Mein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea- turen Zier, Wovon so Erd' als Himmel voll, in dir gefälligem Ver- gnügen, Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung, sich zu dir, Mit Loben und mit Danken, fügen! Jch seh den hellen Himmel an. Erquickt durch sein ent- wölket Licht, Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten Sonne quillet, Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes Tiefen füllet, Bewundr' ich nicht nur dieses Wunder; auch mein von Gott geschenkt Gesicht, Das sich am Licht, auch an den Schätzen, die es uns zeigt, ergetzt und nähret, Und billig den, der jenes schuf und dieß mir schenket, preist und ehret. Drauf senk ich Blick und Geist herab, um, an der Erden bunten Schätzen, Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen, zu ergetzen. Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick das Reich der Luft, Jn welchem mir ein neu Vergnügen, mich etwas aufzu- halten, ruft,
Jn-
Vermiſchte Gedichte
Die ſchoͤne Welt.
Mein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea- turen Zier, Wovon ſo Erd’ als Himmel voll, in dir gefaͤlligem Ver- gnuͤgen, Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung, ſich zu dir, Mit Loben und mit Danken, fuͤgen! Jch ſeh den hellen Himmel an. Erquickt durch ſein ent- woͤlket Licht, Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten Sonne quillet, Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes Tiefen fuͤllet, Bewundr’ ich nicht nur dieſes Wunder; auch mein von Gott geſchenkt Geſicht, Das ſich am Licht, auch an den Schaͤtzen, die es uns zeigt, ergetzt und naͤhret, Und billig den, der jenes ſchuf und dieß mir ſchenket, preiſt und ehret. Drauf ſenk ich Blick und Geiſt herab, um, an der Erden bunten Schaͤtzen, Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen, zu ergetzen. Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick das Reich der Luft, Jn welchem mir ein neu Vergnuͤgen, mich etwas aufzu- halten, ruft,
Jn-
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Vermiſchte Gedichte
Die ſchoͤne Welt.
Mein Gott, laß meine Seele doch, durch deiner Krea-
turen Zier,
Wovon ſo Erd’ als Himmel voll, in dir gefaͤlligem Ver-
gnuͤgen,
Voll heiliger Betrachtung jetzt und voll Bewundrung,
ſich zu dir,
Mit Loben und mit Danken, fuͤgen!
Jch ſeh den hellen Himmel an. Erquickt durch ſein ent-
woͤlket Licht,
Das, wie aus einem hellen Born, aus der beflammten
Sonne quillet,
Und durch der Stralen feurig Meer des Firmamentes
Tiefen fuͤllet,
Bewundr’ ich nicht nur dieſes Wunder; auch mein von
Gott geſchenkt Geſicht,
Das ſich am Licht, auch an den Schaͤtzen, die es uns zeigt,
ergetzt und naͤhret,
Und billig den, der jenes ſchuf und dieß mir ſchenket,
preiſt und ehret.
Drauf ſenk ich Blick und Geiſt herab, um, an der Erden
bunten Schaͤtzen,
Vom Licht gezeuget und gezeigt, mich, durch die Augen,
zu ergetzen.
Bevor ich nun herab gelange, durchdringt mein Blick
das Reich der Luft,
Jn welchem mir ein neu Vergnuͤgen, mich etwas aufzu-
halten, ruft,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/350>, abgerufen am 22.02.2025.
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