Außer den in dieser Liste aufgeführten Verfassern selbständiger Werke erscheinen bei Bochart noch einige Araber, über welche eine weitere Nachweisung nicht zu erlangen war. Dahin gehören die beiden als Asseidalanius und Arruvianus Bezeichneten104) und Abulsapha105).
Uebersetzungen der Araber.
Ungleich bedeutender als durch ihre Originalarbeiten haben die Araber auf die Wiederbelebung der Zoologie dadurch eingewirkt, daß sie als Uebersetzer die Vermittler zwischen Alterthum und neuerer Zeit wurden. War auch der Theil der Cultur, welcher mit der Entwickelung freierer socialer Zustände, geregelter Agrarverhältnisse, kurz mit allem dem zusammenhieng, was mehr von dem Charakter der Oertlichkeit be- stimmt wurde, vom Abendlande selbständig und allein zu erkämpfen, so bot es doch eben während dieser Kämpfe keine geeignete Stätte dar für Bergung des Schatzes antiken Wissens, zu einer Zeit, wo die Wis- senschaft sich bei den Arabern zur reichsten Blüthe erhob. Die logischen Schriften des Aristoteles waren, wie früher erwähnt wurde, durch mehrfache Bearbeitungen im Abendlande bekannt und in Wirksamkeit geblieben. Die zoologischen Schriften desselben lernte es aber zuerst wieder durch arabische und arabisch-hebräische Uebersetzungen kennen, bis in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der griechische Text zum ersten Male direct in das Lateinische übersetzt wurde.
Die ersten Vermittler zwischen Griechenland und den Arabern waren die Syrer, durch welche die Bekanntschaft mit griechischen Au- toren zu den arabischen und wohl auch jüdischen Schulen drang. Nach den Angaben, welche Ebedjesus in dem von Assemani publicirten Kata- loge syrischer Schriften 106) macht, sowie nach andern Notizen sind
104) also: Einer aus Seidalan und Einer aus Ruvan (Rujan in Persien?). Oder sollte Asseidalani verstellt sein aus Sandalani, der Apotheker? vergl. E. Meyer, Geschichte der Botanik. Bd. 3. S. 123.
105)Abulsapha lib. de animalibus, quem ex arabica lingua in he- braeam transtulit Kalonymus a. Chr. 1316 (Bochart).
106)Biblioth. Clement. Vatican. T. III. P. l. p. 85. nach Wenrich,
Die Zoologie des Mittelalters.
Außer den in dieſer Liſte aufgeführten Verfaſſern ſelbſtändiger Werke erſcheinen bei Bochart noch einige Araber, über welche eine weitere Nachweiſung nicht zu erlangen war. Dahin gehören die beiden als Aſſeidalanius und Arruvianus Bezeichneten104) und Abulſapha105).
Ueberſetzungen der Araber.
Ungleich bedeutender als durch ihre Originalarbeiten haben die Araber auf die Wiederbelebung der Zoologie dadurch eingewirkt, daß ſie als Ueberſetzer die Vermittler zwiſchen Alterthum und neuerer Zeit wurden. War auch der Theil der Cultur, welcher mit der Entwickelung freierer ſocialer Zuſtände, geregelter Agrarverhältniſſe, kurz mit allem dem zuſammenhieng, was mehr von dem Charakter der Oertlichkeit be- ſtimmt wurde, vom Abendlande ſelbſtändig und allein zu erkämpfen, ſo bot es doch eben während dieſer Kämpfe keine geeignete Stätte dar für Bergung des Schatzes antiken Wiſſens, zu einer Zeit, wo die Wiſ- ſenſchaft ſich bei den Arabern zur reichſten Blüthe erhob. Die logiſchen Schriften des Ariſtoteles waren, wie früher erwähnt wurde, durch mehrfache Bearbeitungen im Abendlande bekannt und in Wirkſamkeit geblieben. Die zoologiſchen Schriften deſſelben lernte es aber zuerſt wieder durch arabiſche und arabiſch-hebräiſche Ueberſetzungen kennen, bis in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der griechiſche Text zum erſten Male direct in das Lateiniſche überſetzt wurde.
Die erſten Vermittler zwiſchen Griechenland und den Arabern waren die Syrer, durch welche die Bekanntſchaft mit griechiſchen Au- toren zu den arabiſchen und wohl auch jüdiſchen Schulen drang. Nach den Angaben, welche Ebedjeſus in dem von Aſſemani publicirten Kata- loge ſyriſcher Schriften 106) macht, ſowie nach andern Notizen ſind
104) alſo: Einer aus Seidalan und Einer aus Ruvan (Rujan in Perſien?). Oder ſollte Aſſeidalani verſtellt ſein aus Sandalani, der Apotheker? vergl. E. Meyer, Geſchichte der Botanik. Bd. 3. S. 123.
105)Abulsapha lib. de animalibus, quem ex arabica lingua in he- braeam transtulit Kalonymus a. Chr. 1316 (Bochart).
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Die Zoologie des Mittelalters.
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Werke erſcheinen bei Bochart noch einige Araber, über welche eine
weitere Nachweiſung nicht zu erlangen war. Dahin gehören die beiden
als Aſſeidalanius und Arruvianus Bezeichneten 104) und
Abulſapha 105).
Ueberſetzungen der Araber.
Ungleich bedeutender als durch ihre Originalarbeiten haben die
Araber auf die Wiederbelebung der Zoologie dadurch eingewirkt, daß
ſie als Ueberſetzer die Vermittler zwiſchen Alterthum und neuerer Zeit
wurden. War auch der Theil der Cultur, welcher mit der Entwickelung
freierer ſocialer Zuſtände, geregelter Agrarverhältniſſe, kurz mit allem
dem zuſammenhieng, was mehr von dem Charakter der Oertlichkeit be-
ſtimmt wurde, vom Abendlande ſelbſtändig und allein zu erkämpfen,
ſo bot es doch eben während dieſer Kämpfe keine geeignete Stätte dar
für Bergung des Schatzes antiken Wiſſens, zu einer Zeit, wo die Wiſ-
ſenſchaft ſich bei den Arabern zur reichſten Blüthe erhob. Die logiſchen
Schriften des Ariſtoteles waren, wie früher erwähnt wurde, durch
mehrfache Bearbeitungen im Abendlande bekannt und in Wirkſamkeit
geblieben. Die zoologiſchen Schriften deſſelben lernte es aber zuerſt
wieder durch arabiſche und arabiſch-hebräiſche Ueberſetzungen kennen,
bis in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der griechiſche
Text zum erſten Male direct in das Lateiniſche überſetzt wurde.
Die erſten Vermittler zwiſchen Griechenland und den Arabern
waren die Syrer, durch welche die Bekanntſchaft mit griechiſchen Au-
toren zu den arabiſchen und wohl auch jüdiſchen Schulen drang. Nach
den Angaben, welche Ebedjeſus in dem von Aſſemani publicirten Kata-
loge ſyriſcher Schriften 106) macht, ſowie nach andern Notizen ſind
104) alſo: Einer aus Seidalan und Einer aus Ruvan (Rujan in Perſien?).
Oder ſollte Aſſeidalani verſtellt ſein aus Sandalani, der Apotheker? vergl.
E. Meyer, Geſchichte der Botanik. Bd. 3. S. 123.
105) Abulsapha lib. de animalibus, quem ex arabica lingua in he-
braeam transtulit Kalonymus a. Chr. 1316 (Bochart).
106) Biblioth. Clement. Vatican. T. III. P. l. p. 85. nach Wenrich,
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/181>, abgerufen am 21.12.2024.
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