Wir müssen alle Lüste meiden. Die sinn- und körperliche Freuden Die müssen unsre Seelen nicht mit ihrem eitlen Joch beschweren, So hör ich P - und K - - lehren.
Jch dachte bey mir selbst: das geht zu weit. Da wir auf unsrer Welt aus Seel u. Leib bestehen, So muß ja die Beschaffenheit, Wozu wir uns allhier durch Gott bereitet sehen, Nicht sträflich, nicht verächtlich seyn. Warum, da Seel und Körper hier sich fügen, Soll sich der Geist am Körper nicht vergnügen? Jst denn der Körper Schmuck und Pracht Nicht auch ein Wunderwerk, so Gott hervorgebracht? Sind sie nicht seiner Allmacht Proben, Und kann man nicht den Schöpfer auch, Jn ihrem frölichen Gebrauch, An Jhn dabey gedenkend, loben? Sind wir nicht in der Bibel gar Auch auf die Kreatur, die körperlich, gewiesen? Sagt sie nicht klar: Der Schöpfer wird durch das Geschöpf gepriesen? Mich deucht vielmehr, wo man allhier, Ohn, an der Kreaturen Zier, Sich, durch die Sinnen, zu ergetzen, Und Gott in ihnen hochzuschätzen,
Sich
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Vergnuͤgen an der Kreatur, erlaubt und noͤthig.
Wir muͤſſen alle Luͤſte meiden. Die ſinn- und koͤrperliche Freuden Die muͤſſen unſre Seelen nicht mit ihrem eitlen Joch beſchweren, So hoͤr ich P - und K - - lehren.
Jch dachte bey mir ſelbſt: das geht zu weit. Da wir auf unſrer Welt aus Seel u. Leib beſtehen, So muß ja die Beſchaffenheit, Wozu wir uns allhier durch Gott bereitet ſehen, Nicht ſtraͤflich, nicht veraͤchtlich ſeyn. Warum, da Seel und Koͤrper hier ſich fuͤgen, Soll ſich der Geiſt am Koͤrper nicht vergnuͤgen? Jſt denn der Koͤrper Schmuck und Pracht Nicht auch ein Wunderwerk, ſo Gott hervorgebracht? Sind ſie nicht ſeiner Allmacht Proben, Und kann man nicht den Schoͤpfer auch, Jn ihrem froͤlichen Gebrauch, An Jhn dabey gedenkend, loben? Sind wir nicht in der Bibel gar Auch auf die Kreatur, die koͤrperlich, gewieſen? Sagt ſie nicht klar: Der Schoͤpfer wird durch das Geſchoͤpf geprieſen? Mich deucht vielmehr, wo man allhier, Ohn, an der Kreaturen Zier, Sich, durch die Sinnen, zu ergetzen, Und Gott in ihnen hochzuſchaͤtzen,
Sich
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Vergnuͤgen an der Kreatur, erlaubt
und noͤthig.
Wir muͤſſen alle Luͤſte meiden.
Die ſinn- und koͤrperliche Freuden
Die muͤſſen unſre Seelen nicht mit ihrem
eitlen Joch beſchweren,
So hoͤr ich P - und K - - lehren.
Jch dachte bey mir ſelbſt: das geht zu weit.
Da wir auf unſrer Welt aus Seel u. Leib beſtehen,
So muß ja die Beſchaffenheit,
Wozu wir uns allhier durch Gott bereitet ſehen,
Nicht ſtraͤflich, nicht veraͤchtlich ſeyn.
Warum, da Seel und Koͤrper hier ſich fuͤgen,
Soll ſich der Geiſt am Koͤrper nicht vergnuͤgen?
Jſt denn der Koͤrper Schmuck und Pracht
Nicht auch ein Wunderwerk, ſo Gott hervorgebracht?
Sind ſie nicht ſeiner Allmacht Proben,
Und kann man nicht den Schoͤpfer auch,
Jn ihrem froͤlichen Gebrauch,
An Jhn dabey gedenkend, loben?
Sind wir nicht in der Bibel gar
Auch auf die Kreatur, die koͤrperlich, gewieſen?
Sagt ſie nicht klar:
Der Schoͤpfer wird durch das Geſchoͤpf geprieſen?
Mich deucht vielmehr, wo man allhier,
Ohn, an der Kreaturen Zier,
Sich, durch die Sinnen, zu ergetzen,
Und Gott in ihnen hochzuſchaͤtzen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/505>, abgerufen am 22.02.2025.
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