Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
Das gezwungene Bekenntniß.
Dieß sind die Triebe, die sich fast bey allen Menschen
finden lassen:
Sie suchen zu erniedrigen, was sie bewundern, und sie
hassen
Die, so sie nicht verachten können; sie sind, an denen,
die sie schätzen,
Bemühet, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu-
setzen.
Doch zwinget sie die Macht der Tugend und der Ver-
dienste zum Vertrauen
Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Beschaffenheit.
Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und ist nicht an-
ders anzuschauen,
Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech-
tigkeit.


Ver-
Vermiſchte Gedichte
Das gezwungene Bekenntniß.
Dieß ſind die Triebe, die ſich faſt bey allen Menſchen
finden laſſen:
Sie ſuchen zu erniedrigen, was ſie bewundern, und ſie
haſſen
Die, ſo ſie nicht verachten koͤnnen; ſie ſind, an denen,
die ſie ſchaͤtzen,
Bemuͤhet, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu-
ſetzen.
Doch zwinget ſie die Macht der Tugend und der Ver-
dienſte zum Vertrauen
Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Beſchaffenheit.
Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und iſt nicht an-
ders anzuſchauen,
Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech-
tigkeit.


Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0504" n="484"/>
        <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das gezwungene Bekenntniß.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ieß &#x017F;ind die Triebe, die &#x017F;ich fa&#x017F;t bey allen Men&#x017F;chen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">finden la&#x017F;&#x017F;en:</hi> </l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;uchen zu erniedrigen, was &#x017F;ie bewundern, und &#x017F;ie</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ha&#x017F;&#x017F;en</hi> </l><lb/>
            <l>Die, &#x017F;o &#x017F;ie nicht verachten ko&#x0364;nnen; &#x017F;ie &#x017F;ind, an denen,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">die &#x017F;ie &#x017F;cha&#x0364;tzen,</hi> </l><lb/>
            <l>Bemu&#x0364;het, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;etzen.</hi> </l><lb/>
            <l>Doch zwinget &#x017F;ie die Macht der Tugend und der Ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">dien&#x017F;te zum Vertrauen</hi> </l><lb/>
            <l>Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Be&#x017F;chaffenheit.</l><lb/>
            <l>Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und i&#x017F;t nicht an-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ders anzu&#x017F;chauen,</hi> </l><lb/>
            <l>Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">tigkeit.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ver-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484/0504] Vermiſchte Gedichte Das gezwungene Bekenntniß. Dieß ſind die Triebe, die ſich faſt bey allen Menſchen finden laſſen: Sie ſuchen zu erniedrigen, was ſie bewundern, und ſie haſſen Die, ſo ſie nicht verachten koͤnnen; ſie ſind, an denen, die ſie ſchaͤtzen, Bemuͤhet, Fehler zu entdecken, an ihnen etwas auszu- ſetzen. Doch zwinget ſie die Macht der Tugend und der Ver- dienſte zum Vertrauen Zu der in ihnen anerkannten aufrichtigen Beſchaffenheit. Dieß zeigt der Tugend wahren Werth und iſt nicht an- ders anzuſchauen, Als ein gezwungenes Bekenutniß von ihrer Ungerech- tigkeit. Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/504
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/504>, abgerufen am 21.11.2024.