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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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XII.
Was für ein vnterscheidt zwischen Astronomia vnnd A-
strologia,
Ob diese Wörter nicht beyde die Sternkunst bedeuten/

vnd also nicht können eins ohn das andere sein?

DJe Wörter zwar beyde/ bedeuten eine Sternkunst/ aber die Sternkunst
ist zweyerley/ Eine die deß Himmels lauff erforschet vnd außrechnet/ Die
andere/ die aus des Himmels lauff zukünfftige dinge weissagt. Die erste ist von
den Alten so wol Astronomia als Astrologia genennet worden/ die andere a-
ber Prognosticon Astrologiae: Jetziger zeit aber wird von allen Philosophis
die erste nur Astronomia, die andere Astrologia genannt. Jst also ein gros-
ser vnterscheidt zwischen Astronomia vnd Astrologia, das ist/ zwischen der
Sternkunst die der sternen lauff vnd stelle/ auff- vnd vntergang/ Aspecten vnnd
Finsternisse/ außrechnet/ vnd dann zwischen der andern sternkunst/ die aus der
Sternen lauff/ Aspecten/ Finsternissen etc. vom zukünfftigen zustande deß Ge-
witters vnd anderer hendel propheceyet. Die erste ist in jhren rechnungen ge-
wiß vnd vnwandelbar/ denn Gott hat den Sternen einen gleichförmigen vn-
wandelbaren lauff eingepflantzet: Die ander aber ist eine offt fehlbare muhtmas
sung/ denn Gott hat zukünfftiger dinge vnfehlbare wissenschafft für sich allein
behalten. Die erste kan wol vollkommen sein ohn die andere/ Aber nicht die
andere ohn die erste: denn die andere muß zu jhrem vorhaben der ersten deß
Himmelslauff etc. entlehnen/ die erste darff zu jhren sachen von der andern gantz
nichts entlehnen.

Diesen vnterscheidt hab ich auch vor etlichen Jahren in meinem Apolo-
getico
erkläret/ vnd hette dißmal davon still geschwiegen/ wenn nicht ein berüm-
ter Astrologus, Theodorus Majus, in seiner diß jahr außgegangnen Astrolo-
gia vindicata
das wiederspiel den Leuten zu bereden sich vnterstanden. Denn
derselbe darff stracks im ersten Cap. schreiben/ 1. Das solcher vnterscheidt den
alten Lehrern zu wieder/ als die vnter jedem namen beyde künst ohn vnterscheidt
begriffen/ 2. Das beyde so zusammen gehören/ das eins ohne das ander nicht
sein kan.

Da ich gerne von jhm verstehen möchte/ 1. was das für alte Lehrer sein/
die er meynet. Lasset vns doch Ptolemaeum hören/ den er ja muß für den vor-
nehmbsten vnter den alten Lehrern passieren lassen. Der schreibt im 1. Cap.
Quadripartiti von diesen beyden Sternkünsten also:

Die erste ist an jhr selbst ein studium das wirdig zu tractiren/ ob man

schon
XII.
Was fuͤr ein vnterſcheidt zwiſchen Aſtronomia vnnd A-
ſtrologia,
Ob dieſe Woͤrter nicht beyde die Sternkunſt bedeuten/

vnd alſo nicht koͤnnen eins ohn das andere ſein?

DJe Woͤrter zwar beyde/ bedeuten eine Sternkunſt/ aber die Sternkunſt
iſt zweyerley/ Eine die deß Himmels lauff erforſchet vnd außrechnet/ Die
andere/ die aus des Himmels lauff zukuͤnfftige dinge weiſſagt. Die erſte iſt von
den Alten ſo wol Aſtronomia als Aſtrologia genennet worden/ die andere a-
ber Prognoſticon Aſtrologiæ: Jetziger zeit aber wird von allen Philoſophis
die erſte nur Aſtronomia, die andere Aſtrologia genannt. Jſt alſo ein groſ-
ſer vnterſcheidt zwiſchen Aſtronomia vnd Aſtrologia, das iſt/ zwiſchen der
Sternkunſt die der ſternen lauff vnd ſtelle/ auff- vnd vntergang/ Aſpecten vnnd
Finſterniſſe/ außrechnet/ vnd dann zwiſchen der andern ſternkunſt/ die aus der
Sternen lauff/ Aſpecten/ Finſterniſſen etc. vom zukuͤnfftigen zuſtande deß Ge-
witters vnd anderer hendel propheceyet. Die erſte iſt in jhren rechnungen ge-
wiß vnd vnwandelbar/ denn Gott hat den Sternen einen gleichfoͤrmigen vn-
wandelbaren lauff eingepflantzet: Die ander aber iſt eine offt fehlbare muhtmaſ
ſung/ denn Gott hat zukuͤnfftiger dinge vnfehlbare wiſſenſchafft fuͤr ſich allein
behalten. Die erſte kan wol vollkommen ſein ohn die andere/ Aber nicht die
andere ohn die erſte: denn die andere muß zu jhrem vorhaben der erſten deß
Himmelslauff etc. entlehnẽ/ die erſte darff zu jhren ſachen von der andern gantz
nichts entlehnen.

Dieſen vnterſcheidt hab ich auch vor etlichen Jahren in meinem Apolo-
getico
erklaͤret/ vnd hette dißmal davon ſtill geſchwiegen/ wenn nicht ein beruͤm-
ter Aſtrologus, Theodorus Majus, in ſeiner diß jahr außgegangnen Aſtrolo-
gia vindicata
das wiederſpiel den Leuten zu bereden ſich vnterſtanden. Deñ
derſelbe darff ſtracks im erſten Cap. ſchreiben/ 1. Das ſolcher vnterſcheidt den
alten Lehrern zu wieder/ als die vnter jedem namen beyde kuͤnſt ohn vnterſcheidt
begriffen/ 2. Das beyde ſo zuſammen gehoͤren/ das eins ohne das ander nicht
ſein kan.

Da ich gerne von jhm verſtehen moͤchte/ 1. was das fuͤr alte Lehrer ſein/
die er meynet. Laſſet vns doch Ptolemæum hoͤren/ den er ja muß fuͤr den vor-
nehmbſten vnter den alten Lehrern paſſieren laſſen. Der ſchreibt im 1. Cap.
Quadripartiti von dieſen beyden Sternkuͤnſten alſo:

Die erſte iſt an jhr ſelbſt ein ſtudium das wirdig zu tractiren/ ob man

ſchon
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[0058] XII. Was fuͤr ein vnterſcheidt zwiſchen Aſtronomia vnnd A- ſtrologia, Ob dieſe Woͤrter nicht beyde die Sternkunſt bedeuten/ vnd alſo nicht koͤnnen eins ohn das andere ſein? DJe Woͤrter zwar beyde/ bedeuten eine Sternkunſt/ aber die Sternkunſt iſt zweyerley/ Eine die deß Himmels lauff erforſchet vnd außrechnet/ Die andere/ die aus des Himmels lauff zukuͤnfftige dinge weiſſagt. Die erſte iſt von den Alten ſo wol Aſtronomia als Aſtrologia genennet worden/ die andere a- ber Prognoſticon Aſtrologiæ: Jetziger zeit aber wird von allen Philoſophis die erſte nur Aſtronomia, die andere Aſtrologia genannt. Jſt alſo ein groſ- ſer vnterſcheidt zwiſchen Aſtronomia vnd Aſtrologia, das iſt/ zwiſchen der Sternkunſt die der ſternen lauff vnd ſtelle/ auff- vnd vntergang/ Aſpecten vnnd Finſterniſſe/ außrechnet/ vnd dann zwiſchen der andern ſternkunſt/ die aus der Sternen lauff/ Aſpecten/ Finſterniſſen etc. vom zukuͤnfftigen zuſtande deß Ge- witters vnd anderer hendel propheceyet. Die erſte iſt in jhren rechnungen ge- wiß vnd vnwandelbar/ denn Gott hat den Sternen einen gleichfoͤrmigen vn- wandelbaren lauff eingepflantzet: Die ander aber iſt eine offt fehlbare muhtmaſ ſung/ denn Gott hat zukuͤnfftiger dinge vnfehlbare wiſſenſchafft fuͤr ſich allein behalten. Die erſte kan wol vollkommen ſein ohn die andere/ Aber nicht die andere ohn die erſte: denn die andere muß zu jhrem vorhaben der erſten deß Himmelslauff etc. entlehnẽ/ die erſte darff zu jhren ſachen von der andern gantz nichts entlehnen. Dieſen vnterſcheidt hab ich auch vor etlichen Jahren in meinem Apolo- getico erklaͤret/ vnd hette dißmal davon ſtill geſchwiegen/ wenn nicht ein beruͤm- ter Aſtrologus, Theodorus Majus, in ſeiner diß jahr außgegangnen Aſtrolo- gia vindicata das wiederſpiel den Leuten zu bereden ſich vnterſtanden. Deñ derſelbe darff ſtracks im erſten Cap. ſchreiben/ 1. Das ſolcher vnterſcheidt den alten Lehrern zu wieder/ als die vnter jedem namen beyde kuͤnſt ohn vnterſcheidt begriffen/ 2. Das beyde ſo zuſammen gehoͤren/ das eins ohne das ander nicht ſein kan. Da ich gerne von jhm verſtehen moͤchte/ 1. was das fuͤr alte Lehrer ſein/ die er meynet. Laſſet vns doch Ptolemæum hoͤren/ den er ja muß fuͤr den vor- nehmbſten vnter den alten Lehrern paſſieren laſſen. Der ſchreibt im 1. Cap. Quadripartiti von dieſen beyden Sternkuͤnſten alſo: Die erſte iſt an jhr ſelbſt ein ſtudium das wirdig zu tractiren/ ob man ſchon

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/58>, abgerufen am 21.12.2024.