Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Weisheit GOttes
Die
Weisheit GOttes
an einem Kornhalm.
[Abbildung]
Man saget, daß ein Atheiste, (*) den man
schon lange so genannt,

Vor seinem scharfen Hals-Gerichte, aus
Furcht doch einen GOtt bekannt,

Und seinen Nichter zeigen wollen: Man könn aus
einen Strohhalm lesen

Es sei ein GOtt der alles ordne, ein weises und
allmächtig Wesen.

Was er vielleicht sich zu erretten, gesagt, ist doch
gewißlich wahr,

So viele Halmen auf den Felde, so viele Zeugen
stellt GOtt dar

Von seiner GOttheit ewgen Wesen, da uns der
Halmen schwanke Röhren,

Des Schöpfers Dasein, Macht und Güte, und
Weisheit ohne Zweiffel lehren.

Er wächset aus dem Saamenkorne, der ihn in sei-
ne Häute schliest,

Woraus er denn in feuchten Schooße der Erde, durch
dem Keim entspriest,

Von der verborgnen Frucht genähret, sich ausein-
ander dehnt und blühet,

Und durch des Wachsthums rege Säfte, bis zur
gemeßnen Höhe ziehet.

Wenn
(*) Julius Cäsar Vaninus.
Die Weisheit GOttes
Die
Weisheit GOttes
an einem Kornhalm.
[Abbildung]
Man ſaget, daß ein Atheiſte, (*) den man
ſchon lange ſo genannt,

Vor ſeinem ſcharfen Hals-Gerichte, aus
Furcht doch einen GOtt bekannt,

Und ſeinen Nichter zeigen wollen: Man koͤnn aus
einen Strohhalm leſen

Es ſei ein GOtt der alles ordne, ein weiſes und
allmaͤchtig Weſen.

Was er vielleicht ſich zu erretten, geſagt, iſt doch
gewißlich wahr,

So viele Halmen auf den Felde, ſo viele Zeugen
ſtellt GOtt dar

Von ſeiner GOttheit ewgen Weſen, da uns der
Halmen ſchwanke Roͤhren,

Des Schoͤpfers Daſein, Macht und Guͤte, und
Weisheit ohne Zweiffel lehren.

Er waͤchſet aus dem Saamenkorne, der ihn in ſei-
ne Haͤute ſchlieſt,

Woraus er denn in feuchten Schooße der Erde, durch
dem Keim entſprieſt,

Von der verborgnen Frucht genaͤhret, ſich ausein-
ander dehnt und bluͤhet,

Und durch des Wachsthums rege Saͤfte, bis zur
gemeßnen Hoͤhe ziehet.

Wenn
(*) Julius Caͤſar Vaninus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0130" n="118"/>
      <fw place="top" type="header">Die Weisheit GOttes</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die<lb/><hi rendition="#g">Weisheit GOttes</hi><lb/>
an einem Kornhalm.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>an &#x017F;aget, daß ein Athei&#x017F;te, <note place="foot" n="(*)">Julius Ca&#x0364;&#x017F;ar Vaninus.</note> den man<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chon lange &#x017F;o genannt,</hi></l><lb/>
          <l>Vor &#x017F;einem &#x017F;charfen Hals-Gerichte, aus<lb/><hi rendition="#et">Furcht doch einen <hi rendition="#fr">GOtt</hi> bekannt,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;einen Nichter zeigen wollen: Man ko&#x0364;nn aus<lb/><hi rendition="#et">einen Strohhalm le&#x017F;en</hi></l><lb/>
          <l>Es &#x017F;ei ein <hi rendition="#fr">GOtt</hi> der alles ordne, ein wei&#x017F;es und<lb/><hi rendition="#et">allma&#x0364;chtig We&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Was er vielleicht &#x017F;ich zu erretten, ge&#x017F;agt, i&#x017F;t doch<lb/><hi rendition="#et">gewißlich wahr,</hi></l><lb/>
          <l>So viele Halmen auf den Felde, &#x017F;o viele Zeugen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tellt <hi rendition="#fr">GOtt</hi> dar</hi></l><lb/>
          <l>Von &#x017F;einer GOttheit ewgen We&#x017F;en, da uns der<lb/><hi rendition="#et">Halmen &#x017F;chwanke Ro&#x0364;hren,</hi></l><lb/>
          <l>Des Scho&#x0364;pfers Da&#x017F;ein, Macht und Gu&#x0364;te, und<lb/><hi rendition="#et">Weisheit ohne Zweiffel lehren.</hi></l><lb/>
          <l>Er wa&#x0364;ch&#x017F;et aus dem Saamenkorne, der ihn in &#x017F;ei-<lb/><hi rendition="#et">ne Ha&#x0364;ute &#x017F;chlie&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Woraus er denn in feuchten Schooße der Erde, durch<lb/><hi rendition="#et">dem Keim ent&#x017F;prie&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Von der verborgnen Frucht gena&#x0364;hret, &#x017F;ich ausein-<lb/><hi rendition="#et">ander dehnt und blu&#x0364;het,</hi></l><lb/>
          <l>Und durch des Wachsthums rege Sa&#x0364;fte, bis zur<lb/><hi rendition="#et">gemeßnen Ho&#x0364;he ziehet.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0130] Die Weisheit GOttes Die Weisheit GOttes an einem Kornhalm. [Abbildung] Man ſaget, daß ein Atheiſte, (*) den man ſchon lange ſo genannt, Vor ſeinem ſcharfen Hals-Gerichte, aus Furcht doch einen GOtt bekannt, Und ſeinen Nichter zeigen wollen: Man koͤnn aus einen Strohhalm leſen Es ſei ein GOtt der alles ordne, ein weiſes und allmaͤchtig Weſen. Was er vielleicht ſich zu erretten, geſagt, iſt doch gewißlich wahr, So viele Halmen auf den Felde, ſo viele Zeugen ſtellt GOtt dar Von ſeiner GOttheit ewgen Weſen, da uns der Halmen ſchwanke Roͤhren, Des Schoͤpfers Daſein, Macht und Guͤte, und Weisheit ohne Zweiffel lehren. Er waͤchſet aus dem Saamenkorne, der ihn in ſei- ne Haͤute ſchlieſt, Woraus er denn in feuchten Schooße der Erde, durch dem Keim entſprieſt, Von der verborgnen Frucht genaͤhret, ſich ausein- ander dehnt und bluͤhet, Und durch des Wachsthums rege Saͤfte, bis zur gemeßnen Hoͤhe ziehet. Wenn (*) Julius Caͤſar Vaninus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/130
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/130>, abgerufen am 30.12.2024.