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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Der Zorn.

Unholden aller Menschlichkeit!
Entfernet euch aus denen Seelen,
Jhr kommt das Herze nur zu quälen,
Und wenn ihr unsern Trieb vergnügt,
So habet ihr uns ganz besiegt,
Und macht uns gleich den wilden Thieren,
Da wir die Menschlichkeit verliehren.

Ein Zorniger bei seinem Brennen,
Jst nicht ein Mensche mehr zu nennen,
Ein Löw, ein Tyger, Wolf und Bär,
Ein Basilisk, und was noch mehr
Vor fürchterliche Thiere leben,
Die uns derselben Bildnis geben:
Denn wo die Wuth das Herz erregt,
Das Blut gleich Meereswellen schlägt,
Kan die Vernunft ja nicht regieren,
Die bei uns muß das Ruder führen?
O! eilet alle aus dem Wege,
Hier wird der Zorn im Adern rege,
Er bricht schon los, und das Gesicht,
Umwölkt das tieffe Augenlicht:
Das Blut erröthet schon die Wangen,
Das Auge wil gleich Feuer fangen,
Der Lebenssaft der schlägt zurük;
Ein blasser Basilisken Blik
Glimmt durch, und ist nicht mehr zu zäumen,
O! sehet den Beseßnen schäumen.
Wie raset nicht der blinde Eiffer,
O! was vor Gift, o! was vor Geiffer
Sprizt wie ein Jäscht aus seinen Mund
Und macht das böse Herze kund.
Er

Der Zorn.

Unholden aller Menſchlichkeit!
Entfernet euch aus denen Seelen,
Jhr kommt das Herze nur zu quaͤlen,
Und wenn ihr unſern Trieb vergnuͤgt,
So habet ihr uns ganz beſiegt,
Und macht uns gleich den wilden Thieren,
Da wir die Menſchlichkeit verliehren.

Ein Zorniger bei ſeinem Brennen,
Jſt nicht ein Menſche mehr zu nennen,
Ein Loͤw, ein Tyger, Wolf und Baͤr,
Ein Baſilisk, und was noch mehr
Vor fuͤrchterliche Thiere leben,
Die uns derſelben Bildnis geben:
Denn wo die Wuth das Herz erregt,
Das Blut gleich Meereswellen ſchlaͤgt,
Kan die Vernunft ja nicht regieren,
Die bei uns muß das Ruder fuͤhren?
O! eilet alle aus dem Wege,
Hier wird der Zorn im Adern rege,
Er bricht ſchon los, und das Geſicht,
Umwoͤlkt das tieffe Augenlicht:
Das Blut erroͤthet ſchon die Wangen,
Das Auge wil gleich Feuer fangen,
Der Lebensſaft der ſchlaͤgt zuruͤk;
Ein blaſſer Baſilisken Blik
Glimmt durch, und iſt nicht mehr zu zaͤumen,
O! ſehet den Beſeßnen ſchaͤumen.
Wie raſet nicht der blinde Eiffer,
O! was vor Gift, o! was vor Geiffer
Sprizt wie ein Jaͤſcht aus ſeinen Mund
Und macht das boͤſe Herze kund.
Er
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[346/0358] Der Zorn. Unholden aller Menſchlichkeit! Entfernet euch aus denen Seelen, Jhr kommt das Herze nur zu quaͤlen, Und wenn ihr unſern Trieb vergnuͤgt, So habet ihr uns ganz beſiegt, Und macht uns gleich den wilden Thieren, Da wir die Menſchlichkeit verliehren. Ein Zorniger bei ſeinem Brennen, Jſt nicht ein Menſche mehr zu nennen, Ein Loͤw, ein Tyger, Wolf und Baͤr, Ein Baſilisk, und was noch mehr Vor fuͤrchterliche Thiere leben, Die uns derſelben Bildnis geben: Denn wo die Wuth das Herz erregt, Das Blut gleich Meereswellen ſchlaͤgt, Kan die Vernunft ja nicht regieren, Die bei uns muß das Ruder fuͤhren? O! eilet alle aus dem Wege, Hier wird der Zorn im Adern rege, Er bricht ſchon los, und das Geſicht, Umwoͤlkt das tieffe Augenlicht: Das Blut erroͤthet ſchon die Wangen, Das Auge wil gleich Feuer fangen, Der Lebensſaft der ſchlaͤgt zuruͤk; Ein blaſſer Baſilisken Blik Glimmt durch, und iſt nicht mehr zu zaͤumen, O! ſehet den Beſeßnen ſchaͤumen. Wie raſet nicht der blinde Eiffer, O! was vor Gift, o! was vor Geiffer Sprizt wie ein Jaͤſcht aus ſeinen Mund Und macht das boͤſe Herze kund. Er

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/358>, abgerufen am 21.11.2024.