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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Lichtb Lichts
Licht-Breter,

Seynd dünne runde Bretlein
über und über durchlöchert, und
mit einem Griff und Handhabe ver-
sehen, worinnen vermittelst der
durchgezogenen Speiler und
Stäblein die Lichte gezogen wer-
den.

Licht-Knecht,

Ist ein von Zinn, Meßing oder
Blech holes und zugespitztes Hüt-
lein, so man über die Lichter bey
Auslöschung derselben decket.

Licht-Korb,

Ist ein länglicht rund und tief-
fes geflochtenes Körblein, worein
die Lichter gestecket werden.

am Lichtmeß-Tage tantzen,

Ist ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige in denen tollen Gedan-
cken stehen, es müste ihnen der
Flachs wohl gerathen, wenn sie nur
am Lichtmeß-Tage bey Sonnen-
schein einmahl tantzten.

Lichtputze,

Ist ein von Eisen oder Meßing
in Form einer Schere verfertigtes
Instrument, hat an dem einen hol-
gearbeiten Theile eine lange Spi-
tze, wird zu Abkürtzung und Saube-
rung des zu lang brennenden Tochts
gebrauchet.

Lichtputzen-Kästgen,

Ist ein von Zinn, Meßing oder
Blech länglichtes und auff drey
Knöpffen stehendes Futteral, wor-
ein die Lichtputze geleget wrid.

Lichtschirm,

Ist ein über einen runden Drat
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Licht
ausgespanntes grünes Pergament,
auf einer höltzernen Schraube, so
hoch und niedrig kan gezogen
werden, stehend, welches man in de-
nen Wochen- und Kinder-Stuben
vor das brennende Licht zu setzen
pfleget damit der Schein die schlaf-
fenden Kindlein oder Sechswöch-
nerinnen nicht beunruhigen möge.
Man hat auch eine Art solcher
Schirme, so man zusammen falten
und legen kan.

Licht ziehen,

Ist zwar sonsten ordentlich eine
Arbeit der Seiffensieder, die aber
auch öffters von haushältigen
Weibern verrichtet wird, da sie
nehmlich die aus baumwollenen
oder auch schlechten Garn zuge-
schnittenen Dachte, vermöge der
darzu gehörigen Lichtbreter mit
warm zerlassenen Unschlitt über-
kleiden und die Lichte in gehörige
Form bringen. Sie pflegen auch
dergleichen in gewisse darzu aptirte
gläserne oder blecherne Formen zu
giessen. Die Sorten der Lichter
sind von unterschiedener Grösse
und Güte, die gantz kleinen und ge-
ringen werden in der Haushaltung
nur Gauckel-Lichtlein oder Gauckel-
Katzen genennet; bey vornehmen
und solennen Ausrichtungen wer-
den insgemein weisse Wachs-Lich-
ter aufgesetzet; wiewohl man auch
deren von gelben Wachs hat.

mit dem Lichte gauckeln,

Ist ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige vermeynen, daß wenn
die Kinder mit Lichtern oder ange-
brandten Höltzlein des Tages über
gauckelten, sie des Nachts über in
das Bette harneten.

Licinia,
O o 2
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Lichtb Lichtſ
Licht-Breter,

Seynd duͤnne runde Bretlein
uͤber und uͤber durchloͤchert, und
mit einem Griff und Handhabe ver-
ſehen, worinnen vermittelſt der
durchgezogenen Speiler und
Staͤblein die Lichte gezogen wer-
den.

Licht-Knecht,

Iſt ein von Zinn, Meßing oder
Blech holes und zugeſpitztes Huͤt-
lein, ſo man uͤber die Lichter bey
Ausloͤſchung derſelben decket.

Licht-Korb,

Iſt ein laͤnglicht rund und tief-
fes geflochtenes Koͤrblein, worein
die Lichter geſtecket werden.

am Lichtmeß-Tage tantzen,

Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige in denen tollen Gedan-
cken ſtehen, es muͤſte ihnen der
Flachs wohl gerathen, wenn ſie nur
am Lichtmeß-Tage bey Sonnen-
ſchein einmahl tantzten.

Lichtputze,

Iſt ein von Eiſen oder Meßing
in Form einer Schere verfertigtes
Inſtrument, hat an dem einen hol-
gearbeiten Theile eine lange Spi-
tze, wird zu Abkuͤrtzung und Saube-
rung des zu lang breñenden Tochts
gebrauchet.

Lichtputzen-Kaͤſtgen,

Iſt ein von Zinn, Meßing oder
Blech laͤnglichtes und auff drey
Knoͤpffen ſtehendes Futteral, wor-
ein die Lichtputze geleget wrid.

Lichtſchirm,

Iſt ein uͤber einen runden Drat
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Licht
ausgeſpanntes gruͤnes Pergament,
auf einer hoͤltzernen Schraube, ſo
hoch und niedrig kan gezogen
werden, ſtehend, welches man in de-
nen Wochen- und Kinder-Stuben
vor das brennende Licht zu ſetzen
pfleget damit der Schein die ſchlaf-
fenden Kindlein oder Sechswoͤch-
nerinnen nicht beunruhigen moͤge.
Man hat auch eine Art ſolcher
Schirme, ſo man zuſammen falten
und legen kan.

Licht ziehen,

Iſt zwar ſonſten ordentlich eine
Arbeit der Seiffenſieder, die aber
auch oͤffters von haushaͤltigen
Weibern verrichtet wird, da ſie
nehmlich die aus baumwollenen
oder auch ſchlechten Garn zuge-
ſchnittenen Dachte, vermoͤge der
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kleiden und die Lichte in gehoͤrige
Form bringen. Sie pflegen auch
dergleichen in gewiſſe darzu aptirte
glaͤſerne oder blecherne Formen zu
gieſſen. Die Sorten der Lichter
ſind von unterſchiedener Gꝛoͤſſe
und Guͤte, die gantz kleinen und ge-
ringen werden in der Haushaltung
nur Gauckel-Lichtlein oder Gauckel-
Katzen genennet; bey vornehmen
und ſolennen Ausrichtungen wer-
den insgemein weiſſe Wachs-Lich-
ter aufgeſetzet; wiewohl man auch
deren von gelben Wachs hat.

mit dem Lichte gauckeln,

Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige vermeynen, daß wenn
die Kinder mit Lichtern oder ange-
brandten Hoͤltzlein des Tages uͤber
gauckelten, ſie des Nachts uͤber in
das Bette harneten.

Licinia,
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[0601] Lichtb Lichtſ Licht Licht-Breter, Seynd duͤnne runde Bretlein uͤber und uͤber durchloͤchert, und mit einem Griff und Handhabe ver- ſehen, worinnen vermittelſt der durchgezogenen Speiler und Staͤblein die Lichte gezogen wer- den. Licht-Knecht, Iſt ein von Zinn, Meßing oder Blech holes und zugeſpitztes Huͤt- lein, ſo man uͤber die Lichter bey Ausloͤſchung derſelben decket. Licht-Korb, Iſt ein laͤnglicht rund und tief- fes geflochtenes Koͤrblein, worein die Lichter geſtecket werden. am Lichtmeß-Tage tantzen, Iſt ein alter Weiber Aberglau- be, da einige in denen tollen Gedan- cken ſtehen, es muͤſte ihnen der Flachs wohl gerathen, wenn ſie nur am Lichtmeß-Tage bey Sonnen- ſchein einmahl tantzten. Lichtputze, Iſt ein von Eiſen oder Meßing in Form einer Schere verfertigtes Inſtrument, hat an dem einen hol- gearbeiten Theile eine lange Spi- tze, wird zu Abkuͤrtzung und Saube- rung des zu lang breñenden Tochts gebrauchet. Lichtputzen-Kaͤſtgen, Iſt ein von Zinn, Meßing oder Blech laͤnglichtes und auff drey Knoͤpffen ſtehendes Futteral, wor- ein die Lichtputze geleget wrid. Lichtſchirm, Iſt ein uͤber einen runden Drat ausgeſpanntes gruͤnes Pergament, auf einer hoͤltzernen Schraube, ſo hoch und niedrig kan gezogen werden, ſtehend, welches man in de- nen Wochen- und Kinder-Stuben vor das brennende Licht zu ſetzen pfleget damit der Schein die ſchlaf- fenden Kindlein oder Sechswoͤch- nerinnen nicht beunruhigen moͤge. Man hat auch eine Art ſolcher Schirme, ſo man zuſammen falten und legen kan. Licht ziehen, Iſt zwar ſonſten ordentlich eine Arbeit der Seiffenſieder, die aber auch oͤffters von haushaͤltigen Weibern verrichtet wird, da ſie nehmlich die aus baumwollenen oder auch ſchlechten Garn zuge- ſchnittenen Dachte, vermoͤge der darzu gehoͤrigen Lichtbreter mit warm zerlaſſenen Unſchlitt uͤber- kleiden und die Lichte in gehoͤrige Form bringen. Sie pflegen auch dergleichen in gewiſſe darzu aptirte glaͤſerne oder blecherne Formen zu gieſſen. Die Sorten der Lichter ſind von unterſchiedener Gꝛoͤſſe und Guͤte, die gantz kleinen und ge- ringen werden in der Haushaltung nur Gauckel-Lichtlein oder Gauckel- Katzen genennet; bey vornehmen und ſolennen Ausrichtungen wer- den insgemein weiſſe Wachs-Lich- ter aufgeſetzet; wiewohl man auch deren von gelben Wachs hat. mit dem Lichte gauckeln, Iſt ein alter Weiber Aberglau- be, da einige vermeynen, daß wenn die Kinder mit Lichtern oder ange- brandten Hoͤltzlein des Tages uͤber gauckelten, ſie des Nachts uͤber in das Bette harneten. Licinia, O o 2

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/601>, abgerufen am 22.11.2024.