsten Trauben beschließen es; aber reife Pfirsiche habe ich seit Venedig nicht mehr gegessen. Eine Art großer grüner Melonen hatten wir gestern und heute, die ohne Zucker höchst süß und erquicklich schmeckten.- Es ist heute weiter nichts Bemerkenswerthes vorgefallen; das Meer war ruhig, der Wind nur wenig zu benutzen; es zeigt sich natürlich nirgends Land. Am Abend wurde von einem Passagier ganz vortrefflich die Flöte geblasen, und rührend steigen die Töne zu dem mondhellen Himmel auf. Es wird jetzt schon um ½ 6 Uhr Nacht. Um ½ 9 Uhr zu Bett.

Dienstag den 13ten September 42. Der Himmel ist hell und klar wie gestern; um ½ 6 Uhr stehe ich auf. Das Leben auf dem Dampfschiff fängt aus Mangel an Beschäftigung, an, sehr langweilig zu werden. Gegen 10 Uhr spiele ich mit dem Engländer einige Parthien Schach; jetzt ist es ¾ 2. Morgen, so Gott will, sind wir um diese Zeit in Alexandrien angelangt, ich habe das Seeleben satt. - Kaum bin ich auf dem Verdeck angelangt, so bemerke ich ein allgemeines Gucken der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="24"/>
sie durch die kühle Meerluft gedämpft. Dem Auswerfen des Logs zugesehen; dann hört man von vorn die Pfeife des Hochbootsmanns zum Ausspannen oder Einziehen <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Seegel. Die Matrosen mit blauem Hemdekragen, weißleinenem Anzug <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> rother Schärpe erscheinen tricolor; die Offiziere in Civil. - Jetzt ist es ¼ 3 <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> ich hoffe, wir essen bald Mittagbrodt. Das Mittag gestern <choice><sic>nd</sic><corr>und</corr></choice> Dejeuner heut war nicht übel; die größten und köstlichsten Trauben beschließen es; aber reife Pfirsiche habe ich seit <placeName>Venedig</placeName> nicht mehr gegessen. Eine Art großer grüner Melonen hatten wir gestern <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> heute, die ohne Zucker höchst süß <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> erquicklich schmeckten.- Es ist heute weiter nichts Bemerkenswerthes vorgefallen; <choice><abbr>d</abbr><expan>das</expan></choice> Meer war ruhig, der Wind nur wenig zu benutzen; es zeigt sich natürlich nirgends Land. Am Abend wurde von einem Passagier ganz vortrefflich die Flöte geblasen, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> rührend steigen die Töne zu dem mondhellen Himmel auf. Es wird jetzt schon um ½ 6 Uhr Nacht. Um ½ 9 Uhr zu Bett.
</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1842-09-13"><hi rendition="#u">Dienstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 13ten <choice><abbr>Sept</abbr><expan>September</expan></choice> 42</hi></date>. Der Himmel ist hell <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> klar wie gestern; um ½ 6 Uhr stehe ich auf. Das Leben auf <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> <choice><abbr>Dampfsch</abbr><expan>Dampfschiff</expan></choice> fängt aus Mangel an Beschäftigung, an, sehr langweilig zu werden. Gegen 10 Uhr spiele ich mit dem <choice><abbr>Engl</abbr><expan>Engländer</expan></choice> einige Parthien Schach; jetzt ist es ¾ 2. Morgen, so Gott will, sind wir um diese Zeit in <placeName><choice><abbr>Alexandr</abbr><expan>Alexandrien</expan></choice></placeName> angelangt, ich habe <choice><abbr>d</abbr><expan>das</expan></choice> Seeleben satt. - Kaum bin ich auf <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Verdeck angelangt, so bemerke ich ein allgemeines Gucken der
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0025] sie durch die kühle Meerluft gedämpft. Dem Auswerfen des Logs zugesehen; dann hört man von vorn die Pfeife des Hochbootsmanns zum Ausspannen oder Einziehen d Seegel. Die Matrosen mit blauem Hemdekragen, weißleinenem Anzug d rother Schärpe erscheinen tricolor; die Offiziere in Civil. - Jetzt ist es ¼ 3 d ich hoffe, wir essen bald Mittagbrodt. Das Mittag gestern und Dejeuner heut war nicht übel; die größten und köstlichsten Trauben beschließen es; aber reife Pfirsiche habe ich seit Venedig nicht mehr gegessen. Eine Art großer grüner Melonen hatten wir gestern d heute, die ohne Zucker höchst süß d erquicklich schmeckten.- Es ist heute weiter nichts Bemerkenswerthes vorgefallen; d Meer war ruhig, der Wind nur wenig zu benutzen; es zeigt sich natürlich nirgends Land. Am Abend wurde von einem Passagier ganz vortrefflich die Flöte geblasen, d rührend steigen die Töne zu dem mondhellen Himmel auf. Es wird jetzt schon um ½ 6 Uhr Nacht. Um ½ 9 Uhr zu Bett. Dienstag d 13ten Sept 42. Der Himmel ist hell d klar wie gestern; um ½ 6 Uhr stehe ich auf. Das Leben auf d Dampfsch fängt aus Mangel an Beschäftigung, an, sehr langweilig zu werden. Gegen 10 Uhr spiele ich mit dem Engl einige Parthien Schach; jetzt ist es ¾ 2. Morgen, so Gott will, sind wir um diese Zeit in Alexandr angelangt, ich habe d Seeleben satt. - Kaum bin ich auf d Verdeck angelangt, so bemerke ich ein allgemeines Gucken der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/25
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/25>, abgerufen am 22.12.2024.