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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sechszehende (Ander)
Actor. 9, 6.Wer wird mich aber unterweisen/ daß ich es verstehe? Stehe auff/
gehe in die Statt/
nemlich die Christliche Kirche/ da wird man dir
sagen was du thun solt.
Welches ist aber die warhafftige Kirche?
Matt. 7, 16.
Exod.
33,
19.
oder wo ist dieselbe/ da das Liecht leuchtet? Aus ihren Lehr-Früch-
ten sollet ihr sie erkennen.
Welches oder was ist das höchste Gut/ an
dem der Mensch/ so hier so dort all sein Begierden und Verlangen sättigen
mag? Gott der da heist Jehova Cotlobh das Liecht/ die we-
Ier. 2, 13.sentliche Liebe/ das Liecht selbst wesentlich/ die lebendige Quell alles guten/
wer denselben sihet den gnüget/ er hat Gott und gnug. Durch welchen
Weg soll oder kan ich zu ihm gelangen? Entweder via legali, durch
den stachlichten Gesetz-Weg/
welcher dir als einem Blinden und gar
Act. 16, 31.
Ezech. 18,
32. Matth.

11, 28.
Toden in geistlichen Sachen unmöglich zu wandlen; oder via Evange-
lica,
durch den heilsamen Weg des Evangelii; glaube an den
HERREN Jesum Christ/ so wirstu selig; glaube dem Evan-
gelio/ das da saget: Jch will nicht den Tod des Sunders/ etc.
Kommet her zu mir alle die ihr müheselig und beladen seyt/ ich
will euch erquicken/ etc.
Wie und in was Ordnung soll ich aber kom-
Marc. 1, 15.
Act.
2, 40.
men? Thue Buß und glaube dem Evangelio/ laß dir helffen!
sagt St. Petrus. Wodurch soll ich mir helffen lassen? durchs Wort und
Sacramenta/ und so fortan. Sic itur ad Coelum, das ist der Himmels-
Weg/ dessen Ende ist die ewige Seligkeit.

So ist nun diese heilige/ edle/ heilsame Salbe und Gna-
den-Geschenck eine uberschwengliche/ grosse/ unerschätzliche/
unermeßliche Gabe/
nemlich der Heilige Geist/ das höchste Gut
selbst/
ein theurer/ werther Hertzen- und Seelen-Gast/ das Liecht der selig-
machenden Weißheit/ damit er den Tempel des Hertzens erleuchtet und
schmücket/ und den edlen Schatz seines Wortes in des glaubigen Men-
schen Gedächtnüß beyleget/ denselben zur Zeit der Noth auffwecket und
gleichsam lebendig machet. Es hat offtmal ein Mensch diesen Schatz in
seiner Seelen ligen/ aber er schlafft gleichsam/ Gott der Herr ist der
Gen. 21, 19.Wecker! Die Hagar hatte in der Wüsten einen Brunnen gleichsam
für der Nasen/ aber sie sihet ihn nicht/ biß der Engel des Herren ihr
die Augen auffgethan. Vmb so viel höher ist diese Gabe/ als weniger
die Welt derselben achtet; Es bleibet wol dabey/ was Christus saget;
Ioh. 14, 17.Die Welt kan den Geist der Warheit nicht empfahen/ dann

sie sihet

Die Sechszehende (Ander)
Actor. 9, 6.Wer wird mich aber unterweiſen/ daß ich es verſtehe? Stehe auff/
gehe in die Statt/
nemlich die Chriſtliche Kirche/ da wird man dir
ſagen was du thun ſolt.
Welches iſt aber die warhafftige Kirche?
Matt. 7, 16.
Exod.
33,
19.
oder wo iſt dieſelbe/ da das Liecht leuchtet? Aus ihren Lehr-Fruͤch-
ten ſollet ihr ſie erkennen.
Welches oder was iſt das hoͤchſte Gut/ an
dem der Menſch/ ſo hier ſo dort all ſein Begierden und Verlangen ſaͤttigen
mag? Gott der da heiſt Jehova Cotlobh das Liecht/ die we-
Ier. 2, 13.ſentliche Liebe/ das Liecht ſelbſt weſentlich/ die lebendige Quell alles guten/
wer denſelben ſihet den gnuͤget/ er hat Gott und gnug. Durch welchen
Weg ſoll oder kan ich zu ihm gelangen? Entweder viâ legali, durch
den ſtachlichten Geſetz-Weg/
welcher dir als einem Blinden und gar
Act. 16, 31.
Ezech. 18,
32. Matth.

11, 28.
Toden in geiſtlichen Sachen unmoͤglich zu wandlen; oder viâ Evange-
licâ,
durch den heilſamen Weg des Evangelii; glaube an den
HERREN Jeſum Chriſt/ ſo wirſtu ſelig; glaube dem Evan-
gelio/ das da ſaget: Jch will nicht den Tod des Sůnders/ ꝛc.
Kommet her zu mir alle die ihr muͤheſelig und beladen ſeyt/ ich
will euch erquicken/ ꝛc.
Wie und in was Ordnung ſoll ich aber kom-
Marc. 1, 15.
Act.
2, 40.
men? Thue Buß und glaube dem Evangelio/ laß dir helffen!
ſagt St. Petrus. Wodurch ſoll ich mir helffen laſſen? durchs Wort und
Sacramenta/ und ſo fortan. Sic itur ad Cœlum, das iſt der Himmels-
Weg/ deſſen Ende iſt die ewige Seligkeit.

So iſt nun dieſe heilige/ edle/ heilſame Salbe und Gna-
den-Geſchenck eine ůberſchwengliche/ groſſe/ unerſchaͤtzliche/
unermeßliche Gabe/
nemlich der Heilige Geiſt/ das höchſte Gut
ſelbſt/
ein theurer/ werther Hertzen- und Seelen-Gaſt/ das Liecht der ſelig-
machenden Weißheit/ damit er den Tempel des Hertzens erleuchtet und
ſchmuͤcket/ und den edlen Schatz ſeines Wortes in des glaubigen Men-
ſchen Gedaͤchtnuͤß beyleget/ denſelben zur Zeit der Noth auffwecket und
gleichſam lebendig machet. Es hat offtmal ein Menſch dieſen Schatz in
ſeiner Seelen ligen/ aber er ſchlafft gleichſam/ Gott der Herr iſt der
Gen. 21, 19.Wecker! Die Hagar hatte in der Wuͤſten einen Brunnen gleichſam
fuͤr der Naſen/ aber ſie ſihet ihn nicht/ biß der Engel des Herren ihr
die Augen auffgethan. Vmb ſo viel hoͤher iſt dieſe Gabe/ als weniger
die Welt derſelben achtet; Es bleibet wol dabey/ was Chriſtus ſaget;
Ioh. 14, 17.Die Welt kan den Geiſt der Warheit nicht empfahen/ dann

ſie ſihet
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[204/0236] Die Sechszehende (Ander) Wer wird mich aber unterweiſen/ daß ich es verſtehe? Stehe auff/ gehe in die Statt/ nemlich die Chriſtliche Kirche/ da wird man dir ſagen was du thun ſolt. Welches iſt aber die warhafftige Kirche? oder wo iſt dieſelbe/ da das Liecht leuchtet? Aus ihren Lehr-Fruͤch- ten ſollet ihr ſie erkennen. Welches oder was iſt das hoͤchſte Gut/ an dem der Menſch/ ſo hier ſo dort all ſein Begierden und Verlangen ſaͤttigen mag? Gott der da heiſt Jehova Cotlobh das Liecht/ die we- ſentliche Liebe/ das Liecht ſelbſt weſentlich/ die lebendige Quell alles guten/ wer denſelben ſihet den gnuͤget/ er hat Gott und gnug. Durch welchen Weg ſoll oder kan ich zu ihm gelangen? Entweder viâ legali, durch den ſtachlichten Geſetz-Weg/ welcher dir als einem Blinden und gar Toden in geiſtlichen Sachen unmoͤglich zu wandlen; oder viâ Evange- licâ, durch den heilſamen Weg des Evangelii; glaube an den HERREN Jeſum Chriſt/ ſo wirſtu ſelig; glaube dem Evan- gelio/ das da ſaget: Jch will nicht den Tod des Sůnders/ ꝛc. Kommet her zu mir alle die ihr muͤheſelig und beladen ſeyt/ ich will euch erquicken/ ꝛc. Wie und in was Ordnung ſoll ich aber kom- men? Thue Buß und glaube dem Evangelio/ laß dir helffen! ſagt St. Petrus. Wodurch ſoll ich mir helffen laſſen? durchs Wort und Sacramenta/ und ſo fortan. Sic itur ad Cœlum, das iſt der Himmels- Weg/ deſſen Ende iſt die ewige Seligkeit. Actor. 9, 6. Matt. 7, 16. Exod. 33, 19. Ier. 2, 13. Act. 16, 31. Ezech. 18, 32. Matth. 11, 28. Marc. 1, 15. Act. 2, 40. So iſt nun dieſe heilige/ edle/ heilſame Salbe und Gna- den-Geſchenck eine ůberſchwengliche/ groſſe/ unerſchaͤtzliche/ unermeßliche Gabe/ nemlich der Heilige Geiſt/ das höchſte Gut ſelbſt/ ein theurer/ werther Hertzen- und Seelen-Gaſt/ das Liecht der ſelig- machenden Weißheit/ damit er den Tempel des Hertzens erleuchtet und ſchmuͤcket/ und den edlen Schatz ſeines Wortes in des glaubigen Men- ſchen Gedaͤchtnuͤß beyleget/ denſelben zur Zeit der Noth auffwecket und gleichſam lebendig machet. Es hat offtmal ein Menſch dieſen Schatz in ſeiner Seelen ligen/ aber er ſchlafft gleichſam/ Gott der Herr iſt der Wecker! Die Hagar hatte in der Wuͤſten einen Brunnen gleichſam fuͤr der Naſen/ aber ſie ſihet ihn nicht/ biß der Engel des Herren ihr die Augen auffgethan. Vmb ſo viel hoͤher iſt dieſe Gabe/ als weniger die Welt derſelben achtet; Es bleibet wol dabey/ was Chriſtus ſaget; Die Welt kan den Geiſt der Warheit nicht empfahen/ dann ſie ſihet Gen. 21, 19. Ioh. 14, 17.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/236>, abgerufen am 24.11.2024.