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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Ampt/ als durch eine Göttliche Rede und Antwort in seinem gantzen Lehr-
Ampt.

Hier möchte iemand gedencken/ Ach daß ich diesen so hochgerühm-
ten Lehrmeister selbst redend hören solt/ daß Er auch über mich käme/ wie
über die Apostel: ich höre ja nichts! ich sehe nichts! Er lehret mich und
schweiget doch! wann Er selbst mit mir redete immediate und ohne Mit-
tel/ wann Er mich auch im Augenblick zum Doctor machte/ wie Er seine
Apostel begnadet/ so wolt ich es mit Freuden annehmen? () Augustinus() in prin-
cip. l. de
Doctr.
Christ.

leget dir hier den Finger auff den Mund/ und saget: Hüte dich O lieber
Mensch für solchen stoltzen und gefährlichen Anfechtungen: Lasset uns die
Brüder vermahnen/ daß sie nicht ihre Kinder also lehren/ daß weil in einem
Augenblick durch die Zukunfft des Heiligen Geistes die Apostel sind er-
füllet worden mit allerhand Sprachen/ oder daß wem solches nicht ge-
schehe/ er meine er sey kein Christ oder habe den heiligen Geist nicht. Dann
wie weren die Wort wahr: Der Tempel Gottes ist heilig/ der
seyt ihr?
Wo nicht Gott von einem menschlichem Tempel antwortete/
und alles das jenige/ was er von den Menschen wolte gelernet haben/ vom
Himmel durch die Engel allererst müste kund werden? Dann wie kan man
sagen/ daß der stillschweige/ welcher durch das heilige Predig-Ampt redet?
Wie soll der schweigen/ der in der That und Warheit antwortet? Jst nicht
die heilige Schrifft Gottes Stimm/ von Gott dem Vater herab zu uns
als ein Brief gesendet? Biß hieher Augustini Wort verdeutschet.

Ein Sohn/ wann er seines Vatern Brief liset/ gehet derselbe ihm
nicht anders zu Hertzen/ als hörete er den Vater selbst unmittelbar-münd-
lich mit ihm reden. Nun ist die heilige Schrifft des allmächtigen Gottes
Send-Brief vom Himmel herab/ und zu uns seinen Creaturen und Kin-
dern gesendet/ dadurch redet Er so gnug und viel/ daß wir nach keiner un-
mittelbaren Erleuchtung und Erscheinung zu gaffen haben. Zum Exem-
pel/ fragstu/ welches ist dasselbe Wort Gottes/ welches da sey das un-
fehlbare rechte Liecht der Blinden zur Seligkeit? Der H. Geist antwortet/
aus und durch die Heilige Schrifft/ durch Mosen/ Propheten und Apostel:Ps. 119, 24.
105.

Das Wort Gottes/ das ist unser Füsse Leuchte/ und ein Liecht auff unsern
Wegen/ die Zeugnüssen Gottes sollen seyn unsere Raths-Leute. Wo ist
dasselbige Liecht zu finden? wo scheinet es? Antwort: Suchet in derIoh. 5, 39.
2. Tim.
3,
16.

Schrifft/ dann die ist die von mir zeuget. Alle Schrifft von
Gott eingegeben kan dich unterweisen/
pros to sophisai, daß du
weise und vollkommen seyest/ zu allen guten Wercken geschicket.

Wer
Cc 2

Predigt.
Ampt/ als durch eine Goͤttliche Rede und Antwort in ſeinem gantzen Lehr-
Ampt.

Hier moͤchte iemand gedencken/ Ach daß ich dieſen ſo hochgeruͤhm-
ten Lehrmeiſter ſelbſt redend hoͤren ſolt/ daß Er auch uͤber mich kaͤme/ wie
uͤber die Apoſtel: ich hoͤre ja nichts! ich ſehe nichts! Er lehret mich und
ſchweiget doch! wann Er ſelbſt mit mir redete immediatè und ohne Mit-
tel/ wann Er mich auch im Augenblick zum Doctor machte/ wie Er ſeine
Apoſtel begnadet/ ſo wolt ich es mit Freuden annehmen? () Auguſtinus() in prin-
cip. l. de
Doctr.
Chriſt.

leget dir hier den Finger auff den Mund/ und ſaget: Huͤte dich O lieber
Menſch fuͤr ſolchen ſtoltzen und gefaͤhrlichen Anfechtungen: Laſſet uns die
Bruͤder vermahnen/ daß ſie nicht ihre Kinder alſo lehren/ daß weil in einem
Augenblick durch die Zukunfft des Heiligen Geiſtes die Apoſtel ſind er-
fuͤllet worden mit allerhand Sprachen/ oder daß wem ſolches nicht ge-
ſchehe/ er meine er ſey kein Chriſt oder habe den heiligen Geiſt nicht. Dann
wie weren die Wort wahr: Der Tempel Gottes iſt heilig/ der
ſeyt ihr?
Wo nicht Gott von einem menſchlichem Tempel antwortete/
und alles das jenige/ was er von den Menſchen wolte gelernet haben/ vom
Him̃el durch die Engel allererſt muͤſte kund werden? Dann wie kan man
ſagen/ daß der ſtillſchweige/ welcher durch das heilige Predig-Ampt redet?
Wie ſoll der ſchweigen/ der in der That und Warheit antwortet? Jſt nicht
die heilige Schrifft Gottes Stimm/ von Gott dem Vater herab zu uns
als ein Brief geſendet? Biß hieher Auguſtini Wort verdeutſchet.

Ein Sohn/ wann er ſeines Vatern Brief liſet/ gehet derſelbe ihm
nicht anders zu Hertzen/ als hoͤrete er den Vater ſelbſt unmittelbar-muͤnd-
lich mit ihm reden. Nun iſt die heilige Schrifft des allmaͤchtigen Gottes
Send-Brief vom Himmel herab/ und zu uns ſeinen Creaturen und Kin-
dern geſendet/ dadurch redet Er ſo gnug und viel/ daß wir nach keiner un-
mittelbaren Erleuchtung und Erſcheinung zu gaffen haben. Zum Exem-
pel/ fragſtu/ welches iſt daſſelbe Wort Gottes/ welches da ſey das un-
fehlbare rechte Liecht der Blinden zur Seligkeit? Der H. Geiſt antwortet/
aus und durch die Heilige Schrifft/ durch Moſen/ Propheten und Apoſtel:Pſ. 119, 24.
105.

Das Wort Gottes/ das iſt unſer Fuͤſſe Leuchte/ und ein Liecht auff unſern
Wegen/ die Zeugnuͤſſen Gottes ſollen ſeyn unſere Raths-Leute. Wo iſt
daſſelbige Liecht zu finden? wo ſcheinet es? Antwort: Suchet in derIoh. 5, 39.
2. Tim.
3,
16.

Schrifft/ dann die iſt die von mir zeuget. Alle Schrifft von
Gott eingegeben kan dich unterweiſen/
πρὸς το σοφἰσαι, daß du
weiſe und vollkom̃en ſeyeſt/ zu allen guten Wercken geſchicket.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/235>, abgerufen am 27.04.2024.