Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Zorn. Der Zorn. Jacob. I. 20.Des Menschen Zorn thut nicht was vor
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Ein flatternd Feuer im Gemüte, Ein schäumend Wallen im Geblüte, Jn unsrer Adern Wunderborn, Erregt der fürchterliche Zorn: Den Zorn entflammt die Eigen- liebe, Die Rachsucht stärket seine Triebe, Die zärtliche Empfindlichkeit Begleitet ihn zu jeder Zeit, Die Hofnung sucht durch spize Dornen, Jhn auch noch ferner anzuspornen. Das ist der Zorn, das Kind der Höllen, Der das Geblüt pflegt aufzuschwellen, Und das Gemüt in Wallung sezt, So bald es sich nur dünkt verlezt. Ein Wort sezt ihn in Dampf und Flammen, Da Stolz und Rachbegier zusammen, Wie Pech und Schweffel Feuer spein, Und Licht und Dampf und Stank ausstreun: Der Zorn der pflegt bei seinen Wittern, Nicht andre, sondern sich zu splittern. O! stürmisch rauhe Leidenschaften Die in der Menschen Seele haften, Jhr Feinde der Zufriedenheit, Unhol- Y 5
Der Zorn. Der Zorn. Jacob. I. 20.Des Menſchen Zorn thut nicht was vor
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Ein flatternd Feuer im Gemuͤte, Ein ſchaͤumend Wallen im Gebluͤte, Jn unſrer Adern Wunderborn, Erregt der fuͤrchterliche Zorn: Den Zorn entflammt die Eigen- liebe, Die Rachſucht ſtaͤrket ſeine Triebe, Die zaͤrtliche Empfindlichkeit Begleitet ihn zu jeder Zeit, Die Hofnung ſucht durch ſpize Dornen, Jhn auch noch ferner anzuſpornen. Das iſt der Zorn, das Kind der Hoͤllen, Der das Gebluͤt pflegt aufzuſchwellen, Und das Gemuͤt in Wallung ſezt, So bald es ſich nur duͤnkt verlezt. Ein Wort ſezt ihn in Dampf und Flammen, Da Stolz und Rachbegier zuſammen, Wie Pech und Schweffel Feuer ſpein, Und Licht und Dampf und Stank ausſtreun: Der Zorn der pflegt bei ſeinen Wittern, Nicht andre, ſondern ſich zu ſplittern. O! ſtuͤrmiſch rauhe Leidenſchaften Die in der Menſchen Seele haften, Jhr Feinde der Zufriedenheit, Unhol- Y 5
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Der Zorn.
Der Zorn.
Jacob. I. 20.
Des Menſchen Zorn thut nicht was vor
GOtt recht iſt.
[Abbildung]
Ein flatternd Feuer im Gemuͤte,
Ein ſchaͤumend Wallen im Gebluͤte,
Jn unſrer Adern Wunderborn,
Erregt der fuͤrchterliche Zorn:
Den Zorn entflammt die Eigen-
liebe,
Die Rachſucht ſtaͤrket ſeine Triebe,
Die zaͤrtliche Empfindlichkeit
Begleitet ihn zu jeder Zeit,
Die Hofnung ſucht durch ſpize Dornen,
Jhn auch noch ferner anzuſpornen.
Das iſt der Zorn, das Kind der Hoͤllen,
Der das Gebluͤt pflegt aufzuſchwellen,
Und das Gemuͤt in Wallung ſezt,
So bald es ſich nur duͤnkt verlezt.
Ein Wort ſezt ihn in Dampf und Flammen,
Da Stolz und Rachbegier zuſammen,
Wie Pech und Schweffel Feuer ſpein,
Und Licht und Dampf und Stank ausſtreun:
Der Zorn der pflegt bei ſeinen Wittern,
Nicht andre, ſondern ſich zu ſplittern.
O! ſtuͤrmiſch rauhe Leidenſchaften
Die in der Menſchen Seele haften,
Jhr Feinde der Zufriedenheit,
Unhol-
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