Des Jupiters und der Cereris Tochter, wird auch sonsten Proser- pina genannt.
Liberata,
S. sonst Wilgefortis auch bey de- nen Niederländern Ont Kommera genannt, des Königs in Portugall Tochter, und wieder ihres heydni- schen Vaters Wissen eine heimliche Christin, die Schönste unter allen Frauens-Personen im Königrei- che, ward nach ihrer Mutter Tode von ihren Vater zur Ehe verlanget, über welches unvernünftige Ansin- nen sie hertzlich erschrack, und selbi- ges auff alle Art abzulehnen suchte, weil aber ihr Vater sie mit Gewalt darzu zwingen wolte, seufftzete sie zu GOtt recht inständig, er möchte doch ihre Schönheit von ihr neh- men, und dasjenige, was ihren gei- len Vater reitzete, an ihr verän- dern. Welches auch in der That erfolget, angesehen sie den folgen- den Tag darauff nicht mehr als eine Weibes-Person, sondern wie ein Mann, durch ihre jähe Verände- rung, aussahe, weil sie einen lan- gen und rauhen Bart in einer eini- gen Nacht bekahm, welches auch ihres Vaters unordentliche Brunst gedämpffet, und ihn nunmehr da- hin gebracht, daß er von seinem wunderlichen Vorsatz abgestanden. Und ob diese seine Christl. Tochter gleich von diesen ihren Anliegen da- durch befreyet ward, so ließ er doch seine Wuth, dieweil er erfuhr, daß sie heimlich den Christl. Glauben angenommen, anderweitig gegen selbige blicken, indem er sie auf das [Spaltenumbruch]
Libit Libussa
allergrausamste martern und end- lich an das Creutze nageln ließ, wor- an sie als eine beständige Martyrin ihren frommen Geist auffgab.
Libitina,
Eine Göttin der Toden-Grä- ber und der Leichen: in ihrem Tem- pel zu Rom verkauffte man alle die- jenigen Sachen, so zu denen Be- gräbnissen nöthig waren.
Libuina,
So von etlichen Lidwina oder Lydwidis genennet wird. War ein fanatisches und begeistertes Weibesbild, so sich vieler Göttlichen Gesichter, Himmlischer Offenbah- rungen, und heiligen Gespräche mit den Engeln rühmetee, auch unter andern behauptete, daß ihr von Chri- sto, nachdem er ihr Persönlich er- schienen, fünf Wunden zum Wahr- zeichen eingedrucket worden. Vid. Voet. Tom. II. Dissertat. Select. p. 1066.
Libussa,
Croci, des andern Hertzogs in Böhmen, Tochter sie überkam durch das Loß die gantze Herrschafft über Böhmen, und ward dahero von ih- ren Unterthanen gezwungen sich zu vermählen, weswegen sie auch bey sich beschloß denjenigen darzu aus zu ersehen, welchen ihre Be- dienten zu erst auff dem Felde an einem eisernen Tisch würden essend finden: weil sie nun einen Bauer, Primislaum genannt, an seinem Pflugschar sitzend antraffen, muste sie sofort selbigen zu ihrem Gemahl nehmen.
Licht-
[Spaltenumbruch]
Libera
Libera,
Des Jupiters und der Cereris Tochter, wird auch ſonſten Proſer- pina genannt.
Liberata,
S. ſonſt Wilgefortis auch bey de- nen Niederlaͤndern Ont Kommera genannt, des Koͤnigs in Portugall Tochter, und wieder ihres heydni- ſchen Vaters Wiſſen eine heimliche Chriſtin, die Schoͤnſte unter allen Frauens-Perſonen im Koͤnigrei- che, ward nach ihrer Mutter Tode von ihren Vater zur Ehe verlanget, uͤber welches unvernuͤnftige Anſin- nen ſie hertzlich erſchrack, und ſelbi- ges auff alle Art abzulehnen ſuchte, weil aber ihr Vater ſie mit Gewalt darzu zwingen wolte, ſeufftzete ſie zu GOtt recht inſtaͤndig, er moͤchte doch ihre Schoͤnheit von ihr neh- men, und dasjenige, was ihren gei- len Vater reitzete, an ihr veraͤn- dern. Welches auch in der That erfolget, angeſehen ſie den folgen- den Tag darauff nicht mehr als eine Weibes-Perſon, ſondern wie ein Mann, durch ihre jaͤhe Veraͤnde- rung, ausſahe, weil ſie einen lan- gen und rauhen Bart in einer eini- gen Nacht bekahm, welches auch ihres Vaters unordentliche Brunſt gedaͤmpffet, und ihn nunmehr da- hin gebracht, daß er von ſeinem wunderlichen Vorſatz abgeſtanden. Und ob dieſe ſeine Chriſtl. Tochter gleich von dieſen ihren Anliegen da- durch befreyet ward, ſo ließ er doch ſeine Wuth, dieweil er erfuhr, daß ſie heimlich den Chriſtl. Glauben angenommen, anderweitig gegen ſelbige blicken, indem er ſie auf das [Spaltenumbruch]
Libit Libuſſa
allergrauſamſte martern und end- lich an das Creutze nageln ließ, wor- an ſie als eine beſtaͤndige Martyrin ihren frommen Geiſt auffgab.
Libitina,
Eine Goͤttin der Toden-Graͤ- ber und der Leichen: in ihrem Tem- pel zu Rom verkauffte man alle die- jenigen Sachen, ſo zu denen Be- graͤbniſſen noͤthig waren.
Libuina,
So von etlichen Lidwina oder Lydwidis genennet wird. War ein fanatiſches und begeiſtertes Weibesbild, ſo ſich vieler Goͤttlichen Geſichter, Himmliſcher Offenbah- rungen, und heiligen Geſpraͤche mit den Engeln ruͤhmetee, auch unter andeꝛn behauptete, daß ihꝛ von Chꝛi- ſto, nachdem er ihr Perſoͤnlich er- ſchienen, fuͤnf Wunden zum Wahr- zeichen eingedrucket worden. Vid. Voet. Tom. II. Diſſertat. Select. p. 1066.
Libuſſa,
Croci, des andern Hertzogs in Boͤhmen, Tochter ſie uͤberkam duꝛch das Loß die gantze Herrſchafft uͤber Boͤhmen, und ward dahero von ih- ren Unterthanen gezwungen ſich zu vermaͤhlen, weswegen ſie auch bey ſich beſchloß denjenigen darzu aus zu erſehen, welchen ihre Be- dienten zu erſt auff dem Felde an einem eiſernen Tiſch wuͤrden eſſend finden: weil ſie nun einen Bauer, Primislaum genannt, an ſeinem Pflugſchar ſitzend antraffen, muſte ſie ſofort ſelbigen zu ihrem Gemahl nehmen.
Licht-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0600"/><cbn="1155"/></div><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Libera</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">Libera,</hi></head><lb/><p>Des <hirendition="#aq">Jupiters</hi> und der <hirendition="#aq">Cereris</hi><lb/>
Tochter, wird auch ſonſten <hirendition="#aq">Proſer-<lb/>
pina</hi> genannt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">Liberata,</hi></head><lb/><p><hirendition="#aq">S.</hi>ſonſt <hirendition="#aq">Wilgefortis</hi> auch bey de-<lb/>
nen Niederlaͤndern <hirendition="#aq">Ont Kommera</hi><lb/>
genannt, des Koͤnigs in Portugall<lb/>
Tochter, und wieder ihres heydni-<lb/>ſchen Vaters Wiſſen eine heimliche<lb/>
Chriſtin, die Schoͤnſte unter allen<lb/>
Frauens-Perſonen im Koͤnigrei-<lb/>
che, ward nach ihrer Mutter Tode<lb/>
von ihren Vater zur Ehe verlanget,<lb/>
uͤber welches unvernuͤnftige Anſin-<lb/>
nen ſie hertzlich erſchrack, und ſelbi-<lb/>
ges auff alle Art abzulehnen ſuchte,<lb/>
weil aber ihr Vater ſie mit Gewalt<lb/>
darzu zwingen wolte, ſeufftzete ſie<lb/>
zu GOtt recht inſtaͤndig, er moͤchte<lb/>
doch ihre Schoͤnheit von ihr neh-<lb/>
men, und dasjenige, was ihren gei-<lb/>
len Vater reitzete, an ihr veraͤn-<lb/>
dern. Welches auch in der That<lb/>
erfolget, angeſehen ſie den folgen-<lb/>
den Tag darauff nicht mehr als eine<lb/>
Weibes-Perſon, ſondern wie ein<lb/>
Mann, durch ihre jaͤhe Veraͤnde-<lb/>
rung, ausſahe, weil ſie einen lan-<lb/>
gen und rauhen Bart in einer eini-<lb/>
gen Nacht bekahm, welches auch<lb/>
ihres Vaters unordentliche Brunſt<lb/>
gedaͤmpffet, und ihn nunmehr da-<lb/>
hin gebracht, daß er von ſeinem<lb/>
wunderlichen Vorſatz abgeſtanden.<lb/>
Und ob dieſe ſeine Chriſtl. Tochter<lb/>
gleich von dieſen ihren Anliegen da-<lb/>
durch befreyet ward, ſo ließ er doch<lb/>ſeine Wuth, dieweil er erfuhr, daß<lb/>ſie heimlich den Chriſtl. Glauben<lb/>
angenommen, anderweitig gegen<lb/>ſelbige blicken, indem er ſie auf das<lb/><cbn="1156"/><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Libit Libuſſa</hi></fw><lb/>
allergrauſamſte martern und end-<lb/>
lich an das Creutze nageln ließ, wor-<lb/>
an ſie als eine beſtaͤndige Martyrin<lb/>
ihren frommen Geiſt auffgab.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">Libitina,</hi></head><lb/><p>Eine Goͤttin der Toden-Graͤ-<lb/>
ber und der Leichen: in ihrem Tem-<lb/>
pel zu Rom verkauffte man alle die-<lb/>
jenigen Sachen, ſo zu denen Be-<lb/>
graͤbniſſen noͤthig waren.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">Libuina,</hi></head><lb/><p>So von etlichen <hirendition="#aq">Lidwina</hi> oder<lb/><hirendition="#aq">Lydwidis</hi> genennet wird. War<lb/>
ein <hirendition="#aq">fanati</hi>ſches und begeiſtertes<lb/>
Weibesbild, ſo ſich vieler Goͤttlichen<lb/>
Geſichter, Himmliſcher Offenbah-<lb/>
rungen, und heiligen Geſpraͤche mit<lb/>
den Engeln ruͤhmetee, auch unter<lb/>
andeꝛn behauptete, daß ihꝛ von Chꝛi-<lb/>ſto, nachdem er ihr Perſoͤnlich er-<lb/>ſchienen, fuͤnf Wunden zum Wahr-<lb/>
zeichen eingedrucket worden. <hirendition="#aq">Vid.<lb/>
Voet. Tom. II. Diſſertat. Select.<lb/>
p.</hi> 1066.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">Libuſſa,</hi></head><lb/><p><hirendition="#aq">Croci,</hi> des andern Hertzogs in<lb/>
Boͤhmen, Tochter ſie uͤberkam duꝛch<lb/>
das Loß die gantze Herrſchafft uͤber<lb/>
Boͤhmen, und ward dahero von ih-<lb/>
ren Unterthanen gezwungen ſich<lb/>
zu vermaͤhlen, weswegen ſie auch<lb/>
bey ſich beſchloß denjenigen darzu<lb/>
aus zu erſehen, welchen ihre Be-<lb/>
dienten zu erſt auff dem Felde an<lb/>
einem eiſernen Tiſch wuͤrden eſſend<lb/>
finden: weil ſie nun einen Bauer,<lb/><hirendition="#aq">Primislaum</hi> genannt, an ſeinem<lb/>
Pflugſchar ſitzend antraffen, muſte<lb/>ſie ſofort ſelbigen zu ihrem Gemahl<lb/>
nehmen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Licht-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[0600]
Libera
Libit Libuſſa
Libera,
Des Jupiters und der Cereris
Tochter, wird auch ſonſten Proſer-
pina genannt.
Liberata,
S. ſonſt Wilgefortis auch bey de-
nen Niederlaͤndern Ont Kommera
genannt, des Koͤnigs in Portugall
Tochter, und wieder ihres heydni-
ſchen Vaters Wiſſen eine heimliche
Chriſtin, die Schoͤnſte unter allen
Frauens-Perſonen im Koͤnigrei-
che, ward nach ihrer Mutter Tode
von ihren Vater zur Ehe verlanget,
uͤber welches unvernuͤnftige Anſin-
nen ſie hertzlich erſchrack, und ſelbi-
ges auff alle Art abzulehnen ſuchte,
weil aber ihr Vater ſie mit Gewalt
darzu zwingen wolte, ſeufftzete ſie
zu GOtt recht inſtaͤndig, er moͤchte
doch ihre Schoͤnheit von ihr neh-
men, und dasjenige, was ihren gei-
len Vater reitzete, an ihr veraͤn-
dern. Welches auch in der That
erfolget, angeſehen ſie den folgen-
den Tag darauff nicht mehr als eine
Weibes-Perſon, ſondern wie ein
Mann, durch ihre jaͤhe Veraͤnde-
rung, ausſahe, weil ſie einen lan-
gen und rauhen Bart in einer eini-
gen Nacht bekahm, welches auch
ihres Vaters unordentliche Brunſt
gedaͤmpffet, und ihn nunmehr da-
hin gebracht, daß er von ſeinem
wunderlichen Vorſatz abgeſtanden.
Und ob dieſe ſeine Chriſtl. Tochter
gleich von dieſen ihren Anliegen da-
durch befreyet ward, ſo ließ er doch
ſeine Wuth, dieweil er erfuhr, daß
ſie heimlich den Chriſtl. Glauben
angenommen, anderweitig gegen
ſelbige blicken, indem er ſie auf das
allergrauſamſte martern und end-
lich an das Creutze nageln ließ, wor-
an ſie als eine beſtaͤndige Martyrin
ihren frommen Geiſt auffgab.
Libitina,
Eine Goͤttin der Toden-Graͤ-
ber und der Leichen: in ihrem Tem-
pel zu Rom verkauffte man alle die-
jenigen Sachen, ſo zu denen Be-
graͤbniſſen noͤthig waren.
Libuina,
So von etlichen Lidwina oder
Lydwidis genennet wird. War
ein fanatiſches und begeiſtertes
Weibesbild, ſo ſich vieler Goͤttlichen
Geſichter, Himmliſcher Offenbah-
rungen, und heiligen Geſpraͤche mit
den Engeln ruͤhmetee, auch unter
andeꝛn behauptete, daß ihꝛ von Chꝛi-
ſto, nachdem er ihr Perſoͤnlich er-
ſchienen, fuͤnf Wunden zum Wahr-
zeichen eingedrucket worden. Vid.
Voet. Tom. II. Diſſertat. Select.
p. 1066.
Libuſſa,
Croci, des andern Hertzogs in
Boͤhmen, Tochter ſie uͤberkam duꝛch
das Loß die gantze Herrſchafft uͤber
Boͤhmen, und ward dahero von ih-
ren Unterthanen gezwungen ſich
zu vermaͤhlen, weswegen ſie auch
bey ſich beſchloß denjenigen darzu
aus zu erſehen, welchen ihre Be-
dienten zu erſt auff dem Felde an
einem eiſernen Tiſch wuͤrden eſſend
finden: weil ſie nun einen Bauer,
Primislaum genannt, an ſeinem
Pflugſchar ſitzend antraffen, muſte
ſie ſofort ſelbigen zu ihrem Gemahl
nehmen.
Licht-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/600>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.