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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sechszehende (Ander)
sagt: Hier sitzen wir in Gegenwart der heiligen Schrifft/ wann nun die-
selbe oder der Heilige Geist mit außdrücklichen Worten saget: Gretsere,
deine Meynung ist nicht gut/ du hast die Sach verlohren; Jm Gegentheil
du Heilbrunner hast gewonnen! so will ich mich alsobald zu euch begeben/
adsit, adsit & condemnet! wo ist er dann nun/ so komme er her und ver-
damme mich! Jch besorge/ er sey ihm bald gnug kommen und seiner Bitte
ihn gewähret/ daß ers in Ewigkeit nicht zu gelachen.

Er ist VI. ein thätiger und würcklicher Lehrer/ der nicht
nur lehret mit Worten/ sondern Er führet auch eine solche kräfftige Lehre/
Psal. 34, 9.die das Hertz empfindet/ fühlet/ schmecket wie freundlich der HERR
ist/ Er tröstet das Hertz/ erfreuet das Gemüth/ erweckt das Gebet/ gibt
Andacht und heilige Gedancken ein/ pflantzet Gedult/ Sanfftmuth/ De-
muth/ sänfftiget das Hertz mit dem Frieden Gottes/ der höher ist als
alle Vernunfft/ bildet Gottes Ebenbild in ihm/ lehret der Welt Eitelkeit
verachten/ sich allein Gott dem höchsten Gut zu lassen/ zu ergeben/ und
in demselben zu ruhen. Das heisset von Gott gelehret seyn/ das ist eine
lebendige Lehre/ nicht ein toder Buchstabe. Diß ist der Finger Gottes/ wel-
cher das lebendige Wort ins Hertz schreibet. Das ist Gottes Schrifft ge-
schrieben nicht mit Dinten/ sondern mit dem lebendigen Geist Gottes/
solche Wort sind Leben und Geist.

VII. Doctor Dux, er ist ein leitender Lehrer in alle Warheit;
Er wird euch/
sagt der Herr/ in alle Warheit leiten/ gleichsam
Ioh, 16, 13.als ein hodogeta und Wegweiser; Er saget: Ducet, er wird euch
führen oder leiten/
nemlich ductu suavi, durch sanffte Handlei-
tung/
und nicht rapiet, er wird euch nicht mit Gewalt zu sich reissen und in
Himmel hinein gewaltthätiger weise zwingen; sondern gleich wie er die Vnwi-
dergebornen durch sein kräfftig Wort zu sich freundlich ziehet/ also wird er
die nunmehro Wiedergebornen gleichsam als ein paedagogus und Weg-
weiser bey der Hand führen/ durch Mitwürckung ihres eigenen von Gott be-
gnadeten Willens leiten und führen. 2. Ductu fideli, er wird sie leiten
mit Treue;
sintemal er als ein treuer Führer durch die Wüste dieser Welt/
durch welche die Glaubigen wallen und wandern müssen/ den Weg zeigen/
vorgehen/ Ruhe/ Schatten und Herberge verschaffen wil/ davon David im
Ps. 23, 4.23. Psal. rühmet/ aus Geist-freudigen Hertzen singet/ Ob ich wandert
im finstern Thal/ etc.
3. Ductu mediato, er wird sie leiten
mittelbar;
durch den Mund des Göttlichen Worts/ das heilige Predig-

Ampt/

Die Sechszehende (Ander)
ſagt: Hier ſitzen wir in Gegenwart der heiligen Schrifft/ wann nun die-
ſelbe oder der Heilige Geiſt mit außdruͤcklichen Worten ſaget: Gretſere,
deine Meynung iſt nicht gut/ du haſt die Sach verlohren; Jm Gegentheil
du Heilbrunner haſt gewonnen! ſo will ich mich alſobald zu euch begeben/
adſit, adſit & condemnet! wo iſt er dann nun/ ſo komme er her und ver-
damme mich! Jch beſorge/ er ſey ihm bald gnug kommen und ſeiner Bitte
ihn gewaͤhret/ daß ers in Ewigkeit nicht zu gelachen.

Er iſt VI. ein thaͤtiger und wuͤrcklicher Lehrer/ der nicht
nur lehret mit Worten/ ſondern Er fuͤhret auch eine ſolche kraͤfftige Lehre/
Pſal. 34, 9.die das Hertz empfindet/ fuͤhlet/ ſchmecket wie freundlich der HERR
iſt/ Er troͤſtet das Hertz/ erfreuet das Gemuͤth/ erweckt das Gebet/ gibt
Andacht und heilige Gedancken ein/ pflantzet Gedult/ Sanfftmuth/ De-
muth/ ſaͤnfftiget das Hertz mit dem Frieden Gottes/ der hoͤher iſt als
alle Vernunfft/ bildet Gottes Ebenbild in ihm/ lehret der Welt Eitelkeit
verachten/ ſich allein Gott dem hoͤchſten Gut zu laſſen/ zu ergeben/ und
in demſelben zu ruhen. Das heiſſet von Gott gelehret ſeyn/ das iſt eine
lebendige Lehre/ nicht ein toder Buchſtabe. Diß iſt der Finger Gottes/ wel-
cher das lebendige Wort ins Hertz ſchreibet. Das iſt Gottes Schrifft ge-
ſchrieben nicht mit Dinten/ ſondern mit dem lebendigen Geiſt Gottes/
ſolche Wort ſind Leben und Geiſt.

VII. Doctor Dux, er iſt ein leitender Lehrer in alle Warheit;
Er wird euch/
ſagt der Herr/ in alle Warheit leiten/ gleichſam
Ioh, 16, 13.als ein hodogeta und Wegweiſer; Er ſaget: Ducet, er wird euch
fuͤhren oder leiten/
nemlich ductu ſuavi, durch ſanffte Handlei-
tung/
und nicht rapiet, er wird euch nicht mit Gewalt zu ſich reiſſen und in
Him̃el hinein gewaltthaͤtiger weiſe zwingẽ; ſondern gleich wie er die Vnwi-
dergebornen durch ſein kraͤfftig Wort zu ſich freundlich ziehet/ alſo wird er
die nunmehro Wiedergebornen gleichſam als ein pædagogus und Weg-
weiſer bey der Hand fuͤhren/ durch Mitwuͤrckung ihres eigenẽ von Gott be-
gnadetẽ Willens leiten und fuͤhren. 2. Ductu fideli, er wird ſie leiten
mit Treue;
ſintemal er als ein treuer Fuͤhrer durch die Wuͤſte dieſer Welt/
durch welche die Glaubigen wallen und wandern muͤſſen/ den Weg zeigen/
vorgehen/ Ruhe/ Schatten und Herberge verſchaffen wil/ davon David im
Pſ. 23, 4.23. Pſal. ruͤhmet/ aus Geiſt-freudigen Hertzen ſinget/ Ob ich wandert
im finſtern Thal/ ꝛc.
3. Ductu mediato, er wird ſie leiten
mittelbar;
durch den Mund des Goͤttlichen Worts/ das heilige Predig-

Ampt/
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[202/0234] Die Sechszehende (Ander) ſagt: Hier ſitzen wir in Gegenwart der heiligen Schrifft/ wann nun die- ſelbe oder der Heilige Geiſt mit außdruͤcklichen Worten ſaget: Gretſere, deine Meynung iſt nicht gut/ du haſt die Sach verlohren; Jm Gegentheil du Heilbrunner haſt gewonnen! ſo will ich mich alſobald zu euch begeben/ adſit, adſit & condemnet! wo iſt er dann nun/ ſo komme er her und ver- damme mich! Jch beſorge/ er ſey ihm bald gnug kommen und ſeiner Bitte ihn gewaͤhret/ daß ers in Ewigkeit nicht zu gelachen. Er iſt VI. ein thaͤtiger und wuͤrcklicher Lehrer/ der nicht nur lehret mit Worten/ ſondern Er fuͤhret auch eine ſolche kraͤfftige Lehre/ die das Hertz empfindet/ fuͤhlet/ ſchmecket wie freundlich der HERR iſt/ Er troͤſtet das Hertz/ erfreuet das Gemuͤth/ erweckt das Gebet/ gibt Andacht und heilige Gedancken ein/ pflantzet Gedult/ Sanfftmuth/ De- muth/ ſaͤnfftiget das Hertz mit dem Frieden Gottes/ der hoͤher iſt als alle Vernunfft/ bildet Gottes Ebenbild in ihm/ lehret der Welt Eitelkeit verachten/ ſich allein Gott dem hoͤchſten Gut zu laſſen/ zu ergeben/ und in demſelben zu ruhen. Das heiſſet von Gott gelehret ſeyn/ das iſt eine lebendige Lehre/ nicht ein toder Buchſtabe. Diß iſt der Finger Gottes/ wel- cher das lebendige Wort ins Hertz ſchreibet. Das iſt Gottes Schrifft ge- ſchrieben nicht mit Dinten/ ſondern mit dem lebendigen Geiſt Gottes/ ſolche Wort ſind Leben und Geiſt. Pſal. 34, 9. VII. Doctor Dux, er iſt ein leitender Lehrer in alle Warheit; Er wird euch/ ſagt der Herr/ in alle Warheit leiten/ gleichſam als ein hodogeta und Wegweiſer; Er ſaget: Ducet, er wird euch fuͤhren oder leiten/ nemlich ductu ſuavi, durch ſanffte Handlei- tung/ und nicht rapiet, er wird euch nicht mit Gewalt zu ſich reiſſen und in Him̃el hinein gewaltthaͤtiger weiſe zwingẽ; ſondern gleich wie er die Vnwi- dergebornen durch ſein kraͤfftig Wort zu ſich freundlich ziehet/ alſo wird er die nunmehro Wiedergebornen gleichſam als ein pædagogus und Weg- weiſer bey der Hand fuͤhren/ durch Mitwuͤrckung ihres eigenẽ von Gott be- gnadetẽ Willens leiten und fuͤhren. 2. Ductu fideli, er wird ſie leiten mit Treue; ſintemal er als ein treuer Fuͤhrer durch die Wuͤſte dieſer Welt/ durch welche die Glaubigen wallen und wandern muͤſſen/ den Weg zeigen/ vorgehen/ Ruhe/ Schatten und Herberge verſchaffen wil/ davon David im 23. Pſal. ruͤhmet/ aus Geiſt-freudigen Hertzen ſinget/ Ob ich wandert im finſtern Thal/ ꝛc. 3. Ductu mediato, er wird ſie leiten mittelbar; durch den Mund des Goͤttlichen Worts/ das heilige Predig- Ampt/ Ioh, 16, 13. Pſ. 23, 4.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/234>, abgerufen am 24.11.2024.