Du liebliches alles versilberndes Licht, Vergnügst, in angenehmer Stille, Durch deines gemilderten Glanzes Fülle, Von Schatten begleitet, der Menschen Gesicht.
Durch dich bemühet sich, in rückwertsfallnden Stra- len, Der Ursprung deines Lichts, die Sonn', auch in der Nacht, Die durch der schwarzen Schatten Macht Entfärbte Welt, aufs neu zu schmücken und zu mahlen. Es zieret dein gedämpfet Licht, Die Gegenwürfe zwar so hell und kräftig nicht; Doch blendet es auch nicht so sehr, Dein Schimmer brennt auch nicht. Vielmehr Ergetzt dein Glanz, der lieblich, sanft und kühl, Nebst dem Gesicht, auch das Gefühl. Wie angenehm spaziert sichs nicht Jn deinem sanft gedämpften Licht! Das, da es sanft durchs Auge dringet, Und dennoch so viel Schönheit weis't; Selbst, den auch sanft gerührten Geist, Zu einer süßen Stille, bringet. Doch dann, wenn deine weiße Glut, Von angestralter glatten Flut, Und Fensterscheiben, rückwerts springet, Und solche helle, schnelle, spitze Und winkeliche reine Blitze Durch diesen Wiederschlag entstehn, Die selbst ins Hirn, durchs Auge, gehn;
Wird
Vermiſchte Gedichte
Nachtvergnuͤgen.
Du liebliches alles verſilberndes Licht, Vergnuͤgſt, in angenehmer Stille, Durch deines gemilderten Glanzes Fuͤlle, Von Schatten begleitet, der Menſchen Geſicht.
Durch dich bemuͤhet ſich, in ruͤckwertsfallnden Stra- len, Der Urſprung deines Lichts, die Sonn’, auch in der Nacht, Die durch der ſchwarzen Schatten Macht Entfaͤrbte Welt, aufs neu zu ſchmuͤcken und zu mahlen. Es zieret dein gedaͤmpfet Licht, Die Gegenwuͤrfe zwar ſo hell und kraͤftig nicht; Doch blendet es auch nicht ſo ſehr, Dein Schimmer brennt auch nicht. Vielmehr Ergetzt dein Glanz, der lieblich, ſanft und kuͤhl, Nebſt dem Geſicht, auch das Gefuͤhl. Wie angenehm ſpaziert ſichs nicht Jn deinem ſanft gedaͤmpften Licht! Das, da es ſanft durchs Auge dringet, Und dennoch ſo viel Schoͤnheit weiſ’t; Selbſt, den auch ſanft geruͤhrten Geiſt, Zu einer ſuͤßen Stille, bringet. Doch dann, wenn deine weiße Glut, Von angeſtralter glatten Flut, Und Fenſterſcheiben, ruͤckwerts ſpringet, Und ſolche helle, ſchnelle, ſpitze Und winkeliche reine Blitze Durch dieſen Wiederſchlag entſtehn, Die ſelbſt ins Hirn, durchs Auge, gehn;
Wird
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Vermiſchte Gedichte
Nachtvergnuͤgen.
Du liebliches alles verſilberndes Licht,
Vergnuͤgſt, in angenehmer Stille,
Durch deines gemilderten Glanzes Fuͤlle,
Von Schatten begleitet, der Menſchen Geſicht.
Durch dich bemuͤhet ſich, in ruͤckwertsfallnden Stra-
len,
Der Urſprung deines Lichts, die Sonn’, auch in der
Nacht,
Die durch der ſchwarzen Schatten Macht
Entfaͤrbte Welt, aufs neu zu ſchmuͤcken und zu mahlen.
Es zieret dein gedaͤmpfet Licht,
Die Gegenwuͤrfe zwar ſo hell und kraͤftig nicht;
Doch blendet es auch nicht ſo ſehr,
Dein Schimmer brennt auch nicht. Vielmehr
Ergetzt dein Glanz, der lieblich, ſanft und kuͤhl,
Nebſt dem Geſicht, auch das Gefuͤhl.
Wie angenehm ſpaziert ſichs nicht
Jn deinem ſanft gedaͤmpften Licht!
Das, da es ſanft durchs Auge dringet,
Und dennoch ſo viel Schoͤnheit weiſ’t;
Selbſt, den auch ſanft geruͤhrten Geiſt,
Zu einer ſuͤßen Stille, bringet.
Doch dann, wenn deine weiße Glut,
Von angeſtralter glatten Flut,
Und Fenſterſcheiben, ruͤckwerts ſpringet,
Und ſolche helle, ſchnelle, ſpitze
Und winkeliche reine Blitze
Durch dieſen Wiederſchlag entſtehn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/344>, abgerufen am 16.07.2024.
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