Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.Vertreter des Reichskanzlers die Antwort, die das wiederholte, V. Unterdessen waren aber mehrere Landtage deutscher Staaten Vertreter des Reichskanzlers die Antwort, die das wiederholte, V. Unterdessen waren aber mehrere Landtage deutscher Staaten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0047" n="31"/> Vertreter des Reichskanzlers die Antwort, die das wiederholte,<lb/> was von dieser Stelle her schon im Jahre 1891 gesagt worden<lb/> war, daß nämlich von Reichswegen dafür nichts gethan werden<lb/> könne, daß die erforderlichen Maßregeln Sache der Landes-<lb/> gesetzgebung und Landesverwaltung wären.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">V</hi>.</head><lb/> <p>Unterdessen waren aber mehrere Landtage deutscher Staaten<lb/> aus Anlaß der Petitionen dem Gegenstande näher getreten –<lb/> die Landtage von Sachsen-Weimar, von Württemberg, Baden<lb/> und Preußen. Jn Sachsen-Weimar beschäftigte sich am 19. März<lb/> 1891 der Landtag mit der Petition und verwarf den Antrag<lb/> seines Petitionsausschusses, das Gesuch an die Großherzogliche<lb/> Staatsregierung zur Kenntnißnahme abzugeben. Der eine<lb/> Redner meinte, die Männer reize an den Frauen die Gefühls-<lb/> wärme, die Naivetät und Frische, die sie vor den frühzeitig<lb/> überarbeiteten und frühgereiften Männern voraus haben, und<lb/> der Reiz, den sie durch diese Eigenschaften auf die Männer<lb/> üben, würde unwiederbringlich verloren gehen, wenn dieses An-<lb/> muthendste an ihnen durch die Erziehung vernichtet werden<lb/> würde. Die Folge dessen, was die Frauen erstreben, würde<lb/> nur eine Zunahme der Heirathsunlust der Männer sein und<lb/> daher eine Zunahme der Ehelosigkeit der Frauen. Was heute<lb/> die Frauen erstreben, könne erst in einem künftigen socialistischen<lb/> Staate verwirklicht werden, der auch die Ehe abschaffen wolle,<lb/> u. dergl. m. Der Chef des Cultusministeriums sagte, diese<lb/> Frage werde nicht im Großherzogthum Weimar entschieden,<lb/> sondern – wenn sie einmal zur Entscheidung kommt – wird<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0047]
Vertreter des Reichskanzlers die Antwort, die das wiederholte,
was von dieser Stelle her schon im Jahre 1891 gesagt worden
war, daß nämlich von Reichswegen dafür nichts gethan werden
könne, daß die erforderlichen Maßregeln Sache der Landes-
gesetzgebung und Landesverwaltung wären.
V.
Unterdessen waren aber mehrere Landtage deutscher Staaten
aus Anlaß der Petitionen dem Gegenstande näher getreten –
die Landtage von Sachsen-Weimar, von Württemberg, Baden
und Preußen. Jn Sachsen-Weimar beschäftigte sich am 19. März
1891 der Landtag mit der Petition und verwarf den Antrag
seines Petitionsausschusses, das Gesuch an die Großherzogliche
Staatsregierung zur Kenntnißnahme abzugeben. Der eine
Redner meinte, die Männer reize an den Frauen die Gefühls-
wärme, die Naivetät und Frische, die sie vor den frühzeitig
überarbeiteten und frühgereiften Männern voraus haben, und
der Reiz, den sie durch diese Eigenschaften auf die Männer
üben, würde unwiederbringlich verloren gehen, wenn dieses An-
muthendste an ihnen durch die Erziehung vernichtet werden
würde. Die Folge dessen, was die Frauen erstreben, würde
nur eine Zunahme der Heirathsunlust der Männer sein und
daher eine Zunahme der Ehelosigkeit der Frauen. Was heute
die Frauen erstreben, könne erst in einem künftigen socialistischen
Staate verwirklicht werden, der auch die Ehe abschaffen wolle,
u. dergl. m. Der Chef des Cultusministeriums sagte, diese
Frage werde nicht im Großherzogthum Weimar entschieden,
sondern – wenn sie einmal zur Entscheidung kommt – wird
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