Im Frühling auf grünem Hügel Da saßen viel' Engelein, Die putzten sich ihre Flügel Und spielten im Sonnenschein.
Da kamen Störche gezogen, Und jeder sich eines nahm, Und ist damit fortgeflogen, Bis daß er zu Menschen kam.
Und wo er anklopft' bescheiden Der kluge Adebar, Da war das Haus voller Freuden -- So geht es noch alle Jahr.
Die Engel weinten und lachten Und wußten nicht, wie ihn'n gescheh'n, -- Die einen doch bald sich bedachten Und meinten: das wird wohl geh'n?
Die machten bald wichtige Mienen Und wurden erstaunlich klug, Die Flügel gar unnütz ihn'n schienen, Sie schämten sich deren genug.
Und mit dem Flügelkleide Sie ließen den Flügelschnack, Das war keine kleine Freude: Nun stattlich in Hosen und Frack!
Von Engeln und von Bengeln.
Im Fruͤhling auf gruͤnem Huͤgel Da ſaßen viel' Engelein, Die putzten ſich ihre Fluͤgel Und ſpielten im Sonnenſchein.
Da kamen Stoͤrche gezogen, Und jeder ſich eines nahm, Und iſt damit fortgeflogen, Bis daß er zu Menſchen kam.
Und wo er anklopft' beſcheiden Der kluge Adebar, Da war das Haus voller Freuden — So geht es noch alle Jahr.
Die Engel weinten und lachten Und wußten nicht, wie ihn'n geſcheh'n, — Die einen doch bald ſich bedachten Und meinten: das wird wohl geh'n?
Die machten bald wichtige Mienen Und wurden erſtaunlich klug, Die Fluͤgel gar unnuͤtz ihn'n ſchienen, Sie ſchaͤmten ſich deren genug.
Und mit dem Fluͤgelkleide Sie ließen den Fluͤgelſchnack, Das war keine kleine Freude: Nun ſtattlich in Hoſen und Frack!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0497"n="479"/></div><divn="2"><head><hirendition="#b">Von Engeln und von Bengeln.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">I</hi>m Fruͤhling auf gruͤnem Huͤgel</l><lb/><l>Da ſaßen viel' Engelein,</l><lb/><l>Die putzten ſich ihre Fluͤgel</l><lb/><l>Und ſpielten im Sonnenſchein.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Da kamen Stoͤrche gezogen,</l><lb/><l>Und jeder ſich eines nahm,</l><lb/><l>Und iſt damit fortgeflogen,</l><lb/><l>Bis daß er zu Menſchen kam.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Und wo er anklopft' beſcheiden</l><lb/><l>Der kluge Adebar,</l><lb/><l>Da war das Haus voller Freuden —</l><lb/><l>So geht es noch alle Jahr.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Die Engel weinten und lachten</l><lb/><l>Und wußten nicht, wie ihn'n geſcheh'n, —</l><lb/><l>Die einen doch bald ſich bedachten</l><lb/><l>Und meinten: das wird wohl geh'n?</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Die machten bald wichtige Mienen</l><lb/><l>Und wurden erſtaunlich klug,</l><lb/><l>Die Fluͤgel gar unnuͤtz ihn'n ſchienen,</l><lb/><l>Sie ſchaͤmten ſich deren genug.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Und mit dem Fluͤgelkleide</l><lb/><l>Sie ließen den Fluͤgelſchnack,</l><lb/><l>Das war keine kleine Freude:</l><lb/><l>Nun ſtattlich in Hoſen und Frack!</l><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[479/0497]
Von Engeln und von Bengeln.
Im Fruͤhling auf gruͤnem Huͤgel
Da ſaßen viel' Engelein,
Die putzten ſich ihre Fluͤgel
Und ſpielten im Sonnenſchein.
Da kamen Stoͤrche gezogen,
Und jeder ſich eines nahm,
Und iſt damit fortgeflogen,
Bis daß er zu Menſchen kam.
Und wo er anklopft' beſcheiden
Der kluge Adebar,
Da war das Haus voller Freuden —
So geht es noch alle Jahr.
Die Engel weinten und lachten
Und wußten nicht, wie ihn'n geſcheh'n, —
Die einen doch bald ſich bedachten
Und meinten: das wird wohl geh'n?
Die machten bald wichtige Mienen
Und wurden erſtaunlich klug,
Die Fluͤgel gar unnuͤtz ihn'n ſchienen,
Sie ſchaͤmten ſich deren genug.
Und mit dem Fluͤgelkleide
Sie ließen den Fluͤgelſchnack,
Das war keine kleine Freude:
Nun ſtattlich in Hoſen und Frack!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/497>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.