Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Das II. Cap.
Anlegung eines volkommenen
Gartens.

WEr nun gesinnet/ einen kostbaren und aus allem zubehör bestehen-
den Garten nach hiesiger Landes-art anzulegen/ der muß auff folgende
fünff puncte zuförders achtung geben: als da sind die gelegenheit des orts/
der grund oder boden/ die form/ die bezeunung/ und die eintheilung des
gantzen wercks. Was hiervon ins gemein zuwissen nöhtig/ wollen wir stückweise
durchgehen.

1. Von der Gelegenheit.

Zu einem fürtrefflichen garten sol außerkohren werden 1. Ein ort von natur
gesund/ und von morasten entfernet/ als bey welchen nicht gut wohnen. 2. Ein ort
nahe am wohnhaus/ damit der Gartenherr beydes der schönen außsicht geniessen/
und zugleich bessere achtung auff alles geben könne. 3. Ein ort nicht enge einge-
spannen/ sondern weit und groß/ damit man die gewächse gar dicht zusammen zuse-
tzen nicht gezwungen werde. 4. Ein ort nach Mitternacht geschlossen/ entweder
durch gebäwde/ oder einen hohen wald/ oder durch einen berg/ damit von dannen die
kalten Nortwinde keinen schaden zufügen. 5. Ein ort offen gegen Mittag/ wie
auch so es müglich gegen Ost und Westen/ auff daß der Sonnenstrahlen darin ih-
ren freyen schein und wirckung haben mögen. 6. Ein ort etwas erhoben/ und zwar
gegen Mittag/ als welches zu kräfftiger wärmung der Sonnen viel hilfft/ auch das
überflüßige regenwasser besser ablauffen lässet: wiewol es hingegen in allzutrucknen
Sommern viel schaden kan/ deßwegen die meiste gärten bey uns in der ebne gebawet
werden. 7. Ein ort bey einem Strom/ Quell/ oder Bächlein/ damit die wässerung
desto bequemer geschehen möge: auch sofern das wasser in demselben platz nicht füg-
lich könte begriffen werden/ müste mans von der nähe dahin leiten/ sintemal der-
gleichen fliessendes dem pütwasser in alle wege fürzuziehen.

2. Von dem Erdreich.

Wie das Erdreich besonders zum blumwerck/ anders zu küchenkräutern/ an-
ders zu bäumen und sträuchern zuzurichten sey/ solches wird drunten an behörigen
orten insonderheit gelehret werden: allhier sol nur von der ersten groben bereitung
des gantzen Gartenplatzes kurze meldung geschehen.

Nachdem die stelle des newen Gartens außersehen/ so ist dis die nechste arbeit/
daß man durch erniedrigung der hügel/ und erhöhung der gruben den platz gleich ma-
che: ist er aber an sich gleich/ so grabet ihn knie tieff oder noch tieffer durch und zwar
reihenweise/ also daß die reihen oder graben vier oder fünff fuß breit werden/ und die
oberste Erde hinnunter komme/ welches man rayonner, rajoniren nennet/ und zwar
solches können hacken/ und spaten am besten verrichten: auch kan man den platz wol
mit einen pflug ümbwerffen lassen. Noch mehren nutz werdet ihr geniessen/ wenn
man solch durchgearbeitetes land mit Tras oder mist der zu erde worden/ überschüt-

tet/
Das II. Cap.
Anlegung eines volkommenen
Gartens.

WEr nun geſinnet/ einen koſtbaren und aus allem zubehoͤr beſtehen-
den Garten nach hieſiger Landes-art anzulegen/ der muß auff folgende
fuͤnff puncte zufoͤrders achtung geben: als da ſind die gelegenheit des orts/
der grund oder boden/ die form/ die bezeunung/ und die eintheilung des
gantzen wercks. Was hiervon ins gemein zuwiſſen noͤhtig/ wollen wir ſtuͤckweiſe
durchgehen.

1. Von der Gelegenheit.

Zu einem fuͤrtrefflichen garten ſol außerkohren werden 1. Ein ort von natur
geſund/ und von moraſten entfernet/ als bey welchen nicht gut wohnen. 2. Ein ort
nahe am wohnhaus/ damit der Gartenherr beydes der ſchoͤnen außſicht genieſſen/
und zugleich beſſere achtung auff alles geben koͤnne. 3. Ein ort nicht enge einge-
ſpannen/ ſondern weit und groß/ damit man die gewaͤchſe gar dicht zuſammen zuſe-
tzen nicht gezwungen werde. 4. Ein ort nach Mitternacht geſchloſſen/ entweder
durch gebaͤwde/ oder einen hohen wald/ oder durch einen berg/ damit von dannen die
kalten Nortwinde keinen ſchaden zufuͤgen. 5. Ein ort offen gegen Mittag/ wie
auch ſo es muͤglich gegen Oſt und Weſten/ auff daß der Sonnenſtrahlen darin ih-
ren freyen ſchein und wirckung haben moͤgen. 6. Ein ort etwas erhoben/ und zwar
gegen Mittag/ als welches zu kraͤfftiger waͤrmung der Sonnen viel hilfft/ auch das
uͤberfluͤßige regenwaſſer beſſer ablauffen laͤſſet: wiewol es hingegen in allzutrucknen
Sommern viel ſchaden kan/ deßwegen die meiſte gaͤrten bey uns in der ebne gebawet
werden. 7. Ein ort bey einem Strom/ Quell/ oder Baͤchlein/ damit die waͤſſerung
deſto bequemer geſchehen moͤge: auch ſofern das waſſer in demſelben platz nicht fuͤg-
lich koͤnte begriffen werden/ muͤſte mans von der naͤhe dahin leiten/ ſintemal der-
gleichen flieſſendes dem puͤtwaſſer in alle wege fuͤrzuziehen.

2. Von dem Erdreich.

Wie das Erdreich beſonders zum blumwerck/ anders zu kuͤchenkraͤutern/ an-
ders zu baͤumen und ſtraͤuchern zuzurichten ſey/ ſolches wird drunten an behoͤrigen
orten inſonderheit gelehret werden: allhier ſol nur von der erſten groben bereitung
des gantzen Gartenplatzes kurze meldung geſchehen.

Nachdem die ſtelle des newen Gartens außerſehen/ ſo iſt dis die nechſte arbeit/
daß man durch erniedrigung der huͤgel/ und erhoͤhung der gruben den platz gleich ma-
che: iſt er aber an ſich gleich/ ſo grabet ihn knie tieff oder noch tieffer durch und zwar
reihenweiſe/ alſo daß die reihen oder graben vier oder fuͤnff fuß breit werden/ und die
oberſte Erde hinnunter komme/ welches man rayonner, rajoniren nennet/ und zwar
ſolches koͤnnen hacken/ und ſpaten am beſten verrichten: auch kan man den platz wol
mit einen pflug uͤmbwerffen laſſen. Noch mehren nutz werdet ihr genieſſen/ wenn
man ſolch durchgearbeitetes land mit Tras oder miſt der zu erde worden/ uͤberſchuͤt-

tet/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0031" n="7.[7]"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#fr">Cap.<lb/>
Anlegung eines volkommenen<lb/>
Gartens.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">Er nun ge&#x017F;innet/ einen ko&#x017F;tbaren und aus allem zubeho&#x0364;r be&#x017F;tehen-</hi><lb/>
den Garten nach hie&#x017F;iger Landes-art anzulegen/ der muß auff folgende<lb/>
fu&#x0364;nff puncte zufo&#x0364;rders achtung geben: als da &#x017F;ind die gelegenheit des orts/<lb/>
der grund oder boden/ die form/ die bezeunung/ und die eintheilung des<lb/>
gantzen wercks. Was hiervon ins gemein zuwi&#x017F;&#x017F;en no&#x0364;htig/ wollen wir &#x017F;tu&#x0364;ckwei&#x017F;e<lb/>
durchgehen.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">1. Von der Gelegenheit.</hi> </head><lb/>
              <p>Zu einem fu&#x0364;rtrefflichen garten &#x017F;ol außerkohren werden 1. Ein ort von natur<lb/>
ge&#x017F;und/ und von mora&#x017F;ten entfernet/ als bey welchen nicht gut wohnen. 2. Ein ort<lb/>
nahe am wohnhaus/ damit der Gartenherr beydes der &#x017F;cho&#x0364;nen auß&#x017F;icht genie&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und zugleich be&#x017F;&#x017F;ere achtung auff alles geben ko&#x0364;nne. 3. Ein ort nicht enge einge-<lb/>
&#x017F;pannen/ &#x017F;ondern weit und groß/ damit man die gewa&#x0364;ch&#x017F;e gar dicht zu&#x017F;ammen zu&#x017F;e-<lb/>
tzen nicht gezwungen werde. 4. Ein ort nach Mitternacht ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ entweder<lb/>
durch geba&#x0364;wde/ oder einen hohen wald/ oder durch einen berg/ damit von dannen die<lb/>
kalten Nortwinde keinen &#x017F;chaden zufu&#x0364;gen. 5. Ein ort offen gegen Mittag/ wie<lb/>
auch &#x017F;o es mu&#x0364;glich gegen O&#x017F;t und We&#x017F;ten/ auff daß der Sonnen&#x017F;trahlen darin ih-<lb/>
ren freyen &#x017F;chein und wirckung haben mo&#x0364;gen. 6. Ein ort etwas erhoben/ und zwar<lb/>
gegen Mittag/ als welches zu kra&#x0364;fftiger wa&#x0364;rmung der Sonnen viel hilfft/ auch das<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;ßige regenwa&#x017F;&#x017F;er be&#x017F;&#x017F;er ablauffen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et: wiewol es hingegen in allzutrucknen<lb/>
Sommern viel &#x017F;chaden kan/ deßwegen die mei&#x017F;te ga&#x0364;rten bey uns in der ebne gebawet<lb/>
werden. 7. Ein ort bey einem Strom/ Quell/ oder Ba&#x0364;chlein/ damit die wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
de&#x017F;to bequemer ge&#x017F;chehen mo&#x0364;ge: auch &#x017F;ofern das wa&#x017F;&#x017F;er in dem&#x017F;elben platz nicht fu&#x0364;g-<lb/>
lich ko&#x0364;nte begriffen werden/ mu&#x0364;&#x017F;te mans von der na&#x0364;he dahin leiten/ &#x017F;intemal der-<lb/>
gleichen flie&#x017F;&#x017F;endes dem pu&#x0364;twa&#x017F;&#x017F;er in alle wege fu&#x0364;rzuziehen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">2. Von dem Erdreich.</hi> </head><lb/>
              <p>Wie das Erdreich be&#x017F;onders zum blumwerck/ anders zu ku&#x0364;chenkra&#x0364;utern/ an-<lb/>
ders zu ba&#x0364;umen und &#x017F;tra&#x0364;uchern zuzurichten &#x017F;ey/ &#x017F;olches wird drunten an beho&#x0364;rigen<lb/>
orten in&#x017F;onderheit gelehret werden: allhier &#x017F;ol nur von der er&#x017F;ten groben bereitung<lb/>
des gantzen Gartenplatzes kurze meldung ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
              <p>Nachdem die &#x017F;telle des newen Gartens außer&#x017F;ehen/ &#x017F;o i&#x017F;t dis die nech&#x017F;te arbeit/<lb/>
daß man durch erniedrigung der hu&#x0364;gel/ und erho&#x0364;hung der gruben den platz gleich ma-<lb/>
che: i&#x017F;t er aber an &#x017F;ich gleich/ &#x017F;o grabet ihn knie tieff oder noch tieffer durch und zwar<lb/>
reihenwei&#x017F;e/ al&#x017F;o daß die reihen oder graben vier oder fu&#x0364;nff fuß breit werden/ und die<lb/>
ober&#x017F;te Erde hinnunter komme/ welches man <hi rendition="#aq">rayonner,</hi> rajoniren nennet/ und zwar<lb/>
&#x017F;olches ko&#x0364;nnen hacken/ und &#x017F;paten am be&#x017F;ten verrichten: auch kan man den platz wol<lb/>
mit einen pflug u&#x0364;mbwerffen la&#x017F;&#x017F;en. Noch mehren nutz werdet ihr genie&#x017F;&#x017F;en/ wenn<lb/>
man &#x017F;olch durchgearbeitetes land mit Tras oder mi&#x017F;t der zu erde worden/ u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tet/</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7.[7]/0031] Das II. Cap. Anlegung eines volkommenen Gartens. WEr nun geſinnet/ einen koſtbaren und aus allem zubehoͤr beſtehen- den Garten nach hieſiger Landes-art anzulegen/ der muß auff folgende fuͤnff puncte zufoͤrders achtung geben: als da ſind die gelegenheit des orts/ der grund oder boden/ die form/ die bezeunung/ und die eintheilung des gantzen wercks. Was hiervon ins gemein zuwiſſen noͤhtig/ wollen wir ſtuͤckweiſe durchgehen. 1. Von der Gelegenheit. Zu einem fuͤrtrefflichen garten ſol außerkohren werden 1. Ein ort von natur geſund/ und von moraſten entfernet/ als bey welchen nicht gut wohnen. 2. Ein ort nahe am wohnhaus/ damit der Gartenherr beydes der ſchoͤnen außſicht genieſſen/ und zugleich beſſere achtung auff alles geben koͤnne. 3. Ein ort nicht enge einge- ſpannen/ ſondern weit und groß/ damit man die gewaͤchſe gar dicht zuſammen zuſe- tzen nicht gezwungen werde. 4. Ein ort nach Mitternacht geſchloſſen/ entweder durch gebaͤwde/ oder einen hohen wald/ oder durch einen berg/ damit von dannen die kalten Nortwinde keinen ſchaden zufuͤgen. 5. Ein ort offen gegen Mittag/ wie auch ſo es muͤglich gegen Oſt und Weſten/ auff daß der Sonnenſtrahlen darin ih- ren freyen ſchein und wirckung haben moͤgen. 6. Ein ort etwas erhoben/ und zwar gegen Mittag/ als welches zu kraͤfftiger waͤrmung der Sonnen viel hilfft/ auch das uͤberfluͤßige regenwaſſer beſſer ablauffen laͤſſet: wiewol es hingegen in allzutrucknen Sommern viel ſchaden kan/ deßwegen die meiſte gaͤrten bey uns in der ebne gebawet werden. 7. Ein ort bey einem Strom/ Quell/ oder Baͤchlein/ damit die waͤſſerung deſto bequemer geſchehen moͤge: auch ſofern das waſſer in demſelben platz nicht fuͤg- lich koͤnte begriffen werden/ muͤſte mans von der naͤhe dahin leiten/ ſintemal der- gleichen flieſſendes dem puͤtwaſſer in alle wege fuͤrzuziehen. 2. Von dem Erdreich. Wie das Erdreich beſonders zum blumwerck/ anders zu kuͤchenkraͤutern/ an- ders zu baͤumen und ſtraͤuchern zuzurichten ſey/ ſolches wird drunten an behoͤrigen orten inſonderheit gelehret werden: allhier ſol nur von der erſten groben bereitung des gantzen Gartenplatzes kurze meldung geſchehen. Nachdem die ſtelle des newen Gartens außerſehen/ ſo iſt dis die nechſte arbeit/ daß man durch erniedrigung der huͤgel/ und erhoͤhung der gruben den platz gleich ma- che: iſt er aber an ſich gleich/ ſo grabet ihn knie tieff oder noch tieffer durch und zwar reihenweiſe/ alſo daß die reihen oder graben vier oder fuͤnff fuß breit werden/ und die oberſte Erde hinnunter komme/ welches man rayonner, rajoniren nennet/ und zwar ſolches koͤnnen hacken/ und ſpaten am beſten verrichten: auch kan man den platz wol mit einen pflug uͤmbwerffen laſſen. Noch mehren nutz werdet ihr genieſſen/ wenn man ſolch durchgearbeitetes land mit Tras oder miſt der zu erde worden/ uͤberſchuͤt- tet/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/31
Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 7.[7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/31>, abgerufen am 21.12.2024.