Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die Seele. Die Seele. Jch merke dich o! rege Seele, Geist der von GOttes Allmacht stammt, Du bist das Licht der Leibes Höle, Das selbst der Schöpfer angeflammt: Was wär ich ohne dich zu nennen? Ein Klump der sich nicht selbst erkennen, Ein Körper der nichts fühlen kan. Durch dich verspür ich, was sich findet, Was GOtt in dieser Welt verbindet, Durch dich schau ich mich selber an. Dich hat das Wesen aller Wesen, Der Dinge Quell, der höchste Geist, Zu seinem Meisterstük erlesen, Wie deine Herrligkeit uns weißt: Du bist ein unerforschlich Wunder, Du bildest dich in mir iezunder, Und drükkest dich dir selbsten ein, Du wirkst in mir iezt diese Fragen, Du must mir selbst die Antwort sagen, Was mag woll eine Seele seyn? Du lässest dir dein Wesen merken, Und deine rege Geistigkeit; Du
Die Seele. Die Seele. Jch merke dich o! rege Seele, Geiſt der von GOttes Allmacht ſtammt, Du biſt das Licht der Leibes Hoͤle, Das ſelbſt der Schoͤpfer angeflammt: Was waͤr ich ohne dich zu nennen? Ein Klump der ſich nicht ſelbſt erkennen, Ein Koͤrper der nichts fuͤhlen kan. Durch dich verſpuͤr ich, was ſich findet, Was GOtt in dieſer Welt verbindet, Durch dich ſchau ich mich ſelber an. Dich hat das Weſen aller Weſen, Der Dinge Quell, der hoͤchſte Geiſt, Zu ſeinem Meiſterſtuͤk erleſen, Wie deine Herrligkeit uns weißt: Du biſt ein unerforſchlich Wunder, Du bildeſt dich in mir iezunder, Und druͤkkeſt dich dir ſelbſten ein, Du wirkſt in mir iezt dieſe Fragen, Du muſt mir ſelbſt die Antwort ſagen, Was mag woll eine Seele ſeyn? Du laͤſſeſt dir dein Weſen merken, Und deine rege Geiſtigkeit; Du
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0064" n="48"/> <fw place="top" type="header">Die Seele.</fw><lb/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Die Seele.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch merke dich o! rege Seele,</l><lb/> <l>Geiſt der von <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Allmacht ſtammt,</l><lb/> <l>Du biſt das Licht der Leibes Hoͤle,</l><lb/> <l>Das ſelbſt der Schoͤpfer angeflammt:</l><lb/> <l>Was waͤr ich ohne dich zu nennen?</l><lb/> <l>Ein Klump der ſich nicht ſelbſt erkennen,</l><lb/> <l>Ein Koͤrper der nichts fuͤhlen kan.</l><lb/> <l>Durch dich verſpuͤr ich, was ſich findet,</l><lb/> <l>Was GOtt in dieſer Welt verbindet,</l><lb/> <l>Durch dich ſchau ich mich ſelber an.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ich hat das Weſen aller Weſen,</l><lb/> <l>Der Dinge Quell, der hoͤchſte Geiſt,</l><lb/> <l>Zu ſeinem Meiſterſtuͤk erleſen,</l><lb/> <l>Wie deine Herrligkeit uns weißt:</l><lb/> <l>Du biſt ein unerforſchlich Wunder,</l><lb/> <l>Du bildeſt dich in mir iezunder,</l><lb/> <l>Und druͤkkeſt dich dir ſelbſten ein,</l><lb/> <l>Du wirkſt in mir iezt dieſe Fragen,</l><lb/> <l>Du muſt mir ſelbſt die Antwort ſagen,</l><lb/> <l>Was mag woll eine Seele ſeyn?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u laͤſſeſt dir dein Weſen merken,</l><lb/> <l>Und deine rege Geiſtigkeit;<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [48/0064]
Die Seele.
Die Seele.
Jch merke dich o! rege Seele,
Geiſt der von GOttes Allmacht ſtammt,
Du biſt das Licht der Leibes Hoͤle,
Das ſelbſt der Schoͤpfer angeflammt:
Was waͤr ich ohne dich zu nennen?
Ein Klump der ſich nicht ſelbſt erkennen,
Ein Koͤrper der nichts fuͤhlen kan.
Durch dich verſpuͤr ich, was ſich findet,
Was GOtt in dieſer Welt verbindet,
Durch dich ſchau ich mich ſelber an.
Dich hat das Weſen aller Weſen,
Der Dinge Quell, der hoͤchſte Geiſt,
Zu ſeinem Meiſterſtuͤk erleſen,
Wie deine Herrligkeit uns weißt:
Du biſt ein unerforſchlich Wunder,
Du bildeſt dich in mir iezunder,
Und druͤkkeſt dich dir ſelbſten ein,
Du wirkſt in mir iezt dieſe Fragen,
Du muſt mir ſelbſt die Antwort ſagen,
Was mag woll eine Seele ſeyn?
Du laͤſſeſt dir dein Weſen merken,
Und deine rege Geiſtigkeit;
Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |