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Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig, 1883.

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Erster Abschnitt.
Das mythische Vorstellen und die Entstehung der Wissenschaft
in Europa.


Erstes Kapitel.
Die aus dem Ergebniß des ersten Buchs entspringende Aufgabe.

Das erste einleitende Buch hat zunächst das Objekt dieses
Werkes in einem Ueberblick dargestellt: die geschichtlich-gesellschaft-
liche Wirklichkeit, in dem Zusammenhang, in welchem sie innerhalb
der natürlichen Gliederung des Menschengeschlechts aus Individual-
einheiten sich aufbaut, sowie die Wissenschaften von dieser Wirk-
lichkeit d. h. die Geisteswissenschaften, in der Sonderung und den
inneren Beziehungen, in welchen sie aus dem Ringen des Erkennens
mit dieser Wirklichkeit entstanden sind: damit der in diese Ein-
leitung Eintretende zuvörderst das Objekt selber in seiner Realität
gewahr werde.

Dies war durch den leitenden wissenschaftlichen Gedanken des
vorliegenden Werkes geboten. Denn in demselben ist jede von den
bisherigen Ergebnissen des philosophischen Nachdenkens abweichende
Erkenntniß ein Ausfluß des Einen Grundgedankens, die Philo-
sophie sei zunächst eine Anleitung, die Realität, die Wirklichkeit in
reiner Erfahrung zu erfassen und in den Grenzen, welche die Kritik des
Erkennens vorschreibt, zu zergliedern. Dem mit den Geisteswissen-
schaften Beschäftigten will dasselbe sonach gleichsam die Organe für
die Erfahrung der geschichtlich-gesellschaftlichen Welt ausbilden.
Denn dies ist die gewaltige Seele der gegenwärtigen Wissenschaft:

Erſter Abſchnitt.
Das mythiſche Vorſtellen und die Entſtehung der Wiſſenſchaft
in Europa.


Erſtes Kapitel.
Die aus dem Ergebniß des erſten Buchs entſpringende Aufgabe.

Das erſte einleitende Buch hat zunächſt das Objekt dieſes
Werkes in einem Ueberblick dargeſtellt: die geſchichtlich-geſellſchaft-
liche Wirklichkeit, in dem Zuſammenhang, in welchem ſie innerhalb
der natürlichen Gliederung des Menſchengeſchlechts aus Individual-
einheiten ſich aufbaut, ſowie die Wiſſenſchaften von dieſer Wirk-
lichkeit d. h. die Geiſteswiſſenſchaften, in der Sonderung und den
inneren Beziehungen, in welchen ſie aus dem Ringen des Erkennens
mit dieſer Wirklichkeit entſtanden ſind: damit der in dieſe Ein-
leitung Eintretende zuvörderſt das Objekt ſelber in ſeiner Realität
gewahr werde.

Dies war durch den leitenden wiſſenſchaftlichen Gedanken des
vorliegenden Werkes geboten. Denn in demſelben iſt jede von den
bisherigen Ergebniſſen des philoſophiſchen Nachdenkens abweichende
Erkenntniß ein Ausfluß des Einen Grundgedankens, die Philo-
ſophie ſei zunächſt eine Anleitung, die Realität, die Wirklichkeit in
reiner Erfahrung zu erfaſſen und in den Grenzen, welche die Kritik des
Erkennens vorſchreibt, zu zergliedern. Dem mit den Geiſteswiſſen-
ſchaften Beſchäftigten will daſſelbe ſonach gleichſam die Organe für
die Erfahrung der geſchichtlich-geſellſchaftlichen Welt ausbilden.
Denn dies iſt die gewaltige Seele der gegenwärtigen Wiſſenſchaft:

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[[153]/0176] Erſter Abſchnitt. Das mythiſche Vorſtellen und die Entſtehung der Wiſſenſchaft in Europa. Erſtes Kapitel. Die aus dem Ergebniß des erſten Buchs entſpringende Aufgabe. Das erſte einleitende Buch hat zunächſt das Objekt dieſes Werkes in einem Ueberblick dargeſtellt: die geſchichtlich-geſellſchaft- liche Wirklichkeit, in dem Zuſammenhang, in welchem ſie innerhalb der natürlichen Gliederung des Menſchengeſchlechts aus Individual- einheiten ſich aufbaut, ſowie die Wiſſenſchaften von dieſer Wirk- lichkeit d. h. die Geiſteswiſſenſchaften, in der Sonderung und den inneren Beziehungen, in welchen ſie aus dem Ringen des Erkennens mit dieſer Wirklichkeit entſtanden ſind: damit der in dieſe Ein- leitung Eintretende zuvörderſt das Objekt ſelber in ſeiner Realität gewahr werde. Dies war durch den leitenden wiſſenſchaftlichen Gedanken des vorliegenden Werkes geboten. Denn in demſelben iſt jede von den bisherigen Ergebniſſen des philoſophiſchen Nachdenkens abweichende Erkenntniß ein Ausfluß des Einen Grundgedankens, die Philo- ſophie ſei zunächſt eine Anleitung, die Realität, die Wirklichkeit in reiner Erfahrung zu erfaſſen und in den Grenzen, welche die Kritik des Erkennens vorſchreibt, zu zergliedern. Dem mit den Geiſteswiſſen- ſchaften Beſchäftigten will daſſelbe ſonach gleichſam die Organe für die Erfahrung der geſchichtlich-geſellſchaftlichen Welt ausbilden. Denn dies iſt die gewaltige Seele der gegenwärtigen Wiſſenſchaft:

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Zitationshilfe: Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig, 1883, S. [153]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_geisteswissenschaften_1883/176>, abgerufen am 21.11.2024.