Ist ein aus frischer Rindsgalle, weissen Candel-Zucker, Venetischen Borax, Sal Gemmae, Glas-Gall, Alaune und Campher, vermischtes und praeparirtes Wasser, welches dem Frauenzimmer und ihren An- gesichtern ein schönes Ansehen zu machen pfleget.
Frantzöischer Steiß,
Ist ein rund länglichtes weich und gelind ausgestopfftes Küssen oder halb Schurtz, den das Frauen- zimmer unter ihre Ober- und abson- derlich platt niedergelassenen Klei- der von hinten herum zu binden pfleget, um ihrer Taille dadurch ein Ansehen zu machen.
Frantzöischer Stich,
Ist dem Creutzstich ziemlich nahe verwandt; denn, wie bey jenem ie- desmahl über 4. Faden Creutzweiß gestochen wird, so geschiehet es all- hier nur über einen Faden. Von diesem Stich verfertiget man grosse und kleine Küssen, Stuhl-Uberzü- ge, Beutel, Kammfutter und an- dere Galanterien.
Frantzöische weisse Zwirn- Spitzen,
Seynd mehrentheils mit der Nadel genehet, und haben unter- schiedliche Benennungen, als Po- inte a la Reine, Pointe Dauphine, Pointe de Gennes: die vornehmsten Spitzen-Manufacturen seynd zu Pa- ris, Lyon, Dieppe, Aurillac und Havre de grace.
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Frantz Frau
Frantzöisch Zucker-Brodt. siehe. Zucker-Brodt fran- tzöisch zu backen.
Frantzösinn,
Ist ein aus Frantzösischer Nati- on und Geburt entsprossenes Wei- besbild, so die Mütter in vorneh- men Häusern ihren Töchtern zur Erlernung der Frantzösischen Spra- che und anderer weiblichen Wissen- schafften vor setzen, und in ihren Häusern erhalten.
Frau oder Weib,
Ist eine verehlichte Weibes- Person, so ihres Mannes Willen und Befehl unterworffen, die Haus- haltung führet, und in selbiger ih- rem Gesinde zu befehlen hat. Es mag auch selbige noch so geringen Standes und Herkommens seyn, so tritt sie doch zugleich mit in die Würde ihres Mannes, geniesset gleiche Jura mit ihm, und kan vor keinen andern Ort belanget werden, als, wo ihr Mann hingehöret. Die alten Jüden müssen die Weiber nach ihrer tollen Meynung vor etwas schimpfliches gehalten haben, weil sie GOtt alle Morgen dafür zu dan- cken pflegen, daß er sie nicht zu Wei- bern hätte werden lassen. Caspar Neumann in seinen Trauer-Reden Part. I. n. 4. p. 138. seq. Und bey denen Türcken sind die Weiber so veracht, daß sie nicht einmahl bey ordentlichen Gottesdieste in denen Kirchen, sondern nur vor denen Thüren liegen und beten müssen. Ja die närrischen Persianer nennen die Weiber Haram, welches auf ih- re Sprache, so viel als verflucht
heisset
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Frantzoͤiſch
Frantzoͤiſches Rinds-Gall Schminck-Waſſer,
Iſt ein aus friſcher Rindsgalle, weiſſen Candel-Zucker, Venetiſchen Borax, Sal Gemmæ, Glas-Gall, Alaune und Campher, vermiſchtes und præparirtes Waſſer, welches dem Frauenzimmer und ihren An- geſichtern ein ſchoͤnes Anſehen zu machen pfleget.
Frantzoͤiſcher Steiß,
Iſt ein rund laͤnglichtes weich und gelind ausgeſtopfftes Kuͤſſen oder halb Schurtz, den das Frauen- zimmer unter ihre Ober- und abſon- derlich platt niedergelaſſenen Klei- der von hinten herum zu binden pfleget, um ihrer Taille dadurch ein Anſehen zu machen.
Frantzoͤiſcher Stich,
Iſt dem Cꝛeutzſtich ziemlich nahe verwandt; denn, wie bey jenem ie- desmahl uͤber 4. Faden Creutzweiß geſtochen wird, ſo geſchiehet es all- hier nur uͤber einen Faden. Von dieſem Stich verfertiget man groſſe und kleine Kuͤſſen, Stuhl-Uberzuͤ- ge, Beutel, Kammfutter und an- dere Galanterien.
Frantzoͤiſche weiſſe Zwirn- Spitzen,
Seynd mehrentheils mit der Nadel genehet, und haben unter- ſchiedliche Benennungen, als Po- inte a la Reine, Pointe Dauphine, Pointe de Gennes: die vornehmſten Spitzen-Manufacturen ſeynd zu Pa- ris, Lyon, Dieppe, Aurillac und Havre de grace.
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Frantz Frau
Frantzoͤiſch Zucker-Brodt. ſiehe. Zucker-Brodt fran- tzoͤiſch zu backen.
Frantzoͤſinn,
Iſt ein aus Frantzoͤſiſcher Nati- on und Geburt entſproſſenes Wei- besbild, ſo die Muͤtter in vorneh- men Haͤuſern ihren Toͤchtern zur Erlernung der Frantzoͤſiſchẽ Spra- che und anderer weiblichen Wiſſen- ſchafften vor ſetzen, und in ihren Haͤuſern erhalten.
Frau oder Weib,
Iſt eine verehlichte Weibes- Perſon, ſo ihres Mannes Willen uñ Befehl unterworffen, die Haus- haltung fuͤhret, und in ſelbiger ih- rem Geſinde zu befehlen hat. Es mag auch ſelbige noch ſo geringen Standes und Herkommens ſeyn, ſo tritt ſie doch zugleich mit in die Wuͤrde ihres Mannes, genieſſet gleiche Jura mit ihm, und kan vor keinen andeꝛn Ort belanget werden, als, wo ihr Mann hingehoͤret. Die alten Juͤden muͤſſen die Weibeꝛ nach ihrer tollen Meynung vor etwas ſchimpfliches gehalten haben, weil ſie GOtt alle Morgen dafuͤr zu dan- cken pflegen, daß er ſie nicht zu Wei- bern haͤtte werden laſſen. Caſpar Neumann in ſeinen Trauer-Reden Part. I. n. 4. p. 138. ſeq. Und bey denen Tuͤrcken ſind die Weiber ſo veracht, daß ſie nicht einmahl bey ordentlichen Gottesdieſte in denen Kirchen, ſondern nur vor denen Thuͤren liegen und beten muͤſſen. Ja die naͤrriſchen Perſianer neñen die Weiber Haram, welches auf ih- re Sprache, ſo viel als verflucht
heiſſet
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[0308]
Frantzoͤiſch
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Frantzoͤiſches Rinds-Gall
Schminck-Waſſer,
Iſt ein aus friſcher Rindsgalle,
weiſſen Candel-Zucker, Venetiſchen
Borax, Sal Gemmæ, Glas-Gall,
Alaune und Campher, vermiſchtes
und præparirtes Waſſer, welches
dem Frauenzimmer und ihren An-
geſichtern ein ſchoͤnes Anſehen zu
machen pfleget.
Frantzoͤiſcher Steiß,
Iſt ein rund laͤnglichtes weich
und gelind ausgeſtopfftes Kuͤſſen
oder halb Schurtz, den das Frauen-
zimmer unter ihre Ober- und abſon-
derlich platt niedergelaſſenen Klei-
der von hinten herum zu binden
pfleget, um ihrer Taille dadurch ein
Anſehen zu machen.
Frantzoͤiſcher Stich,
Iſt dem Cꝛeutzſtich ziemlich nahe
verwandt; denn, wie bey jenem ie-
desmahl uͤber 4. Faden Creutzweiß
geſtochen wird, ſo geſchiehet es all-
hier nur uͤber einen Faden. Von
dieſem Stich verfertiget man groſſe
und kleine Kuͤſſen, Stuhl-Uberzuͤ-
ge, Beutel, Kammfutter und an-
dere Galanterien.
Frantzoͤiſche weiſſe Zwirn-
Spitzen,
Seynd mehrentheils mit der
Nadel genehet, und haben unter-
ſchiedliche Benennungen, als Po-
inte a la Reine, Pointe Dauphine,
Pointe de Gennes: die vornehmſten
Spitzen-Manufacturen ſeynd zu Pa-
ris, Lyon, Dieppe, Aurillac und
Havre de grace.
Frantzoͤiſch Zucker-Brodt.
ſiehe. Zucker-Brodt fran-
tzoͤiſch zu backen.
Frantzoͤſinn,
Iſt ein aus Frantzoͤſiſcher Nati-
on und Geburt entſproſſenes Wei-
besbild, ſo die Muͤtter in vorneh-
men Haͤuſern ihren Toͤchtern zur
Erlernung der Frantzoͤſiſchẽ Spra-
che und anderer weiblichen Wiſſen-
ſchafften vor ſetzen, und in ihren
Haͤuſern erhalten.
Frau oder Weib,
Iſt eine verehlichte Weibes-
Perſon, ſo ihres Mannes Willen
uñ Befehl unterworffen, die Haus-
haltung fuͤhret, und in ſelbiger ih-
rem Geſinde zu befehlen hat. Es
mag auch ſelbige noch ſo geringen
Standes und Herkommens ſeyn, ſo
tritt ſie doch zugleich mit in die
Wuͤrde ihres Mannes, genieſſet
gleiche Jura mit ihm, und kan vor
keinen andeꝛn Ort belanget werden,
als, wo ihr Mann hingehoͤret. Die
alten Juͤden muͤſſen die Weibeꝛ nach
ihrer tollen Meynung vor etwas
ſchimpfliches gehalten haben, weil
ſie GOtt alle Morgen dafuͤr zu dan-
cken pflegen, daß er ſie nicht zu Wei-
bern haͤtte werden laſſen. Caſpar
Neumann in ſeinen Trauer-Reden
Part. I. n. 4. p. 138. ſeq. Und bey
denen Tuͤrcken ſind die Weiber ſo
veracht, daß ſie nicht einmahl bey
ordentlichen Gottesdieſte in denen
Kirchen, ſondern nur vor denen
Thuͤren liegen und beten muͤſſen.
Ja die naͤrriſchen Perſianer neñen
die Weiber Haram, welches auf ih-
re Sprache, ſo viel als verflucht
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/308>, abgerufen am 23.02.2025.
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