Kohl bei aller Aufmerksamkeit im Kochen verdirbt. Dann wird etwas kochendes Wasser mit Gänsefett oder Schweineschmalz und Butter zu Feuer gesetzt, der Kohl lagenweise mit dem nö- thigen Salz (ja nicht zu viel), etwas Nelkenpfeffer, viel klei- nen oder in Ermangelung in Würfel geschnittenen Zwiebeln und einer Pinkelwurst 11/2 Stunden gekocht. Der Topf muß fest verschlossen, der Kohl zwar gahr, aber ja nicht zu weich und nicht viel gerührt werden, weil derselbe ganz bleiben muß. Fehlt ihm die gewünschte Süße, so wird zeitig ein Stück Zucker dazu gethan, so wie beim Anrichten die Brühe mit etwas Kartof- felmehl gebunden gemacht.
Es gehören zum Kochen eines wohlschmeckenden Kohls we- nigstens 2 Stunden.
Man garnirt ihn mit gebratenen Kastanien, gibt gebratene Kartoffeln, und als Beilage Gänsebraten, Schweinsbraten, Rost- beef, Round of Beef, Rauchfleisch, Bratwurst, Schweinsrippe dazu.
59. Kurzer Kohl.
Hierzu werden alle nicht zu harten Blätter nebst den wei- chen Stielen benutzt. Solche auf dem Hackbrett recht fein ge- stoßen und mit Gänsefett und Butter, Zwiebeln und Salz in nicht zu kurzer Brühe, worin man zu Anfang etwas Hafer- grütze streut, gahr gekocht. Auch kann man geräucherte Brat- wurst oder ein Stück Bauchspeck darin kochen.
60. Geschnittener Kohl.
Der Kohl wird verlesen, gut gewaschen, fein geschnitten und nur eben abgekocht. Alsdann mit wenig kochendem Wasser, Gänsefett oder halb Butter, halb Schweineschmalz und wenig Salz gahr gekocht. Zuletzt wird ein wenig Kartoffelmehl, und wenn er nicht süß genug sein sollte, etwas Zucker hinzugefügt. Die Schüssel mit leicht gebratenen Kastanien garnirt.
Beilage und Zeit des Kochens wie bei langem Kohl.
61. Sauerkraut (Eingemachter Kappus).
Wird vorsichtig aus dem Fasse genommen -- das Aeußerste an den Seiten, wenn es nicht die gehörige Farbe haben sollte,
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Gemüſe.
Kohl bei aller Aufmerkſamkeit im Kochen verdirbt. Dann wird etwas kochendes Waſſer mit Gänſefett oder Schweineſchmalz und Butter zu Feuer geſetzt, der Kohl lagenweiſe mit dem nö- thigen Salz (ja nicht zu viel), etwas Nelkenpfeffer, viel klei- nen oder in Ermangelung in Würfel geſchnittenen Zwiebeln und einer Pinkelwurſt 1½ Stunden gekocht. Der Topf muß feſt verſchloſſen, der Kohl zwar gahr, aber ja nicht zu weich und nicht viel gerührt werden, weil derſelbe ganz bleiben muß. Fehlt ihm die gewünſchte Süße, ſo wird zeitig ein Stück Zucker dazu gethan, ſo wie beim Anrichten die Brühe mit etwas Kartof- felmehl gebunden gemacht.
Es gehören zum Kochen eines wohlſchmeckenden Kohls we- nigſtens 2 Stunden.
Man garnirt ihn mit gebratenen Kaſtanien, gibt gebratene Kartoffeln, und als Beilage Gänſebraten, Schweinsbraten, Roſt- beef, Round of Beef, Rauchfleiſch, Bratwurſt, Schweinsrippe dazu.
59. Kurzer Kohl.
Hierzu werden alle nicht zu harten Blätter nebſt den wei- chen Stielen benutzt. Solche auf dem Hackbrett recht fein ge- ſtoßen und mit Gänſefett und Butter, Zwiebeln und Salz in nicht zu kurzer Brühe, worin man zu Anfang etwas Hafer- grütze ſtreut, gahr gekocht. Auch kann man geräucherte Brat- wurſt oder ein Stück Bauchſpeck darin kochen.
60. Geſchnittener Kohl.
Der Kohl wird verleſen, gut gewaſchen, fein geſchnitten und nur eben abgekocht. Alsdann mit wenig kochendem Waſſer, Gänſefett oder halb Butter, halb Schweineſchmalz und wenig Salz gahr gekocht. Zuletzt wird ein wenig Kartoffelmehl, und wenn er nicht ſüß genug ſein ſollte, etwas Zucker hinzugefügt. Die Schüſſel mit leicht gebratenen Kaſtanien garnirt.
Beilage und Zeit des Kochens wie bei langem Kohl.
61. Sauerkraut (Eingemachter Kappus).
Wird vorſichtig aus dem Faſſe genommen — das Aeußerſte an den Seiten, wenn es nicht die gehörige Farbe haben ſollte,
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Gemüſe.
Kohl bei aller Aufmerkſamkeit im Kochen verdirbt. Dann wird
etwas kochendes Waſſer mit Gänſefett oder Schweineſchmalz
und Butter zu Feuer geſetzt, der Kohl lagenweiſe mit dem nö-
thigen Salz (ja nicht zu viel), etwas Nelkenpfeffer, viel klei-
nen oder in Ermangelung in Würfel geſchnittenen Zwiebeln
und einer Pinkelwurſt 1½ Stunden gekocht. Der Topf muß
feſt verſchloſſen, der Kohl zwar gahr, aber ja nicht zu weich und
nicht viel gerührt werden, weil derſelbe ganz bleiben muß. Fehlt
ihm die gewünſchte Süße, ſo wird zeitig ein Stück Zucker dazu
gethan, ſo wie beim Anrichten die Brühe mit etwas Kartof-
felmehl gebunden gemacht.
Es gehören zum Kochen eines wohlſchmeckenden Kohls we-
nigſtens 2 Stunden.
Man garnirt ihn mit gebratenen Kaſtanien, gibt gebratene
Kartoffeln, und als Beilage Gänſebraten, Schweinsbraten, Roſt-
beef, Round of Beef, Rauchfleiſch, Bratwurſt, Schweinsrippe
dazu.
59. Kurzer Kohl.
Hierzu werden alle nicht zu harten Blätter nebſt den wei-
chen Stielen benutzt. Solche auf dem Hackbrett recht fein ge-
ſtoßen und mit Gänſefett und Butter, Zwiebeln und Salz in
nicht zu kurzer Brühe, worin man zu Anfang etwas Hafer-
grütze ſtreut, gahr gekocht. Auch kann man geräucherte Brat-
wurſt oder ein Stück Bauchſpeck darin kochen.
60. Geſchnittener Kohl.
Der Kohl wird verleſen, gut gewaſchen, fein geſchnitten und
nur eben abgekocht. Alsdann mit wenig kochendem Waſſer,
Gänſefett oder halb Butter, halb Schweineſchmalz und wenig
Salz gahr gekocht. Zuletzt wird ein wenig Kartoffelmehl, und
wenn er nicht ſüß genug ſein ſollte, etwas Zucker hinzugefügt.
Die Schüſſel mit leicht gebratenen Kaſtanien garnirt.
Beilage und Zeit des Kochens wie bei langem Kohl.
61. Sauerkraut (Eingemachter Kappus).
Wird vorſichtig aus dem Faſſe genommen — das Aeußerſte
an den Seiten, wenn es nicht die gehörige Farbe haben ſollte,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Os… [mehr]
Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Osnabrück u.d.T. "Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche. […]". In der der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main konnte kein sicherer Nachweis auf ein verfügbares Exemplar der Erstausgabe ermittelt werden. Daher wurde für das DTA die 4., vermehrte u. verbesserte Auflage aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zur Digitalisierung herangezogen.
Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/135>, abgerufen am 01.03.2025.
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