Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Lau
des dortigen Diakonus, widmete sich
der merkantilischen Laufbahn u. war
später Holzhändler in Eckernförde.
Er mußte dies Geschäft aufgeben und
erhielt eine Stelle an der Altonaer
Fabrikkontrolle. Gegenwärtig ist er
Photograph in Hamburg.

S:

Ge-
dichte zweier Freunde (mit Dr. Joh.
M. H. Eggers), 1847.

Laube, Heinrich,

wurde am 18.
Septbr. 1806 zu Sprottau in Schle-
sien als der Sohn eines Handschuh-
machers geboren, wo er bis zu seinem
vollendeten 14. Jahre die Bürger-
schule besuchte, kam dann auf das
Gymnasium zu Glogau und trat fünf
Jahre später in die Prima des Gym-
nasiums zu Schweidnitz ein. Nachdem
er hier 1826 sein Maturitätszeugnis
erworben, ging er nach Halle, wo er
Theologie studieren wollte, sich aber
mehr dem fröhlichen, ungebundenen
Studenten- und Burschenleben hin-
gab. Nur die Vorlesungen des ratio-
nalistischen Wegscheider besuchte er
fleißig; auch interessierten ihn einige
Kollegien über romantische Literatur.
Jm Winter 1827 auf 1828 ging er
nach Breslau, wo er fleißiger als bis-
her die theologischen Wissenschaften,
besonders Kirchengeschichte, trieb,
mitunter auch predigte. Eine Auf-
führung von Kleists Käthchen von
Heilbronn, der er in dieser Zeit bei-
wohnte, traf zündend in sein poeti-
sches Herz und wandelte ihn plötzlich
zum eifrigen Theaterliebhaber um.
Bald wurde die Theologie in den
Hintergrund gedrängt und der Ab-
fassung mehrerer dramatischen Arbei-
ten ein um so größeres Jnteresse zu-
gewandt. Nachdem L. durch seine
Promotion zum Dr. phil. seine Stu-
dien äußerlich zum Abschluß gebracht,
nahm er eine Hauslehrerstelle bei dem
Landesältesten v. Nimptsch auf Jäsch-
kowitz bei Breslau an, und hier fand
er Gelegenheit und Muße genug, seine
Privatstudien fortzusetzen und zu er-
weitern. Durch das Jahr 1830 auf
[Spaltenumbruch]

Lau
die Politik hingewiesen und durch die
polnische Erhebung für das Geschick
der Polen auf das lebhafteste ent-
flammt, betrieb L. mit allem Eifer
historische u. politische Studien, als
deren Frucht seine ersten Schriften
"Polen" und "Politische Briefe" an-
zusehen sind, die er in Leipzig veröf-
fentlichte. Nach dieser Stadt war L.
1832 übergesiedelt, um eine kurze Rast
zu machen auf seinem Wege nach Paris,
dem Ziele seiner Wünsche. Jndessen
blieb er auf längere Zeit an Leipzig
gefesselt, übernahm hier 1833 die Re-
daktion der "Zeitung für die elegante
Welt" und schloß sich den Vertretern
des sogenannten "Jungen Deutsch-
land" an. Die nächste Folge war,
daß er, kaum von einer mit Gutzkow
nach Jtalien unternommenen Reise
zurückgekehrt, aus Sachsen verwiesen
ward. Er begab sich zunächst über
Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die
Sorge für seine leidende Gesundheit
längere Zeit festhielt, und kehrte ge-
nesen nach Berlin zurück, wurde hier
aber verhaftet, wegen seiner Teil-
nahme an der sogenannten "Burschen-
schaft" in Untersuchung gezogen und
neun Monate in der Hausvogtei fest-
gehalten. Nach seiner Freilassung (im
Frühjahr 1835) weilte er zuerst in
Naumburg, dann im Bade Kösen, wo
ihn der Beschluß des Bundestages
traf, wonach die Schriften des "Jun-
gen Deutschland" im ganzen Umfange
der deutschen Bundesstaaten verboten
wurden, und kehrte 1836 nach Berlin
zurück, wo er sich im Herbst desselben
Jahres mit der Witwe des Leipziger
Professors Hänel verheiratete. Nicht
lange darauf erfolgte seine Verurtei-
lung zu anderthalb Jahren Festungs-
haft, als Ergebnis der oben ange-
führten Untersuchung. L. büßte seine
Haft im alten Schlosse des Fürsten
Pückler zu Muskau, wo er sich mit
seiner Familie einrichtete und unter
den angenehmsten Verhältnissen zwei
seiner bedeutendsten Werke schuf, seine

*


[Spaltenumbruch]

Lau
des dortigen Diakonus, widmete ſich
der merkantiliſchen Laufbahn u. war
ſpäter Holzhändler in Eckernförde.
Er mußte dies Geſchäft aufgeben und
erhielt eine Stelle an der Altonaer
Fabrikkontrolle. Gegenwärtig iſt er
Photograph in Hamburg.

S:

Ge-
dichte zweier Freunde (mit Dr. Joh.
M. H. Eggers), 1847.

Laube, Heinrich,

wurde am 18.
Septbr. 1806 zu Sprottau in Schle-
ſien als der Sohn eines Handſchuh-
machers geboren, wo er bis zu ſeinem
vollendeten 14. Jahre die Bürger-
ſchule beſuchte, kam dann auf das
Gymnaſium zu Glogau und trat fünf
Jahre ſpäter in die Prima des Gym-
naſiums zu Schweidnitz ein. Nachdem
er hier 1826 ſein Maturitätszeugnis
erworben, ging er nach Halle, wo er
Theologie ſtudieren wollte, ſich aber
mehr dem fröhlichen, ungebundenen
Studenten- und Burſchenleben hin-
gab. Nur die Vorleſungen des ratio-
naliſtiſchen Wegſcheider beſuchte er
fleißig; auch intereſſierten ihn einige
Kollegien über romantiſche Literatur.
Jm Winter 1827 auf 1828 ging er
nach Breslau, wo er fleißiger als bis-
her die theologiſchen Wiſſenſchaften,
beſonders Kirchengeſchichte, trieb,
mitunter auch predigte. Eine Auf-
führung von Kleiſts Käthchen von
Heilbronn, der er in dieſer Zeit bei-
wohnte, traf zündend in ſein poeti-
ſches Herz und wandelte ihn plötzlich
zum eifrigen Theaterliebhaber um.
Bald wurde die Theologie in den
Hintergrund gedrängt und der Ab-
faſſung mehrerer dramatiſchen Arbei-
ten ein um ſo größeres Jntereſſe zu-
gewandt. Nachdem L. durch ſeine
Promotion zum Dr. phil. ſeine Stu-
dien äußerlich zum Abſchluß gebracht,
nahm er eine Hauslehrerſtelle bei dem
Landesälteſten v. Nimptſch auf Jäſch-
kowitz bei Breslau an, und hier fand
er Gelegenheit und Muße genug, ſeine
Privatſtudien fortzuſetzen und zu er-
weitern. Durch das Jahr 1830 auf
[Spaltenumbruch]

Lau
die Politik hingewieſen und durch die
polniſche Erhebung für das Geſchick
der Polen auf das lebhafteſte ent-
flammt, betrieb L. mit allem Eifer
hiſtoriſche u. politiſche Studien, als
deren Frucht ſeine erſten Schriften
„Polen‟ und „Politiſche Briefe‟ an-
zuſehen ſind, die er in Leipzig veröf-
fentlichte. Nach dieſer Stadt war L.
1832 übergeſiedelt, um eine kurze Raſt
zu machen auf ſeinem Wege nach Paris,
dem Ziele ſeiner Wünſche. Jndeſſen
blieb er auf längere Zeit an Leipzig
gefeſſelt, übernahm hier 1833 die Re-
daktion der „Zeitung für die elegante
Welt‟ und ſchloß ſich den Vertretern
des ſogenannten „Jungen Deutſch-
land‟ an. Die nächſte Folge war,
daß er, kaum von einer mit Gutzkow
nach Jtalien unternommenen Reiſe
zurückgekehrt, aus Sachſen verwieſen
ward. Er begab ſich zunächſt über
Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die
Sorge für ſeine leidende Geſundheit
längere Zeit feſthielt, und kehrte ge-
neſen nach Berlin zurück, wurde hier
aber verhaftet, wegen ſeiner Teil-
nahme an der ſogenannten „Burſchen-
ſchaft‟ in Unterſuchung gezogen und
neun Monate in der Hausvogtei feſt-
gehalten. Nach ſeiner Freilaſſung (im
Frühjahr 1835) weilte er zuerſt in
Naumburg, dann im Bade Köſen, wo
ihn der Beſchluß des Bundestages
traf, wonach die Schriften des „Jun-
gen Deutſchland‟ im ganzen Umfange
der deutſchen Bundesſtaaten verboten
wurden, und kehrte 1836 nach Berlin
zurück, wo er ſich im Herbſt desſelben
Jahres mit der Witwe des Leipziger
Profeſſors Hänel verheiratete. Nicht
lange darauf erfolgte ſeine Verurtei-
lung zu anderthalb Jahren Feſtungs-
haft, als Ergebnis der oben ange-
führten Unterſuchung. L. büßte ſeine
Haft im alten Schloſſe des Fürſten
Pückler zu Muskau, wo er ſich mit
ſeiner Familie einrichtete und unter
den angenehmſten Verhältniſſen zwei
ſeiner bedeutendſten Werke ſchuf, ſeine

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0200" n="196"/><lb/><cb/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Lau</hi></fw><lb/>
des dortigen Diakonus, widmete &#x017F;ich<lb/>
der merkantili&#x017F;chen Laufbahn u. war<lb/>
&#x017F;päter Holzhändler in Eckernförde.<lb/>
Er mußte dies Ge&#x017F;chäft aufgeben und<lb/>
erhielt eine Stelle an der Altonaer<lb/>
Fabrikkontrolle. Gegenwärtig i&#x017F;t er<lb/>
Photograph in Hamburg. </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Ge-<lb/>
dichte zweier Freunde (mit <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Joh.<lb/>
M. H. Eggers), 1847.</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Laube,</hi> Heinrich,</head>
        <p> wurde am 18.<lb/>
Septbr. 1806 zu Sprottau in Schle-<lb/>
&#x017F;ien als der Sohn eines Hand&#x017F;chuh-<lb/>
machers geboren, wo er bis zu &#x017F;einem<lb/>
vollendeten 14. Jahre die Bürger-<lb/>
&#x017F;chule be&#x017F;uchte, kam dann auf das<lb/>
Gymna&#x017F;ium zu Glogau und trat fünf<lb/>
Jahre &#x017F;päter in die Prima des Gym-<lb/>
na&#x017F;iums zu Schweidnitz ein. Nachdem<lb/>
er hier 1826 &#x017F;ein Maturitätszeugnis<lb/>
erworben, ging er nach Halle, wo er<lb/>
Theologie &#x017F;tudieren wollte, &#x017F;ich aber<lb/>
mehr dem fröhlichen, ungebundenen<lb/>
Studenten- und Bur&#x017F;chenleben hin-<lb/>
gab. Nur die Vorle&#x017F;ungen des ratio-<lb/>
nali&#x017F;ti&#x017F;chen Weg&#x017F;cheider be&#x017F;uchte er<lb/>
fleißig; auch intere&#x017F;&#x017F;ierten ihn einige<lb/>
Kollegien über romanti&#x017F;che Literatur.<lb/>
Jm Winter 1827 auf 1828 ging er<lb/>
nach Breslau, wo er fleißiger als bis-<lb/>
her die theologi&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften,<lb/>
be&#x017F;onders Kirchenge&#x017F;chichte, trieb,<lb/>
mitunter auch predigte. Eine Auf-<lb/>
führung von Klei&#x017F;ts Käthchen von<lb/>
Heilbronn, der er in die&#x017F;er Zeit bei-<lb/>
wohnte, traf zündend in &#x017F;ein poeti-<lb/>
&#x017F;ches Herz und wandelte ihn plötzlich<lb/>
zum eifrigen Theaterliebhaber um.<lb/>
Bald wurde die Theologie in den<lb/>
Hintergrund gedrängt und der Ab-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung mehrerer dramati&#x017F;chen Arbei-<lb/>
ten ein um &#x017F;o größeres Jntere&#x017F;&#x017F;e zu-<lb/>
gewandt. Nachdem L. durch &#x017F;eine<lb/>
Promotion zum <hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi> &#x017F;eine Stu-<lb/>
dien äußerlich zum Ab&#x017F;chluß gebracht,<lb/>
nahm er eine Hauslehrer&#x017F;telle bei dem<lb/>
Landesälte&#x017F;ten v. Nimpt&#x017F;ch auf Jä&#x017F;ch-<lb/>
kowitz bei Breslau an, und hier fand<lb/>
er Gelegenheit und Muße genug, &#x017F;eine<lb/>
Privat&#x017F;tudien fortzu&#x017F;etzen und zu er-<lb/>
weitern. Durch das Jahr 1830 auf<lb/><cb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Lau</hi></fw><lb/>
die Politik hingewie&#x017F;en und durch die<lb/>
polni&#x017F;che Erhebung für das Ge&#x017F;chick<lb/>
der Polen auf das lebhafte&#x017F;te ent-<lb/>
flammt, betrieb L. mit allem Eifer<lb/>
hi&#x017F;tori&#x017F;che u. politi&#x017F;che Studien, als<lb/>
deren Frucht &#x017F;eine er&#x017F;ten Schriften<lb/>
&#x201E;Polen&#x201F; und &#x201E;Politi&#x017F;che Briefe&#x201F; an-<lb/>
zu&#x017F;ehen &#x017F;ind, die er in Leipzig veröf-<lb/>
fentlichte. Nach die&#x017F;er Stadt war L.<lb/>
1832 überge&#x017F;iedelt, um eine kurze Ra&#x017F;t<lb/>
zu machen auf &#x017F;einem Wege nach Paris,<lb/>
dem Ziele &#x017F;einer Wün&#x017F;che. Jnde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
blieb er auf längere Zeit an Leipzig<lb/>
gefe&#x017F;&#x017F;elt, übernahm hier 1833 die Re-<lb/>
daktion der &#x201E;Zeitung für die elegante<lb/>
Welt&#x201F; und &#x017F;chloß &#x017F;ich den Vertretern<lb/>
des &#x017F;ogenannten &#x201E;Jungen Deut&#x017F;ch-<lb/>
land&#x201F; an. Die näch&#x017F;te Folge war,<lb/>
daß er, kaum von einer mit Gutzkow<lb/>
nach Jtalien unternommenen Rei&#x017F;e<lb/>
zurückgekehrt, aus Sach&#x017F;en verwie&#x017F;en<lb/>
ward. Er begab &#x017F;ich zunäch&#x017F;t über<lb/>
Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die<lb/>
Sorge für &#x017F;eine leidende Ge&#x017F;undheit<lb/>
längere Zeit fe&#x017F;thielt, und kehrte ge-<lb/>
ne&#x017F;en nach Berlin zurück, wurde hier<lb/>
aber verhaftet, wegen &#x017F;einer Teil-<lb/>
nahme an der &#x017F;ogenannten &#x201E;Bur&#x017F;chen-<lb/>
&#x017F;chaft&#x201F; in Unter&#x017F;uchung gezogen und<lb/>
neun Monate in der Hausvogtei fe&#x017F;t-<lb/>
gehalten. Nach &#x017F;einer Freila&#x017F;&#x017F;ung (im<lb/>
Frühjahr 1835) weilte er zuer&#x017F;t in<lb/>
Naumburg, dann im Bade Kö&#x017F;en, wo<lb/>
ihn der Be&#x017F;chluß des Bundestages<lb/>
traf, wonach die Schriften des &#x201E;Jun-<lb/>
gen Deut&#x017F;chland&#x201F; im ganzen Umfange<lb/>
der deut&#x017F;chen Bundes&#x017F;taaten verboten<lb/>
wurden, und kehrte 1836 nach Berlin<lb/>
zurück, wo er &#x017F;ich im Herb&#x017F;t des&#x017F;elben<lb/>
Jahres mit der Witwe des Leipziger<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;ors Hänel verheiratete. Nicht<lb/>
lange darauf erfolgte &#x017F;eine Verurtei-<lb/>
lung zu anderthalb Jahren Fe&#x017F;tungs-<lb/>
haft, als Ergebnis der oben ange-<lb/>
führten Unter&#x017F;uchung. L. büßte &#x017F;eine<lb/>
Haft im alten Schlo&#x017F;&#x017F;e des Für&#x017F;ten<lb/>
Pückler zu Muskau, wo er &#x017F;ich mit<lb/>
&#x017F;einer Familie einrichtete und unter<lb/>
den angenehm&#x017F;ten Verhältni&#x017F;&#x017F;en zwei<lb/>
&#x017F;einer bedeutend&#x017F;ten Werke &#x017F;chuf, &#x017F;eine<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0200] Lau Lau des dortigen Diakonus, widmete ſich der merkantiliſchen Laufbahn u. war ſpäter Holzhändler in Eckernförde. Er mußte dies Geſchäft aufgeben und erhielt eine Stelle an der Altonaer Fabrikkontrolle. Gegenwärtig iſt er Photograph in Hamburg. S: Ge- dichte zweier Freunde (mit Dr. Joh. M. H. Eggers), 1847. Laube, Heinrich, wurde am 18. Septbr. 1806 zu Sprottau in Schle- ſien als der Sohn eines Handſchuh- machers geboren, wo er bis zu ſeinem vollendeten 14. Jahre die Bürger- ſchule beſuchte, kam dann auf das Gymnaſium zu Glogau und trat fünf Jahre ſpäter in die Prima des Gym- naſiums zu Schweidnitz ein. Nachdem er hier 1826 ſein Maturitätszeugnis erworben, ging er nach Halle, wo er Theologie ſtudieren wollte, ſich aber mehr dem fröhlichen, ungebundenen Studenten- und Burſchenleben hin- gab. Nur die Vorleſungen des ratio- naliſtiſchen Wegſcheider beſuchte er fleißig; auch intereſſierten ihn einige Kollegien über romantiſche Literatur. Jm Winter 1827 auf 1828 ging er nach Breslau, wo er fleißiger als bis- her die theologiſchen Wiſſenſchaften, beſonders Kirchengeſchichte, trieb, mitunter auch predigte. Eine Auf- führung von Kleiſts Käthchen von Heilbronn, der er in dieſer Zeit bei- wohnte, traf zündend in ſein poeti- ſches Herz und wandelte ihn plötzlich zum eifrigen Theaterliebhaber um. Bald wurde die Theologie in den Hintergrund gedrängt und der Ab- faſſung mehrerer dramatiſchen Arbei- ten ein um ſo größeres Jntereſſe zu- gewandt. Nachdem L. durch ſeine Promotion zum Dr. phil. ſeine Stu- dien äußerlich zum Abſchluß gebracht, nahm er eine Hauslehrerſtelle bei dem Landesälteſten v. Nimptſch auf Jäſch- kowitz bei Breslau an, und hier fand er Gelegenheit und Muße genug, ſeine Privatſtudien fortzuſetzen und zu er- weitern. Durch das Jahr 1830 auf die Politik hingewieſen und durch die polniſche Erhebung für das Geſchick der Polen auf das lebhafteſte ent- flammt, betrieb L. mit allem Eifer hiſtoriſche u. politiſche Studien, als deren Frucht ſeine erſten Schriften „Polen‟ und „Politiſche Briefe‟ an- zuſehen ſind, die er in Leipzig veröf- fentlichte. Nach dieſer Stadt war L. 1832 übergeſiedelt, um eine kurze Raſt zu machen auf ſeinem Wege nach Paris, dem Ziele ſeiner Wünſche. Jndeſſen blieb er auf längere Zeit an Leipzig gefeſſelt, übernahm hier 1833 die Re- daktion der „Zeitung für die elegante Welt‟ und ſchloß ſich den Vertretern des ſogenannten „Jungen Deutſch- land‟ an. Die nächſte Folge war, daß er, kaum von einer mit Gutzkow nach Jtalien unternommenen Reiſe zurückgekehrt, aus Sachſen verwieſen ward. Er begab ſich zunächſt über Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die Sorge für ſeine leidende Geſundheit längere Zeit feſthielt, und kehrte ge- neſen nach Berlin zurück, wurde hier aber verhaftet, wegen ſeiner Teil- nahme an der ſogenannten „Burſchen- ſchaft‟ in Unterſuchung gezogen und neun Monate in der Hausvogtei feſt- gehalten. Nach ſeiner Freilaſſung (im Frühjahr 1835) weilte er zuerſt in Naumburg, dann im Bade Köſen, wo ihn der Beſchluß des Bundestages traf, wonach die Schriften des „Jun- gen Deutſchland‟ im ganzen Umfange der deutſchen Bundesſtaaten verboten wurden, und kehrte 1836 nach Berlin zurück, wo er ſich im Herbſt desſelben Jahres mit der Witwe des Leipziger Profeſſors Hänel verheiratete. Nicht lange darauf erfolgte ſeine Verurtei- lung zu anderthalb Jahren Feſtungs- haft, als Ergebnis der oben ange- führten Unterſuchung. L. büßte ſeine Haft im alten Schloſſe des Fürſten Pückler zu Muskau, wo er ſich mit ſeiner Familie einrichtete und unter den angenehmſten Verhältniſſen zwei ſeiner bedeutendſten Werke ſchuf, ſeine *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/200
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/200>, abgerufen am 20.11.2024.