Voll Schwehrmuth, Gram, und recht betrübt, Wozu, von einigen der Meinen, Mir eine Nachricht Anlaß giebt, Die mich zum innerlichen Weinen, Ja fast zum äusserlichen, zwingt, Die von dem, was ich auf der Welt, Von ihnen, nie mir vorgestellt, Mir traurige Versichrung bringt, Geh' ich allein, von ungefehr, Mit Schritten, die von Kummer schwehr, Jn meinem Garten auf und nieder. An statt daß sonst ein Lob-Gesang, Jn diesen Steigen, oft erklang, Sang ich jetzt bittre Klage-Lieder: Bis ich, zuletzt, auf einem Platz, Woselbst ein bunter Bluhmen-Schatz, Vom Sonnen-Licht bestrahlet, stunde, Mich, ohn' auf sie zu denken, funde.
Allein, Als wie ein schnelles Licht Durch Dunkelheit und Nebel bricht; So brach und drang ihr bunter Schein Auch durch der Sinne schwarzen Kummer.
Jch stutzt'. Und als ich ihre Pracht Erwog, und etwas nachgedacht, Erwacht' ich, als aus einem Schlummer. Es ward, auf dieser bunten Stelle, Jn meiner Seele gleichsam helle;
E[s]
Troſt aus Bluhmen.
Voll Schwehrmuth, Gram, und recht betruͤbt, Wozu, von einigen der Meinen, Mir eine Nachricht Anlaß giebt, Die mich zum innerlichen Weinen, Ja faſt zum aͤuſſerlichen, zwingt, Die von dem, was ich auf der Welt, Von ihnen, nie mir vorgeſtellt, Mir traurige Verſichrung bringt, Geh’ ich allein, von ungefehr, Mit Schritten, die von Kummer ſchwehr, Jn meinem Garten auf und nieder. An ſtatt daß ſonſt ein Lob-Geſang, Jn dieſen Steigen, oft erklang, Sang ich jetzt bittre Klage-Lieder: Bis ich, zuletzt, auf einem Platz, Woſelbſt ein bunter Bluhmen-Schatz, Vom Sonnen-Licht beſtrahlet, ſtunde, Mich, ohn’ auf ſie zu denken, funde.
Allein, Als wie ein ſchnelles Licht Durch Dunkelheit und Nebel bricht; So brach und drang ihr bunter Schein Auch durch der Sinne ſchwarzen Kummer.
Jch ſtutzt’. Und als ich ihre Pracht Erwog, und etwas nachgedacht, Erwacht’ ich, als aus einem Schlummer. Es ward, auf dieſer bunten Stelle, Jn meiner Seele gleichſam helle;
E[s]
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Troſt aus Bluhmen.
Voll Schwehrmuth, Gram, und recht betruͤbt,
Wozu, von einigen der Meinen,
Mir eine Nachricht Anlaß giebt,
Die mich zum innerlichen Weinen,
Ja faſt zum aͤuſſerlichen, zwingt,
Die von dem, was ich auf der Welt,
Von ihnen, nie mir vorgeſtellt,
Mir traurige Verſichrung bringt,
Geh’ ich allein, von ungefehr,
Mit Schritten, die von Kummer ſchwehr,
Jn meinem Garten auf und nieder.
An ſtatt daß ſonſt ein Lob-Geſang,
Jn dieſen Steigen, oft erklang,
Sang ich jetzt bittre Klage-Lieder:
Bis ich, zuletzt, auf einem Platz,
Woſelbſt ein bunter Bluhmen-Schatz,
Vom Sonnen-Licht beſtrahlet, ſtunde,
Mich, ohn’ auf ſie zu denken, funde.
Allein,
Als wie ein ſchnelles Licht
Durch Dunkelheit und Nebel bricht;
So brach und drang ihr bunter Schein
Auch durch der Sinne ſchwarzen Kummer.
Jch ſtutzt’. Und als ich ihre Pracht
Erwog, und etwas nachgedacht,
Erwacht’ ich, als aus einem Schlummer.
Es ward, auf dieſer bunten Stelle,
Jn meiner Seele gleichſam helle;
Es
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/88>, abgerufen am 21.12.2024.
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