Was nun der Geist von dieser unterirdischen Wande- rung zwischen den Fundamental-Vorstellungen der Sache mit sich nimmt, die Lichtstrahlen welche in ihm geweckt werden, das ist der Nutzen welchen ihm die Theorie gewährt. Sie kann ihm keine Formeln zur Auflösung der Aufgaben mitgeben, sie kann seinen Weg nicht auf eine schmale Linie der Nothwendigkeit einschränken durch Grundsätze, die sie zu beiden Seiten aufmarschiren läßt. Sie läßt ihn einen Blick in die Masse der Gegenstände und ihrer Verhältnisse thun und entläßt ihn dann wieder in die höheren Re- gionen des Handelns, um nach dem Maaß der ihm ge- wordenen natürlichen Kräfte mit der vereinten Thätigkeit Aller zu handeln, und sich des Wahren und Rechten wie eines einzelnen klaren Gedankens bewußt zu werden, der, durch den Gesammtdruck aller jener Kräfte hervorge- trieben, mehr ein Produkt der Gefahr als des Denkens zu sein scheint.
Zweites Kapitel. Absoluter und wirklicher Krieg.
Der Kriegsplan faßt den ganzen kriegerischen Akt zusammen, durch ihn wird er zur einzelnen Handlung, die einen letzten endlichen Zweck haben muß, in welchem sich alle besonderen Zwecke ausgeglichen haben. Man fängt keinen Krieg an, oder man sollte vernünftiger Weise keinen anfangen, ohne sich zu sagen, was man mit und was man in demselben erreichen will, das Erstere ist der Zweck, das Andere das Ziel. Durch diesen Hauptgedanken werden alle
Was nun der Geiſt von dieſer unterirdiſchen Wande- rung zwiſchen den Fundamental-Vorſtellungen der Sache mit ſich nimmt, die Lichtſtrahlen welche in ihm geweckt werden, das iſt der Nutzen welchen ihm die Theorie gewaͤhrt. Sie kann ihm keine Formeln zur Aufloͤſung der Aufgaben mitgeben, ſie kann ſeinen Weg nicht auf eine ſchmale Linie der Nothwendigkeit einſchraͤnken durch Grundſaͤtze, die ſie zu beiden Seiten aufmarſchiren laͤßt. Sie laͤßt ihn einen Blick in die Maſſe der Gegenſtaͤnde und ihrer Verhaͤltniſſe thun und entlaͤßt ihn dann wieder in die hoͤheren Re- gionen des Handelns, um nach dem Maaß der ihm ge- wordenen natuͤrlichen Kraͤfte mit der vereinten Thaͤtigkeit Aller zu handeln, und ſich des Wahren und Rechten wie eines einzelnen klaren Gedankens bewußt zu werden, der, durch den Geſammtdruck aller jener Kraͤfte hervorge- trieben, mehr ein Produkt der Gefahr als des Denkens zu ſein ſcheint.
Zweites Kapitel. Abſoluter und wirklicher Krieg.
Der Kriegsplan faßt den ganzen kriegeriſchen Akt zuſammen, durch ihn wird er zur einzelnen Handlung, die einen letzten endlichen Zweck haben muß, in welchem ſich alle beſonderen Zwecke ausgeglichen haben. Man faͤngt keinen Krieg an, oder man ſollte vernuͤnftiger Weiſe keinen anfangen, ohne ſich zu ſagen, was man mit und was man in demſelben erreichen will, das Erſtere iſt der Zweck, das Andere das Ziel. Durch dieſen Hauptgedanken werden alle
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[92/0106]
Was nun der Geiſt von dieſer unterirdiſchen Wande-
rung zwiſchen den Fundamental-Vorſtellungen der Sache mit
ſich nimmt, die Lichtſtrahlen welche in ihm geweckt werden,
das iſt der Nutzen welchen ihm die Theorie gewaͤhrt.
Sie kann ihm keine Formeln zur Aufloͤſung der Aufgaben
mitgeben, ſie kann ſeinen Weg nicht auf eine ſchmale Linie
der Nothwendigkeit einſchraͤnken durch Grundſaͤtze, die ſie
zu beiden Seiten aufmarſchiren laͤßt. Sie laͤßt ihn einen
Blick in die Maſſe der Gegenſtaͤnde und ihrer Verhaͤltniſſe
thun und entlaͤßt ihn dann wieder in die hoͤheren Re-
gionen des Handelns, um nach dem Maaß der ihm ge-
wordenen natuͤrlichen Kraͤfte mit der vereinten Thaͤtigkeit
Aller zu handeln, und ſich des Wahren und Rechten
wie eines einzelnen klaren Gedankens bewußt zu werden,
der, durch den Geſammtdruck aller jener Kraͤfte hervorge-
trieben, mehr ein Produkt der Gefahr als des Denkens
zu ſein ſcheint.
Zweites Kapitel.
Abſoluter und wirklicher Krieg.
Der Kriegsplan faßt den ganzen kriegeriſchen Akt
zuſammen, durch ihn wird er zur einzelnen Handlung, die
einen letzten endlichen Zweck haben muß, in welchem ſich
alle beſonderen Zwecke ausgeglichen haben. Man faͤngt
keinen Krieg an, oder man ſollte vernuͤnftiger Weiſe keinen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/106>, abgerufen am 20.11.2024.
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