Unendliche Quelle der Quellen des Lichts, Du Sonne der Sonnen, selbständiges Leben, Der alle Geschöpfe dem Abgrund des Nichts Entzogen, und ihnen ihr Wesen gegeben Aus dem, was durch jene, die himmlischen Gränzen, Mit alles belebenden fruchtbarem Glänzen, Verherrlichet, schmücket, beweget, erfüllt, Jn nimmer verseigenden Ueberfluß quillt: Ach laß mich auf Erden dein weises Regieren Mit innigst gerührtem Gemüthe verspüren, Der Liebe genießen, dein' Allmacht verehren, Die Sinnen gebrauchen, dein Lob zu vermehren, Zumal mich an allen erfreulichen Schätzen Und Wundern, des lieblichen Frühlings, ergetzen!
Durch der Sonnen Gegenwart Löst sich alles, was erstarrt: Was vorhero fast versteinet, Schmilzt, so bald sie kräftig scheinet.
Da itzo die Gestalt der Erden Sich abermal verjüngt, die dürren Wälder grün, Die Felder durch den milden Stral der nahen Sonne trächtig werden, Da Wies- und Gärten sich mit Blumen überziehn, Empfindet mein gerührt Gemüthe, Jn diesen Wundern, dessen Güte, Der dieser Kreaturen Pracht, Uns zu belustigen, hervorgebracht,
Uns
Vermiſchte Gedichte
Abermalige Fruͤhlingsgedanken.
Unendliche Quelle der Quellen des Lichts, Du Sonne der Sonnen, ſelbſtaͤndiges Leben, Der alle Geſchoͤpfe dem Abgrund des Nichts Entzogen, und ihnen ihr Weſen gegeben Aus dem, was durch jene, die himmliſchen Graͤnzen, Mit alles belebenden fruchtbarem Glaͤnzen, Verherrlichet, ſchmuͤcket, beweget, erfuͤllt, Jn nimmer verſeigenden Ueberfluß quillt: Ach laß mich auf Erden dein weiſes Regieren Mit innigſt geruͤhrtem Gemuͤthe verſpuͤren, Der Liebe genießen, dein’ Allmacht verehren, Die Sinnen gebrauchen, dein Lob zu vermehren, Zumal mich an allen erfreulichen Schaͤtzen Und Wundern, des lieblichen Fruͤhlings, ergetzen!
Durch der Sonnen Gegenwart Loͤſt ſich alles, was erſtarrt: Was vorhero faſt verſteinet, Schmilzt, ſo bald ſie kraͤftig ſcheinet.
Da itzo die Geſtalt der Erden Sich abermal verjuͤngt, die duͤrren Waͤlder gruͤn, Die Felder durch den milden Stral der nahen Sonne traͤchtig werden, Da Wieſ- und Gaͤrten ſich mit Blumen uͤberziehn, Empfindet mein geruͤhrt Gemuͤthe, Jn dieſen Wundern, deſſen Guͤte, Der dieſer Kreaturen Pracht, Uns zu beluſtigen, hervorgebracht,
Uns
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Vermiſchte Gedichte
Abermalige Fruͤhlingsgedanken.
Unendliche Quelle der Quellen des Lichts,
Du Sonne der Sonnen, ſelbſtaͤndiges Leben,
Der alle Geſchoͤpfe dem Abgrund des Nichts
Entzogen, und ihnen ihr Weſen gegeben
Aus dem, was durch jene, die himmliſchen Graͤnzen,
Mit alles belebenden fruchtbarem Glaͤnzen,
Verherrlichet, ſchmuͤcket, beweget, erfuͤllt,
Jn nimmer verſeigenden Ueberfluß quillt:
Ach laß mich auf Erden dein weiſes Regieren
Mit innigſt geruͤhrtem Gemuͤthe verſpuͤren,
Der Liebe genießen, dein’ Allmacht verehren,
Die Sinnen gebrauchen, dein Lob zu vermehren,
Zumal mich an allen erfreulichen Schaͤtzen
Und Wundern, des lieblichen Fruͤhlings, ergetzen!
Durch der Sonnen Gegenwart
Loͤſt ſich alles, was erſtarrt:
Was vorhero faſt verſteinet,
Schmilzt, ſo bald ſie kraͤftig ſcheinet.
Da itzo die Geſtalt der Erden
Sich abermal verjuͤngt, die duͤrren Waͤlder gruͤn,
Die Felder durch den milden Stral der nahen Sonne
traͤchtig werden,
Da Wieſ- und Gaͤrten ſich mit Blumen uͤberziehn,
Empfindet mein geruͤhrt Gemuͤthe,
Jn dieſen Wundern, deſſen Guͤte,
Der dieſer Kreaturen Pracht,
Uns zu beluſtigen, hervorgebracht,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/340>, abgerufen am 22.02.2025.
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