Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Unverantwortlichkeit des Königs.
Zeiten der Domanial-Kraft Sache zwischen dem Landes-
herrn und seinen Familien-Mitgliedern war, ist jetzt auch
Sache zwischen diesen und den Ständen geworden. In-
zwischen darf das Quantum der Apanage und der Zeit-
punkt ihres Eintritts nicht zum Nachtheile der Berechtigten
festgesetzt werden.

1) S. den den Großherzogl. Badischen Ständen im May 1831.
vorgelegten, auf der Apanage der Individuen basirten Entwurf
eines Apanage-Gesetzes Art. 27. Verhandlungen der Badischen
Stände vom Jahr 1831., das Beilageheft S. 155 ff.
2) Besonders lehrreich über die Grundsätze des Apanage-Wesens
ist der Erbverein des Gesammthauses Nassau vom J. 1783.
(Reuß teutsche Staats-Canzley B. 16.), und das Primogenitur-
Gesetz des Nassau-Oranischen Hauses vom J. 1785. (Reuß a. a.
O. B. 19.) Den älteren Grundsätzen folgt auch das mit großer
Einsicht entworfene Hausgesetz des K. Würtemberg vom J. 1828.
in seinem VIIten Abschnitte.
Die königliche Unverletzlichkeit und
Unverantwortlichkeit
.

129. Der König wird zwar in Absicht seiner Privat-
verbindlichkeiten vor den Landesgerichten Recht geben und
nehmen 1) und eben dazu auch die Mitglieder seines Hau-
ses verpflichten; allein das Strafrecht könnte des Königs
Person nicht treffen, ohne mit der königlichen Würde die
Regierung selber zu verletzen. Der König wird in eben
diesem Betracht sich das Strafrecht über die Mitglieder
seines Hauses, unter Zuziehung eines Familien-Rathes,
vorbehalten.

1) Digna vox est majestate regnantis, legibus obligatum se prin-
cipem profiteri. l. 1. cod. tit. 14, 4. de legibus.
"Auch solche
Rechtsgeschäfte, die das Oberhaupt des Staates betreffen, aber
auf dessen Privateigenthum, oder auf die in dem bürgerlichen
7

Unverantwortlichkeit des Koͤnigs.
Zeiten der Domanial-Kraft Sache zwiſchen dem Landes-
herrn und ſeinen Familien-Mitgliedern war, iſt jetzt auch
Sache zwiſchen dieſen und den Staͤnden geworden. In-
zwiſchen darf das Quantum der Apanage und der Zeit-
punkt ihres Eintritts nicht zum Nachtheile der Berechtigten
feſtgeſetzt werden.

1) S. den den Großherzogl. Badiſchen Staͤnden im May 1831.
vorgelegten, auf der Apanage der Individuen baſirten Entwurf
eines Apanage-Geſetzes Art. 27. Verhandlungen der Badiſchen
Staͤnde vom Jahr 1831., das Beilageheft S. 155 ff.
2) Beſonders lehrreich uͤber die Grundſaͤtze des Apanage-Weſens
iſt der Erbverein des Geſammthauſes Naſſau vom J. 1783.
(Reuß teutſche Staats-Canzley B. 16.), und das Primogenitur-
Geſetz des Naſſau-Oraniſchen Hauſes vom J. 1785. (Reuß a. a.
O. B. 19.) Den aͤlteren Grundſaͤtzen folgt auch das mit großer
Einſicht entworfene Hausgeſetz des K. Wuͤrtemberg vom J. 1828.
in ſeinem VIIten Abſchnitte.
Die koͤnigliche Unverletzlichkeit und
Unverantwortlichkeit
.

129. Der Koͤnig wird zwar in Abſicht ſeiner Privat-
verbindlichkeiten vor den Landesgerichten Recht geben und
nehmen 1) und eben dazu auch die Mitglieder ſeines Hau-
ſes verpflichten; allein das Strafrecht koͤnnte des Koͤnigs
Perſon nicht treffen, ohne mit der koͤniglichen Wuͤrde die
Regierung ſelber zu verletzen. Der Koͤnig wird in eben
dieſem Betracht ſich das Strafrecht uͤber die Mitglieder
ſeines Hauſes, unter Zuziehung eines Familien-Rathes,
vorbehalten.

1) Digna vox est majestate regnantis, legibus obligatum se prin-
cipem profiteri. l. 1. cod. tit. 14, 4. de legibus.
„Auch ſolche
Rechtsgeſchaͤfte, die das Oberhaupt des Staates betreffen, aber
auf deſſen Privateigenthum, oder auf die in dem buͤrgerlichen
7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0109" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Unverantwortlichkeit des Ko&#x0364;nigs</hi>.</fw><lb/>
Zeiten der Domanial-Kraft Sache zwi&#x017F;chen dem Landes-<lb/>
herrn und &#x017F;einen Familien-Mitgliedern war, i&#x017F;t jetzt auch<lb/>
Sache zwi&#x017F;chen die&#x017F;en und den Sta&#x0364;nden geworden. In-<lb/>
zwi&#x017F;chen darf das Quantum der Apanage und der Zeit-<lb/>
punkt ihres Eintritts nicht zum Nachtheile der Berechtigten<lb/>
fe&#x017F;tge&#x017F;etzt werden.</p><lb/>
              <note place="end" n="1)">S. den den Großherzogl. Badi&#x017F;chen Sta&#x0364;nden im May 1831.<lb/>
vorgelegten, auf der Apanage der Individuen ba&#x017F;irten Entwurf<lb/>
eines Apanage-Ge&#x017F;etzes Art. 27. Verhandlungen der Badi&#x017F;chen<lb/>
Sta&#x0364;nde vom Jahr 1831., das Beilageheft S. 155 ff.</note><lb/>
              <note place="end" n="2)">Be&#x017F;onders lehrreich u&#x0364;ber die Grund&#x017F;a&#x0364;tze des Apanage-We&#x017F;ens<lb/>
i&#x017F;t der Erbverein des Ge&#x017F;ammthau&#x017F;es Na&#x017F;&#x017F;au vom J. 1783.<lb/>
(Reuß teut&#x017F;che Staats-Canzley B. 16.), und das Primogenitur-<lb/>
Ge&#x017F;etz des Na&#x017F;&#x017F;au-Orani&#x017F;chen Hau&#x017F;es vom J. 1785. (Reuß a. a.<lb/>
O. B. 19.) Den a&#x0364;lteren Grund&#x017F;a&#x0364;tzen folgt auch das mit großer<lb/>
Ein&#x017F;icht entworfene Hausge&#x017F;etz des K. Wu&#x0364;rtemberg vom J. 1828.<lb/>
in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">VII</hi>ten Ab&#x017F;chnitte.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Die ko&#x0364;nigliche Unverletzlichkeit und<lb/>
Unverantwortlichkeit</hi>.</head><lb/>
              <p>129. Der Ko&#x0364;nig wird zwar in Ab&#x017F;icht &#x017F;einer Privat-<lb/>
verbindlichkeiten vor den Landesgerichten Recht geben und<lb/>
nehmen <hi rendition="#sup">1</hi>) und eben dazu auch die Mitglieder &#x017F;eines Hau-<lb/>
&#x017F;es verpflichten; allein das Strafrecht ko&#x0364;nnte des Ko&#x0364;nigs<lb/>
Per&#x017F;on nicht treffen, ohne mit der ko&#x0364;niglichen Wu&#x0364;rde die<lb/>
Regierung &#x017F;elber zu verletzen. Der Ko&#x0364;nig wird in eben<lb/>
die&#x017F;em Betracht &#x017F;ich das Strafrecht u&#x0364;ber die Mitglieder<lb/>
&#x017F;eines Hau&#x017F;es, unter Zuziehung eines Familien-Rathes,<lb/>
vorbehalten.</p><lb/>
              <note place="end" n="1)"><hi rendition="#aq">Digna vox est majestate regnantis, legibus obligatum se prin-<lb/>
cipem profiteri. l. 1. cod. tit. 14, 4. de legibus.</hi> &#x201E;Auch &#x017F;olche<lb/>
Rechtsge&#x017F;cha&#x0364;fte, die das Oberhaupt des Staates betreffen, aber<lb/>
auf de&#x017F;&#x017F;en Privateigenthum, oder auf die in dem bu&#x0364;rgerlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">7</fw><lb/></note>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0109] Unverantwortlichkeit des Koͤnigs. Zeiten der Domanial-Kraft Sache zwiſchen dem Landes- herrn und ſeinen Familien-Mitgliedern war, iſt jetzt auch Sache zwiſchen dieſen und den Staͤnden geworden. In- zwiſchen darf das Quantum der Apanage und der Zeit- punkt ihres Eintritts nicht zum Nachtheile der Berechtigten feſtgeſetzt werden. ¹⁾ S. den den Großherzogl. Badiſchen Staͤnden im May 1831. vorgelegten, auf der Apanage der Individuen baſirten Entwurf eines Apanage-Geſetzes Art. 27. Verhandlungen der Badiſchen Staͤnde vom Jahr 1831., das Beilageheft S. 155 ff. ²⁾ Beſonders lehrreich uͤber die Grundſaͤtze des Apanage-Weſens iſt der Erbverein des Geſammthauſes Naſſau vom J. 1783. (Reuß teutſche Staats-Canzley B. 16.), und das Primogenitur- Geſetz des Naſſau-Oraniſchen Hauſes vom J. 1785. (Reuß a. a. O. B. 19.) Den aͤlteren Grundſaͤtzen folgt auch das mit großer Einſicht entworfene Hausgeſetz des K. Wuͤrtemberg vom J. 1828. in ſeinem VIIten Abſchnitte. Die koͤnigliche Unverletzlichkeit und Unverantwortlichkeit. 129. Der Koͤnig wird zwar in Abſicht ſeiner Privat- verbindlichkeiten vor den Landesgerichten Recht geben und nehmen 1) und eben dazu auch die Mitglieder ſeines Hau- ſes verpflichten; allein das Strafrecht koͤnnte des Koͤnigs Perſon nicht treffen, ohne mit der koͤniglichen Wuͤrde die Regierung ſelber zu verletzen. Der Koͤnig wird in eben dieſem Betracht ſich das Strafrecht uͤber die Mitglieder ſeines Hauſes, unter Zuziehung eines Familien-Rathes, vorbehalten. ¹⁾ Digna vox est majestate regnantis, legibus obligatum se prin- cipem profiteri. l. 1. cod. tit. 14, 4. de legibus. „Auch ſolche Rechtsgeſchaͤfte, die das Oberhaupt des Staates betreffen, aber auf deſſen Privateigenthum, oder auf die in dem buͤrgerlichen 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/109
Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/109>, abgerufen am 30.12.2024.