Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Lau des dortigen Diakonus, widmete sichder merkantilischen Laufbahn u. war später Holzhändler in Eckernförde. Er mußte dies Geschäft aufgeben und erhielt eine Stelle an der Altonaer Fabrikkontrolle. Gegenwärtig ist er Photograph in Hamburg. S: Ge- Laube, Heinrich, wurde am 18. Lau die Politik hingewiesen und durch diepolnische Erhebung für das Geschick der Polen auf das lebhafteste ent- flammt, betrieb L. mit allem Eifer historische u. politische Studien, als deren Frucht seine ersten Schriften "Polen" und "Politische Briefe" an- zusehen sind, die er in Leipzig veröf- fentlichte. Nach dieser Stadt war L. 1832 übergesiedelt, um eine kurze Rast zu machen auf seinem Wege nach Paris, dem Ziele seiner Wünsche. Jndessen blieb er auf längere Zeit an Leipzig gefesselt, übernahm hier 1833 die Re- daktion der "Zeitung für die elegante Welt" und schloß sich den Vertretern des sogenannten "Jungen Deutsch- land" an. Die nächste Folge war, daß er, kaum von einer mit Gutzkow nach Jtalien unternommenen Reise zurückgekehrt, aus Sachsen verwiesen ward. Er begab sich zunächst über Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die Sorge für seine leidende Gesundheit längere Zeit festhielt, und kehrte ge- nesen nach Berlin zurück, wurde hier aber verhaftet, wegen seiner Teil- nahme an der sogenannten "Burschen- schaft" in Untersuchung gezogen und neun Monate in der Hausvogtei fest- gehalten. Nach seiner Freilassung (im Frühjahr 1835) weilte er zuerst in Naumburg, dann im Bade Kösen, wo ihn der Beschluß des Bundestages traf, wonach die Schriften des "Jun- gen Deutschland" im ganzen Umfange der deutschen Bundesstaaten verboten wurden, und kehrte 1836 nach Berlin zurück, wo er sich im Herbst desselben Jahres mit der Witwe des Leipziger Professors Hänel verheiratete. Nicht lange darauf erfolgte seine Verurtei- lung zu anderthalb Jahren Festungs- haft, als Ergebnis der oben ange- führten Untersuchung. L. büßte seine Haft im alten Schlosse des Fürsten Pückler zu Muskau, wo er sich mit seiner Familie einrichtete und unter den angenehmsten Verhältnissen zwei seiner bedeutendsten Werke schuf, seine *
Lau des dortigen Diakonus, widmete ſichder merkantiliſchen Laufbahn u. war ſpäter Holzhändler in Eckernförde. Er mußte dies Geſchäft aufgeben und erhielt eine Stelle an der Altonaer Fabrikkontrolle. Gegenwärtig iſt er Photograph in Hamburg. S: Ge- Laube, Heinrich, wurde am 18. Lau die Politik hingewieſen und durch diepolniſche Erhebung für das Geſchick der Polen auf das lebhafteſte ent- flammt, betrieb L. mit allem Eifer hiſtoriſche u. politiſche Studien, als deren Frucht ſeine erſten Schriften „Polen‟ und „Politiſche Briefe‟ an- zuſehen ſind, die er in Leipzig veröf- fentlichte. Nach dieſer Stadt war L. 1832 übergeſiedelt, um eine kurze Raſt zu machen auf ſeinem Wege nach Paris, dem Ziele ſeiner Wünſche. Jndeſſen blieb er auf längere Zeit an Leipzig gefeſſelt, übernahm hier 1833 die Re- daktion der „Zeitung für die elegante Welt‟ und ſchloß ſich den Vertretern des ſogenannten „Jungen Deutſch- land‟ an. Die nächſte Folge war, daß er, kaum von einer mit Gutzkow nach Jtalien unternommenen Reiſe zurückgekehrt, aus Sachſen verwieſen ward. Er begab ſich zunächſt über Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die Sorge für ſeine leidende Geſundheit längere Zeit feſthielt, und kehrte ge- neſen nach Berlin zurück, wurde hier aber verhaftet, wegen ſeiner Teil- nahme an der ſogenannten „Burſchen- ſchaft‟ in Unterſuchung gezogen und neun Monate in der Hausvogtei feſt- gehalten. Nach ſeiner Freilaſſung (im Frühjahr 1835) weilte er zuerſt in Naumburg, dann im Bade Köſen, wo ihn der Beſchluß des Bundestages traf, wonach die Schriften des „Jun- gen Deutſchland‟ im ganzen Umfange der deutſchen Bundesſtaaten verboten wurden, und kehrte 1836 nach Berlin zurück, wo er ſich im Herbſt desſelben Jahres mit der Witwe des Leipziger Profeſſors Hänel verheiratete. Nicht lange darauf erfolgte ſeine Verurtei- lung zu anderthalb Jahren Feſtungs- haft, als Ergebnis der oben ange- führten Unterſuchung. L. büßte ſeine Haft im alten Schloſſe des Fürſten Pückler zu Muskau, wo er ſich mit ſeiner Familie einrichtete und unter den angenehmſten Verhältniſſen zwei ſeiner bedeutendſten Werke ſchuf, ſeine *
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Lau
Lau
des dortigen Diakonus, widmete ſich
der merkantiliſchen Laufbahn u. war
ſpäter Holzhändler in Eckernförde.
Er mußte dies Geſchäft aufgeben und
erhielt eine Stelle an der Altonaer
Fabrikkontrolle. Gegenwärtig iſt er
Photograph in Hamburg.
S: Ge-
dichte zweier Freunde (mit Dr. Joh.
M. H. Eggers), 1847.
Laube, Heinrich, wurde am 18.
Septbr. 1806 zu Sprottau in Schle-
ſien als der Sohn eines Handſchuh-
machers geboren, wo er bis zu ſeinem
vollendeten 14. Jahre die Bürger-
ſchule beſuchte, kam dann auf das
Gymnaſium zu Glogau und trat fünf
Jahre ſpäter in die Prima des Gym-
naſiums zu Schweidnitz ein. Nachdem
er hier 1826 ſein Maturitätszeugnis
erworben, ging er nach Halle, wo er
Theologie ſtudieren wollte, ſich aber
mehr dem fröhlichen, ungebundenen
Studenten- und Burſchenleben hin-
gab. Nur die Vorleſungen des ratio-
naliſtiſchen Wegſcheider beſuchte er
fleißig; auch intereſſierten ihn einige
Kollegien über romantiſche Literatur.
Jm Winter 1827 auf 1828 ging er
nach Breslau, wo er fleißiger als bis-
her die theologiſchen Wiſſenſchaften,
beſonders Kirchengeſchichte, trieb,
mitunter auch predigte. Eine Auf-
führung von Kleiſts Käthchen von
Heilbronn, der er in dieſer Zeit bei-
wohnte, traf zündend in ſein poeti-
ſches Herz und wandelte ihn plötzlich
zum eifrigen Theaterliebhaber um.
Bald wurde die Theologie in den
Hintergrund gedrängt und der Ab-
faſſung mehrerer dramatiſchen Arbei-
ten ein um ſo größeres Jntereſſe zu-
gewandt. Nachdem L. durch ſeine
Promotion zum Dr. phil. ſeine Stu-
dien äußerlich zum Abſchluß gebracht,
nahm er eine Hauslehrerſtelle bei dem
Landesälteſten v. Nimptſch auf Jäſch-
kowitz bei Breslau an, und hier fand
er Gelegenheit und Muße genug, ſeine
Privatſtudien fortzuſetzen und zu er-
weitern. Durch das Jahr 1830 auf
die Politik hingewieſen und durch die
polniſche Erhebung für das Geſchick
der Polen auf das lebhafteſte ent-
flammt, betrieb L. mit allem Eifer
hiſtoriſche u. politiſche Studien, als
deren Frucht ſeine erſten Schriften
„Polen‟ und „Politiſche Briefe‟ an-
zuſehen ſind, die er in Leipzig veröf-
fentlichte. Nach dieſer Stadt war L.
1832 übergeſiedelt, um eine kurze Raſt
zu machen auf ſeinem Wege nach Paris,
dem Ziele ſeiner Wünſche. Jndeſſen
blieb er auf längere Zeit an Leipzig
gefeſſelt, übernahm hier 1833 die Re-
daktion der „Zeitung für die elegante
Welt‟ und ſchloß ſich den Vertretern
des ſogenannten „Jungen Deutſch-
land‟ an. Die nächſte Folge war,
daß er, kaum von einer mit Gutzkow
nach Jtalien unternommenen Reiſe
zurückgekehrt, aus Sachſen verwieſen
ward. Er begab ſich zunächſt über
Berlin nach Gräfenberg, wo ihn die
Sorge für ſeine leidende Geſundheit
längere Zeit feſthielt, und kehrte ge-
neſen nach Berlin zurück, wurde hier
aber verhaftet, wegen ſeiner Teil-
nahme an der ſogenannten „Burſchen-
ſchaft‟ in Unterſuchung gezogen und
neun Monate in der Hausvogtei feſt-
gehalten. Nach ſeiner Freilaſſung (im
Frühjahr 1835) weilte er zuerſt in
Naumburg, dann im Bade Köſen, wo
ihn der Beſchluß des Bundestages
traf, wonach die Schriften des „Jun-
gen Deutſchland‟ im ganzen Umfange
der deutſchen Bundesſtaaten verboten
wurden, und kehrte 1836 nach Berlin
zurück, wo er ſich im Herbſt desſelben
Jahres mit der Witwe des Leipziger
Profeſſors Hänel verheiratete. Nicht
lange darauf erfolgte ſeine Verurtei-
lung zu anderthalb Jahren Feſtungs-
haft, als Ergebnis der oben ange-
führten Unterſuchung. L. büßte ſeine
Haft im alten Schloſſe des Fürſten
Pückler zu Muskau, wo er ſich mit
ſeiner Familie einrichtete und unter
den angenehmſten Verhältniſſen zwei
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