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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 3. Nürnberg, 1685.

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dem vorigen in Ansehen nach gleiches Pulver probiret/ um so viel mehr wird
der Unwissende/ (absonderlich aber wenn er dergleichen geschminktes Pulver
vorhero in der Hand reibet/ feste Körner und solches ohne Staub befindet/ auch
ob es Salpeter-reich im Munde versucht hat) hinter das Licht geführet.

Dieser angeführten Ursachen halben/ soll man nicht stracks zuplatzen/
und ein Pulver nach dem Ansehen erkauffen; Sondern ob selbiges gerecht
und gut (wie im Capitel vom Pulver probiren gemeldet) vorhero recht er-
kennen lernen.

Von den Pulversätzen/ was darbey zu observiren eine
gute Nachrichtung.

Man pfleget in gemeinem Sprichworte zu sagen/ so viel Köpffe so
viel Sinne: und trifft dieses wol bey manchen/ ohne Zweifel auch bey
theils Pulvermachern ein/ wenn sie ihre habende Pulversätze vor die besten
halten/ und keines Weges davon zu bringen seyn. Solchen Unverstand lassen
auch wol manche so genandte Feuerwerker und Büchsenmeister spüren/ indem
sie ihre in Copia habende und vermeinend offt probirte Artillerie-Sätze/ so hoch
rühmen vor andern heraus streichen/ und dennoch keine Würkung der Specie-
rum
verstehen/ viel weniger remonstriren noch practiciren können. Es ge-
mahnen mich solche eigensinnige noch nicht so gut als die Quacksalbere/ wel-
che offt und blos um Gewinns willen ihre Salbe den Leuten vor die allerbe-
ste einschwatzen/ jene aber keinen Nutzen/ sondern nur Schaden und vergebene
Mühe haben.

Wer einen Satz es sey in Pulver oder andern Feuerwerken ansetzen will/ der
muß vor allen Dingen dahin sehen/ daß er vor seine Mühe auch den Zweck tref-
fe/ oder den begehrten Effect erlange.

Dannenhero soll ein Feuerwerker oder Pulvermacher/ ehe er einen Satz
an-oder einsetzet/ die darzu kommende Species ob selbige gegen den offtmals
angesetzten und gut befundenen Sätzen/ gleiches Wesens/ jedesmal vorhero
probiren/ denn nach Bfindung einem Theile ab/ dem andern zulegen/ und den
Satz dadurch möglichst verbessern/ auch nicht mit der kahlen Entschuldigung
(wie ihrer viel im Brauch haben) mein Lehrmeister hat mirs nicht anders geler-
net/ angestochen kommen.

Es ist ja bekandt/ daß man aus guten Zeuge auch was rechtes zubereiten
kan; also wird auch aus gutem Salpeter/ Schwefel und Kohlen/ wenn
man anderst solche 3. Species in rechter Zusammenstimmung ansetzet/ und rechte
Zeit lang darmit umgehet/ das beste Pulver gemacht. Man wollte denn kün-
steln und an statt des Salpeters Salproticum, statt des Schwefels Flores oder
Blumen gebrauchen/ so nicht wenig kostet.

Wer sich aber an recommendirte oder sonst beschriebene Pulversätze
bindet/ und solche generaliter gebrauchet/ derselbe bringt nimmermehr was
rechtes zuwege/ indem er niemals jeder Species Eygenschafft (ob selbige zu viel
oder zu wenig vorhero untersuchet und erkundiget; sondern bleibet so zu reden
stets bey der[verlorenes Material]en Leyer.

Aus diesen Ursachen/ will man anders gut Pulver verfertigen ist un-
schwer abzunehmen/ daß man vor allen Dingen auf die Proportion sehe/ wie
sich jede Species, so wol die Quantität als Qualität betreffende/ gegeneinan-
der verhalte/ und habe meines Erachtens/ nach der Untersuchung/ ich die
Pulver-Sätze folgender Gestalt vor dienlich anzusetzen gefunden. Nem-
lichen:

Wie sich hält 10. gegen 70. also verhält sich Schwefel gegen den Salpe-
ter/ und wiedrum/

wie



dem vorigen in Anſehen nach gleiches Pulver probiret/ um ſo viel mehr wird
der Unwiſſende/ (abſonderlich aber wenn er dergleichen geſchminktes Pulver
vorhero in der Hand reibet/ feſte Koͤrner und ſolches ohne Staub befindet/ auch
ob es Salpeter-reich im Munde verſucht hat) hinter das Licht gefuͤhret.

Dieſer angefuͤhrten Urſachen halben/ ſoll man nicht ſtracks zuplatzen/
und ein Pulver nach dem Anſehen erkauffen; Sondern ob ſelbiges gerecht
und gut (wie im Capitel vom Pulver probiren gemeldet) vorhero recht er-
kennen lernen.

Von den Pulverſaͤtzen/ was darbey zu obſerviren eine
gute Nachrichtung.

Man pfleget in gemeinem Sprichworte zu ſagen/ ſo viel Koͤpffe ſo
viel Sinne: und trifft dieſes wol bey manchen/ ohne Zweifel auch bey
theils Pulvermachern ein/ wenn ſie ihre habende Pulverſaͤtze vor die beſten
halten/ und keines Weges davon zu bringen ſeyn. Solchen Unverſtand laſſen
auch wol manche ſo genandte Feuerwerker und Buͤchſenmeiſter ſpuͤren/ indem
ſie ihre in Copia habende und vermeinend offt probirte Artillerie-Saͤtze/ ſo hoch
ruͤhmen vor andern heraus ſtreichen/ und dennoch keine Wuͤrkung der Specie-
rum
verſtehen/ viel weniger remonſtriren noch practiciren koͤnnen. Es ge-
mahnen mich ſolche eigenſinnige noch nicht ſo gut als die Quackſalbere/ wel-
che offt und blos um Gewinns willen ihre Salbe den Leuten vor die allerbe-
ſte einſchwatzen/ jene aber keinen Nutzen/ ſondern nur Schaden und vergebene
Muͤhe haben.

Wer einen Satz es ſey in Pulver oder andern Feuerwerken anſetzen will/ der
muß vor allen Dingen dahin ſehen/ daß er vor ſeine Muͤhe auch den Zweck tref-
fe/ oder den begehrten Effect erlange.

Dannenhero ſoll ein Feuerwerker oder Pulvermacher/ ehe er einen Satz
an-oder einſetzet/ die darzu kommende Species ob ſelbige gegen den offtmals
angeſetzten und gut befundenen Saͤtzen/ gleiches Weſens/ jedesmal vorhero
probiren/ denn nach Bfindung einem Theile ab/ dem andern zulegen/ und den
Satz dadurch moͤglichſt verbeſſern/ auch nicht mit der kahlen Entſchuldigung
(wie ihrer viel im Brauch haben) mein Lehrmeiſter hat mirs nicht anders geler-
net/ angeſtochen kommen.

Es iſt ja bekandt/ daß man aus guten Zeuge auch was rechtes zubereiten
kan; alſo wird auch aus gutem Salpeter/ Schwefel und Kohlen/ wenn
man anderſt ſolche 3. Species in rechter Zuſammenſtim̃ung anſetzet/ und rechte
Zeit lang darmit umgehet/ das beſte Pulver gemacht. Man wollte denn kuͤn-
ſteln und an ſtatt des Salpeters Salproticum, ſtatt des Schwefels Flores oder
Blumen gebrauchen/ ſo nicht wenig koſtet.

Wer ſich aber an recommendirte oder ſonſt beſchriebene Pulverſaͤtze
bindet/ und ſolche generaliter gebrauchet/ derſelbe bringt nimmermehr was
rechtes zuwege/ indem er niemals jeder Species Eygenſchafft (ob ſelbige zu viel
oder zu wenig vorhero unterſuchet und erkundiget; ſondern bleibet ſo zu reden
ſtets bey der[verlorenes Material]en Leyer.

Aus dieſen Urſachen/ will man anders gut Pulver verfertigen iſt un-
ſchwer abzunehmen/ daß man vor allen Dingen auf die Proportion ſehe/ wie
ſich jede Species, ſo wol die Quantitaͤt als Qualitaͤt betreffende/ gegeneinan-
der verhalte/ und habe meines Erachtens/ nach der Unterſuchung/ ich die
Pulver-Saͤtze folgender Geſtalt vor dienlich anzuſetzen gefunden. Nem-
lichen:

Wie ſich haͤlt 10. gegen 70. alſo verhaͤlt ſich Schwefel gegen den Salpe-
ter/ und wiedrum/

wie
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[44/0062] dem vorigen in Anſehen nach gleiches Pulver probiret/ um ſo viel mehr wird der Unwiſſende/ (abſonderlich aber wenn er dergleichen geſchminktes Pulver vorhero in der Hand reibet/ feſte Koͤrner und ſolches ohne Staub befindet/ auch ob es Salpeter-reich im Munde verſucht hat) hinter das Licht gefuͤhret. Dieſer angefuͤhrten Urſachen halben/ ſoll man nicht ſtracks zuplatzen/ und ein Pulver nach dem Anſehen erkauffen; Sondern ob ſelbiges gerecht und gut (wie im Capitel vom Pulver probiren gemeldet) vorhero recht er- kennen lernen. Von den Pulverſaͤtzen/ was darbey zu obſerviren eine gute Nachrichtung. Man pfleget in gemeinem Sprichworte zu ſagen/ ſo viel Koͤpffe ſo viel Sinne: und trifft dieſes wol bey manchen/ ohne Zweifel auch bey theils Pulvermachern ein/ wenn ſie ihre habende Pulverſaͤtze vor die beſten halten/ und keines Weges davon zu bringen ſeyn. Solchen Unverſtand laſſen auch wol manche ſo genandte Feuerwerker und Buͤchſenmeiſter ſpuͤren/ indem ſie ihre in Copia habende und vermeinend offt probirte Artillerie-Saͤtze/ ſo hoch ruͤhmen vor andern heraus ſtreichen/ und dennoch keine Wuͤrkung der Specie- rum verſtehen/ viel weniger remonſtriren noch practiciren koͤnnen. Es ge- mahnen mich ſolche eigenſinnige noch nicht ſo gut als die Quackſalbere/ wel- che offt und blos um Gewinns willen ihre Salbe den Leuten vor die allerbe- ſte einſchwatzen/ jene aber keinen Nutzen/ ſondern nur Schaden und vergebene Muͤhe haben. Wer einen Satz es ſey in Pulver oder andern Feuerwerken anſetzen will/ der muß vor allen Dingen dahin ſehen/ daß er vor ſeine Muͤhe auch den Zweck tref- fe/ oder den begehrten Effect erlange. Dannenhero ſoll ein Feuerwerker oder Pulvermacher/ ehe er einen Satz an-oder einſetzet/ die darzu kommende Species ob ſelbige gegen den offtmals angeſetzten und gut befundenen Saͤtzen/ gleiches Weſens/ jedesmal vorhero probiren/ denn nach Bfindung einem Theile ab/ dem andern zulegen/ und den Satz dadurch moͤglichſt verbeſſern/ auch nicht mit der kahlen Entſchuldigung (wie ihrer viel im Brauch haben) mein Lehrmeiſter hat mirs nicht anders geler- net/ angeſtochen kommen. Es iſt ja bekandt/ daß man aus guten Zeuge auch was rechtes zubereiten kan; alſo wird auch aus gutem Salpeter/ Schwefel und Kohlen/ wenn man anderſt ſolche 3. Species in rechter Zuſammenſtim̃ung anſetzet/ und rechte Zeit lang darmit umgehet/ das beſte Pulver gemacht. Man wollte denn kuͤn- ſteln und an ſtatt des Salpeters Salproticum, ſtatt des Schwefels Flores oder Blumen gebrauchen/ ſo nicht wenig koſtet. Wer ſich aber an recommendirte oder ſonſt beſchriebene Pulverſaͤtze bindet/ und ſolche generaliter gebrauchet/ derſelbe bringt nimmermehr was rechtes zuwege/ indem er niemals jeder Species Eygenſchafft (ob ſelbige zu viel oder zu wenig vorhero unterſuchet und erkundiget; ſondern bleibet ſo zu reden ſtets bey der_ en Leyer. Aus dieſen Urſachen/ will man anders gut Pulver verfertigen iſt un- ſchwer abzunehmen/ daß man vor allen Dingen auf die Proportion ſehe/ wie ſich jede Species, ſo wol die Quantitaͤt als Qualitaͤt betreffende/ gegeneinan- der verhalte/ und habe meines Erachtens/ nach der Unterſuchung/ ich die Pulver-Saͤtze folgender Geſtalt vor dienlich anzuſetzen gefunden. Nem- lichen: Wie ſich haͤlt 10. gegen 70. alſo verhaͤlt ſich Schwefel gegen den Salpe- ter/ und wiedrum/ wie

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 3. Nürnberg, 1685, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria03_1685/62>, abgerufen am 21.11.2024.