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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Fünffte


Die Fünffte Predigt/
Vom
Schaaf-Stall.

GEliebte in Christo. Gleichwie alle Geschicht
und Geschick/ alle Handlungen und dero Umständ/ die
sich mit Christo dem Herrn in den Tagen seines Fleisches
begeben/ und von den H. Evangelisten auffgezeichnet hin-
terlassen worden/ ihre gewisse Ursachen/ omina und Be-
deutungen gehabt/ also ist es auch freylich plumbsweiß/
ohne gefähr/ ohne Göttlichen/ sonderbahren Rath und Bedacht nicht
geschehen/ daß das H. Kind JEsus/ so bald es gebohren/ in eine Krip-
pen/ und consequenter in einen Viehe-Stall geleget und gehalten wor-
den/ ob es ein Roß- oder Esel- oder Schaaf-Stall geweßt/ lassen wir un-
erörtert/ dulten die alte naenian und tradition vom Oechslein und Ese-
lein/ als tolerabilem errorem wie ihn Lutherus nennet Tom. 3. Lat.
p.
287. so auß Mißverstand etlicher Wort Esaiä erwachsen/ wollen aber
ehe und lieber glauben/ es sey ein Schaaf-Stall gewesen/ dieweil Beth-
lehem ein reiche Schaaf-Stadt geweßt/ die Bürger ihre beste Nahrung
und Werbung mit der Schäfferey getrieben/ und eben damal der Stall
lär gewesen/ weil die Heerd auff dem Feld pernoctirt, und von den Hir-
ten bewachet worden/ woran uns aber nicht viel ligt/ mehr aber an der
Bedeutung solches Stall-Lägers. Es ist ohne Zweiffel dieses Stall-
Läger des H. Kinds JEsu gewesen omen officii pastoralis, wohin diese
neue Geburt gezwecket und gezielet/ was sein Beruff und Ampt seyn
werde/ nemlich Er werde ein Hirt seyn/ der geistliche Schaafe zu hüten
überkommen werde/ darum auch der Engel solche Zeitung seinen Stall-
Brüdern und Hirten alsobald hinterbracht/ die hernach Evangelia na-
talitia
in der Gegend außgebreitet/ und vermeldet/ es sey gebohren der
Hirt und Schöpffer aller Welt.

2. Vestigium ein Merckmal des Stamm-Hauses/ auß welchem
dieser Edle Hirt entsprungen. Der H. Evangelist sagt/ es sey gewesen/
kein Königlicher Saal/ sondern ein Hirten-Stall und Jammerthal/

nicht
Die Fuͤnffte


Die Fuͤnffte Predigt/
Vom
Schaaf-Stall.

GEliebte in Chriſto. Gleichwie alle Geſchicht
und Geſchick/ alle Handlungen und dero Umſtaͤnd/ die
ſich mit Chriſto dem Herrn in den Tagen ſeines Fleiſches
begeben/ und von den H. Evangeliſten auffgezeichnet hin-
terlaſſen worden/ ihre gewiſſe Urſachen/ omina und Be-
deutungen gehabt/ alſo iſt es auch freylich plumbsweiß/
ohne gefaͤhr/ ohne Goͤttlichen/ ſonderbahren Rath und Bedacht nicht
geſchehen/ daß das H. Kind JEſus/ ſo bald es gebohren/ in eine Krip-
pen/ und conſequenter in einen Viehe-Stall geleget und gehalten wor-
den/ ob es ein Roß- oder Eſel- oder Schaaf-Stall geweßt/ laſſen wir un-
eroͤrtert/ dulten die alte nænian und tradition vom Oechslein und Eſe-
lein/ als tolerabilem errorem wie ihn Lutherus nennet Tom. 3. Lat.
p.
287. ſo auß Mißverſtand etlicher Wort Eſaiaͤ erwachſen/ wollen aber
ehe und lieber glauben/ es ſey ein Schaaf-Stall geweſen/ dieweil Beth-
lehem ein reiche Schaaf-Stadt geweßt/ die Buͤrger ihre beſte Nahrung
und Werbung mit der Schaͤfferey getrieben/ und eben damal der Stall
laͤr geweſen/ weil die Heerd auff dem Feld pernoctirt, und von den Hir-
ten bewachet worden/ woran uns aber nicht viel ligt/ mehr aber an der
Bedeutung ſolches Stall-Laͤgers. Es iſt ohne Zweiffel dieſes Stall-
Laͤger des H. Kinds JEſu geweſen omen officii paſtoralis, wohin dieſe
neue Geburt gezwecket und gezielet/ was ſein Beruff und Ampt ſeyn
werde/ nemlich Er werde ein Hirt ſeyn/ der geiſtliche Schaafe zu huͤten
uͤberkommen werde/ darum auch der Engel ſolche Zeitung ſeinen Stall-
Bruͤdern und Hirten alſobald hinterbracht/ die hernach Evangelia na-
talitia
in der Gegend außgebreitet/ und vermeldet/ es ſey gebohren der
Hirt und Schoͤpffer aller Welt.

2. Veſtigium ein Merckmal des Stamm-Hauſes/ auß welchem
dieſer Edle Hirt entſprungen. Der H. Evangeliſt ſagt/ es ſey geweſen/
kein Koͤniglicher Saal/ ſondern ein Hirten-Stall und Jammerthal/

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[58/0078] Die Fuͤnffte Die Fuͤnffte Predigt/ Vom Schaaf-Stall. GEliebte in Chriſto. Gleichwie alle Geſchicht und Geſchick/ alle Handlungen und dero Umſtaͤnd/ die ſich mit Chriſto dem Herrn in den Tagen ſeines Fleiſches begeben/ und von den H. Evangeliſten auffgezeichnet hin- terlaſſen worden/ ihre gewiſſe Urſachen/ omina und Be- deutungen gehabt/ alſo iſt es auch freylich plumbsweiß/ ohne gefaͤhr/ ohne Goͤttlichen/ ſonderbahren Rath und Bedacht nicht geſchehen/ daß das H. Kind JEſus/ ſo bald es gebohren/ in eine Krip- pen/ und conſequenter in einen Viehe-Stall geleget und gehalten wor- den/ ob es ein Roß- oder Eſel- oder Schaaf-Stall geweßt/ laſſen wir un- eroͤrtert/ dulten die alte nænian und tradition vom Oechslein und Eſe- lein/ als tolerabilem errorem wie ihn Lutherus nennet Tom. 3. Lat. p. 287. ſo auß Mißverſtand etlicher Wort Eſaiaͤ erwachſen/ wollen aber ehe und lieber glauben/ es ſey ein Schaaf-Stall geweſen/ dieweil Beth- lehem ein reiche Schaaf-Stadt geweßt/ die Buͤrger ihre beſte Nahrung und Werbung mit der Schaͤfferey getrieben/ und eben damal der Stall laͤr geweſen/ weil die Heerd auff dem Feld pernoctirt, und von den Hir- ten bewachet worden/ woran uns aber nicht viel ligt/ mehr aber an der Bedeutung ſolches Stall-Laͤgers. Es iſt ohne Zweiffel dieſes Stall- Laͤger des H. Kinds JEſu geweſen omen officii paſtoralis, wohin dieſe neue Geburt gezwecket und gezielet/ was ſein Beruff und Ampt ſeyn werde/ nemlich Er werde ein Hirt ſeyn/ der geiſtliche Schaafe zu huͤten uͤberkommen werde/ darum auch der Engel ſolche Zeitung ſeinen Stall- Bruͤdern und Hirten alſobald hinterbracht/ die hernach Evangelia na- talitia in der Gegend außgebreitet/ und vermeldet/ es ſey gebohren der Hirt und Schoͤpffer aller Welt. 2. Veſtigium ein Merckmal des Stamm-Hauſes/ auß welchem dieſer Edle Hirt entſprungen. Der H. Evangeliſt ſagt/ es ſey geweſen/ kein Koͤniglicher Saal/ ſondern ein Hirten-Stall und Jammerthal/ nicht

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/78>, abgerufen am 19.11.2024.